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Veröffentlicht am 16.11.2019

Abgründiger Schrecken

Roter Herbst in Chortitza
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Tim Tichatzki: Roter Herbst in Chortitza - Nach einer wahren Geschichte, gelesen von Makke Schneider, erschienen im Brunnen Verlag
(MP3-CD: 13h 20min)
Anhand zweier Lebenswege, die unterschiedlicher ...

Tim Tichatzki: Roter Herbst in Chortitza - Nach einer wahren Geschichte, gelesen von Makke Schneider, erschienen im Brunnen Verlag
(MP3-CD: 13h 20min)
Anhand zweier Lebenswege, die unterschiedlicher nicht sein könnten, beschreibt der Autor die Erlebnisse von Maxim und Willi von 1919-1947 im Russischen Reich. Was der Bürgerkrieg im Zusammenhang mit der Auffassung verschiedenen Glaubens und unterschiedlicher Ideale mit einem Leben anrichten kann, erzählt Tim Tichatzki in ergreifenden, teils schonungslosen Worten. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Geschichte auf Tatsachen beruht, vor denen niemand die Augen verschließen kann. Schwere Kost, die mich während des Hörens der fast 14 stündigen CD oft innehalten lies, und mich noch nach Beenden des Hörbuches beschäftigt. Trotz der Grausamkeiten sind die einzelnen Hauptakteure und Nebendarsteller hervorragend in Szene gesetzt und agieren nach ihrer jeweiligen Überzeugung. Daher durchdringt die Glaubwürdigkeit jede gehörte Zeile. Fassungslos, zu welch unmenschlichen Taten die zivilisierte Menschheit fähig ist! Fassungslos auch, welch standhafte Überzeugung und Haltung aus einem Glauben erwachsen und bestehen kann!
Makke Schneider liest "Roter Herbst in Chortitza" sehr überzeugend und verleiht dem ganzen Geschehen eine Eindringlichkeit, der man sich nicht entziehen kann. Durch seine Stimme gewinnen die Protagonisten nochmals an Stärke und einzelne Charakterzüge und Äußerungen bekommen deutlich mehr Schärfe.
Fazit: Hier liest und hört man einen aufrüttelnden Roman, eine tragische Geschichte, ein Zeitzeugnis gegen das Schweigen, grandios in Szene gesetzt, emotional, traurig, nichts für sanfte Gemüter!

Veröffentlicht am 24.05.2019

Courage ist immer eine Frage der Perspektive

Cat Cat
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Cat Cat ein Kinderbuch von Tanja Kummer aus dem Aris Verlag
Nach der Trennung ihrere Eltern, sind Catrin und ihre Mutter kurz vor Weihnachten in eine größere Stadt umgezogen. Diese Veränderung zieht auch ...

Cat Cat ein Kinderbuch von Tanja Kummer aus dem Aris Verlag
Nach der Trennung ihrere Eltern, sind Catrin und ihre Mutter kurz vor Weihnachten in eine größere Stadt umgezogen. Diese Veränderung zieht auch einen Schulwechsel nach sich. In der kleinen Stadt, wo ihre Eltern ein Restaurant führten, war Catrin hip und angesagt. Hier ist sie eine von vielen und man schenkt ihr wenig Beachtung. Halt und Trost findet sie zu Hause bei ihrer betagten Katze Kira. Als diese stirbt, benimmt sich Catrin immer "kätzischer" und faucht sogar ihren Lehrer an. Plötzlich ist sie cool, nennt sich ab sofort Cat Cat und ist die Anführerin des neugegründeten Cat Clubs. Wer dort mitmachen will, muss eine Mutprobe bestehen. Diese werden bald immer gewagter und drohen aus dem Ruder zu laufen. Cat Cat hinterfragt, was sie da ins Rollen gebracht hat. ...
Das tolle glitzernde Cover mit dem Mädchen mit den grünen Katzenaugen ist beschreibend für die Geschichte und ein wundervoller Blickfang.
Tanja Kummer hat hier ein Buch über Verlust, Trauer, Loslassen und Neuanfang sowie den damit verbundenen Ängsten und Schwierigkeiten eines Kindes/Teenagers geschrieben. Wie wichtig Freundschaft und Ehrlichkeit dabei sind, Zusammenhalt und Mut, beschreibt die Autorin in einem kindgerechten Schreibstil und einem Buch mit kurzen Kapiteln und Abschnitten. Cat Cat wagt sich im Laufe der Geschichte langsam aus der eigenen Deckung. Sie beweist, dass sie mit ihrer Beherztheit und letztendlich ihrer Offenheit und Courage zur Wahrheit, etwas bewirken kann. Ein interessantes Buch, das Mut macht, Parallelen zum wahren Leben sucht und eine kleine Heldin mit Happy End hervorzaubert.
Ein außergewöhnliches Leseabenteuer. Die Bandbreite reicht von traurig bis irre witzig und abgefahren. Lesenswert, nicht nur für Katzenfreunde.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Hitze, Wein, Liebe,... Ermittlungen der besonderen Art

Château Mort
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Chateau Mort ein Aquitaine-Krimi aus der Feder von Alexander Oetker, ein MP3 Hörbuch, wunderbar gelesen von Frank Arnold, erschienen im Audiobuch Verlag, sorgen mit dieser ungekürzten Lesung für 8 Stunden ...

