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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2019

Nicht nur für Afrikakenner interessant

Mord am Mandela Square
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Es ist der fünfte Kriminalroman von Matthias Boll, der in Afrika spielt. Dass der Autor die Stadt Johannesburg kennt, belegt er durch seine lebhafte Beschreibung der Orte. Das Cover sprach mich direkt ...

Es ist der fünfte Kriminalroman von Matthias Boll, der in Afrika spielt. Dass der Autor die Stadt Johannesburg kennt, belegt er durch seine lebhafte Beschreibung der Orte. Das Cover sprach mich direkt an, da es einzigartig ist und sich von den sonst momentan üblichen Deckblattgestaltungen anderer Verlage abhebt.

Am Anfang sind es viele Erzählstränge, die mir den Einstieg in die Geschichte erschwerten. Aber ich blieb dran und später wusste ich dann, was es mit Carstens missglückter Präsentation des neuen Torpedos auf sich hatte. Und in welchem Zusammenhang der Mord an dem jungen Mann in der Badewanne mit diesem Ereignis steht. Dann gibt es noch einen dritten Erzählstrang, der in Köln beginnt. Dabei geht es um Tote in einem Kurhaus in Bad Neuenahr und dem Prozess gegen die Kurverwaltung.

Frank Sattler gab ein Statement zum Prozess ab und glänzte mit Fachwissen. Das Bewog die Tochter seines Sportkameraden dazu, ihn um Hilfe zu bitten. Sie lebt momentan in Afrika und ist dort in einer Organisation tätig, die den Menschen vor Ort helfen möchte. Herr Sattler fliegt nach Johannesburg und das Abenteuer beginnt.

Das Buch gefiel mir ganz gut. Leider wurde es aber erst ab der Mitte spannend und das mag ich nicht so gerne. Zu viele Schauplätze des Geschehens bergen die Gefahr, dass Leser nicht mehr folgen können. Eine ausdrückliche Leseempfehlung gebe ich allen, die Johannesburg und die hier beschriebenen Stadtteile kennen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Das Leben auf dem Land kurz vor dem Ersten Weltkrieg

Gut Greifenau - Abendglanz
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„Ich entführe Sie in eine andere Zeit, in eine andere Welt, in ein anderes Leben.“ Dieser Satz steht als Einleitung auf der Homepage von Hanna Caspian. Und ja, das kann sie sehr gut. Nach ihrem erfolgreichen ...

„Ich entführe Sie in eine andere Zeit, in eine andere Welt, in ein anderes Leben.“ Dieser Satz steht als Einleitung auf der Homepage von Hanna Caspian. Und ja, das kann sie sehr gut. Nach ihrem erfolgreichen Roman Die Kirschvilla wurden die Bücher rund um Gut Greifenau veröffentlicht.

Der erste Band Abendglanz beschreibt die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Auf Gut Greifenau leben der Graf und seine Frau mit Tochter und zwei Söhnen. Eine Tochter ist bereits verheiratet und ein Sohn zog aus, um als Soldat dem Kaiser Wilhelm zu dienen. Katharina, Alexander und Konstantin leben noch im Haus der Eltern und sie folgen denen keineswegs im blinden Gehorsam. Mit im Haushalt leben etliche Bedienstete und zum Gut gehören Ländereien, die von Pächtern des Ortes Greifenau bearbeitet werden.

Die Autorin hat sich intensiv mit der Recherche befasst und zeigt das in ihrem Roman Abendglanz sehr deutlich. Standesdünkel gab es damals bei (fast) allen Adeligen und geheiratet wurde nur unter Seinesgleichen. Für den Nachwuchs war es sehr schwer, wenn sie ihrem Herzen folgen und eine/n Bürgerliche/n heiraten wollten. Frauen durften nicht studieren und Lehrerinnen nicht verheiratet sein. „Gefallene“ Mädchen, die von adeligen Herren ein Kind erwarteten, wurden in speziell für den Fall eingerichtete Häuser verbracht. Es waren häufig Klöster, die mit strenger Hand geführt wurden. Sie lebten dort bis die Kinder geboren waren und danach wurden die Kinder den Müttern entrissen und in Waisenhäuser gebracht.

