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Veröffentlicht am 17.10.2016

Europa aus chinesischer Perspektive

Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa
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Christoph Rehage hat einige Jahre in China gelebt, bereits ein Buch über seinen Fußmarsch durch dieses Land verfasst, das auch auf Chinesisch übersetzt wurde, und erlangte durch seine Kommentare auf Weibo ...

Christoph Rehage hat einige Jahre in China gelebt, bereits ein Buch über seinen Fußmarsch durch dieses Land verfasst, das auch auf Chinesisch übersetzt wurde, und erlangte durch seine Kommentare auf Weibo sogar einen gewissen Ruhm.
Als er vor einigen Jahren in der Münchner Innenstadt einer chinesischen Reisegruppe begegnete, kam ihm die Idee für ein neues Projekt: Er wollte sich einer solchen Gruppe anschließen und dokumentieren, wie die Chinesen Europa wahrnehmen.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten bei der Auswahl des Reiseveranstalters kann er seinen Plan schließlich umsetzen und landet an einem kalten Februarmorgen gemeinsam mit 12 Chinesen auf dem Münchner Flughafen.
Eine Tour durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Frankreich steht ihnen bevor. Zu Beginn wird er von seinen Mitreisenden noch etwas misstrauisch beäugt, bald haben sie ihn aber als einen der ihren akzeptiert und lassen ihn an ihren Gedanken und Erlebnissen teilhaben.
So entsteht ein flott geschriebenes Portrait einer Reise, die unter anderem von schlechtem Gruppenessen, langen Busfahrten und ausgedehnten Shopping-Aktivitäten geprägt ist. Die Chinesen zeigen sich begeistert von der Höflichkeit der Europäer und der guten Luftqualität, nur mit den Toiletten sind sie nicht recht zufrieden.
Über diese Geschehnisse wird großteils in Wir-Form erzählt, sodass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst mitten drin und Teil der Gruppe zu sein.
Im letzten Abschnitt besucht der Autor seine Reisegefährten dann in ihren Heimatorten und gibt Einblicke in ihre Lebensrealitäten, die aus europäischer Sicht nicht nur im örtlichen Sinne weit entfernt scheinen.

Obwohl der Inhalt eigentlich ziemlich banal ist, weil auf der Reise nichts wirklich Außergewöhnliches passiert, ist es doch interessant, die Chinesen zu begleiten.
Ich kann mich zwar des Eindrucks nicht erwehren, dass hier einiges beschönigt wurde, es ist schwer vorstellbar, dass es auf einer 14-tägigen Reise keine größeren Probleme oder Konflikte gegeben haben soll, davon abgesehen hat mir das Buch aber sehr gut gefallen.


Veröffentlicht am 25.09.2016

Das Buch zur Sendung

Was gibt es Neues?
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Dieses Buch wird Fans der freitäglichen ORF-Show sicher begeistern, ist aber auch sonst für all jene geeignet, die ihren Fundus an unnützem Wissen erweitern wollen.

Zunächst gibt es allgemeine Informationen ...

Dieses Buch wird Fans der freitäglichen ORF-Show sicher begeistern, ist aber auch sonst für all jene geeignet, die ihren Fundus an unnützem Wissen erweitern wollen.

Zunächst gibt es allgemeine Informationen zur Sendung, eine kurze Vorstellung der regelmäßigen Mitglieder des Rateteams, sowie einige Blicke hinter die Kulissen, bei denen unter anderem erklärt wird, welche Kriterien bei der Entscheidung, welche Fragen es ins Fernsehen schaffen, herangezogen werden.
Der Hauptteil besteht aus einer Auswahl der interessantesten und witzigsten Fragen der letzen 10 Jahre – natürlich einschließlich der korrekten Antwort, wobei meist zusätzlich auch einige zwar naheliegende, aber leider falsche Alternativen angeführt werden. So kann man hier, neben vielem anderen, etwa nachlesen, worum es sich bei einem „Lochgucker“ oder einer „Hurratüte“ handelt, oder weshalb die Manager eines deutschen Chemiekonzern immer eine Keksdose bei sich haben müssen.
Abgerundet wird das Ganze durch ein Vorwort von Oliver Baier sowie ein Nachwort von Michael Niavarani, wobei Letzterer sich offensichtlich größte Mühe gegeben hat, das passende „Wort“ zu finden.

