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Veröffentlicht am 05.05.2019

Ein amüsantes Kakerlaken-Abenteuer

Die Kakerlakenbande − Applaus für die Laus
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Kakerlak Karate hat schon seit ewigen Zeiten in einem herrlich schimmligen Puppenhaus auf dem Dachboden gewohnt und soll nun von dort vertrieben werden. Denn die Menschenfrau, die nach Oma Müffelmeier ...

Kakerlak Karate hat schon seit ewigen Zeiten in einem herrlich schimmligen Puppenhaus auf dem Dachboden gewohnt und soll nun von dort vertrieben werden. Denn die Menschenfrau, die nach Oma Müffelmeier mit ihrer Familie in das Haus gezogen ist, räumt alles akribisch auf und gibt sich viel Mühe, danach mit beißenden Reinigungsmitteln zu putzen. Deshalb geschieht es, das Karate obdachlos wird und plötzlich gemeinsam mit dem Floh Sprungbein und der Kopflaus Liane im Garten sitzt. Da ist guter Rat teuer und viel Mut gefragt, um einen Weg zurückzufinden. Doch gemeinsam ist alles halb so schwer und so machen sich die drei winzigen Wesen daran, erneut in das Haus zu kommen, wo es warm und gemütlich und es auch leckere Dinge zu essen gibt.

„Die Kakerlakenbande - Applaus für die Laus“ ist der Auftakt einer Kinderbuchreihe von Christian Thielmann die mit witzigen Geschichten rund um die Abenteuer einer kleinen Kakerlake und ihrer nicht minder mickrigen Freunde kurzweilig unterhält. So ist der Leser in 6 kleine Episoden hautnah dabei, wenn die Gefahren im Garten überhand nehmen und sie sich mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, retten müssen. Wie vor einem Igel, der überaus gefräßig ist oder einem Vogel, der gierig nach ihnen pickt. Doch gemeinsam sind sie groß und beweisen, wie wichtig Freundschaft und gegenseitiger Beistand ist und das Gefühl, sich auf den anderen verlassen zu können. Mit wunderschönen bunten Zeichnung von Nikolai Regner illustriert lädt das Buch auch zu mehrmaligem Lesen ein, weil es immer wieder noch etwas Neues zu entdecken gibt.

Fazit:
Ein amüsantes Kakerlaken-Abenteuer, das gelesen oder gehört, wunderbar unterhaltsam ist und groß und klein zum Schmunzeln bringt.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Ein subtil erdachter Psychothriller, der erst in Fahrt kommen muss

Die stumme Patientin
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An einem ungewöhnlich heißen Sommertag ermordet die brillante Malerin Alicia Berenson ihren Ehemann Gabriel mit fünf Schüssen in den Kopf und schneidet sich anschließend die Pulsadern auf. Eine Tat, die ...

An einem ungewöhnlich heißen Sommertag ermordet die brillante Malerin Alicia Berenson ihren Ehemann Gabriel mit fünf Schüssen in den Kopf und schneidet sich anschließend die Pulsadern auf. Eine Tat, die sich niemand erklären kann und die Alicia selbst nicht erklären will. Denn die Malerin schweigt beharrlich und wird aufgrund der Umstände vor Gericht als psychisch krank eingestuft. Seitdem fristet sie ihr Dasein in der geschlossenen Psychiatrie, wo sie mit starken Medikamenten ruhiggestellt und behandelt wird. Von dem Mythos um die stumme Malerin fasziniert, nimmt der forensische Psychotherapeut Theo Faber eine Stelle in derselben Klinik an, mit dem Ziel, Alicia Berenson bei der Bewältigung ihres Traumas beizustehen. Doch meint er es wirklich ernst oder verfolgt der erfahrene Therapeut einen ganz anderen Plan?

