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Veröffentlicht am 27.05.2019

Wenn man sich selbst in Lügen verliert

So schöne Lügen
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Louise schlägt sich so durch. Alles muss sie sich erarbeiten, nichts wird ihr geschenkt. Da lernt sie die wohlhabende Lavinia kennen, die sie mitnimmt in ihre glanzvolle Partywelt. Doch Lavinia ist kein ...

Louise schlägt sich so durch. Alles muss sie sich erarbeiten, nichts wird ihr geschenkt. Da lernt sie die wohlhabende Lavinia kennen, die sie mitnimmt in ihre glanzvolle Partywelt. Doch Lavinia ist kein einfacher Charakter und Louise hat bald schon alle Hände voll mit ihr zutun, will sie doch ihr neues Leben um keinen Preis der Welt wieder hergeben.

Die Optik des Buches ist ein absoluter Blickfang! Das Bild kann es nicht wiedergeben, wie sehr der Umschlag im Licht mal golden, mal silbern glänzt. Darüber hinaus hat das Buch sogar ein goldenes Lesebändchen. Es schreit praktisch „Glamour!“ und passt wunderbar zu der prunkvollen Welt, in die Louise eintaucht. Wenn so schön auch die Lügen sind, dann darf man viel erwarten.

Der englische Originaltitel „Social Creature“ passt nicht weniger gut zu dem Roman, denn es deutet vor dem Lesen zusätzlich zum Klappentext gerade genug, aber nicht zuviel, an und lässt einen nach dem Lesen bestätigend nicken.

Die Geschichte stellt sehr unterschiedliche Lebensführungen einander gegenüber, den Überlebenskampf in einer Leistungsgesellschaft dem unbeschwerten Luxus. Die Integrierung und Bedeutung sozialer Netzwerke in den Alltag junger Menschen ist dabei besonders eindringlich herausgearbeitet worden. Echtheit und Aufgesetztheit sind sich manchmal zum Verwechseln ähnlich. Gerne glaubt man so schöne Lügen. Ja, das Buch ist schon extrem überzogen, aber genau das macht es aus.

Der Schreibstil der Autorin ist etwas gewöhnungsbedürftig. Statt Personalpronomen zu verwenden, werden die Namen der Personen immer wieder ausgeschrieben. Es kommt vor, dass mehrere Sätze hintereinander denselben Satzanfang haben und manchmal spricht ein allwissenden Erzähler den Leser plötzlich an. Sicher ist es Geschmackssache. Auf der gesamten Textlänge wechselte hier mein Eindruck zwischen positiv und negativ.

Es dauert gefühlt bis zur Hälfte des Romans, bis er richtig an Fahrt gewinnt. Die Einführung in Lavinias Welt wird sehr ausgeschmückt. Vielleicht eine Spur langatmig, aber im hinteren Teil macht es sich wiederum bezahlt, dass an vielen Stellen drauf aufgebaut werden konnte. Die Spannung steigert sich nach der Hälfte konsequent. Der Ausgang für Louise hängt bis Ende in der Luft und ich gebe zu: Ihre letzten Handlungen überraschten mich.

Die Überraschung war vermutlich vor allem deswegen groß, da Louise in vieler Hinsicht ambivalente Einstellungen hat und nicht ganz klar zu fassen ist. Wenn sie sich ihrer Selbst nicht sicher ist, wie können wir es dann sein? Bei den Nebencharakteren fällt auf, dass viele in ihrer Haltung Louise gegenüber ebenfalls inkonstant sind. Nichtsdestotrotz ist Louise eine wahnsinnig interessante Figur und ich bin gerne mit ihr durch die Geschichte gegangen.

Aus dem Nachwort ist herauszulesen, dass es der Autorin nicht allzu leicht gefallen ist, den Roman fertigzustellen. Die Mühe hat sich gelohnt. Es ist ein toller Roman dabei raus gekommen, die Idee dahinter hat mir sehr imponiert. Nur wurde „So schöne Lügen“ vielleicht etwas zu hochgejubelt. Laut der New York Times ist ein Merkmal des Romans „beißender Humor“. Vielleicht eine Fehlübersetzung? Der ist auf jeden Fall komplett an mir vorbeigegangen. Eigentlich sind auch düstere Passagen enthalten, aber irgendwie haben die mich nicht gepackt. Dafür gibt es andere starke Momente und ich kann euch „So schöne Lügen“ für seine spezielle Art und zum Kennenlernen der Figur Louise nur empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Figuren
Veröffentlicht am 17.02.2019

Starke Frauen in einer Männerwelt

Die Frauen der Familie Marquardt
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Köln 1908: Caspar Marquardt ist Eigentümer eines großen Kaufhauses, für das er einen fernen Verwandten als männlichen Erben einsetzen will, da er selber nur drei Töchter hat. Tochter Louisa sah sich schon ...

