Profilbild von rikanms

rikanms

Lesejury Profi
offline

rikanms ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit rikanms über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2018

CoHo-typisch was für's Herz!

Finding Cinderella
0

Mittlerweile würde ich von mir behaupten ein kleiner Colleen Hoover-Fan zu sein. Es stehen einige Bücher von ihr in meinem Regal, wovon mindestens eins ein absolutes Highlight für mich war. Deshalb greife ...

Mittlerweile würde ich von mir behaupten ein kleiner Colleen Hoover-Fan zu sein. Es stehen einige Bücher von ihr in meinem Regal, wovon mindestens eins ein absolutes Highlight für mich war. Deshalb greife ich gern auf ihre Bücher zurück, wenn ich ganz viel Gefühl brauche. Heute möchte ich euch eine kurze, aber intensive Liebesgeschichte von ihr vorstellen, die einem vorkommt wie ein kleines Märchen: Finding Cinderella.

Wer glaubt, dass auf 172 Seiten nicht viel Platz ist, um eine spannende, gefühlvolle und tolle Geschichte zu erzählen, den darf ich an dieser Stelle eines Besseren belehren. Die Story, die aus Daniels Sicht erzählt wird, ist mir trotz ihrer Kürze mächtig unter die Haut gegangen. Während seinen Freistunden versteckt er sich in einer kleinen Kammer in der Schule, damit niemand ihn entdecken kann. Eines Tages wird er jedoch genau dort plötzlich von jemanden über den Haufen gerannt. Doch in der Finsternis des kleinen Raums ist nichts zu erkennen. Die beiden Fremden verstehen sich auf Anhieb, ein zweites, unvergleichliches und romantisches Treffen kommt zustande, doch noch bevor Daniel irgendwas über dieses Mädchen in Erfahrung bringen kann, verschwindet sie und ein Jahr später hat er die Hoffnung schon aufgegeben sie wiederzusehen. Und dann lernt er Six kennen…

Ich muss gestehen, dass ich ein bisschen in die Protagonisten Daniel und Six verliebt bin. Beide sind unheimlich sympathisch, cool und weckten in mir den Wunsch noch einmal siebzehn zu sein, den ich weiß Gott nicht oft verspüre. Doch sie versprühen so einen “Alles ist möglich”-Charme, dass man sie einfach mögen muss und sich sogar nach diesen Zeiten zurücksehnt. Ich fühlte mich von dem Buch gut unterhalten, auch wenn es mir teilweise schon fast zu viel vorkam, was auf diesen paar Seiten untergebracht wurde. Manchmal ist weniger eben doch mehr, auch wenn mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen hat. Vor allem Colleens Schreibstil und gefühlvolle Art konnte mich wieder einmal völlig überzeugen und ließen mich völlig in die Geschichte eintauchen und mitfiebern.

Für CoHo-Fans ein absolutes Muss und für alle, die zwischendurch ein bisschen was für’s Herz brauchen, ist dieses Buch ein kleiner Lesetipp!

Veröffentlicht am 17.01.2018

Lifestyle at it's best

How To Be Parisian wherever you are
0

Paris ist legendär.

Die Stadt der Liebe mit dem ganz eigenen Charme, ihren tiefen Geheimnissen und den architektonischen Meisterleistungen ist für viele Menschen die Stadt aller Städte. Als Modehauptstadt ...

Paris ist legendär.

Die Stadt der Liebe mit dem ganz eigenen Charme, ihren tiefen Geheimnissen und den architektonischen Meisterleistungen ist für viele Menschen die Stadt aller Städte. Als Modehauptstadt Europas zieht sie immer wieder ihre Besucher und Einwohner in ihren Bann.

Nicht weniger sagenumwoben sind die weiblichen Bewohnerinnen der französischen Hauptstadt. Die Pariserin ist stilsicher, begehrendwert, unerreichbar – eben mindestens genau solch eine Legende, wie die Stadt, in der sie lebt.

Mit dem Buch „How to be a Parisian * Wherever you are- Liebe, Stil & Lässigkeit á la francaise“ versuchen die vier Autorinnen Sophie Mas, Audrey Diwan, Caroline de Maigret und Anne Berest das Mysterium „die Pariserin“ auch für andere Menschen verständlich zu machen und das schaffen sie auf eine sehr ehrliche, ein wenig zynische und sehr charmante Art und Weise.