„Die stumme Patientin“ ist das Debüt des britischen Autors Alex Michaelides, der genau wie Theo Faber in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet hat. Dadurch kennt er sich mit den Abläufen, Therapiebehandlungen und Krankheiten der dort lebenden Menschen bestens aus, was in jeder Zeile seines Psychothrillers zu spüren ist. Wie bei den beiden Hauptfiguren, die er abwechselnd in den Mittelpunkt der Handlung stellt, um seine Geschichte einer arglistigen Täuschung zu erzählen. So lernt der Leser zum einen die begabte Malerin Alicia Berenson kennen, indem er Passagen aus ihrem Tagebuch liest und wichtige Gedanken und Ereignisse aus ihrem Leben vor dem grausamen Mord erfährt. Zum anderen begleitete er den Psychotherapeuten Theo Faber auf seiner umstrittenen Mission und erlangt Kenntnis davon, dass dieser in seiner Kindheit selbst ein Trauma erlitten hat.

Leider lässt sich Alex Michaelides am Anfang zu viel Zeit, bevor das verhängnisvolle Geschehen spannend wird und der subtil erdachte Plot seine volle Wirkung entfachen kann. Denn umfangreich geschilderte Details aus dem Leben von Theo Faber sorgen dafür, dass das Tempo arg gedrosselt wird. Und erst als die zweifelhafte Therapie der Malerin Alicia Berenson beginnt, gibt es kein Halten mehr. Von nun an reißt ein verheerender Strudel aus Emotionen, Andeutungen und Lügen den Leser regelrecht mit, der unbedingt wissen will, was in der verhängnisvollen Mordnacht geschehen ist und ob der Therapeut seiner stummen Patientin die Wahrheit noch entlocken kann. Doch die Auflösung des Ganzen gibt es erst zum Schluss mit einer Wendung, die nicht zu erahnen war und die mit dem eingangs schleppenden Beginn versöhnt.

Fazit:
Ein subtil erdachter Psychothriller, der erst in Fahrt kommen muss, dann aber eine faszinierende Wirkung entfacht und seine Leser atemlos über die Seiten treibt.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Ein ergreifender Roman, der mit viel Herzblut und Hoffnung geschrieben ist

Der Wal und das Ende der Welt
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In dem kleinen Fischerdorf St. Piran wird ein nackter junger Mann an den Strand gespült, wo er nur kurz darauf von den Bewohnern gefunden und gerettet wird. Fast am gleichen Ort strandet später ein Wal, ...

In dem kleinen Fischerdorf St. Piran wird ein nackter junger Mann an den Strand gespült, wo er nur kurz darauf von den Bewohnern gefunden und gerettet wird. Fast am gleichen Ort strandet später ein Wal, der den Ertrinkenden ans Ufer getragen haben soll. So jedenfalls wird es Jahre später am Tag des Wales erzählt, an dem der inzwischen bei ihnen wohnende Mann namens Joe als Held und Retter gefeiert wird. Schließlich war er es, der mit einer enormen Überzeugungskraft dafür Sorge trug, dass der Wal durch die Kraft aller Bewohner zurück ins Wasser kam und der alles dafür tat, dass das kleine Dorf während einer verheerenden Epidemie nicht unterging.

Es ist eine emotional ergreifende Geschichte, die John Ironmonger in seinem Roman „Der Wal und das Ende der Welt“ erzählt und dabei das Gute im Menschen und die Kraft der Gemeinschaft in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Mit vielen positiven Gedanken und bildhaften Beschreibungen geht er dabei vor und lässt im Kopf des Lesers eine Gemeinschaft entstehen, die von ihren vielfältigen Figuren und deren Verbundenheit lebt. Ein Märchen, das nie wahr werden wird und trotzdem die Fantasie des Lesers entfacht, der in dem Fischerdorf schnell heimisch wird und gespannt darauf ist, was in dem eher unspektakulären Leben der überwiegend schrulligen Bewohner noch alles geschieht.

