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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2019

Es ist okay, glücklich zu sein....

Für immer Rabbit Hayes
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* Sie schob ihren Stuhl zurück. "Nenn mich nicht Bunny", sagte sie. "Rabbit ist tot. Ich bin nicht mehr ihr Häschen." *

Nachdem Rabbit ihrem Krebsleiden erlegen ist, versuchen ihre Familie und Freunde ...

* Sie schob ihren Stuhl zurück. "Nenn mich nicht Bunny", sagte sie. "Rabbit ist tot. Ich bin nicht mehr ihr Häschen." *

Nachdem Rabbit ihrem Krebsleiden erlegen ist, versuchen ihre Familie und Freunde irgendwie klarzukommen... weiterzuleben. Allein schon für Rabbits Tochter Juliet, die seit dem Tag X nicht mehr Bunny genannt werden will.
Sie sind eine Familie, aber jeder geht anders mit dem Schmerz und dem Verlust um. Während Davey wieder auf Tour geht und Juliet mit sich nach Amerika nimmt, verliert Mama Molly ihren Glauben an Gott und muss sich irgendwann eingestehen, dass sie kurz vor einem Zusammenbruch steht und ihr Mann keine große Hilfe ist, denn Jack verzieht sich auf den Dachboden um in Erinnerungen zu schwelgen und mit seiner toten Tochter zu sprechen. Und Grace... Grace hat sich nach dem Tod ihrer Schwester testen lassen und erfahren, dass auch in ihr das Gen schlummert. Das stellt sie vor die schwerste Entscheidung ihres Lebens.

Ja, die Hayes sind schon eine ganz spezielle irische Familie.
"Für immer Rabbit Hayes" ist der Nachfolger von "Die letzten Tage von Rabbit Hayes", kann aber unabhängig vom ersten Teil, in dem es um Rabbits Erkrankung geht, gelesen werden. Im Prolog, am Sterbebett werden alle Personen vorgestellt und man hat sofort einen recht guten Eindruck und ein sehr klares Bild von ihnen.

Es ist keine einfache Geschichte, die Anna McPartlin da erzählt und trotzdem schafft sie es mit einer relativen Leichtigkeit und dem der Familie so eigenem Humor. Sie bringt einen zum Lachen und gleichzeitig zum Weinen und sie berührt etwas ganz tief in dir.

Der Schreibstil ist toll - sie erzählt jedes Kapitel aus unterschiedlicher Sicht. Molly, Grace, Jack, Davey, Juliet und Marjorie... alle kommen zu Wort und da jeder seine ganz eigene Art und vor allem auch sein ganz eigenes Päckchen zu tragen hat, macht es das sehr interessant und abwechslungsreich.

Mich hat Graces Schicksal sehr mitgenommen, ich glaube, jede Frau kann sich recht gut mit ihr identifizieren. Sie war die erste der Hayes, deren Emotionen mich sofort erreicht haben. Bei einigen anderen hat es ein wenig länger gedauert und vor allem von Juliet hätte ich gern mehr gelesem. Aber irgendwann hatten sie mich alle und zum Schluss habe ich mit den Tränen gekämpft.

Fazit: Eine sehr berührende Familiengeschichte, über den viel zu frühen Tod ihrer Tochter, Schwester, Mutter, Freundin und dem Versuch jedes Einzelnen wieder ins Leben zurückzufinden.
Und eines kann ich versichern, die Hayes lassen einen so schnell nicht wieder los.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Mallorquinische Familiengeschichte aus der dunkelsten Zeit

Das Tal der Orangen
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* Die berühmten Ensaimadas, die meine Kunden so gern genossen, waren zu Schnecken gerollt, so golden gebacken, dass sie die Sonne verblassen ließen, und nur von einem ganz leichten Schleier aus Puderzucker ...