Das Buch fesselte mich und das lag vor allen Dingen an der lebendigen Sprache der Autorin. In Abendglanz zeigt sie, wie Bedienstete lebten und in welcher Weise sie von ihren Herrschaften abhängig waren. Nein, Gut Greifenau gab es nicht, aber die Erzählung steht für viele Herrschaftshäuser in Hinterpommern. Den zweiten Band fing ich bereits an und auch darüber berichte ich sehr gerne.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Schöne Beschreibung der Arbeit von Gemeindeschwestern

Die Schwestern aus der Steeple Street
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Im Jahr 1889 legte eine großzügige Spende der Königin Victoria den Grundstein für die Häusliche Pflege in England. QVJI sind die Initialen des Queen Victoria´s Jubilee Institute for Nurses, wo die ersten ...

Im Jahr 1889 legte eine großzügige Spende der Königin Victoria den Grundstein für die Häusliche Pflege in England. QVJI sind die Initialen des Queen Victoria´s Jubilee Institute for Nurses, wo die ersten Frauen ihre Ausbildung zur Krankenschwester beginnen konnten. Sie durften dann auch Kranke in den eigenen vier Wänden versorgen und das war ein wichtiger Beitrag der Krankenpflege in armen Stadtvierteln. Das Wissen darum bewegte die Autorin Donna Douglas das Buch

DieSchwesternAusDerSteepleStreet

Gemeindeschwestern waren mehr als willkommene Hilfen bei der Krankenpflege. Sie waren Vertraute, Seelsorgerinnen und Freundinnen. Agnes Sheridan, eine der Hauptpersonen in

DieSchwesternAusDerSteepleStreet wurde von ihrer Familie nach Leeds geschickt. Dort soll sie im Cedar House, in der Steeple Street, ihre Ausbildung zur Gemeindeschwester absolvieren. Zunächst fällt es ihr schwer, sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Sie empfindet sogar Abscheu gegenüber den armen Menschen, die beengt und in schmutzigen Häusern leben müssen. Bess Bredshaw macht ihr das Leben noch zusätzlich schwer. Sie ist stellvertretende Leiterin der Schwestern im Cedar House und leitet ihre Schützlinge mit harter Hand. Sie verzeiht keine Fehler und macht auch bei ihrer Tochter Polly Malon keine Ausnahme.
Donna Douglas wurde durch ihre Serie über die Nightingale Schwestern bekannt.

DieSchwesternAusDerSteepleStreet ist ihr neuestes Werk und ich bin beeindruckt. Ja, wie sie den Arbeitsalltag der Schwestern schildert, ist heute noch genau so. Klar, so viel Armut gibt es kaum noch aber in den ländlichen Gebieten gibt es viele Annehmlichkeiten immer noch nicht. Aber auch der Eigensinn von Menschen, die jahrelang ohne Hilfe lebten, ist sehr gut dargestellt.

DieSchwesternAusDerSteepleStreet beschreibt aber auch, dass der Mensch nur das sieht was vor Augen ist. Warum das Gegenüber so handelt, ist ihm meist verborgen. Viele Geheimnisse machen das Leben der Akteure schwer und es dauert eine Weile, bis sie sich offenbaren können. Das Buch gibt ein Zeugnis ab, von der wertvollen Arbeit der Schwestern in der Gemeindepflege damaliger und heutiger Zeit.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Liebe und ihre vielen Facetten

Das Leuchten jenes Sommers
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Die Autorin von Das Leuchten jenes Sommers schreibt im Anhang, was sie zum Verfassen dieses Werkes bewog. Sie wollte ein Buch über die Liebe schreiben, aber keinen typischen Liebesroman. Liebe hat so viele ...

Die Autorin von Das Leuchten jenes Sommers schreibt im Anhang, was sie zum Verfassen dieses Werkes bewog. Sie wollte ein Buch über die Liebe schreiben, aber keinen typischen Liebesroman. Liebe hat so viele Facetten, die himmelhochjauchzend aber auch zu Tode betrübt machen können. Es gibt Abhängigkeiten, Kinder die den Tod ihrer Eltern verwinden müssen und Frauen, die sich trotz schwerster Misshandlungen an ihre Männer klammern.

Das Leuchten jenes Sommers fängt mit einem Rückblick in eine Zeit vor 70 Jahren an. Noch hat der Krieg den Weg nach England nicht gefunden und die junge Madeleine Hamilton wartet voller Sehnsucht auf die Rückkehr ihrer großen Schwester Georgina. Diese tourt durch das Festland Europas und flieht vor dem Krieg, den Herr Hitler anzettelte. Sie bringt einige Freunde mit, die jedoch in den Augen Madeleines nicht der richtige Umgang sind. Ein Dorn im Auge ist ihr vor allen Dingen der undurchschaubare Beau Viktor Deverill.