„Such dir etwas aus, was jeder mag- die Oper, Kätzchen, Erdbeeren-, und verabscheue es.“

Schon auf den ersten Seiten wird deutlich: Die Pariserin will polarisieren; sie schwimmt nicht mit dem Strom, denn viel lieber reißt sie Mauern ein, um selber der Beginn eines reißenden Stromes zu werden.

Das Buch ist ein wahres Sammelsurium an Lebensweisheiten, Fashiontipps, Rezepten und Anekdoten. Und vor allem in Sachen Liebe hat die Pariserin viel zu berichten und somit finden wir auch hier den ein oder anderen Hinweis, wie man seine Beziehung auf Trab hält – oder eben nicht.

Was mir gut gefällt ist, dass es kein Ratgeber ist. Obwohl ich das Buch eingangs für leichte Lektüre hielt, regte es doch sehr zum Nachdenken an und vor allem die kleinen Spitzen hier und da geben Aufschluss darüber, wie man die französische Leichtigkeit spielend leicht in den eigenen Alltag einbauen und somit tatsächlich Positives für sich und seine Umgebung herausholen kann. Ohne „Du musst/ solltest“ hättest/ …“ mausert sich dieses Buch zu einem klitzekleinen Ratgeber ohne Anspruch darauf zu erheben ein Ratgeber zu sein; zum Glück, denn ich persönlich finde Ratgeber furchtbar. Doch mit ihrem chaotischem Wesen und der Selbstironie verzauberte mich die hier beschriebene Pariserin so sehr, dass ich kaum mehr ohne sie unterwegs war und jede Minute genießen konnte.

Für 14,95€ ist die gebundene Ausgabe in fast jedem Buchladen erhältlich und von mir gibt es definitiv einen Daumen nach oben. Das Buch ist absolut empfehlenswert und ich bin von meinem Spontankauf sehr begeistert. Jede Frau, der der Pariser Lebensstil nicht in die Wiege gelegt wurde und die sich nach der französischen Lässigkeit in ihrem Leben sehnt, wird in diesen Seiten ihre Bibel finden, also Auf, auf!, meine Damen!

Und wer sich über so viel Liebesstadtbeichten unzulänglich fühlt, kann sich immer noch mit dem Crêpes- oder Bratapfelrezept trösten. ?

Veröffentlicht am 12.01.2018

Dieses Ende... Theresa, dieses Ende!

Tiefenwelt
0

Das Leben in der Nordstadt ist menschenunwürdig. Wie Sklaven trotten die Bewohner täglich zu ihrer Arbeitsstätte in den Westwerken, um sich für einen Hungerlohn krumm zu schuften. Doch Lenyo will dieses ...

Das Leben in der Nordstadt ist menschenunwürdig. Wie Sklaven trotten die Bewohner täglich zu ihrer Arbeitsstätte in den Westwerken, um sich für einen Hungerlohn krumm zu schuften. Doch Lenyo will dieses Leben nicht mehr führen und nimmt es dafür auch in Kauf von seiner Familie getrennt zu sein! Er lässt die Nordstadt hinter sich und schließt sich den Rebellen in der Tiefenwelt an, um mit ihnen für bessere Lebensumstände für alle zu kämpfen. Doch zahlen sich die Opfer, die er bringen muss auch wirklich aus, kann seine Familie ohne ihn in der Nordstadt überhaupt überleben und kann Lenyo den Kampf gegen die Mühlen des Systems gewinnen?
Ich muss vorab gestehen, dass ich auf Tiefenwelt- Zwei Leben reichlich gespannt war. Theresa, die Autorin, habe ich im Dezember letzten Jahres bei einer Lesung anderer Autoren im Drachennest kennen gelernt und direkt ins Herz geschlossen. Bisher kannte ich nur ihre Poetry Slam- Texte und die liebe ich abgöttisch! Ob ich deshalb beim Lesen etwas befangen war? Vielleicht, denn ich wollte Theresa so gern eine positive Rezension schenken, doch ich musste ehrlich mit mir selbst sein…
Lenyo ist für mich ein typischer Teenager und der perfekte Protagonist für eine Jugend-Dystopie. Er scheint etwas unbeholfen, weiß selbst nicht so richtig wohin mit sich und versucht dabei dennoch das Richtige zu tun. Kurzum: neben den ganzen Problemen, die er mit sich selbst auszufechten versucht, möchte er auch sein Umfeld ändern, um sich und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Dabei entdeckt er auch, dass er sogar das Potential und die Fähigkeiten hat wirklich etwas beim Kampf der Rebellen gegen die Regierung zu bewirken. Und obwohl er wirklich sehr gut beschrieben wird, kann ich mich weder in ihn noch in die anderen Charaktere wirklich hineinfühlen. Auch ein paar Bewohner der Tiefenwelt werden genauer beschrieben und bekommen somit etwas mehr Tiefe, doch Theresas detailsreicher Schreibstil malt zwar Bilder in meinem Kopf und ich kann mir die Umgebung gut vorstellen, doch gefühlsmäßig erreichen mich nicht alle Situationen. Irgendwie fehlt mir dort immer noch der letzte Funke, der mich für das Buch brennen lässt.