* Die berühmten Ensaimadas, die meine Kunden so gern genossen, waren zu Schnecken gerollt, so golden gebacken, dass sie die Sonne verblassen ließen, und nur von einem ganz leichten Schleier aus Puderzucker überhaucht. *

Mallorca, 1935: Die junge Bäckerin Magdalena lernt den charmanten Jaime kennen und lieben. Doch kurz nach ihrer Hochzeit bricht der Bürgerkrieg aus....

Paris, 2017: Das Cafe von Anais ist berühmt für ihre spanische Spezialität, ihre Ensaimadas. Als bei Bauarbeiten in Marseille eine Blechdose mit persönlichen Gegenständen ihrer Urgroßmutter gefunden wird, ist sie verblüfft und muss sich die Frage stellen, was genau sie eigentlich über diese Frau weiß. Sie hat ihr das Backen der Ensaimadas beigebracht, aber über ihre Jugend auf Mallorca und den Umständen unter denen sie nach Frankreich kam, hat sie nie gesprochen.
Anais begibt sich auf Spurensuche....

"Das Tal der Orangen" ist ein schöner Urlaubsroman mit ganz viel Mallorca-Flair, der allerdings in der Vergangenheit manchmal ein wenig Tiefe vermissen lässt.

Anais ist eine starke, unabhängige Frau und es hat mir unheimlich gut gefallen, wie Beatrice Courtot sie auf akribische Spurensuche gehen lässt. Dabei reist sie nicht nur nach Marseille, sondern auch nach Mallorca. Sie sucht und spricht mit Menschen, die Magdalena kannten, die den Bürgerkrieg überlebt haben. Dadurch war sie mir nicht nur sehr sympathisch, sondern ihr Erzählstrang, ihre Zeitebene hat mir auch die Gräuel des Krieges und Magdalenas Geschichte emotional sehr viel näher gebracht, als es Magdalena selbst vermochte.

Die historische Ebene um 1935/38 verlief mir oftmals zu distanziert. Es gab wenig Gedanken oder Gefühle die Magdalena preisgab, vieles wurde nur kurz angerissen, grade auch was den Krieg betraf und so fehlte mir die Tiefe, die ich bei dieser Thematik grade in der Vergangenheit, erwartet hatte.

Abgesehen davon ist dieser Roman eine Liebeserklärung an Mallorca und perfekt für alle Mallorca-Liebhaber abseits des Ballermanns und die, die die Insel gerne einmal von ihrer landschaftlichen, dörflichen Seite kennenlernen möchten. Die Autorin beschreibt Mallorca, das Dörfchen Sóller, die Buchten und Früchte so lebendig, authentisch und bildhaft, dass ich den Duft der Orange in der Nase hatte, die Miquel grade aufschnitt. Das ist wirklich traumhaft.
Zudem gibt es auch eine handvoll mallorqinischer Rezepte, die den Kapiteln vorangestellt sind.

Fazit: "Das Tal der Orangen" ist eine schöne Familiengeschichte, die den Leser nicht nur nach Mallorca entführt, sondern auch seine dunkelste Geschichte enthüllt. Es war ein spannender und interessanter Kurztrip, der gerne noch ein paar Seiten mehr hätte haben dürfen.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Liebesgeschichte mit ungewöhnlichem Thema und mehr Tiefgang als erwartet

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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* Ich denke oft, wie anstrengend es sein muss, Tiffy zu sein, selbst ihre Nachrichten stecken voller Energie. *

Erst hat ihr On/Off Freund Justin die Beziehung endgültig beendet und dann setzt er Tiffy, ...

* Ich denke oft, wie anstrengend es sein muss, Tiffy zu sein, selbst ihre Nachrichten stecken voller Energie. *

Erst hat ihr On/Off Freund Justin die Beziehung endgültig beendet und dann setzt er Tiffy, die voller Hoffnung in der Wohnung geblieben ist, auch noch vor die Tür. Der absolute Albtraum, denn eine bezahlbare Bleibe ist in London nicht zu finden.
Leon hingegen braucht dringend Geld um den Anwalt für seinen Bruder zu bezahlen. Da er nur Nachts arbeitet, kommt ihm die Idee seine kleine Wohnung für diese Stunden zu vermieten. Die Sache hat allerdings einen klitzekleinen Haken, es gibt nur ein Bett.
Skeptisch, aber mangels jeglicher Alternative, lässt sich Tiffy auf diese ungewöhnliche WG ein.

