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Veröffentlicht am 26.08.2019

eindringliche Literatur

Nacht in Caracas
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„Die Bestattungsinstitute der Stadt waren wie Öfen. Die Leute wurden hinein- und hinausgeschoben wie die Brote, die in den Läden knapp wurden und als steinharte Erinnerung an den Hunger auf unser Gedächtnis ...

„Die Bestattungsinstitute der Stadt waren wie Öfen. Die Leute wurden hinein- und hinausgeschoben wie die Brote, die in den Läden knapp wurden und als steinharte Erinnerung an den Hunger auf unser Gedächtnis niederregneten.“ [7]


In dem Roman-Debüt „Nacht in Caracas“ von Karina Sainz Borgo bekommen wir einen tiefen Einblick in die Seele Venezuelas, eines untergehenden Landes, welches an der Nordküste Südamerikas liegt.
Die Protagonistin Adelaida, aus ihrer Sicht wird berichtet, verliert nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihre Wohnung und findet sich fortan in einer prekären Lage wieder, in einem zerrütteten Land voller Gewalt, Tod und Angst. Flucht scheint die einzige Möglichkeit zu sein, sich selbst zu retten.

Obwohl die Autorin ein düsteres Bild, gar ein Schreckensszenario, zeichnet, ist man durch den Schreibstil gefesselt. Auf zwei Zeitebenen wird die Lage des Landes sehr gut verdeutlicht. Man erhält einen Einblick über die Zustände des fernen Landes.
Sainz Borgo schafft es mit ihrem Debüt ein Stück bewegende Literatur zu liefern, das noch lange im Kopf bleibt.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Die Hölle auf Erden

Knockemstiff
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„Ich verstand, dass ich mitten in einem dieser Augenblicke des Lebens steckte, in denen große Dinge möglich sind, wenn man nur gewillt ist, die richtige Entscheidung zu treffen.“ [233]
Knockemstiff, Ohio. ...


„Ich verstand, dass ich mitten in einem dieser Augenblicke des Lebens steckte, in denen große Dinge möglich sind, wenn man nur gewillt ist, die richtige Entscheidung zu treffen.“ [233]
Knockemstiff, Ohio. Die Hölle auf Erden. Man könnte auch sagen, dass dies ein Kaff ist an dem selbst die Hoffnung stirbt. Düster, hoffnungslos. Ein Ort, den man unter allen Umständen meiden sollte. Denn alles was man hier finden wird, sind vorherrschende Gewalt, Verbrechen, Mord, Sexualdelikte und Drogen. Knockemstiff beherbergt Außenseiter, Psychopaten, Menschen ohne Hoffnung. In „Knockemstiff“
von Donald Ray Pollock geht es um den wahr gewordenen amerikanischen Albtraum. Facettenreich stellt Pollock die verschiedenen Wege unterschiedlicher Charaktere in seinem Roman dar. Allein gemein, die Tristesse und Hoffnungslosigkeit und den daraus resultierenden falschen Lebenswegen.
In 18 kurzen Geschichten nimmt der Autor den Leser mit in den Süden von Ohio. Manchmal brillant, hart und immer schockierend. Es ist schon beeindruckend, wie Pollock schreibt. Man findet sich in einem Sumpf, ist gefesselt und liest und liest. Auch wenn es manchmal nicht leicht ist, denn die Geschichte lässt einen nicht kalt.

Veröffentlicht am 26.04.2019

revenge

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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„Sie spürte eine vertraute Dunkelheit in jede Pore ihres Körpers einsickern, die Dunkelheit, die sie erfolgreich verdrängt hatte.“ [189]

Der Klappentext stellt die Frage, welches sich als der rote Faden ...

„Sie spürte eine vertraute Dunkelheit in jede Pore ihres Körpers einsickern, die Dunkelheit, die sie erfolgreich verdrängt hatte.“ [189]

Der Klappentext stellt die Frage, welches sich als der rote Faden durch das Buch erweist: „Was machst du, wenn dir alles genommen wird?“

„Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem.“ von Camilla Läckberg handelt von der Protagonistin Faye, die buchstäblich im goldenen Käfig sitzt. Und wie so oft trügt der äußere Schein.
„Wenn man in einem goldenen Käfig gefangen war, brauchte man Ablenkung, um sein Schicksal zu ertragen.“ [356]
Läckberg hat einen Roman geschrieben, ganz anders als ihre bisherigen Werke. Es sollte ihr erster Psychothriller sein. Für mich persönlich eher ein Thriller mit vielen Drama-Elementen, der direkt, schonungslos und abgründig daherkommt. Obwohl mit viel Gewalt – vor allem seelische-, Rache und expliziten Sexszenen garniert, liest sich das Buch richtig gut.
„Es tat weh, aber ich wollte, dass es wehtat. Der Schmerz war mir vertraut. Er gab mir Sicherheit. Die Welt stand in Flammen, und der Schmerz war mein Anker.“ [147]

Der Schreibstil ist flüssig. Spannung ist garantiert. Läckberg weiß, wie man ein Buch für eine große Masse schreibt. Gegliedert in 3 Teile, gewinnt man durch diverse Rückblenden in Fayes Vergangenheit einen Einblick, wie sich die Geschichte entwickeln wird.
Die Charaktere Faye, sowie ihr Mann Jack, werden ausreichend gut dargestellt, obgleich keiner wirklich sympathisch rüberkommt.
Das Ende ist rasant, knackig und durchdacht, auch wenn man schon weiß worauf alles hinauslaufen wird.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Berührend

Ein ganzes Leben
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Ein Leben auf weniger als 200 Seiten? So etwas geht? Ja, sogar „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler. Auf 192 Seiten verfolgt der Leser das Leben von Andreas Egger in den Bergen Österreichs.
Das Leben ...