Chloe, eine junge Frau ist mit einem Pedanten verheiratet. Ihre Geschichte geschieht in der Gegenwart. Sie erfährt von ihrem Arzt, dass sie schwanger ist. Statt glücklich zu sein, ist sie entsetzt und freut sich überhaupt nicht. Das hat seinen Grund, den der Leser bald erfährt und nachvollziehen kann. Chloe erhält den Anruf eines Verlegers, der ihr einen interessanten Auftrag erteilen möchte. Als Fotografin soll sie ein Foto der Schriftstellerin Madeleine Hamilton machen. Das Interessante dabei ist, dass diese die Autorin der Lieblingsbücher aus der Kindheit Chloes und ihres Bruders ist.

Das Leuchten jenes Sommers ist sehr einfühlsam geschrieben. Alle Personen kommen glaubhaft rüber und ich fühlte mich sowohl in die damalige als auch die heutige Zeit versetzt. Die Handlungen und Aktionen der Beteiligten sind stimmig formuliert. Die Sorge von Chloe um ihren kranken Bruder wird genau so behutsam erzählt wie ihre Furcht vor dem pedantischen Ehemann. Was bedeutet Geschwisterliebe? Wie kommen ältere Geschwister damit klar, wenn sie nach dem Tod von Vater und/oder Mutter für die Jüngeren sorgen? Was bewegt Ehemänner, ihre Frauen einzusperren und ihnen in keiner Weise zu vertrauen? Etliche Bereiche der Liebe werden in Das Leuchten jenes Sommers beschrieben und es ist ein Buch, das nicht nur durch die Handlung überzeugt. Auch die Sprache ist sehr einnehmend und das liegt an der guten Übersetzerin Nicole Seifert.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Kein wirkliches Highlight

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Mit seinem ersten Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ wurde Joel Dicker bekannt. Für mich ist Das Verschwinden der Stephanie Mailer das erste Buch, welches ich von ihm las.

Der Roman fängt ...

Mit seinem ersten Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ wurde Joel Dicker bekannt. Für mich ist Das Verschwinden der Stephanie Mailer das erste Buch, welches ich von ihm las.

Der Roman fängt fulminant an. Sprache und Stil sind gehoben und die Handlung wird aus vielen Perspektiven erzählt. Ein 4fach-Mord, der vor 20 Jahren in einer Kleinstadt der USA geschah bildet die Grundlage der Story. Abwechselnd berichten die Betroffenen von damals, was sie erlebten und wie sie auf die Festnahme des vermeintlichen Täters kamen. Auch die Ermittler von heute kommen zu Wort und ebenfalls viele Menschen, die vor 20 Jahren bereits in dem Ort waren.

Stephanie Mailer ist eine Journalistin, die behauptet, dass der des Mordes überführte Mann von einst, nicht der Täter war. Sie habe Beweise und würde diese zeigen. Leider verschwindet sie und die beiden Ermittler seinerzeit sind entsetzt. Haben sie wirklich den falschen Mann verdächtigt? Läuft der Mörder noch frei in Orphea herum? Viele Fäden webt der Autor und bringt immer wieder neue Aspekte in die Suche nach dem Täter.

Anfangs gefiel mir Das Verschwinden der Stephanie Mailer gut. Das änderte sich im Verlauf des Geschehens, das es mir dann doch zu viele Handlungsstränge waren. Auch die Zahl der zu Wort kommenden Personen wurde mir zu hoch. Etwas weniger Länge hätte dem Roman gut getan. Trotzdem denke ich, dass es gerade diese Aspekte sind, die Joel Dicker so beliebt machen. Er nimmt den Leser an die Hand und in dessen Kopf entwickelt sich die Story mit.

Der Autor selbst ist übrigens sehr tolerant, was ich keineswegs von jedem seiner Kollegen und Kolleginnen sagen kann. Hier ein Zitat von ihm:

"Das ist kein Problem für mich, wenn ein Leser aufhört, mein Buch zu lesen. Es gibt so viele. Und wenn man nicht überzeugt ist, nicht reinkommt, sollte man seine Zeit nicht damit verlieren, sondern sie anderen Dingen widmen.“