Und das ist sie wirklich: ungewöhnlich. Die große, flippige, extrovertierte Tiffy, die voller Energie und DIY-Ideen steckt und der ruhige, wortkarge, eher introvertierte Paliativpfleger Leon.

Das spiegelt sich auch im Schreibstil wieder. Und ich geb zu, an den musste ich mich anfangs erst gewöhnen. Zum einen hat Beth O`Leary einen typisch englischen Schreibstil (a la Jojo Moyes), dann sind die Kapitel abwechselnd aus Tiffys und Leons Sicht geschrieben und der macht, im Gegensatz zur übersprudelnden Tiffy, nicht wirklich viele Worte. Das kommt oft sehr abgehackt und hart rüber, verleiht der Figur andererseits aber auch ihre Authenzität und später merkt man immer mehr, er wählt seine Worte mit Bedacht.

Anfangs kommunizieren die beiden ausschliesslich über Post its und ich fand es unheimlich interessant dabei zuzusehen, wie sie sich - ohne sich je begegnet zu sein - leise, ja fast schon schleichend, näherkommen, diese zwei so unterschiedlichen Menschen, die scheinbar nichts gemeinsam haben. Sie erkennen die Gefühlslage des anderen am Abstellplatz der Kaffeetasse oder Größe des Kuchens.

Was für mich überraschend kam, im Laufe der Zeit und mit ein wenig Abstand, beginnt Tiffy ihre Beziehung zu Justin zu reflektieren und die hatte es wirklich in sich. Das ist nicht nur ein spannendes Thema, es verleiht dem Roman auch eine unerwartete Tiefe, die mir sehr gefallen hat.

Der Schreibstil ist, wie gesagt, sehr englisch und langsam. Beth O`Leary gibt ihren Figuren Zeit und Raum sich zu entwickeln. Trotzdem wird es nie langweilig und es gibt viele tolle Momente. "Love to share" ist eine schöne Liebesgeschichte, mit eigensinnigen, authentischen Charakteren, die man gerne begleitet.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Actionreiche Fortsetzung

Wenn die Wahrheit Schatten wirft
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* Tag für Tag hatte ich am Fenster gesessen oder im Bett gelegen. Hatte auf keinen von Onkel Dans Versuchen mich zurück in die Wirklichkeit zu holen, auch nur reagiert. Ich wollte mit meinem Kummer allein ...

* Tag für Tag hatte ich am Fenster gesessen oder im Bett gelegen. Hatte auf keinen von Onkel Dans Versuchen mich zurück in die Wirklichkeit zu holen, auch nur reagiert. Ich wollte mit meinem Kummer allein sein. Erst einmal selbst verstehen, was geschehen war, bevor ich mit jemandem darüber sprach. *

Nachdem Cecilia erfährt, was es mit ihrer Entführung auf sich hat, fühlt sie sich verraten und verkauft. Wem kann sie überhaupt noch trauen, nachdem gefühlt jeder sie ihr Leben lang angelogen hat? Sie zieht sich vollständig zurück. Nach einer Weile gelingt es Sam zwar, sie aus ihrem Schneckenhaus zu holen - aber ihr Herz hört deswegen nicht auf zu bluten. Wussten Noran und Elias die ganze Zeit die Wahrheit? Waren sie Teil der Intrige?
Trotz gebrochenem Herzen ist für Cecilia eins ganz klar, sie wird ihre Eltern und Marissa befreien, um jeden Preis....

Ich habe "Wenn die Wahrheit Schatten wirft" schon so sehnsüchtig erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Der zweite Band knüpft direkt an dem Vorgänger an und man ist sofort wieder mitten im Geschehen, als hätte man das Buch gestern erst aus der Hand gelegt.