Was mir allerdings gut gefällt, ist die Verknüpfung der verschiedenen Handlungsstränge durch die Perspektivwechsel zwischen Lenyo und seiner Familie. Mal erfährt man, wie es bei den Rebellen weitergeht, mal betrachten wir die Story aus Sicht der Mutter, deren Leben sich vor allem um das tödliche Virus dreht und dann begleiten wir den Bruder oder den Vater auf ihren Wegen. Jede Geschichte für sich gesehen bietet viel Potential und werden sehr gut ausgeführt und wieder verknüpft, doch kommen mir die Wechsel manchmal etwas zu abrupt, wodurch die sich gerade erst aufbauende Spannung zu oft unterbrochen wird und dadurch leider auch immer wieder verloren geht.

Und dann ist da noch das Ende. Dieser furchtbare Plot-Twist, der mir ein hübsches WTF mitten ins Gesicht gezaubert hat. Nein, es ist nicht ganz so dramatisch wie bei Avas Mondprinzessin, aber das Gefühl ist so ziemlich das selbe und dann die zentrale Frage „Warum mussten die Figuren gerade 300 Seiten lang das alles durchstehen, damit D A S dabei rauskommt, verdammte Axt?“. Nein, ich bin kein Fan von sowas. Nein, ich finde sowas äußerst unbefriedigend und nein, ich will keine Bücher mehr mit sowas lesen. Ich fiebere doch nicht Seite um Seite mit den Figuren mit, damit es dann mit sowas endet! Mir erschließt sich zwar nun auch der Untertitel, aber nein nein nein!!! Theresa, sei mir nicht böse, denn ich habe dich wirklich lieb, aber nein!
Ich muss allerdings selbst mal eben intervenieren, denn so schlimm, wie es vielleicht klingt, ist das Buch bei weitem nicht- ganz im Gegenteil! Bis auf das Ende habe ich es sehr gern gelesen, habe die Ausflüge in die Tiefenwelt genoßen, spürte die Beklemmung der Nordstadt und spornte die Rebellen an alles zu geben, um das Regime zu zerschlagen. Ich konnte mich eben nur nicht zu 100% hineinfühlen, denn während die Beschreibung der Umgebung tadellos ist, fehlen mir einfach ein wenig die Emotionen und das Gefühl für den richtigen Spannungsbogen. That’s it! Und das Cover finde ich mit dem starken farblichen Kontrast einfach perfekt zur Story! Das Buch würde von mir sehr gute vier Sterne bekommen, aber da ich ja nicht in Sternen bewerte, gibt es von mir einen klaren Lesetipp!
Ja, der Drachenmond-Verlag ist für seine Fantasy-Bücher bekannt, doch auch diese Dystopie hat mehr Beachtung verdient, als sie meines Erachtens bekommt. Also legt euch mal ein wenig mehr ins Zeug, damit Theresa weiterschreibt!

Veröffentlicht am 12.01.2018

Ich freu mich auf mehr!

Iskari - Der Sturm naht
0

Wer kennt sie nicht– die alten Sagen und Mythen, die man fast überall finden kann. Ich selbst bin bin im Harz aufgewachsen und habe von klein auf Geschichten über Riesen, Hexen und andere Fabelwesen erzählt ...

Wer kennt sie nicht– die alten Sagen und Mythen, die man fast überall finden kann. Ich selbst bin bin im Harz aufgewachsen und habe von klein auf Geschichten über Riesen, Hexen und andere Fabelwesen erzählt bekommen und sie abgöttisch geliebt! Auch Asha liebt die alten Geschichten, doch die sind in ihrer Heimat mittlerweile verboten und sie zu erzählen, kann einem schnell das Leben kosten…

An dieser Stelle erst einmal vielen lieben Dank an die Random House-Gruppe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Daher gilt nun: dieser Artikel könnte Spuren von Werbung enthalten.