Ebenfalls positiv erwähnenswert sind das Stichwortverzeichnis und das Personenregister am Ende des Buches.

Die Lektüre gestaltet sich sehr kurzweilig und es ist immer wieder erstaunlich, zu welch abenteuerlichen Assoziationen manche Begriffe führen können, wenn man nicht weiß, in welchem Zusammenhang sie üblicherweise verwendet werden.

Veröffentlicht am 25.09.2016

200 ereignisreiche Jahre

14 Ereignisse, die die Welt verändert haben
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Aus Anlass des Gedenkjahres 2014 sind ja eine Reihe von Büchern erschienen. Dieses sticht aber hervor, weil es sich nicht nur mit einem Ereignis befasst, sondern den ganzen Zeitraum seit dem Beginn des ...

Aus Anlass des Gedenkjahres 2014 sind ja eine Reihe von Büchern erschienen. Dieses sticht aber hervor, weil es sich nicht nur mit einem Ereignis befasst, sondern den ganzen Zeitraum seit dem Beginn des Wiener Kongresses im Oktober 1814 beleuchtet. In diesen 200 Jahren haben sich die Welt(poltik) sowie auch das Leben der einfachen Menschen, zumindest in den Industrienationen, wohl stärker gewandelt als in den 2.000 Jahren zuvor.

Mit diesen Änderungen befassen sich Hannes Androsch und seine Mitautorinnen– und autoren. Sie haben 14 Schlüsselszenen ausgewählt, deren Vorgeschichte, vor allem aber auch deren Nachwirkungen ausführlich geschildert werden.
Dabei wird ein breites Themenspektrum abgedeckt. Natürlich sind politische Sachverhalte häufig vertreten – so dient beispielsweise die Nobelpreisverleihung an Bertha von Suttner als Ausgangspunkt für eine Betrachtung der Geschichte der Frauenbewegung und die Unterzeichnung der Vertrages von Nanjing 1842 bietet den Auftakt für eine Analyse der vergangenen und zukünftigen Stellung Chinas – es finden sich aber unter anderem auch Beiträge zu Medizin (wie die durch Ignaz Semmelweis angestoßene Revolutionierung der Geburtshilfe), Wissenschaft (Kurt Gödels Auftritt bei der Königsberger Tagung 1930, der die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit der Mathematik offenbarte) oder Kultur (etwa die Ausstrahlung des ersten Tonfilms 1927). Zuletzt wird sogar ein Ausblick in die Zukunft gewagt.

Die Texte sind sachlich gehalten, wenngleich es sich nicht vermeiden lässt, dass gelegentlich die persönliche Meinung des Autors durchscheint.
Für alle an Geschichte Interessierten bietet dieses Werk also einen informativen Überblick über wichtige historische Entwicklungslinien der letzten Jahrhunderte, die unser Leben auch heute noch auf die eine oder andere Weise beeinflussen. So werden spannende Hintergründe und Zusammenhänge offenbar und es regt teilweise auch zu weiteren Nachforschungen an.

Veröffentlicht am 25.09.2016

Der Mensch und das Universum

Das Universum in dir
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Wie weit in der Vergangenheit muss man ansetzen, wenn man den Weg verfolgen will, der letztlich zum Menschen führte?
Neil Shubin beginnt seine Betrachtungen vor 13,7 Milliarden Jahren mit dem Urknall ...

Wie weit in der Vergangenheit muss man ansetzen, wenn man den Weg verfolgen will, der letztlich zum Menschen führte?
Neil Shubin beginnt seine Betrachtungen vor 13,7 Milliarden Jahren mit dem Urknall und zeichnet verschiedene Entwicklungen nach, die sich als für die Entstehung des Menschen bedeutsam erweisen sollten. Er berichtet, woher die Elemente, aus denen unser Körper aufgebaut ist, stammen, wieso die Erde zu einem lebensfreundlichen Ort wurde, wie sich die Umweltbedingungen im Laufe der Jahrmillionen änderten, was die Auffaltung des Himalaya mit der Art, wie wir Farben wahrnehmen, zu tun hat und vieles mehr.

