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Veröffentlicht am 28.07.2019

Schwarzer See

Schwarzer See
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Fünfzehn Jahre ist es her seit Emma einen unbeschwerten Sommer im Camp Nightingale am Lake Midnight verbringen wollte. Zufällig teilte sich Emma die Hütte mit drei älteren Mädchen Vivian, Natalie und Alison ...

Fünfzehn Jahre ist es her seit Emma einen unbeschwerten Sommer im Camp Nightingale am Lake Midnight verbringen wollte. Zufällig teilte sich Emma die Hütte mit drei älteren Mädchen Vivian, Natalie und Alison von denen Vivian die Anführerin zu sein scheint, ihr folgen alle, was sie sagt ist Gesetz aber Vivian ist zudem auch noch nett und hilfsbereit Emma gegenüber, nachdem diese ihr gleich zu Beginn die Stirn bietet.Seit dem Verschwinden der drei Mädchen plagt Emma das schlechte Gewissen.

Emma verarbeitet diese Zeit mit dem Malen düsterer Bilder und steht kurz vor ihrem Durchbruch als Künstlerin. Als sie eine Einladung der Besitzerin des Camps Franny Harris bekommt, diese will das Camp wieder eröffnen und Emma soll als Kunstlehrerin dort arbeiten.

Nach kurzem Zögern nimmt Emma das Angebot an, fest entschlossen herauszufinden was in jener Nacht geschah. Im Camp trifft sie auf einige Personen die schon damals dort waren, die Familie Harris mit den Söhnen Chet und Theo, Lehrer, Betreuer, Hausmeister, es gibt viele Verdächtige.

Als sich die Ereignisse wiederholen und wieder 3 Mädchen verschwinden setzt sie alles daran die Kinder zu retten.

Das Verschwinden von Kindern, deren Verbleib niemals geklärt werden konnte, ist in der Literatur nicht neu um so schwieriger ist es für Autoren, das Thema so zu verarbeiten das es spannend und mitreißend ist, das ist Riley Sager hier durchaus gelungen.

Fast Kapitelweise wechselt die Geschichte von der Gegenwart in die Vergangenheit und mit jedem Wechsel kommen mehr Informationen zutage. Schicht für Schicht legt er die Wahrheit frei.

Dank der ruhigen Erzählweise, ist die unterschwellige düstere Atmosphäre die für Emma über dem Sommercamp liegt kontinuierlich spürbar. Emma misstraut Francis und ihrer Familie, als Teenager beschuldigte sie den älteren Sohn etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun zu haben und als sie ein Tagebuch findet, das Vivian, eines der verschwunden Mädchen geschrieben hat, scheint sich ihr Verdacht, zu bestätigen.

Ich habe mich immer wieder gefragt, was Francis damit bezweckt Emma im Camp anzustellen, ist sie so nett und freundlich wie sie tut, liegt ihr das Wohlergehen der Mädchen und auch das Emmas so sehr am Herzen oder will sie Rache dafür das Emma ihren Sohn beschuldigte?

Auch die Rollen der anderen sind eher undurchsichtig, mit geschickt platzierten Worten rückt der Autor mal diesen mal jenen in den Focus meiner Verdächtigungen.

Die Story lebt von ihrer Atmosphäre, eher ruhig führt der Autor durchs Buch, er baut die Spannung langsam auf, er weckt die Neugier des Lesers auf das was geschah und auf das was in der Gegenwart geschieht.

Ich vergebe eine volle Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Zu Staub

Zu Staub
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Die beeindruckendsten Bücher, sind oft die, deren Geschichte sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen lässt.

Zu Staub

gehört auf jeden Fall in diese Kategorie.

Zwei Brüder treffen sich am Zaun, der ...

Die beeindruckendsten Bücher, sind oft die, deren Geschichte sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen lässt.

Zu Staub

gehört auf jeden Fall in diese Kategorie.

Zwei Brüder treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt. Tief im Outback sind sie einander die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt.

Dieser Satz aus dem Klappentext vermittelt einen guten Eindruck der Ausdehnungen des australischen Outbacks. Wer sich hier verirrt oder schlecht ausgerüstet unterwegs ist, ist schon verloren. Das wusste natürlich auch Cam, der mittlere Bruder Bub und Nathans und doch starb Cam qualvoll am Stockman Grab.
Der herbeigerufene Polizeibeamte und der Sanitäter Steve können keinerlei Gewalteinwirkung feststellen, sie vermuten Selbstmord, auch wenn der allseits beliebte Cam keinen Grund dazu hatte, er ist glücklich verheiratet, hat zwei Töchter und auf der Farm steht alles zum Besten.