Köln 1908: Caspar Marquardt ist Eigentümer eines großen Kaufhauses, für das er einen fernen Verwandten als männlichen Erben einsetzen will, da er selber nur drei Töchter hat. Tochter Louisa sah sich schon als Erbin und ist erzürnt darüber, dass ihr Vater an dem aus ihrer Sicht überholten Bild der gesellschaftlichen Stellung von Mann und Frau festhält. Tochter Sophie schwelgt im Reichtum ihres Vaters und spielt gern mit den Gefühlen der Männer, bis es einmal andersherum kommt. Mathilda, die dritte und uneheliche Tochter, will Karriere machen, doch bekommt sie in einer von Männern beherrschten Welt dazu Gelegenheit?

Die Schwestern sind sich mal einig und unterstützen einander, mal sind sie sich spinnefeind. Sie haben es alle nicht einfach im Leben, denn die Erwartungen an sie und ihre eigenen Wünsche, wie sie ihr Leben gestalten wollen, kollidieren häufig miteinander. Das hohe Ansehen der Familie Marquardt mag ihnen Möglichkeiten eröffnen, die anderen verwehrt bleiben, gleichzeitig stehen sie aber genau deswegen immer im Auge der Öffentlichkeit.

Die Entwicklungen und Verwicklungen wissen zwar selten zu überraschen, fügen sich aber wunderbar zusammen. Der Personenkreis ist sehr gering gewählt, was man einer Auflistung vor der eigentlichen Geschichte entnehmen kann und für eine dichte Erzählung sorgt.
Die Autorin springt zwischen verschiedenen Perspektivfiguren hin und her (nicht nur zwischen den Schwestern), dafür nutzt sie auch immer einen passenden Moment, doch findet der Wechsel häufig ohne eine einleitende Markierung statt. Von einer Zeile zur anderen geht es auf einmal mit einer anderen Person weiter. Das hätte man leserfreundlicher gestalten können.
Es wurden von ihr ein paar altbackene Wörter mit eingestreut, um die Zeit besser abzubilden. Viel Herzblut steckt in den Beschreibungen des Kaufhauses, die es vor den Augen zum Leben erwecken in all seinem Prunk und mit den vielen unterschiedlichen Abteilungen.

Wer Köln kennt und liebt, dem reicht wahrscheinlich schon die Erwähnung von Orten wie der Hohe Straße und der Schildergasse, um sich für das Buch zu erwärmen. Tiefer gehend entwickelt sich aber keine genaue Vorstellung davon, wie es dort tatsächlich aussah. Es wird fast kein Kölsch gesprochen und zur Historie fällt kaum mal ein Wort. Hier beschränkt sich die Autorin auf die Darstellung der Frauenrolle zu der Zeit.

Vergleicht man die inhaltliche Wiedergabe mit dem Buchcover, fällt auf, dass es sich eigentlich um drei Schwestern handelt, aber nur zwei Frauen auf dem Bild besonders hervorgehoben werden. Auf den ersten Blick macht es den Eindruck, dass es nicht passt, auf den zweiten kann es aber vor, während und nach dem Lesen nachdenklich machen. Für mich habe ich eine schlüssige Erklärung gefunden, mit der das Cover stimmig den Inhalt wiedergibt. Bin gespannt, wie es euch damit geht.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Gute Idee, nicht schwache Umsetzung

A Stranger in the House
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Dinge stehen nicht mehr an ihrem Platz und du wirst das Gefühl nicht los, dass jemand im Haus war. Ein Unfall lässt dich vergessen und plötzlich vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen dir und ...

Dinge stehen nicht mehr an ihrem Platz und du wirst das Gefühl nicht los, dass jemand im Haus war. Ein Unfall lässt dich vergessen und plötzlich vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen dir und einer Leiche. Was ist passiert und zu was bist du fähig?

Endlich erscheint Shari Lapenas zweiter Roman. Er trägt den Titel „A stranger in the house: Das Böse ist näher, als du denkst“ und ist ein durchaus vorzeigbarer Nachfolgeroman.

