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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2019

Pierre geht wandern

Provenzalische Schuld
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Nicht nur Pierre Durand, auch wir Leser mögen den Bürgermeister Arnaud Rozier nicht wirklich. Es wundert also niemand, wieso seine Frau plötzlich verschwindet. Will sie sich vom Bürgermeister trennen, ...

Nicht nur Pierre Durand, auch wir Leser mögen den Bürgermeister Arnaud Rozier nicht wirklich. Es wundert also niemand, wieso seine Frau plötzlich verschwindet. Will sie sich vom Bürgermeister trennen, ist sie abgehauen oder ist ihr etwas passiert?

Zuerst nimmt man Nanettes Verschwinden nicht so ernst, aber als bekannt wird, dass in der Nähe zwei Frauen ermordet wurden, sind alle besorgt. Da Charlotte kurzfristig mit einem Catering beschäftigt ist, cancelt Pierre den Urlaub mit ihr und macht sich auf die Suche nach der Vermissten.

Dieser fünfte Fall ist äusserst spannend und führt Pierre auf so manche Wanderung und bringt ihn in Lebensgefahr. Der Leser erfährt sehr viel über Pierres Vergangenheit, führt ihn aber auch in andere Dörfer, zu anderen Polizeistationen und oft muss er entscheiden, wem er trauen kann.

Regional werden die diversen Probleme der Bauern angesprochen, sei es industrieller Art oder zum Beispiel betreffend der Auswilderung von Wölfen, die oft Herdetiere reissen. Dazu eine Regierung, die die Bauern anscheinend zu wenig unterstützt und damit einhergehend viele Existenzen auf dem Spiel stehen.

Fazit: Überraschend, pausibel und fesselnd erzählter fünfter Fall für Pierre Durand, der uns in das provenzalische Gebirge mitnimmt.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Zwischen Kultur, Politik und Pastis

Provenzalisches Feuer
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Dieser vierte Fall für Pierre Durand taucht tief ein in die Geschichte der Provence. Ein provenzalisches Feuer wütet, still und leise in den Köpfen einiger Okzitanien-Fans. Doch geht es hier tatsächlich ...

Dieser vierte Fall für Pierre Durand taucht tief ein in die Geschichte der Provence. Ein provenzalisches Feuer wütet, still und leise in den Köpfen einiger Okzitanien-Fans. Doch geht es hier tatsächlich darum, dass einige Menschen sich eine eigenständige Kultur wünschen oder um etwas ganz anderes?

Vielleicht hätte Journalist Maxim Sachet mehr gewusst, doch beim jährlichen Saint-Jean-Fest wird Maxim ermordet und da stellt sich natürlich die Frage, an welcher Geschichte er dran war. Hat sein Tod etwas mit der okzitanischen Musikszene zu tun oder dem angeblichen Selbstmord eines Schriftstellers vor über vier Jahren?

Dieser wollte Bücher über das Leben in Sainte-Valérie schreiben. Für die einen hätte das mehr Tourismus und mehr Geld bedeutet, für die anderen mehr Tourismus und das Verlieren des dörflichen Lebens. Die meisten wollten nicht, dass über sie geschrieben wird und vielleicht sogar ihre Geheimnisse öffentlich werden. Die Dorfbewohner schweigen, auch der alte Polizist, dessen Stelle Pierre Durand übernahm.

Es ist ein verzwickter Fall für Pierre Durand und seine Kollegen. Zwischen Kultur, Politik und Pastis geht er gründlich jeder Spur nach, muss sich sogar von Madame Duprais chauffieren lassen, aber am Ende löst er das fast perfekte Verbrechen.

Fazit: Spannender vierter Fall für Pierre Durand, bei dem man einiges über die okzitanische Kultur erfährt.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Macht glücklich

Glück ist meine Lieblingsfarbe
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Auf Autorin Kristina Günak wurde ich aufgrund eines anderen Buches, welches sie unter einem Pseudonym schreibt, aufmerksam. Bei "Glück ist meine Lieblingsfarbe" reizte mich der Handlungsort des Romans, ...

