Lustig mit ernsten Hintergründen
Darum geht es:
Der Autor wurde als Säugling adoptiert - er hat einen iranischen Vater, seine Adoptiveltern leben mit ihm in einem Dorf in Niedersachsen, in dem er der einzige mit etwas dunklerer Haut ...
Darum geht es:
Der Autor wurde als Säugling adoptiert - er hat einen iranischen Vater, seine Adoptiveltern leben mit ihm in einem Dorf in Niedersachsen, in dem er der einzige mit etwas dunklerer Haut ist. Da er seine leiblichen Eltern bis ins Erwachsenenalter nicht kennt und in Deutschland bei deutschen Eltern aufwächst, ist er gleichzeitig heimisch und fühlt sich doch immer irgendwie fremd, weil er durch seine Hautfarbe immer wieder auffällt.
In seinem Buch erzählt er die lustigen und skurrilen Geschichten, die sich aus dieser "Bombenstimmung" ergeben. Das ist teilweise zum Brüllen komisch, an deren Stellen bleibt einem das Lachen auch im Halse stecken.
Und so fand ich es:
Bombenstimmung ist ein gleichzeitig lustiges und sehr ernstes Buch, aus dem man viel über die Themen Adoption und "Fremdsein" in allen Facetten lernen kann.
Obwohl die Geschichten mit Humor erzählt werden, gleitet das Buch nie ins Alberne ab und der ernste Hintergrund der Situation bleibt präsent.
Der Autor macht damit auf sehr eindrückliche Weise deutlich, was es bedeutet, an die eigene Geschichte nicht heranzukommen und einen Teil der eigenen Identität nicht zu kennen.
Ich empfehle das Buch besonders allen Adoptiv- und Pflegeeltern, nicht nur, aber besonders auch denen, die ein Kind mit anderer Hautfarbe bei sich aufnehmen möchten oder bereits aufgenommen haben.
Dass das Buch dann auch noch tolle und entspannende Unterhaltung ist, ist natürlich ein besonderer Gewinn.
Schreibstil und Cover:
Der Autor schreibt flüssig und unterhaltsam, die Dialoge sind spritzig und die komischen Situationen, die sich aus seiner Lebensgeschichte ergeben, sehr schön zugespitzt, was das Lesen zu einem besonderen Vergnügen macht. Der Autor beherrscht jedoch nicht nur die lustigen, sondern auch die leisen Töne und weiß, wann die Geschichte ernst bleiben darf und sollte. Das sorgt dafür, dass das Buch eben nicht nur reine Unterhaltung ist, sondern auch informativ für all jene, die wissen möchten, wie sich ein adoptiertes Kind fühlt.
Das Cover ist spritzig und lustig, denn es zeigt den im Titel angekündigten Terroristen mit der Bombe, die zur Bombenstimmung gehört. Das passt zum Buch, weil die Lebenssituation des Autors, der als einziger Dunkelhäutiger in einem niedesächsischen Dorf aufwächst, vor allem in ihren humorvollen Facetten beleuchtet wird.
Was mich am Cover ein wenig stört, ist die Tatsache, dass der klamaukige Aspekt der Geschichte durch die Überzeichnung des dunkelhäutigen Jungen mit der Bombe in der Hand sehr stark betont wird. Das Buch hat aber auch ernste und tiefgründige Aspekte der Geschichte zu bieten, die durch das Cover erst einmal nicht abgebildet werden. Damit ist das Cover zwar ein Hungucker und lädt dazu ein, nachzuforschen, was es mit der "Bombenstimmung" auf sich hat, bildet aber nicht die gesamte Bandbreite des Buches ab.