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Sadie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Sehr unterhaltsam, weitaus besser als erwartet und sehr komisch

Scharnow
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Zunächst muss ich einmal sagen, dass ich weder ausgewiesener Ärzte- noch Bela-B-Fan bin, sodass ich ziemlich unvereingenommen an die Sache herangegangen bin. Ich habe mir das Hörbuch gegönnt.

Und ich ...

Zunächst muss ich einmal sagen, dass ich weder ausgewiesener Ärzte- noch Bela-B-Fan bin, sodass ich ziemlich unvereingenommen an die Sache herangegangen bin. Ich habe mir das Hörbuch gegönnt.

Und ich wurde nicht enttäuscht: Scharnow ist wirklich ein außergewöhnlich unterhaltsamer Roman, weitaus skurriler und lustiger, als ich gedacht hätte. Und wir reden hier nicht über billigen Schenkelklopferhumor, sondern wahrlich bizarre Charaktere in abgedrehten Situationen, die so gut poinitert beschrieben und verewigt werden, dass sich - zum Glück - kein Klamauk einstellt. Das hätte auch in die Hose gehen können, aber Herr Felsenheimer wahrt gekonnt die Balance.

Das Buch spielt in einem zeimlich eng gesteckten Zeitrahmen in dem fiktiven Ort Scharnow in Brandenburg, nahe Berlin. Hier tummeln sich Menschen wie du und ich - oder etwa nicht? Es gibt einsame Frauen, rebellische Mangamädchen, zerstrittene Brüder, keifende Omis, kuriose Bünde und Männer, die in einer Art Mischung aus Reichsbürgerideologie und Verschwörungswahn die Welt vor telepathischen Tieren retten wollen. Das klingt alles ziemlich abgedreht, und sicher ist es hier und da überspitzt, in Form von bizarrer Satire, aber es steckt so viel Wahres drin. Zum Glück und leider gleichermaßen.

Die Dinge, die in Scharnow passieren, geschehen innerhalb kürzester Zeit - gut die erste Hälfte des Buches spielt an einem einzigen Tag. Der Erzähler fliegt quasi über die Szenerie, beobachtet alles und jeden, mal mit dem Blickwinkel des syrischen Flüchtlings, mal durch die Augen zweier sich hassender Brüder, mal als tierliebende Kassiererin. So wird manche Szene durchaus doppelt beschrieben - und zwar so, dass man meinen könnte, zwei völlig unterschiedliche Handlungen zu erfahren. Verschiedene Wahrnehmungen und Blickwinkel, jeweils durch den ganz eigenen Filter des Betrachtenden, stellt Bela hier wirklich gut gelungen dar. Ich würde sogar soweit gehen, diese Art des Erzählens, die wechselnden POVs und verschiedenen Stimmen der Jetztzeit, bis zu einem gewissen Grad mit meiner heiß geliebten Vernon Subutex-Trilogie zu vergleichen - die Bizarro-Variante sozusagen ;)

Nicht verschwiegen werden sollte, dass in dem Buch einige wenige fantastische Elemente vorkommen. Es hält sich aber im Rahmen, mir wurde es nur zum Schluss hin etwas too much, aber ich bin da auch sehr empfindlich. Die Realität, wenn auch eine absurde, steht schon im Vordergrund.

Tl;dr: Sehr unterhaltsam, weitaus besser als erwartet und sehr komisch - allein der Supermarktüberfall und alles drumherum war ganz großes Kino. Hossa!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Besser als gedacht!

Warm bodies
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Hat meine Erwartungen sehr übertroffen. Erwartet habe ich die übliche YA-Liebesgeschichte mit Zombieelementen als Würze. Zum Glück habe ich weit mehr bekommen: Eine wirklich schön geschriebene Geschichte ...

Hat meine Erwartungen sehr übertroffen. Erwartet habe ich die übliche YA-Liebesgeschichte mit Zombieelementen als Würze. Zum Glück habe ich weit mehr bekommen: Eine wirklich schön geschriebene Geschichte einer selbstzerstörenden Gesellschaft und das Verlangen nach dem Guten, das dort noch irgendwo versteckt sein muss. Hört sich nach viel an, aber das Buch kommt ohne erhobenen Zeigefinger aus.

Es ist - nicht mehr und nicht weniger - ein schönes Leseerlebnis, gut geschrieben, mit Referenzen an eine Geschichte à la Romeo und Julia und dystopischer Literatur. Die Erzähler wechseln, es ist flott geschrieben - wenn man bedenkt, dass ich kein großer Freunde von Zombiethemen bin und ein etwas albernes YA-Buch erwartet habe, war das eine willkommen, unterhaltsame und sehr liebenswürdige Überraschung.

Hat mir sehr viel Spaß gemacht!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Gelungenes Add-on

Die Känguru-Apokryphen
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Jaaa, sehr schön. War mehr "back to the roots" und hat mir daher wieder deutlich besser als der - für mich - zu storylastige dritte Teil der Trilogie gefallen. Wer also die kleinen, aber feinen und sehr ...

Jaaa, sehr schön. War mehr "back to the roots" und hat mir daher wieder deutlich besser als der - für mich - zu storylastige dritte Teil der Trilogie gefallen. Wer also die kleinen, aber feinen und sehr lustigen Alltagsbeobachten von, mit und zwischen Marc-Uwe und dem Känguru sucht, die anekdotisch erzählten Häppchen, wird hier auf seine Kosten kommen. Und - na klar - auch wieder sehr schön vorgetragen.