Der Autor referiert dabei nicht nur die Fakten, sondern erzählt auch von der Art, wie neue Erkenntnisse gewonnen wurden, und den Forschern, die dabei eine wichtige Rolle spielten. Weiters lässt er immer wieder Anekdoten aus seiner eigenen Laufbahn als Wissenschaftler einfließen, vor allem von seinen Expeditionen zur Fossiliensuche, die ihn oftmals in unwirtliche Weltgegenden führten.

So entsteht ein leicht lesbares und lebendiges Werk, das interessante Einblicke bietet, sowohl in die Geschichte des Universums und den Verlauf der Evolution, als auch in die praktische Tätigkeit derjenigen, welchen wir unser diesbezügliches Wissen verdanken.

Bei der Behandlung eines derart langen Zeitraums und der daraus resultierenden Fülle an Inhalten, bleibt es nicht aus, dass manche Themen eher oberflächlich erläutert werden. Dafür entschädigt aber das hervorragende Literaturverzeichnis, das sowohl Bücher und Artikel aufführt, die sich an Laien, wie auch solche, die sich an Experten richten.

Veröffentlicht am 25.09.2016

Düstere Geheimnisse

Die Kapelle im Moor
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Diese Geschichte führt uns in das von einem Moor umgebene westfälische Dorf Ahlbeck des Jahres 1668, wo einige dunkle Geheimnisse auf ihre Enthüllung warten. Vor beinahe 20 Jahren hatten drei Männer einen ...

Diese Geschichte führt uns in das von einem Moor umgebene westfälische Dorf Ahlbeck des Jahres 1668, wo einige dunkle Geheimnisse auf ihre Enthüllung warten. Vor beinahe 20 Jahren hatten drei Männer einen schwer verletzten, scheinbar toten, Säugling im Moor vergraben. Nur der zufälligen Anwesenheit der fahrendes Gauklers Roloff Wagenknecht war es zu verdanken, dass der Knabe überlebte.
Nun kehrt der von seinen Zieheltern Daniel Genannte als junger Mann erstmals an den Ort seiner Geburt zurück. Er ist fest entschlossen, das Rätsel um seine Herkunft zu lösen und sich an den Übeltätern von damals zu rächen.
Im Rahmen seiner Nachforschungen, während derer er sich als Theologiestudent ausgibt, lernt er unter anderem einige seltsame Familien kennen, trifft auf einen Pater, der die Rückkehr des Teufels erwartet, und kommt eigenartigen Vorgängen in der Nähe der holländischen Grenze auf die Spur.

Das Ambiente, in dem dieser Roman angesiedelt ist, wirkt ziemlich düster, immer wieder gibt es Ausflüge ins Moor, häufig zur Nachtzeit, und Ahlbeck scheint keinen einzigen wirklich sympathischen Bewohner zu haben. Dafür zerstrittene Familien, religiöser Fanatismus, Gewalt(androhungen), Verbrechen und Lügen allerorten.
Daniels Ziehfamilie sowie die sonst noch auftretenden Gaukler und Bettler machen da schon einen positiveren Eindruck. Zwar sind sie kleineren Gaunereien nicht abgeneigt und es finden sich einige eigenwillige Charaktere darunter, dies sorgt aber für einigen Unterhaltungswert und sie zeigen jedenfalls mehr Anstand als viele „ehrenwerte“ Ahlbecker.

Der Erzählstil ist eher sachlich, an manchen Stellen beinahe distanziert, dennoch gelingt es gut, in die Handlung einzutauchen. Die Geschichte ist spannend und kann mit einigen interessanten Wendungen aufwaten, auch werden die Lebensbedingungen der damaligen Zeit anschaulich beschrieben. Manches wirkt zwar etwas unrealistisch, trotzdem ein lesenswerter historischer Roman, der, obwohl er eigentlich im Sommer spielt, eher eine Herbst/Winterstimmung erzeugt.