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Veröffentlicht am 08.06.2019

Nur ein Groschenroman...

Ein Sommer am Gardasee
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Die Apothekerin Barbara plant die bevorstehende Hochzeit mit ihrem Verlobten Sven und sucht gerade das passende Brautoutfit für den großen Tag, als sie ihren Zukünftigen mit einer anderen turteln sieht. ...

Die Apothekerin Barbara plant die bevorstehende Hochzeit mit ihrem Verlobten Sven und sucht gerade das passende Brautoutfit für den großen Tag, als sie ihren Zukünftigen mit einer anderen turteln sieht. Da Sven sie schon zuvor mehrmals hintergangen hat, reicht es Barbara jetzt. Enttäuscht und verletzt beschließt sie, sich eine Auszeit am Gardasee zu gönnen, um auf andere Gedanken zu kommen. Dort trifft sie auf Christian Wagner, mit dem sie sich gleich gut versteht, die Chemie zwischen den beiden stimmt von Beginn an, es knistert. Aber Barbara ist vorsichtig, denn Christians Verhalten ist oftmals merkwürdig und lässt sie misstrauisch werden. Welches Geheimnis versteckt Christian vor ihr? Wird Barbara doch noch das Glück am Gardasee finden?
Johanna Nellon hat mit „Ein Sommer am Gardasee“ einen seichten Liebes- und Unterhaltungsroman der unteren Mittelklasse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, aber eher schlicht gehalten und gleicht mit den Formulierungen und den Dialogen eher einem von diesen Romanheftchen, die man an jedem Kiosk bekommt. Obwohl die Autorin auf unterschiedliche Erzählperspektiven setzt, kann sie damit weder Spannung erzeugen noch dem Leser die nötigen Gefühle vermitteln, die ihre Protagonisten durchleben. Der Leser ist zwar dabei, aber nie mittendrin. Während sich die Autorin viel Mühe gibt mit dem Hintergrundsetting, dass dem Leser eine wunderschöne und pittoreske Szenerie am Gardasee vor das innere Auge zaubert, vermag sie mit ihrer recht platten Liebesgeschichte leider gar nicht zu überzeugen. Viel zu vorhersehbar und mit viel zu viel Zucker übergossen, verdreht man beim Lesen leider immer wieder die Augen, weil es alles einfach zu schnell und zu unrealistisch erscheint. Die zusätzlich eingearbeiteten Spannungsmomente wirkten völlig unpassend und machen die Geschichte noch unglaubwürdiger.
Die Charaktere wirken recht blass und besitzen kaum Ausstrahlung, was sie nicht zu Sympathieträgern macht. Der Leser ist bei der Lektüre leider zum Statisten verdammt, kann sich nicht in sie hineinversetzten, da fehlt es einfach an Wärme und Gefühl. Barbara ist eine Frau, die gerade einen schweren Schlag zu verdauen hat. Wenn man sich aber vor Augen führt, was sie mit ihrem Verlobten schon im Vorfeld erlebt hat, dann kann man sich nur wundern, warum sie ihn sogar heiraten will. Sich so schnell in einen anderen Mann zu verlieben, ist geradezu unglaubwürdig. Christian ist auch von recht einfachem Gemüt, er scheint es recht eilig zu haben, Barbara für sich zu gewinnen. Annette ist Barbaras Freundin, die anscheinend auch von dem Virus infiziert ist, ohne Mann nichts wert zu sein. Traurig, dass man in der heutigen Zeit solche Protagonisten wählt, wo Frauen heutzutage immer noch um ein festes und gleichwertiges Standbein in Beruf und in der Gesellschaft kämpfen müssen.
„Ein Sommer am Gardasee“ ist rundum ein Trivialroman, der zwar auch irgendwie seine Leseberechtigung verdient, allerdings sollte man als Leser nicht zu viel erwarten. Gute Unterhaltung sieht anders aus, hier fehlt es an allem, deshalb gibt es auch keine Empfehlung.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Das Sommerglück muss man hier suchen

Eine Prise Sommerglück
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Paula hat gerade ihre Prüfungen bestanden, um in das Immobilienunternehmen ihres Vaters einzusteigen, als dieser sie in einem Restaurant vor allen Gästen brüskiert. Auch ihr Freund ist nicht erschienen, ...

