Profilbild von stefanb

stefanb

Lesejury Star
offline

stefanb ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefanb über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2020

angehmer Schreibstil und prickelnde Erlebnisse

Verboten in der Öffentlichkeit - jetzt erst recht | Erotische Bekenntnisse
0

Es in der Öffentlichkeit zu tun, ist nicht jedermanns Sache. Die Charaktere in den acht Kurzgeschichten, jeweils ca. 20 Seiten, genießen es in vollen Zügen. Ob Autofähre, Feld, Hinterhof, Balkon, Kirchweih, ...

Es in der Öffentlichkeit zu tun, ist nicht jedermanns Sache. Die Charaktere in den acht Kurzgeschichten, jeweils ca. 20 Seiten, genießen es in vollen Zügen. Ob Autofähre, Feld, Hinterhof, Balkon, Kirchweih, Bar, Campingplatz oder Tierpark, eine Gelegenheit findet sich immer. Und das beschreibt Simona Wiles ansprechend anturnend. In diesem Roman steht die Lust im Vordergrund und die Leser*innen können die Geschichten voyeuristisch verfolgen und genießen.
„Verboten in der Öffentlichkeit“ von Simona Wiles stellt den Akt in den Vordergrund, manchmal sinnlich und dann wieder mal hart, rauschhaft und schwärmerisch.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Die Geschichten sind das richtige für ein kurzes Leseabenteuer.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2019

Technik als Sinneserweiterung

Helen und die People of Source
0

“Helen und die People of Source” von Jan Schreiber zeigt dem Leser eine nicht allzu sehr entferne Zukunft, deren Anbruch wir jetzt schon spüren. Ein Nanochip, ID-Chip und Neuronenchip werden mit Wasser ...

“Helen und die People of Source” von Jan Schreiber zeigt dem Leser eine nicht allzu sehr entferne Zukunft, deren Anbruch wir jetzt schon spüren. Ein Nanochip, ID-Chip und Neuronenchip werden mit Wasser geschluckt, docken im Körper an und versprechen viele tolle Neuerungen. Ein Austausch von Informationen über einen Funknerv im Kopf ist dabei nur eine Errungenschaft.

Betrachtet man sich die Schlagzeile, dass Facebook Gedanken und Schrift auf dem Computer umwandeln will, so erscheint das Werk gar nicht mal weit entfernt.

Der Schreibstil ist flüssig und man ist sofort im Geschehen. Berichtet wird aus des Protagonisten Sicht, der Ich-Perspektive. In Anbetracht des Umfangs des Buches werden die Charaktere gut beschrieben. Für einen (ausgedehnten) Roman, welcher ggfs. noch aus dieser Basis entstehen wird, müssten diese weiter ausgearbeitet, sowie das Setting feiner gezeichnet werden. Das Buch wirft interessante Fragen auf, die leider nicht alle tiefgehend erörtert werden und reizt das vorhandene Potenzial leider noch nicht ganz aus.

„Die Menschen würden das wirklich Menschliche nicht mehr fassen können.“ [14]

Fazit: Sinneserweiterungen und ihre Folgen. Ein wirklich passendes Cover und noch Luft nach oben.

Veröffentlicht am 12.06.2019

eine Besserungsanstalt?

Die Nickel Boys
0

„Das Schlimmste, was mir während meiner Einzelhaft widerfahren ist, widerfährt mir täglich. Das Aufwachen.“ [222]

Colson Whitehead, ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis, bringt mit seinem fiktiven Roman ...

„Das Schlimmste, was mir während meiner Einzelhaft widerfahren ist, widerfährt mir täglich. Das Aufwachen.“ [222]

Colson Whitehead, ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis, bringt mit seinem fiktiven Roman „Die Nickel Boys“ ein nicht leicht verdauliches Werk in unseren Bücherschrank und damit die Themen Missbrauch, Rassismus und allgegenwärtige Gewalt.

„Das Nickel war eine rassistische Hölle – die Hälfte des Personals schlüpfte am Wochenende sicher in die Kluft des Ku-Klux-Klans.“ [113]

„Die Nickel Boys“ ist ein Roman, der einen schockierend mitnimmt. Die oben genannten Themen hat Whitehead zu einem runden Werk verarbeitet. Der Aufbau, das Setting ist klasse. Jedoch blieben mir die Charaktere zu blass. Ich, für meinen Teil, fühlte mich viel zu distanziert. Mehr lies der Schreibstil nicht zu. Auf der einen Seite ist dies gut, dass man sich nicht von der schweren Kost erdrücken lässt, auf der anderen Seite, wäre ich ‚gerne‘ tiefer in das Geschehen abgetaucht. Es fehlen ein paar Emotionen.

