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Veröffentlicht am 01.06.2019

Was für ein Durcheinander!

Dies ist keine Liebesgeschichte
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Wenn du nach einer lockerleichten Geschichte suchst, die dir deine Lesezeit mit etwas Herzschmerz und bewegenden Momenten versüßen soll, dann sei doch bitte nicht so dumm – wie ich – und greife zu einem ...

Wenn du nach einer lockerleichten Geschichte suchst, die dir deine Lesezeit mit etwas Herzschmerz und bewegenden Momenten versüßen soll, dann sei doch bitte nicht so dumm – wie ich – und greife zu einem Buch, welches mit seinem Titel eigentlich komplett das Gegenteil aussagt. Was an dem Buch „Dies ist keine Liebesgeschichte“ von Don Zolidis hat mich also davon überzeugt, dass es vielleicht doch eine Liebesgeschichte ist? Waren es die zart roten Herzen, die das Cover auf verspielte Weise zieren? Oder liegt es daran, dass ich mir grundsätzlich keine Beschreibungen auf der Rückseite der Buchdeckel durchlese? Denn da steht es ja auch deutlich: „Die rasanteste und berührendste Nicht-Liebesgeschichte aller Zeiten!“ Doch auch ein Beziehungsdrama kann durchaus eine Liebesgeschichte sein.

Man nehme einen Nerd und das schönste Mädchen der Schule und mache daraus ein Paar …

Zugegeben – das klingt nicht nach einer völlig neu erzählten jugendlichen Liebesgeschichte. Und dennoch bleibt es eine Nicht-Liebesgeschichte. Auch wenn wir Leser einiges über Craigs erste große Liebe und die zahlreichen Trennungen und Versöhnungen erfahren. Vielmehr erfahren wir jedoch über Craigs (nerdige) Leben und die Probleme in seiner Familie. Jetzt könnte man denken, dass es doch eine interessante Mischung für ein Jugendbuch ist. Doch leider hat Don Zolidis meiner Meinung nach nicht viel aus diesem Stoff herausgeholt.

Allein die Tatsache, dass Don Zolidis seine Geschichte mit Trennung Nummer drei beginnt – ohne dass die Leser überhaupt wissen, wie alles begonnen hat – spricht für mich Bände. Nach der ersten beschriebenen Trennung lässt er seine literarische Hauptfigur Craig aus seiner Kindheit berichten, um anschließend mit Trennung Nummer fünf aufzuwarten. Mit dieser sehr sprunghaften Erzählweise bekommt die Handlung einen sehr unaufgeräumten und unscharfen Touch.

Was für ein Durcheinander!

Fast scheint es so als würde dem Autoren das On/OFF Prinzip der Beziehung der zwei Hauptprotagonisten nicht genügen. Denn die Geschichte wird aufgebauscht von einer Vielzahl an literarischen Akteuren, die mich persönlich immer wieder von dem eigentlichen Geschehen abgelenkt haben. Oftmals konnte ich sie gar nicht zuordnen. Am blassesten blieb für mich eine der wichtigsten Personen aus dieser Geschichte: Craigs große Liebe Amy. Bis zum Schluss habe ich ihre Beweggründe sich ständig von Craig zu trennen nicht verstanden.

Zwischen diversen Passagen blitzten die literarischen Fähigkeiten von Don Zolidis durch. Auch wenn ich in den spitzzüngigen und humorvollen Dialogen zwischen Craig und seiner Schwester die nötige Tiefe für die Geschichte nicht gefunden habe, konnten diese mich doch bestens unterhalten.

„Dies ist keine Liebesgeschichte“ von Don Zolidis verspricht in seinem Titel wirklich nicht zu viel. Es ist keine wirkliche zu Herzen gehende Liebesgeschichte. Vielmehr ist es eine Geschichte über einen nerdigen Außenseiter, dessen Erzählstil genau so durcheinander ist, wie sein Leben und sein Liebesleben. Mich persönlich konnte Craigs Geschichte nicht erreichen.

https://kathrineverdeen.de/

Veröffentlicht am 22.03.2018

Ein klassischer Mittelteil

Manipuliert (Bd. 2)
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Es gibt Autoren, die wissen ganz genau, wie sie ihre Leser ab der ersten Zeile begeistern. Egal ob Einzelband oder Trilogie – Teri Terry ist für mich so eine Autorin. Sie schafft es immer wieder aufs Neue ...