Es ist schwer an diesem Punkt mit der Darlegung der eigenen Meinung fortzufahren, ohne zu viel von den verheerenden Geschehnissen nach der Rettung des Wales zu verraten. Auf jeden Fall wird die Herkunft und Vergangenheit des zunächst mysteriös erscheinenden John aufgerollt und der Leser erfährt, was dieser vor seinem Leben in St. Piran getan hat und warum er so besonnen auf eine, das Dorf heimsuchende Katastrophe reagiert. Aber nicht nur er wächst während einer sich immer mehr zuspitzenden Notlage über sich hinaus. Auch weitere Bewohner, wie der bärbeißige Pfarrer Hocking, der gemeinsam mit ihm in Quarantäne ist oder die afrikanische Krankenschwester Aminata, deren Lächeln alle Herzen erweicht beweisen, wie wichtig eine gut funktionierende Gemeinschaft ist. Und obwohl der Roman weit entfernt von realen Verhältnissen verläuft, macht es Spaß dabei zuzusehen, wie ein Wunder durch den Zusammenhalt von Menschen wahr werden kann.

Fazit:
Ein ergreifender Roman, der mit viel Herzblut und Hoffnung geschrieben ist und sich Seite für Seite mit seinen liebevoll gezeichneten Figuren in das Herz des Lesers schleicht.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Ein geheimnisumwitterter Horrorthriller

Der Exorzismus der Gretchen Lang
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Zehn Jahre ist Abby alt, als sie während einer missglückten Geburtstagsfeier Gretchen Lang kennenlernt und von nun an ihre beste Freundin ist. Deshalb stört sie es nicht, dass Gretchen in der Highschoolzeit ...

Zehn Jahre ist Abby alt, als sie während einer missglückten Geburtstagsfeier Gretchen Lang kennenlernt und von nun an ihre beste Freundin ist. Deshalb stört sie es nicht, dass Gretchen in der Highschoolzeit immer merkwürdiger wird und an einem lauen Sommerabend gemeinsam mit zwei weiteren Freundinnen LSD nehmen will. Ein Trip, der für Gretchen fatale Folgen hat. Nur kurz darauf verschwindet sie nackt im Wald und taucht erst am nächsten Tag völlig verwirrt in einer heruntergekommenen Hütte wieder auf. Von nun an magert sie immer mehr ab, wird von unheimlichen Flashbacks geplagt und scheint von einem Dämonen besessen zu sein. Denn wie sonst ist zu erklären, dass Gretchen nachts lautstarke Geräusche ausstößt, am Tag schwarze Federn erbricht oder immer wieder fremde Hände auf ihrem Körper spürt.

„Der Exorzismus der Gretchen Lang“ ist nach dem erfolgreichen Thriller „Horrorstör“ das zweite Buch des US-amerikanischen Autors und Journalisten Grady Hendrix, das im Droemer Knaur Verlag erschienen ist. Grady Hendrix, der einige Jahre an der Telefonhotline einer parapsychologischen Forschungsorganisation gearbeitet hat, besitzt ein feines Gespür für außersinnliche Wahrnehmungen und eine ordentliche Portion Fantasie, um diese in erdachten Horrorgeschichten einfließen zu lassen. Dabei scheut er sich nicht, bekannte Schockelemente erneut zu benutzen und seine Figuren mit Angst erregenden Vorkommnissen und übernatürlichen Phänomenen zu verstören. Doch trotz dieser für sie nur schwer zu ertragenden Qual, zeigt er ihnen auch einen Weg, wie sie dem Grauen entkommen können und einer damit unweigerlich verbundenen Gefahr.

Der von einer tiefen Freundschaft zwischen zwei Mädchen lebende Thriller benötigt eine ganze Weile, um in Fahrt zu kommen und um das in ihm enthaltene Potenzial in vollen Zügen zu nutzen. Denn zunächst einmal lernt der Leser Abby und Gretchen kennen, begleitet sie die Schulzeit hindurch und ist dabei, wenn sie an einem verhängnisvollen Abend einen schwerwiegenden Fehler begehen. So geht viel Zeit ins Land, ehe der Horror das Geschehen bestimmt und mit unnatürlichen Vorkommnissen, mit Angstträumen und Besessenheit, mit ekelerregenden Szenen und grauenhaften Veränderungen eine Atmosphäre erzeugt, die von schreckerfülltem Schauder getragen ist. Von da an wird auch die Spannung angeheizt und die Handlung nimmt einen Verlauf, dessen Ausgang lange Zeit ungewiss bleibt.