Paula hat gerade ihre Prüfungen bestanden, um in das Immobilienunternehmen ihres Vaters einzusteigen, als dieser sie in einem Restaurant vor allen Gästen brüskiert. Auch ihr Freund ist nicht erschienen, der geht lieber surfen. Paula hat die Nase voll und nimmt kurzfristig eine Hochzeitseinladung ihrer alten Freundin Sophie an, die auf Mallorca heiratet, packt ein paar Sachen und macht sich auf den Weg. Dort angekommen, verlebt Paula nicht nur ein schönes Wochenende, sondern macht auch die Bekanntschaft der Spanierin Clara, die für einen Cateringservice arbeitet. Anstatt zurück nach Hamburg zu fliegen, bleibt Paula auf der Insel und arbeitet aushilfsweise ebenfalls für den Caterer. Dabei lernt die den Koch Theo kennen, der ihr schon die ganze Zeit bekannt vor kommt. Doch Paulas Vater lässt nicht locker und will seine Tochter regelrecht zwingen, endlich ihren Job in seiner Firma anzutreten. Doch Paulas Bruder, Clara, Theo und Claudia helfen ihr, ein Unternehmen als Hochzeitsplanerin auf Mallorca aufzuziehen und sich endlich von ihrem bevormundenden Vater abzunabeln. Der hat anscheinend so einige Leichen im Keller, die nicht ans Tageslicht kommen sollen. Aber Paula findet per Zufall so einige Geheimnisse heraus….

Rosie M. Clark hat mit “Eine Prise Sommerglück” einen Urlaubsroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und nicht sehr anspruchsvoll. Der Leser steht von Anfang an als unsichtbarer Schatten an Paulas Seite und erlebt dabei so einige Höhen und Tiefen in deren Leben mit. Die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh und suggerieren eine wunderschöne Hintergrundkulisse, vor der sich neben familiären Dramen auch Zukunftspläne und neue Bekanntschaften tummeln. Das aufzudeckende Familiengeheimnis ist zwar nicht uninteressant, wird aber erst im letzten Romandrittel so richtig ins Gespräch gebracht und entpuppt sich nicht gerade als etwas, das einen vom Hocker haut. Der Spannungsbogen ist überhaupt nicht ausgeprägt, zudem plätschert die Handlung meistens vor sich hin, ohne das wirklich etwas passiert, der Hauptaugenmerk wird hier mehr auf die zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt. Die Überschwemmung auf Mallorca wird leider auch nur am Rande gestreift und nicht weiter ausgeführt. Hier ist einfach zuviel eitel Sonnenschein, als Leser steht man wirklich während der gesamten Handlung am Rande.

Die Charaktere sind alle durchweg recht simpel gestrickt, sie können nicht wirklich überzeugen, denn oftmals wirken sie überspitzt oder regelrecht unsympathisch. Der Leser wird dadurch auf Distanz gehalten und ist nur ein Beobachter. Paula wirkt zu Beginn wie eine verwöhnte Göre, völlig naiv und ohne jeglichen Mut, sich mal zur Wehr zu setzen. Ihr Surferfreund lässt sie ständig im Stich, und sie lässt es ihm auch noch durchgehen. Sie wird zwar sympathischer während der Zeit auf Mallorca, doch eigentlich ist sie die Unselbständigkeit in Person. Man fragt sich die ganze Zeit, woher das Geld kommt, was sie ausgibt, wo sie doch so eine Wut auf Papi hat. Aber irgendwie kommt ihr immer jemand zur Hilfe und alle Schwierigkeiten lösen sich wunderbar in Luft auf. Ihre Eltern sind unmöglich, nur mit sich selbst und ihrer Außenwirkung beschäftigt. Da ist keinerlei Gefühl zwischen den Eltern und ihren Kindern. Theo ist ein netter Kerl, ebenso Clara und Claudia. Doch auch sie können die ganze Geschichte nicht retten.