Auf Autorin Kristina Günak wurde ich aufgrund eines anderen Buches, welches sie unter einem Pseudonym schreibt, aufmerksam. Bei "Glück ist meine Lieblingsfarbe" reizte mich der Handlungsort des Romans, La Palma.

Auf der Kanareninsel in Bajo bei den drei Marias lebt seit drei Monaten Juli, die sich für eine unbestimmte Zeit von ihrem Versicherungsjob verabschiedete und nun herausfinden will, was sie wirklich machen möchte. In Bajo lebt sie in einer kleinen Kellerwohnung, ist mit ihrer Vermieterin und ihrem Nachbar, dem Postboten Pedro befreundet, sowie mit Malte und Patrick. Sie jobbt in einem Foodtruck und ist Dogsitter. Ihr gefällt ihr momentanes Leben, geniesst den Kontakt zu Menschen und Tieren und könnte wohl ewig so weiterleben, wenn ihr nicht ihre Familie im Nacken sitzen würden und alle tagelang nachfragen, wann Juli endlich wieder nach Hamburg zurück kehrt und einen vernünftigen Job annimmt.

Doch was ist schon vernünftig? Einen Arbeitsstelle zu haben, die einigermassen sicher ist und viel Lohn einbringt, man aber total unglücklich ist dabei, oder einen Job, der weder guten Lohn noch Ansehen bringt, man aber gewisse Freiheiten hat und sich einfach wohl und am richtigen Ort fühlt?

Diese Fragen diskutiert Juli unter anderem mit Quinn, den sie an einer Party kennenlernt. Quinn ist Deutscher und führt eine Maklerfirma auf der Insel. Quinn ist hilfsbereit und immer zu Stelle, doch manchmal hat er viel zu viel Angst und ist in Julis Augen zu verantwortungsbewusst. Was steckt dahinter?

Der Leser kann sich einige Dinge zusammen reimen, doch erst am Ende wird Quinns Geheimnis gelüftet. Aber auch Juli öffnet sich erst spät und erzählt, dass ihr Ausstieg noch einen weiteren Grund hatte. Quinn und Juli haben ihr Herz am rechten Fleck. Sie sind sich ähnlicher als auf den ersten Blick erscheint. Juli weiss nämlich genau, wie man Verantwortung übernimmt. Sie tut es bereits, ohne dass es ihr bewusst ist.

Kristina Günak ist mit "Glück ist meine Lieblingsfarbe" ein sehr schöner Roman gelungen, der nicht nur Lust auf die Insel macht, sondern auch eine zarte Liebesgeschichte enthält. Der Schreibstil ist einnehmend, die Geschichte unterhaltend, die Figuren sehr sympathisch - was will man mehr um beim Lesen glücklich zu sein?

Fazit: "Glück ist meine Lieblingsfarbe" zu lesen macht glücklich.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Ein Glücksort für alle

Das kleine Cottage am Meer
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Wenn man Lust auf einen schönen Wohlfühlroman hat, kann man praktisch immer zu Debbie Macombers Bücher greifen ohne enttäuscht zu werden. So gebe ich gerne auch eine Leseempfehlung für den Roman "Das kleine ...

Wenn man Lust auf einen schönen Wohlfühlroman hat, kann man praktisch immer zu Debbie Macombers Bücher greifen ohne enttäuscht zu werden. So gebe ich gerne auch eine Leseempfehlung für den Roman "Das kleine Cottage am Meer", in dessen Geschichte Annie Marlow das kleine Städtchen Oceanside gehörig aufmischt.