Zu Staub, ist kein Krimi, diese Genre Einordnung gefiel mir schon nicht bei The Dry, dem ersten Buch das ich von Jane Harper las, aber jetzt ich wusste ja das ich keinen klassischen Krimi erwarten konnte.
Zu Staub ist ein Roman, er erzählt die Geschichte der Brüder. Ihrer Kindheit und Jugend auf der elterlichen Farm. Zeiten die geprägt waren von ihrem gewalttätigen Vater.
Hauptsächlich wird die Geschichte Nathans erzählt, den man durchaus als Hauptprotagonist bezeichnen kann. Nathan wird von den Einheimischen, wegen eines schwerwiegenden Fehlers den er während seiner Scheidung machte, geächtet. Kontakt hat er fast nur noch zu seiner Familie und auch den nur noch sporadisch. Nach und nach offenbart sich die Wahrheit, die Wahrheit über die Vergangenheit und die Gegenwart und die Wahrheit darüber warum Cam starb. Zu diesem Punkt legt die Autorin immer wieder neue Spuren, immer wieder rätselte ich, was geschehen war und was die Person, die gerade im Focus der Erzählung stand damit zu tun haben könnte.
Ich habe dieses Buch in einer Nacht durchgelesen, dieses Vergnügen hatte ich schon lange nicht mehr. Dazu mussten natürlich mindestens zwei Faktoren zusammen kommen. Der erste: Niemand da den meine Leselampe stört. Und zweitens ein Buch das ich einfach nicht aus der Hand legen konnte.
Jane Harper hat mich mitgenommen ins Outback, ich spürte die gnadenlose Hitze, den roten Staub der sich auf alles legt und die Einsamkeit.
Ich bin immer noch fasziniert von der Erzählkunst der Autorin, ihre Beschreibungen machen die handeln Personen lebendig ich konnte jeden Schritt, den sie taten, nachvollziehen und verstehen.

Natürlich ist mir bewusst das bei einer Übersetzung auch immer die Übersetzer von großer Bedeutung sind, leider wird dieser Umstand viel zu selten erwähnt. Diesmal führt aber kein Weg daran vorbei:

Ulrike Wasel und Klaus Timmermann haben einen großartigen Job gemacht.

Ich vergeben für Zu Staub eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Wenn ich tot bin

Wenn ich tot bin
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Nach 10 Jahren kehrt die mittlerweile 19 jährige Madelin überraschend nach Hause zurück, sie wurde von einer Spaziergängerin vollkommen verängstigt in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen und nach Hause ...

Nach 10 Jahren kehrt die mittlerweile 19 jährige Madelin überraschend nach Hause zurück, sie wurde von einer Spaziergängerin vollkommen verängstigt in der Nähe ihres Zuhauses aufgegriffen und nach Hause gebracht.
Kurz nachdem ihre Tochter verschwand, lernte Susan ihren zweiten Mann Stuart kennen, der ihr Halt und Trost gab und mit dem sie eine 8 jährige Tochter hat.

Nachdem die junge Frau von der Polizei vernommen wurde und sich Madelin und ihre kleine Schwester Harper in der Obhut einer Psychologin befinden, begeht Susan einen fatalen Fehler, sie lässt die Mädchen kurz allein um einkaufen zu gehen. Als sie zurückkehrt, liegt ihr Mann schwerverletzt in der Küche, Harper spricht kein einziges Wort und Madelin ist erneut verschwunden. Hat ihr Entführer sie gefunden und zurückgeholt oder konnte die junge Frau fliehen wie verschiedene Meldungen vermuten lassen?

Was dann passiert, scheint auf den ersten Blick, schon sehr vorhersehbar. so vorhersehbar das ich mich fragte, womit die Autorin Karen Sander die restlichen Seiten gefüllt hat, damit ich mich nicht langweile? Ich habe mich selten so geirrt, denn ich wurde mehr als positiv überrascht.
Karen Sander wartet mit Wendungen auf, die der Geschichte immer einen neuen Kick geben. Der Satz "Nichts ist wie es scheint" zu Beginn des Klappentextes ist durchaus wörtlich zu nehmen.
Karen Sander erspart sich allzu genaue Beschreibungen von dem was Madelin erlebt hat, sie deutet nur an, das reicht aber schon aus um für Madelin tiefstes Mitleid zu empfinden und Abscheu für den Täter.
Ich glaube "Wenn ich tot bin", war mein erstes Buch der Autorin, ich weiß auch nicht ob es schon frühere Falle mit den Kommissaren Kate und Tom gab, ich habe das Buch wie so oft nach Klappentext und Cover ausgewählt. Mir wäre eine Reihe mit den sympathischen Ermittlern aber durchaus recht. Das Buch kann auch routinierte Krimileser noch überraschen.

Veröffentlicht am 13.06.2019

NANOS Sie kämpfen für die Freiheit

Nanos - Sie kämpfen für die Freiheit
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Bis auf wenige Ausnahmen steht die deutsche Bevölkerung unter dem Einfluss Gedanken-manipulierender Nanopartikel und auch diese wenigen will Kanzler Kehlis noch unter seinen Einfluss bringen oder erlösen, ...

Bis auf wenige Ausnahmen steht die deutsche Bevölkerung unter dem Einfluss Gedanken-manipulierender Nanopartikel und auch diese wenigen will Kanzler Kehlis noch unter seinen Einfluss bringen oder erlösen, denn jeder der ihm nicht bedingungslos folgt ist ein Risiko für das Regime. Als Malek Wutkowski, einst Mitglied einer Rebellenorganisation, versucht seinen Bruder Dominik von den Nanos zu befreien muss er feststellen, das er allein nicht viel ausrichten kann.