Ein Leben auf weniger als 200 Seiten? So etwas geht? Ja, sogar „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler. Auf 192 Seiten verfolgt der Leser das Leben von Andreas Egger in den Bergen Österreichs.
Das Leben des Protagonisten Egger wird durch den Autor gar unprätentiös beschrieben. Genauso, wie das Leben der Romanfigur. Genügsam, karg und bescheiden verbringt Egger sein Leben. Er ist sich für keine Arbeit zu schade, packt an, lebt zurückgezogen und findet doch irgendwann eine Frau für das Leben, erleidet Schicksalsschläge, zieht in den Krieg. Und wir als Leser folgen ihm.
Es ist ein Roman der unaufgeregt daherkommt. Der Schreibstil ist flüssig, es lässt sich wunderbar lesen und man empfindet den Charakter Egger als authentisch dargestellt. Sprachlich hätte ich ein bisschen mehr erwartet, wahrscheinlich aber auch nur, weil ich den „Trafikant“ von Seethaler vorher gelesen hatte.
Im Großen und Ganzen ist es ein lesenswerter Roman, der einem auch einen Einblick in vergangene Tage und das harte Leben der damaligen Zeit gewährt.

Veröffentlicht am 18.03.2019

im Kampf für die Freiheit

Libertys Lächeln
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„Das Gespenst der Freiheit geht um. Es wird sie alle vernichten. Menschen sind nicht für Freiheit gemacht. Es wird in Chaos und Elend enden. Es wird ein Blutvergießen.“ [135]


Lincoln schätzte ihn als ...

„Das Gespenst der Freiheit geht um. Es wird sie alle vernichten. Menschen sind nicht für Freiheit gemacht. Es wird in Chaos und Elend enden. Es wird ein Blutvergießen.“ [135]


Lincoln schätzte ihn als Berater, Mark Twain zählte zu seinem Freund: Der deutsche Revolutionär Carl Schurz war ein großer Transatlantiker – und wurde vergessen. Zumindest bis zum Erscheinen von „Libertys Lächeln“ des Autors Andreas Kollender. Der Roman aus dem Pendragon Verlag handelt vom deutschen Revolutionär, der einen Wandel zum amerikanischen Staatsmann vollzog.

„Ich war Revolutionär in Deutschland, ich war mit Lincoln befreundet, ich war Generalmajor im Bürgerkrieg, ich habe eine entsetzliche Reise in die Südstaaten gemacht. Ich habe Menschen zu Grabe getragen. Ich bin Vater.“ [285]

„Libertys Lächeln“ ist fast wie ein Geschichtsbuch auf Romanbasis. Geschickt verwebt Kollender geschichtliche Fakten rund um das Leben des freiheitsliebenden Protagonisten zu einem interessanten Plot. Dieser ist gut recherchiert, wird vor allem durch diverse Zeitsprünge sehr interessant, da Schurz ein ereignisreiches Leben hatte. Mit dem Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges startet auch Schurz zu einer steilen Karriere, welche ihn bis in das Amt des Innenministers in den USA bringen wird.

„Freiheit durch Störung? […] wird es jetzt philosophisch?“ [280]
„Die Freiheit ist kein Gespenst. Sie ist ein Monster.“ [204]

Ja, Schurz war freiheitsliebend. Dies wird auch an diversen Stellen im Roman sichtbar und teils sogar philosophisch. Er ist ein Getriebener im Kampf für Freiheit. Kommt niemals zur Ruhe.

Das Cover ist minimalistisch gestaltet, die Farbgestaltung sehr harmonisch. Haptisch liegt das Buch gut in der Hand, der Schutzumschlag ist etwas Feines. Es kommt sehr edel daher.

Alles perfekt. Könnte man meinen. Wäre da nicht der Schreibstil. Für mich persönlich ist dieser zu holprig, zu gekürzt. Bei dem jeweiligen Kapitelbeginn gibt es immer einen einleitenden Satz, der auch die Atmosphäre rüberbringt, dann folgt ein kurzer Satz und dann ein Dialog. Stilistisch durchaus machbar das Ganze – das Lesetempo muss reduziert werden – bleiben aber auch die gezeichneten Figuren etwas blass zurück.

Fazit: Ein Roman über ein aufregendes Leben bei dem der Leser seine Gedanken spielen lassen muss, damit die literarische Freiheit vollends zur Geltung kommt.