“Eine Prise Sommerglück” kann man wirklich nur als Notnagel bezeichnen, wenn man keinerlei andere Lektüre hat. Hier wäre eine Leseempfehlung echte Verschwendung!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Der letzte Band ist zum Abgewöhnen

Heimkehr auf die Kamelien-Insel
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Sylvia und Mael sehen der Geburt ihres ersten Kindes freudig entgegen. Zu lange hat es gedauert, bis sich dieser Wunsch für beide endlich erfüllte. Aber ein Anruf bringt das Ehepaar, allen voran Mael, ...

Sylvia und Mael sehen der Geburt ihres ersten Kindes freudig entgegen. Zu lange hat es gedauert, bis sich dieser Wunsch für beide endlich erfüllte. Aber ein Anruf bringt das Ehepaar, allen voran Mael, aus dem Gleichgewicht. Seit 30 Jahren hat er seine eigene Mutter weder gesehen noch gesprochen, und nun ist sie schwer an Demenz erkrankt, weshalb Mael ihr sofort zur Seite eilt und die hochschwangere Sylvia auf der Insel allein zurücklässt. Kaum ist er weg, fangen die Probleme erst richtig an, denn nicht nur ein Unwetter hinterlässt ein Trümmerfeld auf der Kamelieninsel, sondern auch Sylvia ist in einer sehr brenzligen Situation und ihr Ehemann weit und breit nicht in Sicht, um ihr beizustehen…
Mit „Heimkehr auf die Kamelien-Insel“ legt Tabea Bach nun den finalen Band der Trilogie vor, der weder dem ersten noch dem zweiten Roman das Wasser reichen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sie lässt den Leser gedanklich schnell zurück an den Ort des Geschehens reisen, um dort an der Seite der Protagonisten ein weiteres Mal deren Schicksal zu beobachten. Schon im zweiten Band war die Tendenz der Geschichte abfallend, da die Autorin viel zu viele Ereignisse in ihrer Handlung verpackt hatte, um die Spannung hochzuhalten und Dramatik hineinzubringen. Diesmal allerdings hat sie den Bogen einfach überspannt mit hereinbrechenden Naturgewalten und anderen Problemen, die es in der Handlung gar nicht bedurft hätte und sie zudem mehr als unglaubwürdig machen, dass der Leser nur noch mit den Augen rollt und hofft, dass das Drama bald ein Ende hat. Hier bleibt nur zu hoffen, dass es nicht doch noch zufällig einen vierten Teil gibt. Völliges Unverständnis gilt auch für die Reaktion von Mael, so schnell wie möglich einer Frau an die Seite zu huschen, die man seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, während die eigene Ehefrau hochschwanger mit dem ersten Kind allein bleibt. Das ist so abwegig, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann.
Die Charaktere haben sich in diesem Teil auch nicht weiterentwickelt, was bedauerlich ist, denn leider sorgt dies dafür, dass der Leser von ihnen Abstand nimmt und ihr Schicksal nur noch emotionslos begleitet. Vor allem Mael hätte es gut zu Gesicht gestanden, sich mehr um das Befinden seiner Frau zu kümmern und mehr auf sie einzugehen. Er benimmt sich wie ein Pascha und reagiert nur nach seinen eigenen Bedürfnissen ohne Rücksicht auf Verluste. Sylvias Geduld mit ihm nehme ich ihr auch nicht mehr ab, nachdem sie schon mit ihrem ersten Ehemann Schiffbruch erlitten hat, sitzt nun ebenfalls ein Egoist an ihrer Seite, das kann eine Frau auf Dauer doch nicht einfach so hinnehmen. Sie ist stoisch und lässt alles mit sich machen, was der Leser resigniert zur Kenntnis nimmt. Das Wiedersehen mit Chloe, Sir James oder auch Solenn kann das leider nicht mehr rausreißen.
„Heimkehr auf die Kamelien-Insel“ ist der Abschluss der Trilogie, der den Leser leider mehr als enttäuscht ob dieser Entwicklung der Geschichte. Hierfür gibt es keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 04.05.2019