Chateau Mort ein Aquitaine-Krimi aus der Feder von Alexander Oetker, ein MP3 Hörbuch, wunderbar gelesen von Frank Arnold, erschienen im Audiobuch Verlag, sorgen mit dieser ungekürzten Lesung für 8 Stunden Hörgenuss.
Ohne Vorkenntnisse des Bestsellers "Retour", das ersten Luc-Verlain-Buch von Alexander Oetker, habe ich mich auf diesen neuen Fall eingelassen.
Der Schauplatz, Medoc in Frankreich , Weinanbaugebiet und Reben, soweit das Auge reicht. Am Ende des Sommers, diese Hitzewelle im Aquitaine, die alles in Schach hält. Und doch starten tausende kurios verkleidete Läufer zu einem berühmten Marathon, dem Marathon du Medoc mitten durch den Wein und die Gärten der opulentesten Anwesen und Chateaus. Nach einem Abendessen für alle Teilnehmer und geladenen Gäste, welches Lucs bester Freund Richard ausrichtet, starten die Läufer am darauffolgenden Tag. Für einen von ihnen ist es der Lauf in den Tod! Kommissar Luc Verlain, ermittelt in einem raffinierten Kriminalfall und schaut dabei hinter die Kulissen der nobelsten Weinschlösser. Verstrickte Machenschaften, bröckelnde Fassaden, Statussymbole, Habgier, Geldsorgen, Fremdgehen, Selbstbestätigung und Existenzängste, was bewegt den Mörder zu solch einer Tat?
Luc, der das gute Getränk und auch die Vorzüge der Frauen zu schätzen weiß, kommt dem Täter zusammen mit Anouk, seiner Partnerin auf die Spur. Auch privat verfolgen die beiden gemeinsame Interessen.
Neben der eigentlichen Handlung kommen die kulinarischen Geheimnisse und Hintergrundinfos des Lebenselexiers Wein nicht zu kurz. Eine Hommage an den Genuss! Dabei hatten manche Stellen ihre Längen.
Der Sprecher, Frank Arnold überzeugt durch ein angenehmes Sprachtempo, eine spannende Erzählstimme und die vielschichtigen Interpretationen der Protagonisten. Die Stimmungslagen aller Beteiligten können somit in ihren Facetten vom Hörer erfasst werden.
Fazit: Ein Hörerlebniss mit einer ausgeklügelten Handlung, angenehmen Protagonisten, kulinarischen Ausschweifungen, ein Labyrinth der Beziehungen und ein Hoch auf den französischen Wein. Wer Krimis mag, sollte sie diesen Luc nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 13.03.2019

Spionage und Geheimnisse

Schatten der Toten
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Schatten der Toten von Elisabeth Herrmann, ein atmosphärischer Thriller, erschienen im Goldmann Verlag
Im dritte Band begibt sich die Tatortreinigerin Judith Keppler auf Spurensuche nach dem Mann, der ...

Schatten der Toten von Elisabeth Herrmann, ein atmosphärischer Thriller, erschienen im Goldmann Verlag
Im dritte Band begibt sich die Tatortreinigerin Judith Keppler auf Spurensuche nach dem Mann, der ihr Leben von Grund auf veränderte und ihre Chance auf eine sorglose Zukunft zerstörte, ihren Vater. Nach gefühlsgewaltigen Entwicklungen und einem überraschenden Todesfall entscheidet sich Judith, für eine Reise zum Grund dieser bedeutungsvollen Tatsache und eine tragische Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Ich. ...
Elisabeth Herrmann ist ein großartiger Thriller gelungen. Mit einer intelligent ausgeklügelten Geschichte und einem logischen Aufbau, auf 669 flüssig lesbaren Seiten, entwirrt die Autorin Verstrickungen von geheimen Machenschaften, illegalen Handlungen von machthabern gedeckt und schicksalhaften Begebenheiten. Mit einer anspruchsvoll konstruierten Story und treffenden, fesselnden Worten muss der Leser aufpassen und mitdenken, um die verschiedenen Verwicklungen und Bündnisse zu verstehen. Bei den Aktionen und Handlungen von Judiths Vater sowie den geschichtlichen Folgen benötigt man alle Sinne, um nicht aus den Takt zu kommen. Definitiv ist das keine Lektüre nach einem arbeitsreichen Tag, wenn man müde ist. Agenten, BND, Stasi und andere tretten auf die Bühne und agieren in dunklen Zeiten. Undurchschaubare Aktionen und unerwartenden Wendungen fördern den Spannungsaufbau bis zum schlüssigen Ende.
Fazit: Ein gelungener Spionagefall mit Judith Keppler, der mich fesseln konnte und den ich gern weiterempfehle. Leider geriet die Hauptprotagonistin neben der Haupthandlung fast ein wenig in den Hintergrund und ihre Gedankengänge landeten im Verborgenen. In den Vorgängerbänden war Judith greifbarer und näher am Leser. Ich vergebe 4 sehr gute Punkte für diese scharfsinnige Reise in die Vergangenheit zu den Schatten der Toten.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Da geht noch was!