Wie hätte ich diesem Buch widerstehen können? Wenn man es genau nimmt, hatte ich gar keine andere Chance, als es zu mir zu holen, denn ich finde das Cover wirklich wunderschön. Ja, das Küchenmesser ist im Vergleich zum englischen Bild vielleicht nicht die schönste Wahl, aber mir gefallen die Farben und es strahlt etwas Geheimnisvolles aus, was mir sehr gut gefällt.

Doch eine hübsche Verpackung verspricht nicht immer einen guten Inhalt, oder? In diesem Fall aber schon, obwohl ich anfangs gar nicht so angetan war. Bei mir kam so wenig Gefühl an, dass ich wirklich Angst hatte, dass Iskari- Der Sturm naht bei mir floppt, aber die Geschichte wird von Seite zu Seite stärker und mit jeder Zeile fand ich mich besser in das Buch hinein und spätestens im zweiten Drittel hat es mich dann völlig gepackt. Dieses Buch ist definitiv ein ganz besonderes Leseerlebnis!

Mit der Protagonistin Asha musste ich erst einmal ein wenig warm werden. Mir fiel es zu Anfang sehr schwer eine Bindung zur ihr aufzubauen und mich in sie hineinzuversetzen, aber mit jedem Kapitel versteht man sie besser und kann sich in ihre schwierige Lage hineinversetzen. Gut fand ich allerdings, dass sie schon zu Beginn ein sehr starker Charakter ist und dennoch eine tolle Entwicklung durchmacht und sie aus all den schwierigen Situationen immer gestärkt hervorgeht. Starke Frauen braucht das Land und die Buchwelt und Asha geht mit bestem Beispiel voran!

Doch auch die Nebencharaktere und die Drachen habe ich in mein Herz schließen können. Vor allem Torwin gefiel mir unheimlich gut, aber auch Ashas Bruder Dax hat mich immer wieder überraschen können, je mehr man von ihm erfährt und diese Weiterentwicklung der Personen und die teils wirklich unerwarteten, aber großartigen Story Twists machen dieses Buch zu einem absoluten Highlight.

Neben der eigentlichen Handlung um die Iskari und ihre Abenteuer haben aber auch die alten Geschichten mein Herz erobert. Wird eine solche Erzählung in einem Kapitel erwähnt, folgt auf den Seiten danach direkt die entsprechende Sage. So weiß man einerseits direkt, worum es dabei geht und andererseits taucht man so in die Kultur und die Geschichte von Ashas Heimat ein, wodurch man sich fühlt, als wäre man wirklich an einem anderen Ort und würde Einheimischen lauschen, die von der Vergangenheit ihres Zuhauses berichten. Das fand ich einfach bezaubernd und eine großartige Idee mit gelungener Umsetzung.

Generell ist der Welten- und Storyaufbau schlichtweg genial. Ich habe selten ein Buch gelesen, das mich so an der Nase herumgeführt und immer wieder überrascht hat. Intrigen, Lügen, Freundschaft und Liebe– Iskari lässt kaum nichts vermissen und steigert sich stetig zu einem nervenaufreibenden Reihenauftakt, der mich völlig verblüfft zurückließ und ich kann es kaum erwarten wieder mit der Iskari auf die Reise zu gehen! Von mir gibt es eine klare Empfehlung für diesen Lesetipp!

Iskari startete für mein Empfinden nicht ganz so glanzvoll, entwickelt sich aber zusehens zu einem der tollsten Fantasy-Titel des Jahres. Ein großartiges Buch, durch seine komplexe Story, liebevoll entworfene Charaktere und ein tolles Setting besticht!

Veröffentlicht am 07.05.2019

Skurrile Story mit Herz

Die Mechanik des Herzens
0

Als ich meine Bücherliste für den Dezember vergangen Jahres zusammenstelle, suche ich nach einem dünneren Büchlein mit einer hübschen Geschichte für’s Herz. Ich schaute also meine Regale durch und mein ...