Langatmige Beschreibunge und von Gefühl keine Spur

Wir sehen uns wieder am Ende der Seine
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Der Designer Claude reist in seinen Heimatort Honfleurt in die Normandie, um dort nach dem Tod seines Vaters das Elternhaus zu räumen, den Nachlass zu regeln und das Haus zum Verkauf anzubieten, um eine ...

Der Designer Claude reist in seinen Heimatort Honfleurt in die Normandie, um dort nach dem Tod seines Vaters das Elternhaus zu räumen, den Nachlass zu regeln und das Haus zum Verkauf anzubieten, um eine Finanzspritze für das von ihm und seinem Partner geführte Unternehmen zu bekommen. Doch bei der Durchsicht des Schreibtisches findet er in einem Versteck alte Liebesbriefe an seinen Vater. Geschrieben hat sie eine junge Frau namens Marguerite. Claude ist verwirrt, denn er hätte nie gedacht, dass sein Vater eine Affäre hatte, zumal das elterliche Verhältnis sehr liebevoll war. Die Briefe gehen Claude nicht aus dem Kopf und er beginnt, erst in Honfleur, dann in Paris nach Marguerite zu suchen, von der er nur den Vornamen verbunden mit einem Briefdatum hat. Wird Claude sie finden?
Lucas Gauthier hat mit „Wir sehen uns wieder am Ende der Seine“ einen Unterhaltungs- und Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und eher pragmatisch zu nennen, wobei gerade bei der vorliegenden Thematik mehr Gefühl ansprechender gewesen wäre. Der Leser darf sich mit Claude auf Spurensuche begeben, um die geheimnisvolle Marguerite zu finden, wobei die Reise von Honfleur über Paris führt, zu Spiritanern, in alte verlassene Waisenhäuser und Kirchenarchive. Sehr ausführlich und detailliert behandelt der Autor die verschiedenen Suchpfade, die sich auftun nach den „les enfants blondes“, wie man Besatzungskinder aus dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich nannte. Obwohl es ein sehr spannendes Thema ist, wird dies leider eher kurz abgehandelt, dafür ergeht sich der Autor in der Beschreibung von Kirchentätigkeiten, alten restaurierten Gebäuden und den Suchwegen. Dabei gerät die eigentliche Handlung immer mehr ins Hintertreffen. Auch die vermeintliche Liebesgeschichte ist eher als Abhandlung denn als romantisch zu sehen. Der Vergleich des Verlages, dieses Buch auf eine Stufe mit Nicolas Barreau oder Nicholas Sparks zu heben, hinkt gewaltig. Dem Autor fehlt es sowohl an Gefühl als auch an Raffinesse, wie sie die beiden bekannten Autoren besitzen und mit ihren Geschichten immer wieder aufs Neue verzaubern können. Davon ist man hier meilenweit entfernt.
Die Charaktere sind leider auch eher oberflächlich ausgearbeitet, sie wirken irgendwie steif und ungelenk. Zum Leser besteht durchweg leider eine gewisse Distanz, deshalb kann man sich nur schwer in die Protagonisten hineinversetzen und mit ihnen fiebern. Claude ist ein netter Kerl, der sein Wissen über seinen Vater völlig neu überdenken muss und sein Geheimnis lüften will. Er ist freundlich, hartnäckig und neugierig. Susanne ist eine patente Künstlerin, die sich mit einem Nebenjob über Wasser hält. Sie ist optimistisch und hilfsbereit. Fred ist ein Computerfreak, der typische Nerd, aber mit einer gewissen Neugier für Geschichten und einem Händchen für die Beschaffung von Informationen.
„Wir sehen uns wieder am Ende der Seine“ ist ein recht langatmiger Unterhaltungsroman, der der Kurzbeschreibung zwar irgendwie gerecht wird, doch leider das Herz des Lesers nicht erwärmen kann. Das interessante historische Thema kommt zu kurz und wird ohne Fingerspitzengefühl und Empathie abgehandelt. Schade, aber das Buch konnte leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 21.04.2019

Diese Kirschen sind leider noch nicht reif!