Gehen. Weiter gehen
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Gehen.
Weiter Gehen
Eine Anleitung von Erling Kagge aus dem Insel Verlag Berlin übersetzt aus dem Norwegischen von Ulrich Sonnenberg
Erling Kagge ist schon weit gegangen in seinem Leben. Er sucht seine ...

Gehen.
Weiter Gehen
Eine Anleitung von Erling Kagge aus dem Insel Verlag Berlin übersetzt aus dem Norwegischen von Ulrich Sonnenberg
Erling Kagge ist schon weit gegangen in seinem Leben. Er sucht seine Grenzen und überschreitet so manche. Der Drang sich zu bewegen, zu gehen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Um zu entdecken und uns gesund zu erhalten, müssen wir gehen! Alles bleibt im Fluss und wir im Einklang mit uns selbst, solange wir gehen!
Diese Variante des Gehens gefällt mir sehr gut. Man kann den Gedanken des Autors sehr gut folgen und die Worte laden zum Nachdenken ein. Es bleibt genügend Spielraum für eigenen Interpretationen. Kurze Abschnitte und Einteilungen ermöglichen die gedanklichen und philosophischen Ansätze weiter zu verfolgen. Nähere Erläuterungen dazu sind überflüssig. Die beigefügte Bilder fördern anschaulich das Verstehen.
Der Titel beinhaltet: "Eine Anleitung", auch da lässt der Autor Spielraum, wofür? Zum Gehen, zum Ankommen, Ratschläge für den Weg als solchen und für eine Suche nach Begründungen für Alltägliches und wahrhaft Unglaubliches, dem eigenen Wieder-Spühren, die Nuancen und die Vielfalt der Natur genießen? Das Gehen, wie der Autor es sieht, hat viel Wahres. Die Ratschläge und Anregungen sind leider im täglichen Leben, eingebunden in den heutigen Arbeits- und Familienalltag nicht immer umsetzbar. Beachtlich und schön, wer dies in sein eigenes Leben integrieren kann.
Der Mensch als ganzheitliches Individuum. Zum Denken gehören auch die Füsse. Nur wer sich spührt und die Umgebung wahrnimmt, kann einwandfrei funktionieren. Ein Ganzes, was auch in der Medizin viel mehr Berücksichtigung und Anklang finden sollte. Viel zu oft wird separiert, ganzheitlich denkende Patienten und alternative Heilpraktiker, Osteopathen, ect. werden belächelt.
Es schadet uns sicher nicht, uns wieder mehr zu erden, die Natur zu spüren und den Blick auf Wesentliches und Ursprüngliches zu legen. Die Ablenkungen um uns herum machen nur kurz oder gar nicht glücklich. Vielleicht ist der beschwerliche Weg doch besser?! Am Ziel hat man das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Das Ankommen wird zum Erfolg.
Trotzdem fand ich manche Stellen etwas schwierig nachzuvollziehen. Die Stelle in der Kanalisation konnte ich nicht verstehen. Was hoffte Erling Kagge dort zu finden, was er nicht auch an einem etwas schöneren Ort gefunden hätte? Andere Stellen sind sehr poetisch und ergreifend, begleitet durch den Austausch und die Geschichten von Weggefährten, Dichtern und Denkern. Besonders nahe ging mir die Geschichte der blinden Mutter und deren Helfern.
Fazit: Die Dinge wert zu schätzen und nicht als gegeben hinzunehmen, seine Existenz selbst sinnvoll gestalten und manches Tun zu hinterfragen, das Leben als Geschenk zu sehen und den eigenen Körper und die Seele zur Gesunderhaltung zu unterstützen,... das nehme ich mit aus dem Gesagten. Situationen, Dinge und Lebenseinstellungen sind Ansichtssache. So viele Individuen wie es auf dem Erdball gibt, so viele Einstellungen gibt es wohl auch. Der Autor gibt hier seine eigene preis und lässt den Leser und Hörer daran teilhaben. Ob das nun gut ist oder nicht ist vielleicht genauso individuell wie das ganze Buch.