„Die Prügel, der Missbrauch, die unbarmherzigen Prüfungen ihrer Person. Sie standen das durch.“ [181]

Der Protagonist Elwood landet mehr oder weniger durch Zufall und fehlendes, ordentliches Verfahren, in einer Besserungsanstalt. Die Hölle auf Erden. Auf mehreren Zeitebenen folgen wir als Leser Elwood und erfahren viel über die damalige Zeit und den Rassismus, welcher auch heute leider immer noch ein vorherrschendes Thema der Gesellschaft ist. Ohne mit dem erhobenen Finger bringt Whitehead seine Themen an den Leser. Auch wenn sein Werk rund geschrieben ist, einen sehr guten Anfang und Ende besitzt, so gab es einige Längen. Zugleich fehlte mir der noch tiefere Blick in das Trauma der amerikanischen Geschichte. So wird viel Potenzial verschenkt.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Gack gack guck!

Guck gack ga! Wer kommt denn da?
0

Hühner sind neugierig und ideenreich. So kommt es auch, dass diese auf Entdeckungstour gehen, als urplötzlich ein großer Tierfuß neben ihnen auftaucht und sie in ihrer Partie Schach unterbricht. Welches ...

Hühner sind neugierig und ideenreich. So kommt es auch, dass diese auf Entdeckungstour gehen, als urplötzlich ein großer Tierfuß neben ihnen auftaucht und sie in ihrer Partie Schach unterbricht. Welches Tier mag das bloß sein?
„Guck gack ga! Wer kommt denn da?“ von Gökçe İrten liefert eine richtig gute Grundidee. Man darf die Hühner auf ihrer Erkundungstour begleiten, miträtseln und gespannt sein, was für Ideen die Hühner an den Tag legen, um herauszufinden um welches Tier es sich handelt.
Das Kinderbuch ist sehr schön illustriert und kommt in einer ansprechenden Farbgestaltung und Größe daher – wie man es auch vom Magellan Verlag kennt und erwartet. Es ist gut durchdacht, kreativ und für Kinder im Alter von 3-4 Jahren bestens geeignet.
Allerdings ist es ein etwas anderes Buch, denn erzählt wird alles in Hühnersprache. Und das liest sich dann „Gack, gack, guck“. Das macht zwar auch Spaß, zumal die Hühnersprache lustig und der Situation entsprechend passend und kreativ geschrieben ist. Mit richtigem Text hätte man aber noch viel mehr aus diesem wunderschönen Buch herausholen können. So wurde leider meines Erachtens viel Potenzial verschenkt.
Am besten schaut man sich das Buch mit seinen knapp 25 x 25 cm vor dem Kauf an, um dann die richtige Entscheidung zu treffen. Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Gack, gack, pook.

Veröffentlicht am 04.04.2019

detailliert und gut durchdacht

Nicht ein Wort
0

„Ansonsten hatte uns eine Art Schwermut erfasst, die sich zusätzlich auf den Schatten legte, der sich über uns ausgebreitet hatte. Der Tod kroch näher heran.“ [331]

Bundesrichter sind einflussreich, entscheiden ...

„Ansonsten hatte uns eine Art Schwermut erfasst, die sich zusätzlich auf den Schatten legte, der sich über uns ausgebreitet hatte. Der Tod kroch näher heran.“ [331]

Bundesrichter sind einflussreich, entscheiden beziehungsweise beeinflussen mit Ihrem Richterspruch das Leben der anderen Personen. Wie sieht es aber aus, wenn sich das Machtverhältnis ändert und man selbst in eine Situation kommt in der man mehr oder weniger hilflos ist?

Genau hier setzt Brad Parks mit dem Roman „Nicht ein Wort“ an. Er schreibt sehr detailliert und deswegen auch glaubhaft. Aber manchmal wären ein paar Seiten weniger besser. Getreu dem Motto: Weniger ist mehr. Der anfangs gut aufgebaute Spannungsbogen lässt diverse Male richtig nach. Und das, obwohl der Schreibstil flüssig und das Buch richtig gut zu lesen ist.

„Kann eine Kamera das Böse einfangen, das im Herzen einer Person lauert?“ [311]

Gelungen fand ich die Beschreibungen zu den psychologischen Auswirkungen der Entführung auf die Eltern. Das wird alles sehr gut dargelegt. Auch das Ende hat mich wirklich überrascht – im positiven Sinne. Damit konnte man nicht rechnen.

Fazit: Am Anfang und Ende des Buches kommen die Ereignisse Schlag auf Schlag. Ungeahnte Wendungen, Spannung. Eben alles was einen guten Thriller ausmacht. Im Mittelteil würde ich eher von einem Drama mit Spannungselementen sprechen. Die allgegenwärtige Gefahr ist stets spürbar.