Die Geschichte findet in einem sehr kleinen Personenkreis statt. Wieder einmal scheint jeder seine eigenen kleinen Wahrheiten zurückzuhalten.
Eigentlich haben Lapenas Romane keine Verbindung zueinander, dennoch gibt es ein Wiedersehen mit einem Charakter aus „The couple next door“, was sicher den ein oder anderen freuen wird.

Shari Lapenas Handschrift ist klar erkenntlich: Kurz gehaltene Sätze. Klarer Ausdruck. Super angenehm zu lesen. Der auktoriale Erzähler, der uns die Außenperspektive der Handlung beschreibt und gleichzeitig auch ganz genau über das Innenleben seiner Charaktere aufklärt, ähnelt sehr jenem aus dem Debütroman, doch sind die Wechsel der Figuren-Perspektiven dieses Mal seltener fließend, sondern werden klar durch Kapitel abgeteilt, von denen es insgesamt sehr viele gibt. Wonach bei der Aufteilung gegangen wurde, ist für mich nicht erkenntlich.

Mit ihrem Debütroman „The couple next door“ (englischer Nummer-1-Bestseller) hat die Autorin die Messlatte für den zweiten extrem hoch gehängt, was ihm leider nicht gut bekommt, denn im direkten Vergleich steht, dass „A stranger in the house“ vom Thrill-Faktor, von den Skandalen und vom pompösen Finale her deutlich hinten zurück.

Das macht ihn aber nicht zu einem schlechten Roman. Die Sog-Wirkung in die Geschichte hinein, ist immens und lädt dazu ein, das Buch in einem Zug zu verschlingen. Ein paar echt verblüffende Entwicklungen werden euch vom Hocker hauen und am Schreibstil lässt sich gefühlt nichts besser machen.

Insgesamt konnte man diesmal weniger Verdächtigungen anstellen und Miträtseln. Zum Teil langatmig wirkten Passagen, in denen bereits bekannte Enthüllungen nur weitergegeben wurden. Die Entwicklung der Geschichte war nicht ganz nach meinem persönlichen Geschmack. Spaß beim Lesen hatte ich allemal.

Veröffentlicht am 29.12.2018

Glaube, Hoffnung, Liebe

Der Mann, der wirklich liebte
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Frau Röhrdanz fällt durch einen Schlaganfall schwanger ins Wachkoma. Ihr Mann gibt sie und das ungeborene Kind nicht auf und begleitet seine Frau auf ihrem langen Weg zurück ins Leben, getragen von seiner ...

Frau Röhrdanz fällt durch einen Schlaganfall schwanger ins Wachkoma. Ihr Mann gibt sie und das ungeborene Kind nicht auf und begleitet seine Frau auf ihrem langen Weg zurück ins Leben, getragen von seiner unerschöpflichen Liebe zu ihr.

Hera Linds Roman nach einer wahren Geschichte beschreibt die Verzweiflung und Selbstaufopferung des Herrn Röhrdanz, der sich dem Balanceakt zwischen Beruf, Kindererziehung und der Pflege seiner Frau stellen muss.

Wie ich es auch schon von Linds Roman "Die Frau, die frei sein wollte" kannte, steigt die Autorin ohne große Umschweife direkt beim Thema des Buchrückens ein. Der Schicksalsschlag und das Verhalten aller Beteiligten des Geschehens wirken absolut realistisch. Genau so mag es sich ereignet haben. Hier ist man hautnah dabei und kann sich gut in die Ängste und die Überforderung von Herrn Röhrdanz einfühlen.

Ein langer Flashback führt zurück in die Zeit vor dem Schlaganfall und beschreibt, wie Herr und Frau Röhrdanz zueinander fanden sowie kleine gemeinsame Höhepunkte. Er riss mich unlieb aus dem aktuellen Handlungsstrang. Für die Geschichte an sich erscheint es mir unnötig, in die Vergangenheit zu springen. Es wäre auch schön gewesen, die Art und Weise, wie Herr Röhrdanz sich um seine Frau kümmerte, für sich sprechen zu lassen. Außerdem schafft es die Autorin nicht, den Funken überspringen zu lassen. Die Verliebtheit und Sehnsucht werden zu flach transportiert und kommen nicht an. Ich war froh, als der Abschnitt hinter mir lag.

Raus gerissen durch den Flashback kam mir beim Rest der Geschichte ein Stück weit das Mitgefühl abhanden. Im Folgenden wirken viele Handlungen aber auch nicht mehr so realitätsnah wie noch zu Anfang. Oder es lag am Ausmaß der negativen Seiten, welche die intensive Begleitung seiner Frau für ihn und alle anderen mit sich brachte.