In Oceanside hat Annie in ihrer Kindheit die Sommerferien mit ihrer Familie verbracht und fühlte sich dort sehr glücklich. Eineinhalb Jahre nachdem Annie ihre Eltern und ihren Bruder durch einen Erdrutsch verloren hat, und sich seither zwischen Trauer und Behördengängen durchgeschlagen hat, fährt sie zurück nach Oceanside. Das erste Mal seit langem schläft sie wieder durch und beschliesst für ein Jahr hierhin zu ziehen.

Annie findet eine Stelle als Arztassistentin und auch das kleine Cottage von früher. Dort möchte sie wohnen, doch die Vermieterin stellt sich quer. Die Vermieterin ist Melly, deren Grosseltern Annie immer gern mochte. Annie erinnert sich an Melly, doch aus dem netten Mädchen wurde eine junge Frau mit einer Phobie. Melly will keinen Kontakt zur Aussenwelt und verlässt nie das Haus. Keaton versorgt sie mit Lebensmitteln und allem anderen, das sie zum Leben braucht.

Keaton war schon immer ein Aussenseiter. Seine Grösse und seine Wortkargheit sorgten in seiner Jugend für viel Spott. Der talentierte Maler hat ein Herz für Tiere und hilft in einem Tierheim mit. Vor 13 Jahre sah er Annie zum ersten Mal am Strand - und ist seither verliebt in sie. Deshalb traut er seinen Augen nicht, als er sie eines Tages am Strand sieht - aber sie ist es tatsächlich. Da er der einzige ist, der mit Melly umgehen kann, sorgt Keaton schliesslich dafür, dass Annie den Mietvertrag für ein Jahr bekommt.

Zwischen Annie und Keaton beginnt eine stille Freundschaft, aber Annie bringt auch Melly dazu, sich ein wenig zu öffnen. Wie Annie mit Melly umgegangen ist und Melly darauf reagierte, war richtig amüsant zu lesen. Obwohl Annie die Protagonistin ist, war ich von der rotzigen Melly so fasziniert, dass sie mein Monats-Lieblingscharakter wird.

Die Figuren, die allesamt Schweres erlebt haben, mochte ich total gerne. Die eckigen Charaktere treiben dem Leser ein Grinsen ins Gesicht und lassen die Augen glänzen vor Freude: Annie hat das Herz am rechten Fleck; Keaton zeigt seine Zuneigung durch seine Hilfsbereitschaft; Melly kommandiert herum, doch man merkt, dass sie dadurch trotzdem auf andere eingeht; Teresa lässt sich nicht unterkriegen. Auch Preston, Britt und Candi sind sehr nette Figuren.

Ich bewundere immer wieder, wie Debbie Macomber es schafft derart leichte, warmherzige und lebensbejahende Geschichten zu schreiben, obwohl ihren Figuren oft Schlimmes widerfahren ist. Wenn sie trotz allem nicht selbst noch ans Gute glauben, haben sie tief in ihren Herzen doch noch einen Funken Hoffnung vergraben, den andere, die an ihre Seite gestellt werden, heraus kitzeln.

Ein Pageturner durch und durch, ich war gefesselt von der Storyline und den kauzigen Charakteren und hab deshalb den Roman an einem einzigen Nachmittag ausgelesen.

Fazit: "Das kleine Cottage am Meer" ist nicht nur ein Glücksort für Annie, sondern auch für den Leser. Einfach bezaubernd.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Toller, undurchsichtiger erster Fall für Michalis Charisteas

Kretische Feindschaft
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Ich mag Krimis, die in Griechenland spielen - es gibt nur so wenige davon. Deshalb freute ich mich, als ich von diesem neuen Kriminalroman aus dem Fischer Verlag hörte.

Der Ermittler dieser Serie ist ...

Ich mag Krimis, die in Griechenland spielen - es gibt nur so wenige davon. Deshalb freute ich mich, als ich von diesem neuen Kriminalroman aus dem Fischer Verlag hörte.