Die Kirschen der Madame Richard
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Eigentlich ist Miriam in Hamburg zuhause, doch seit ihrem letzten Urlaub in Frankreich spukt ihr immer wieder ein altes Haus mit einem verwilderten Kirschgarten im Kopf herum, das sie bei ihrer Reise zufällig ...

Eigentlich ist Miriam in Hamburg zuhause, doch seit ihrem letzten Urlaub in Frankreich spukt ihr immer wieder ein altes Haus mit einem verwilderten Kirschgarten im Kopf herum, das sie bei ihrer Reise zufällig gefunden hat. Kurzerhand erwirbt sie das Anwesen in dem kleinen Dorf Montbolo, packt ihre Siebensachen in Hamburg zusammen und zieht nach Frankreich in ihr neues Domizil mit der Idee, fortan ihr Geld mit Kirschen zu verdienen. Aber zuerst muss sie das alte Haus renovieren und den Garten wieder einem angemessenen Ansehen zuführen. Das und die neue Bewohnerin Montbolos weckt natürlich das Interesse der übrigen 185 Dorfeinwohner, deren Eigenheiten Miriam immer wieder zum Staunen bringen. Doch vor allem hat es ihr der sympathische und attraktive Nachbar Philippe angetan, der bei ihr Schmetterlinge im Bauch verursacht. Wird Miriam in Montbolo eine neue Heimat finden und gelingt ihr der Neuanfang?

Tania Schlie hat mit ihrem Buch “Die Kirschen der Madame Richard” einen unterhaltsamen und kurzweiligen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und sehr detailliert, der Leser wird in einen wunderschönen Landstrich der französischen Pyrenäen entführt, wo er sich in einer kleinen Dorfgemeinschaft niederlässt, um dort an der Seite von Miriam einen neuen Lebensabschnitt zu starten. Die Handlung wird aus der Sicht von Miriam erzählt, wobei der Leser ihren Alltag sowie ihren Gedanken und Gefühlen folgen darf. Mit kleinen Tagebucheinträgen des vorherigen verstorbenen Hausbesitzers wird die Geschichte immer wieder aufgelockert, weist aber auch auf die alten Kirschsorten und die Gartenpflege zu seiner Zeit hin. Überhaupt nimmt der Blick auf die Pflanzen einen großen Teil der Geschichte ein, was zur Folge hat, dass man sich als Leser wie in den Biologieunterricht zurückgesetzt fühlt, was nicht gerade zur Unterhaltung beiträgt. Die Handlung plätschert so vor sich hin, ohne wirklich einen Spannungsbogen oder Tiefe zu haben, hier hätte man sich als Leser mehr Intensität gewünscht, um der Geschichte das gewisse Extra zu geben.

Die Charaktere sind ebenfalls nur sehr oberflächlich ausgearbeitet und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. In solch einer kleinen Dorfgemeinschaft lassen sich doch so einige interessante Typen finden, aber hier wird das für die Handlung so gar nicht genutzt, was wirklich bedauerlich ist, denn das hätte ein wenig für Spannung gesorgt. Sowohl Miriam als auch Philippe sind keine Protagonisten, mit denen man mitfiebern kann. Durch die Distanz zum Leser lässt sich keine Beziehung zu ihnen aufbauen, was die Geschichte in die Mittelmäßigkeit abrutschen lässt.

“Die Kirschen der Madame Richard” hört sich romantisch und geheimnisvoll an, ist aber leider nur ein kleiner müder Abklatsch ohne große Höhen und Tiefen. Auch die Protagonisten wirken eher gelangweilt, das überträgt sich auf den Leser. Für zwischendurch geht es gerade noch, ist aber schnell vergessen. Schade!