Meine Meinung:



Ich mochte schon den ersten Teil, Nanos – Sie bestimmen, was du denkst, sehr und hatte nicht erwartet, dass der zweite Teil mir noch besser gefallen könnte, manchmal ist es erfreulich, wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden.



Um schnell wieder in die Geschichte reinzukommen gibt es auf den ersten Seiten einen kleinen, sehr hilfreichen Rückblick auf den ersten Band.



Timo Leibig, hat sich eine für mein Empfinden sehr realistische Story ausgedacht, warum sollte es nicht möglich sein mit Nanopartikeln das Denken der Menschen zu beeinflussen? Vielleicht noch nicht jetzt aber in naher Zukunft und da liegt es doch nah, das es einzelne Menschen und auch Gruppierungen gibt, die diese Technik zu ihrem Vorteil nutzen wollen. Und dann wird es auch immer Menschen geben, die sich dagegen wehren werden, mit allen Mitteln und bis zum äußersten. Wie Malek Wutkowski, den wir bei seinen Plänen begleiten den Konfessor Nummer 11 von der Lifewatch zu befreien und ihn wieder in seinen Bruder Dominik zu verwandeln. Als Leser ist man dank des bildreichen Schreibstils Timo Leibigs hautnah dabei, die Spannung steigt von Seite zu Seite, um in einem stimmigen Finale zu enden.



Jetzt kommt der Teil der es verhinderte, das ich die richtigen Worte für meine Bewertung finde, die Geschichte hätte zu Ende sein können. Sie war spannend, ich habe mitgefiebert und Daumen gedrückt, ich war traurig ob der Manipulationen an den Menschen die ohne freien Willen leben müssen, ich war zufrieden mit dem Ende. Es muss nicht immer alles bis zum letzten aufgedröselt werden, bis auch der letzte frei und zufrieden am eigenen Herd sitzt, weil die Welt gerettet ist.



Aber nein, frei nach Oscar Wilde: Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende, legt Timo Leibig noch eine Schüppe drauf und ich brauche dringend einen dritten Band für mein Seelenheil, ich muss wissen, wie es weitergeht.



Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung. Für Nanos Sie kämpfen für die Freiheit, gibt es schon mal eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Westwall

Westwall
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ie Polizeischülerin Julia verliebt sich in Nick den sie zufällig in der Bahn kennen lernt, nach einer gemeinsamen Nacht entdeckt sie nicht nur ein riesiges Hakenkreuz auf seinem Rücken, sie erfährt das ...

ie Polizeischülerin Julia verliebt sich in Nick den sie zufällig in der Bahn kennen lernt, nach einer gemeinsamen Nacht entdeckt sie nicht nur ein riesiges Hakenkreuz auf seinem Rücken, sie erfährt das er ihr einen falschen Namen genannt hat.
Nick, der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt.
Wolfgang versucht vergeblich die Vergangenheit vor seiner Tochter Julia zu verbergen
Ira führt eine Gruppe Jugendlicher, die niemand vermisst, tief in den Wald zu einem alten Forsthaus.
Ausbilder Hauptkommissar Roosen versucht seine Schüler zu schützen, besonders Julia liegt ihm am Herzen.
Ein Ein Verfassungsschützer dem die Fäden, die er fest in der Hand zu halten glaubt entgleiten.

Das sind nur einige der Protagonisten in Benedikt Gollhardts Debütroman Westwall, es gibt natürlich noch mehr und jeder von ihnen hätte das Zeug zum Hauptprotagonisten, aber der Autor hat sich entschlossen Julia zu wählen.
Die junge Frau tut sich nach einer sorgenfreien Kindheit und Jugend in einer Bauwagensiedlung, ein klein wenig schwer mit einem normalen und geregelten Leben als Polizeschülerin, aber das ist es was sie will und was sie liebt. Ihr Leben verläuft in ruhigen und vorgezeichneten Bahnen. Bis zu dem Tag an dem sie Nick kennen lernt und alles aus den Fugen gerät, sie gerät in den Focus des Verfassungsschutz.
Ich mochte das Buch wirklich, es beleuchtet ein hochaktuelles Thema.
Neonazis
Jedes Buch, das das Problem das Neonationalismus anspricht, ist meiner Meinung nach ein wichtiges Buch und wenn es das auf unterhaltsame Weise tut, wie Westwall, und damit Menschen erreicht die sich sonst nicht mit Politik auseinandersetzen, um so besser.
Gollhardt bedient sich aller Klischees die man sich denken kann, die irren Nazis, fehlgeleitete Kinder, ein kiffender Althippie, der väterliche Vorgesetzte und und und, aber er setzt diese Klischees geschickt ein, sie bilden das Grundgerüst für die vielen Wendungen in der Geschichte, sie erklären das eine oder andere Geheimnis. Und Geheimnisse gibt es viele.

Besonders gut gelungen sind dem Autor die Orts- und Personenbeschreibungen, ohne das er sich in zu vielen Details verliert, schaffte er es mir klare Bilder in den Kopf zu setzen.
Westwall bekommt eine klare Leseempfehlung.