Am liebsten wäre mir ja so eine Art wöchentliches Update der beiden über die aktuelle Lage der Nation - so wie ein regelmäßiger Comicstrip, nur in Podcastform. Geschäftsidee? (hehe). Denn zu kommentieren gibt es dieser Tage viel, und je politischer die beiden werden, desto mehr mag ich es. "Entnazifizierung" war z.B. eines meiner Highlights dieses Bandes, doch auch alle anderen Anspielungen zu AfD, Trump und Co. waren erhofft und sehr willkommen (hätten ruhig noch mehr sein dürfen).

Schön auch, dass wieder ein paar running gags dabei waren, z.B. Open Schnick, VX 2000 und das stets willkommene "Ach, das hast du gehört?" mit zwinkerndem Gruß an alle Verschwörungstheoretiker. Das reicht mir an dieser Stelle auch schon an Struktur bzw. rotem Faden, da bin ich mehr als zufrieden gestellt.

Fun fact zum Schluss: Ich habe erst vor zwei Tagen Deadpool 2 gesehen, und zwar bis zum Ende nach dem Ende nach dem Ende. Entsprechend habe ich natürlich auch hier durchgehalten, bis Audible mich verabschiedet hat. Und Marc-Uwes Schlussbemerkung verdient alle Liebe, die es gibt, sein Herz sitzt eben am richtigen Fleck <3

Veröffentlicht am 14.05.2019

Hach, was für ein Spaß!

Die Känguru-Chroniken (Känguru 1)
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Ich muss lange unter einem Stein gelebt haben, denn ich habe erst vor ein paar Monaten gecheckt, dass es sich bei der Känguru-Trilogie nicht nur um platten, "tierischen" Humor, sondern in vielen Momenten ...

Ich muss lange unter einem Stein gelebt haben, denn ich habe erst vor ein paar Monaten gecheckt, dass es sich bei der Känguru-Trilogie nicht nur um platten, "tierischen" Humor, sondern in vielen Momenten eher um eine satirisch angehauchte, linke Gesellschaftskritik in Form eines kommunistischen, Nirvana hörenden, recht aggressiven Kängurus handelt. Und was soll ich sagen - genau mein Ding. Ein hoher leise verschmitzt kichernd-Faktor mit gelegentlichen brüllendem Lachen. Meine Lieblingsmomente - unter vielen - waren vermutlich Baader-Meinhof-Quartett/RAF-Schach (ist halt eines meiner Lieblingsthemen), Franz Josef Strauss und so ziemlich alles, was Marc und das Känguru gemeinsam aushecken und gegen Dritte richten (Schmidtchen, McDonald's...).

Ich muss allerdings ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, ob es mir als Buch auch genau so 4-Sterne-gut gefallen hätte. Für mich kam es durch die wirklich geniale Lesung des Autors erst so richtig zum Leben. Er liest sich selbst und das Känguru einfach unfassbar gut, und ich freue mich schon auf die weiteren Teile, in denen der gesellschaftskritische Aspekt gerne noch stärker ausgeprägt sein darf.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Die Fortsetzung der E-Mail-Beziehung von Emmi und Leo.

Alle sieben Wellen
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Nicht so gut wie "Gut gegen Nordwind". Vielleicht, weil die Idee, die im ersten Teil noch so neu war und so oft überrascht hat, jetzt eben schon bekannt ist. Vielleicht, weil das Ende des ersten Teils ...

Nicht so gut wie "Gut gegen Nordwind". Vielleicht, weil die Idee, die im ersten Teil noch so neu war und so oft überrascht hat, jetzt eben schon bekannt ist. Vielleicht, weil das Ende des ersten Teils so schön überraschend war, dass es eigentlich keiner Fortsetzung bedurft hätte - oder hat Herr Glattauer etwas das Ende bewusst so gestaltet, um notfalls eine Fortsetzung hinterherschieben zu können? Dazu passt auch, dass in "Alle Sieben Wellen" einige Themen aufgegriffen werden, die im ersten Band nicht zu Ende geführt werden (und es meiner Meinung nach auch nicht gemusst hätten), z.B. Emmis Reaktion, als sie endlich erfährt, dass Bernhard ihre Mails gelesen hat. Was mich auch noch gestört hat, ist, dass alles etwas gehetzt scheint. Das, was das erste Buch ausgemacht hat, dies ständige herumtänzeln um das erste Treffen und die mögliche folgende Enttäuschung, spielt hier überhaupt keine Rolle mehr, ein Treffen folgt dem nächsten, zack, zack, zack. Okay, ich sehe ein, dass sich die Charaktere weiter entwickeln und etwas Neues probieren müssen, es waren mir einfach nur 2-3 Treffen zu viel.

Ich meckere einfach nur, weil die Fortsetzung nicht mit dem ersten Teil mithalten kann, was aber auch wahrlich schwer wäre und was ich auch gar nicht erwartet habe. Gut gefallen haben mit die neuen Varianten, z.B. jetzt mal Leo als "den Vergebenen" zu erleben. Und noch immer ist der Schreibstil der beiden flott, amüsant und einfach spaßig zu lesen, auvh wenn die Mails nicht mehr ganz so viel Tiefe haben wie im ersten Teil. Trotzdem st es immer noch ein gutes, unterhaltsames und empfehlenswertes Buch.