Der Ermittler dieser Serie ist der 30jährige Kommissar Michalis Charisteas. Er ist auf Kreta aufgewachsen, seine ganze Familie lebt hier. Nach einigen Jahren in Athen kehrte er wieder zurück und arbeitet nun in Chania unter seinem Onkel Jorgos, dem Leiter der Mordkommission.

Zu Michalis Team gehört Assistentin Myrta, IT-Spezialist Christos und Pavlos Koronaios, sein Partner. Die zwei ergänzen sich gut, auch wenn das nicht immer sichtbar ist. Michalis hat den ultimativen Riecher wenn etwas faul ist, ist ruhig und hat den Überblick. Koronaios ist der forsche Typ, der sich öfters ärgert über angeblich unwissende Zeugen, aber auch wenn Michalis mal wieder das Gefühl hat, dass an der Situation was nicht stimmt; insgeheim bewundert er ihn dafür.

Dieses unstimmige Gefühl hat Michalis, als sie aufgeboten werden, den verschwundenen Bürgermeister von Kolymbari zu suchen. Die Kollegen vor Ort nerven sich über die Einmischung, die vom Gouverneur der Insel angeordnet wurde. Koronaios ist selbst nicht begeistert, denn es kam öfters vor, dass Bürgermeister Stellos mal für einen Tag verschwand und dessen Frau Fehlalarm auslöste. Doch dieses Mal ist Michalis sich sicher, dass etwas passiert sein muss. Erst recht, als am Tag darauf Stellos in seinem Wagen an einem Felsvorsprung aufgefunden wird und das Team vor Ort die Spurensicherung nicht aufbietet und das Ganze als Unfall betitelt. Michalis legt sich mit Jorgos und dem Polizeivorsteher an, die den Fall abschliessen. Was Michalis nur noch mehr motiviert auf eigene Faust zu ermitteln.

Doch der Zeitpunkt ist äussert schlecht. Denn seine deutsche Freundin Hanna landet am Tag als Stellos vermisst wird in Heraklion. Die ganze Charisteas-Familie - bestehend aus den Eltern Loukia und Takis, Bruder Sotiris und Schwester Elena - sie alle rufen alle paar Stunden an und fragen nach, ob er es schafft sie abzuholen. Und als sie dann endlich da ist, haben die zwei kaum eine ruhige Minute vor lauter Familie. Die erst noch nicht versteht, wieso Hannah in Ruhe in ihrem Zimmer arbeiten will und dies nicht unten in der Taverna tut. Aber Hannah ist sympathisch, selbstständig und weiss die Griechen zu nehmen, was für viele Schmunzler sorgt.

Familie ist das Top-Thema in "Kretische Feindschaft" - privat und auch in Michaelis aktuellem Fall. Ich kann mir vorstellen, dass das Thema für einige Leser zu ausführlich behandelt wird. Doch das braucht es, einerseits ist Familie für Griechen wichtig und dann ist es der erste Teil einer Serie, in dem üblicherweise alle Beteiligten vorgestellt werden. Familie Charisteas mit ihrer Taverne im Hafen wird sicher auch in den weiteren Fällen eine grosse Rolle spielen. Andererseits ist es für den Fall interessant, dass eine funktionierende, gut miteinander arbeitende Familie charakterisiert wird und daneben eine Familiengemeinschaft gezeigt wird, die aufgrund vieler Geheimnisse ausser Kontrolle gerät.

So wie Michalis dargestellt wird - freundlich, aber stur wenns drauf ankommt und mit einem geschulten Auge für Details - freue ich mich auf weitere Fälle mit ihm und seinem Partner Koronaios.

Fazit: Der tolle Auftakt hat mich unterhalten und amüsiert, der Krimi gehört nicht nur in den Griechenland-Urlaub-Koffer gepackt. Neben viel Lokalkolorit und Raki erwartet den Leser auch einen spannenden, undurchsichtigen Fall.
5 Punkte.