Der Schreibstil ist so flüssig und lebendig durch viele Dialoge, dass der Roman überraschend schnell zu Ende gelesen war.

Für mich persönlich stand immer fest, dass ich die Möglichkeit haben will, um mein Leben zu kämpfen anstatt die Geräte abschalten zu lassen. Wenn man sich aber besieht, was daraus auch für Kummer und Schaden für die Angehörigen erwachsen kann, lässt es mich verunsichert zurück. Mich machte der Roman sehr nachdenklich: "Der Mann, der wirklich liebte". Oder: Der Mann, der zuviel liebte? Oder zu einseitig? Hatten manche Ärzte, die ihn egoistisch nannten, nicht vielleicht auch irgendwo recht damit? War es immer Liebe oder auch ein Stück weit sozialer Druck? Was, wenn es zu einer Stagnation gekommen wäre und seine Frau nicht genesen wäre oder ihr Sohn schwerstbehindert? Wie hätten sich die Kinder entwickelt, wenn er ihnen mehr seine Liebe geschenkt hätte als seiner Frau?

Herr Röhrdanz hatte Glück. Seine Frau fand wieder zurück. Sicher war seine hingebungsvolle Zuwendung hauptsächlich dafür verantwortlich, aber viele andere müssen sich damit abfinden, dass ihre Angehörigen nicht zurückkehren werden, egal ob sie noch für sie da sind oder nicht. Egal, ob sie wirklich lieben oder nicht. Man muss nur wirklich lieben und Glaube versetzt Berge ist zwar eine schöne Botschaft, aber auch gleichzeitig ein Affront denjenigen gegenüber, denen keine positive Wendung beschieden ist.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Schöner Soft-Thriller

A Stranger in the House
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Dinge stehen nicht mehr an ihrem Platz und du wirst das Gefühl nicht los, dass jemand im Haus war. Ein Unfall lässt dich vergessen und plötzlich vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen dir und ...

Dinge stehen nicht mehr an ihrem Platz und du wirst das Gefühl nicht los, dass jemand im Haus war. Ein Unfall lässt dich vergessen und plötzlich vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen dir und einer Leiche. Was ist passiert und zu was bist du fähig?

Endlich erscheint Shari Lapenas zweiter Roman. Er trägt den Titel "A stranger in the house: Das Böse ist näher, als du denkst" und ist ein durchaus vorzeigbarer Nachfolgeroman.

Die Geschichte findet in einem sehr kleinen Personenkreis statt. Wieder einmal scheint jeder seine eigenen kleinen Wahrheiten zurückzuhalten. 
Eigentlich haben Lapenas Romane keine Verbindung zueinander, dennoch gibt es ein Wiedersehen mit einem Charakter aus "The couple next door", was sicher den ein oder anderen freuen wird.

Shari Lapenas Handschrift ist klar erkenntlich: Kurz gehaltene Sätze. Klarer Ausdruck. Super angenehm zu lesen. Der auktoriale Erzähler, der uns die Außenperspektive der Handlung beschreibt und gleichzeitig auch ganz genau über das Innenleben seiner Charaktere aufklärt, ähnelt sehr jenem aus dem Debütroman, doch sind die Wechsel der Figuren-Perspektiven dieses Mal seltener fließend, sondern werden klar durch Kapitel abgeteilt, von denen es insgesamt sehr viele gibt. Wonach bei der Aufteilung gegangen wurde, ist für mich nicht erkenntlich. 

Mit ihrem Debütroman "The couple next door" (englischer Nummer-1-Bestseller) hat die Autorin die Messlatte für den zweiten extrem hoch gehängt, was ihm leider nicht gut bekommt, denn im direkten Vergleich steht, dass "A stranger in the house" vom Thrill-Faktor, von den Skandalen und vom pompösen Finale her deutlich hinten zurück. 

Das macht ihn aber nicht zu einem schlechten Roman. Die Sog-Wirkung in die Geschichte hinein, ist immens und lädt dazu ein, das Buch in einem Zug zu verschlingen. Ein paar echt verblüffende Entwicklungen werden euch vom Hocker hauen und am Schreibstil lässt sich gefühlt nichts besser machen.

Insgesamt konnte man diesmal weniger Verdächtigungen anstellen und Miträtseln. Zum Teil langatmig wirkten Passagen, in denen bereits bekannte Enthüllungen nur weitergegeben wurden. Die Entwicklung der Geschichte war nicht ganz nach meinem persönlichen Geschmack. Spaß beim Lesen hatte ich allemal.

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