Als ich meine Bücherliste für den Dezember vergangen Jahres zusammenstelle, suche ich nach einem dünneren Büchlein mit einer hübschen Geschichte für’s Herz. Ich schaute also meine Regale durch und mein Blick fiel auf das wunderschöne, malerische Cover dieses Romans– dieses Buch sollte es werden. Doch ich las hiermit keine kleine, hübsche Geschichte, die das Herz erfreut. Dieses Buch ist viel mehr und vor allem skurrile Poesie mit einem Hauch, also wirklich nur einer Prise Horror und viel Leid, Ungerechtigkeit und Herzschmerz. Verziert mit einer hübschen Schleife. Und trotzdem konnte es mich nur bedingt begeistern.
Jacks Geschichte beginnt in der kältesten Nacht aller Zeiten. Der kleine Junge kommt mit einem kaputten Herzen zur Welt und um überhaupt leben zu können, setzt ihm seine Hebamme eine Kuckucksuhr ein, die fortan sein Herz sein wird. Doch um sein Kuckucksherz nicht zu überfordern, darf Jack niemals allzu intensive Gefühle entwickeln. Über Jahre hinweg stört in diese Einschränkung keineswegs, aber während eines Ausflugs in die Stadt begegnet er der wunderschönen Miss Acacia, die es ihm unmöglich macht sein mechanisches Herz weiterhin unter Kontrolle zu halten. Um sie wiederzusehen, nimmt Jack allerhand auf sich, denn für ihn geht diese Liebe bis über den Tod hinaus…
Ich muss sagen, dass ich mit Malzieus Schreibstil ein paar Probleme hatte. Zwar ist das Buch mit seinen knapp 200 Seiten nicht gerade das, was man als Wälzer bezeichnen würde, trotzdem kam ich nur relativ langsam voran. Viele Dinge werden nur angerissen und somit der Fantasie des Lesers überlassen; anderes wird sehr bildgewaltig und detailreich beschrieben. Die Mischung gefiel mir eigentlich ziemlich gut, doch vor allem an den blutigen Stellen hätte ich darauf verzichten können. Das Leben des kleinen Jacks ist alles andere als ein Zuckerschlecken und wer davon ausgeht, dass hier etwas in irgendeiner Art und Weise beschönigt wird, irrt gewaltig. Dank der intensiven Erklärungen dazu, spürte ich nur Jacks Unwohlsein und Befangenheit, sondern auch seine körperlichen Schmerzen und vor allem die Scham wegen seines tickenden Geheimnisses.
Im Verlauf der Geschichte fallen einige Fehler auf. Plastikspielzeug am Ende des 19. Jahrhunderts? Sauerstoffflaschen? Ich weiß ja nicht… Trotzdem fielen diese Dinge für mich tatsächlich wenig ins Gewicht. Denn obwohl die Geschichte an realen Schauplätzen wie Edinburgh oder in Spanien spielen, sah ich hier immer die Fantasy-Story, die sie eben auch ist. Ich verbuche diese Schnitzer für mich unter künstlerische Freiheit, da sie mir beim Lesen einfach kaum auffielen und meine Freude an der Geschichte nicht bremsen konnten.
Was mir eher zu schaffen machten, waren die perspektivischen Fehler. Das Buch ist eigentlich im Präsens und aus der Ich-Perspektive geschrieben, dennoch gibt es einige Schlenker zur allwissenden Erzählperspektive. Aus irgendeinem Grund fiel mir das in diesem Buch besonders auf und störte mich enorm.
Für mich war es dann tatsächlich Jack, der Protagonist, der mich immer wieder dazu brachte das Buch erneut in die Hand zu nehmen. Malzieus Protagonist wirkt in einigen Momenten sehr steif und in anderen wiederum so unglaublich lebendig. Ein klein wenig fühlte ich mich bei ihm an Pinocchio erinnert. Er macht in seinem Leben einfach so viel durch und ich konnte mich so gut in ihn reinfühlen, dass ich wissen musste, ob ihm ein Happy End vergönnt ist. Wie es dann aber für den Jungen mit dem Kuckucksuhrenherz weitergeht, müsst ihr selbst herausfinden!
Die Mechanik des Herzens war auf jeden Fall anders, als ich es gedacht hatte und eine merkwürdige Geschichte, die mich immer wieder an den Stil von Regisseur Tim Burton erinnerte. Zwar konnte sie mich nicht völlig überzeugen, aber dennoch so anfixen, dass auch bereits ein zweites Buch des Autors einziehen durfte. Für mich handelt es sich hierbei also um ein Mittelding mit Sternchen und der Tendenz dennoch etwas Besonderes zu sein, denn ich habe das nagende Gefühl, dass hier viel bei der Übersetzung verloren ging. Wäre nur mein Französisch nicht so fürchterlich eingerostet… Ach, irgendwie habe ich doch mein Herz an Jack und die kleine Miss Arcacia verloren und ich bin mir sicher, dass das Buch nicht für jeden etwas ist, aber ich habe doch mein Herz an diese Geschichte verloren.