Fazit:
Ein geheimnisumwitterter Horrorthriller, der in den 80er Jahren spielt und trotz anfänglicher
Längen mit einem wendungsreichen und immer unheimlicher werdenden Geschehen
überzeugen kann.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Ein düsterer Thriller mit Schwankungen im Spannungsverlauf

Dark Places - Gefährliche Erinnerung
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Libby Day war kein liebenswertes Kind und auch als Erwachsene ist sie vielen Menschen suspekt. Doch das, was sie im Alter von sieben Jahren erlebte, war so traumatisch, dass man ihr vieles verzeiht. Denn ...

Libby Day war kein liebenswertes Kind und auch als Erwachsene ist sie vielen Menschen suspekt. Doch das, was sie im Alter von sieben Jahren erlebte, war so traumatisch, dass man ihr vieles verzeiht. Denn Libby überlebte das Prärie Massaker, bei dem ihre Mutter Patty und ihre zwei Schwestern sterben mussten. Nur sie allein bezeugte die entsetzliche Tat, die ihre Bruder Ben begangen haben soll, und sorgte dafür, dass er für immer hinter Gitter kam. Inzwischen nun sind 13 Jahre vergangen und noch immer kommen Zweifel auf, was in dem abgelegenen Farmhaus in der verhängnisvollen Nacht wirklich geschehen ist. Deshalb beginnt Libby noch einmal die damaligen Ereignisse aufzurollen und gerät prompt erneut in Gefahr.

"Dark Places - Gefährliche Erinnerung" ist ein düsterer Thriller, der von einem furchtbaren Verbrechen erzählt, dem eine ganze Familie zum Opfer fiel. Denn obwohl Libby Day das nächtliche Blutbad überstanden hat und ihr verurteilter Bruder Ben unverletzt im Gefängnis sitzt, sind auch sie, genau wie ihre verstorbenen Familienangehörigen, Leittragende des damaligen Geschehens. Doch bevor endlich Licht in die verheerenden Ereignisse kommt, lernt der Leser zunächst einmal die beteiligten Figuren kennen und erhält Einblick in ihr Leben. So begleitet er zum Beispiel Libby, als sie ein Treffen von Hobbykriminalisten besucht und erfahren muss, dass niemand an Bens Schuld glaubt. Oder ist dabei, als die fünfköpfige Familie Day ihr letztes gemeinsames Frühstück einnimmt, das nicht ohne Zwistigkeiten vonstattengeht.

Das Ganze wird aus verschiedenen Perspektiven heraus erzählt und neben Libby, die den größten Teil der Handlung bestreitet, kommen auch ihre Mutter Patty und ihr Bruder Ben zu Wort. Alle drei lässt Gillian Flynn von ihren Sorgen und Nöten berichten, bevor das dramatische Geschehen die Familie auseinanderreißt. Dabei werden die Vorkommnisse an dem verhängnisvollen Tag abwechselnd mit Libbys derzeitigen Erlebnissen in Szene gesetzt und so baut sich nach und nach ein Bild vor dem Leser auf, das an Libbys Version der Ereignisse zweifeln lässt. Allerdings sollte der Leser bezüglich der Spannung nicht zu viel erwarten. Zwar ist das dramatische Geschehen auf psychologischer Ebene wunderbar ausgefeilt, doch den mitreißenden Thrill sucht man hier vergebens.

Fazit:
Eine bewegende Geschichte, die tief in menschliche Abgründe blicken lässt und trotz Schwankungen im Spannungsverlauf durch ihre vielschichtig gezeichneten Figuren und die in ihr zutage tretende düstere Stimmung gut unterhält.