Oftmals habe ich ja Probleme mit Mittelteilen, in denen dann nicht wirklich viel geschieht, weil alles für`s große Finale vorbereitet wird. Das ist hier absolut nicht der Fall.
Anna Nigra hat einen sehr starken zweiten Teil vorgelegt, der dennoch so ganz anders ist als der Erste. Statt Romantik und Liebe regieren hier Kampf und Action. Es war klasse diese charakterliche Seite und Entwicklung von Cecilia mitzuerleben. Obwohl mir ein kleiner Spritzer Romantik schon sehr gut gefallen hätte.

Andererseits muss man ja sagen, Anna Nigra macht keine halben Sachen. Das Training und die Kampfszenen sind knallhart und wirken sehr authentisch. Das hat mich mit der fehlenden Romantik wieder ausgesöhnt.

Obwohl auch immer ein Auge auf Vienna geworfen wird und Marissa ihre Kapitel hat, liegt das Hauptaugenmerk diesmal auf America und Chicagon.
Und hier kommt auch der Humor nicht zu kurz, mit Sam bringt die Autorin einen witzigen und sympathischen neuen Charakter ein und von Oma Thea will ich gar nicht erst sprechen, die muss jeder für sich selbst entdecken. Sie hat sich definitiv zu einem meiner Lieblingscharaktere entwickelt.

Fazit: Ein gelungener und sehr spannender Mittelteil, der einem den Mund wässrig macht auf das große Finale und die Frage, ob es noch ein Happy End geben kann.

Veröffentlicht am 09.05.2019

intelligenter Krimi mit düsterem Sylt-Flair

Finsteres Kliff
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* Nach Selbstmord sah das ganz und gar nicht aus. Entweder kannte sich jemand sehr genau mit der Vergangenheit der Insel aus, oder aber er wollte einen falschen Eindruck erwecken. An Zufall glaubte Liv ...

* Nach Selbstmord sah das ganz und gar nicht aus. Entweder kannte sich jemand sehr genau mit der Vergangenheit der Insel aus, oder aber er wollte einen falschen Eindruck erwecken. An Zufall glaubte Liv nicht. *

Während des alljährlichen Biikebrennens wird ein Mann auf grausame Weise ermordet und eine Frau verschwindet. War es ein Ritualmord? Und in welchem Bezug stand der Bruder des Opfers zur verschwundenen Nissa? Alle Spuren führen zur Clique der Beiden, eine Gruppe von Schatzjägern, die auf Sylt den Wikingern nachspüren....

Der dritte Fall für Liv Lammers war mein erster und hat mich rasend schnell in seinen Bann gezogen.

Die Autorin fängt diesen mystischen, den dunklen Teil von Sylt unheimlich geschickt ein. Wer, wie ich, die Vorgänger nicht kennt, hat keine Probleme einzusteigen, wird aber evtl. Livs Kollegen ein wenig blass finden, da sie anscheinend schon ausführlich beschrieben wurden. Dafür sind alle anderen Charaktere rund um den Fall großartig ausgearbeitet. Sie haben Tiefe und überzeugen. Ich hatte jeden ganz klar vor Augen und war dennoch von der intelligenten Auflösung überrascht.

Sabine Weiss hat mit "Finsteres Kliff" einen unheimlich gut recherchierten, facettenreichen und nicht so leicht zu durchschauenden Krimi geschrieben, der auch aktuelle Themen miteinbindet. Mich hat besonders die manchmal fast schon beklemmende Atmosphäre und die Geschichte Sylts in Bezug auf die Wikinger und auch Dänen fasziniert.

Dazu ist der Schreibstil sehr authentisch, die Ermittlungsarbeit wird detailliert und realistisch beschrieben und der Spannungsbogen bleibt konstant hoch. Man fiebert wirklich bis zum Schluss mit.

Eine tolle interessante Krimi-Reihe rund um eine sympathische und sehr menschliche Kommissarin. Ich freue mich schon auf die ersten beiden Fälle und alle die noch folgen.