Es gibt Autoren, die wissen ganz genau, wie sie ihre Leser ab der ersten Zeile begeistern. Egal ob Einzelband oder Trilogie – Teri Terry ist für mich so eine Autorin. Sie schafft es immer wieder aufs Neue eine spannende und kluge Handlung zu stricken und sie mit Charakteren zu bestücken, die alles andere als eindimensional sind. Mit dem Thema von „Infiziert“ - dem ersten Band ihrer „Dark Matter“ - Trilogie hat sie mich völlig für sich einnehmen können, denn diese Thematik lässt sich hervorragend ins Hier und Jetzt übertragen: In „Infiziert“ bedroht eine Epidemie, die sich von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt und bis über die Landesgrenzen schleicht, die Bewohner Großbritanniens. Der Ursprung dieser Katastrophe liegt für die meisten Betroffenen jedoch im Verborgenen. Teri Terry nimmt ihre Leser von der ersten Sekunde des Ausbruchs mit und entführt sie in eine beachtliche Handlung. Auch wenn es für mich als Leser sehr faszinierend war mitzuerleben, wie ein vermeintlicher Erreger von Mensch zu Mensch getragen wird und katastrophale Zustände zur Folge hatte, gab es zum Ende dieses ersten Bandes einige ernüchternde Momente, weil vieles in der Handlung vorhersehbar und etwas überzogen war. Dennoch wollte ich unbedingt wissen, wie es den literarischen Helden aus dieser Geschichte ergeht.


In „Manipuliert“ dem zweiten Band aus der Feder von Teri Terry geht es vor allem um eine Frage: Wie lebt man mit der Schuld, dass alle Menschen, denen man nahe sein möchte, weil man sie liebt, sterben? Shay ist sich sicher, dass sie zu dem Ursprung des Ausbruchs gehört und sie überträgt. Kämpferisch sucht sie nach einer Lösung die Seuche aufzuhalten und isoliert sich. Doch die Seuche breitet sich weiter aus und über die Grenzen des Landes hinaus entbrennt eine Hetzjagd auf die Überlebenden. Die wahren Verursacher der Katastrophe bleiben jedoch für die meisten im Verborgenen.

Terrys altbekannte Charaktere haben mit der Einführung neuer Figuren etwas an Glanz und Vielseitigkeit verloren. Besonders Kai, der zunehmend hin- und hergerissen wirkt und sich genau wie die Handlung im Kreis dreht. Die neuen Protagonisten muten an, als hätte sie Teri Terry mit Gewalt in dieses Szenario gepresst, damit sie einen Kontrast zu allen anderen bieten.

Sehr gelungen fand ich die Beschreibungen zur Isolierung von Shay. Im ersten Band ließ die Autorin noch alle literarischen Figuren abwechselnd aus ihrer Sichtweise berichten. Mit Shays zunehmender Isolierung verschwinden auch ihre Schilderungen, um später mit einem Paukenschlag wieder aufzutauchen.

Gelungen war auch der wissenschaftliche Teil der Geschichte. Teri Terry erklärt viele für die Handlung wichtige Aspekte aus der Quantenphysik, sodass auch ein völlig ahnungsloser Leser wie ich es versteht.

Trotz der großartigen Thematik und einer meist rasanten Handlung ist „Manipuliert“ in meinen Augen dann doch ein klassischer Mittelteil, der lediglich dazu dient, viele Seiten mit oft belanglosen Taten der literarischen Helden zu füllen. Der erste gelesene Teil wies schon einige Längen auf, aber mit dem Folgeband wurde mein Durchhaltevermögen auf eine größere Probe gestellt. Ich hatte stets das Gefühl, mit der Handlung im Kreis zu laufen, ohne voranzukommen. Die literarischen Figuren sind durchgehend auf der Suche nach dem, was eigentlich offensichtlich ist und jeder Leser längst weiß. Dieser Aspekt war einfach sehr ermüdend.
Ich fieberte irgendwann nur noch dem Ende entgegen und vergaß dabei, dass dieser Teil nicht der letzte sein wird. Die Handlung wirkte für mich so, als wäre kein Stoff mehr für den finalen Band vorhanden. Jedoch hatte ich die Tricks der Autorin nicht bedacht. Teri Terry stampfte zu guter Letzt noch einen fiesen Cliffhanger aus dem Boden, der mir wieder verdeutlicht hat, dass die Geschichte noch kein Ende gefunden hat.

Etwas unschlüssig bin ich mir noch, ob ich diese Reihe wirklich weiterlesen möchte. Kommt Zeit, kommt Rat, denn unmittelbar nach dem Ende von „Manipuliert“ tendiere ich zu einem Nein.

www.kathrineverdeen.blogspot.de

Veröffentlicht am 10.11.2017

Für Fans von Dick Bruna und Miffy eine willkommene Abwechslung

Miffys erstes Aufklappbuch
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Einige Kinderbücher haben über viele Jahre einen Kultstatus erlangt und man begegnet ihnen überall. „Miffy“ die kleine Häsin, die von Dick Bruna erschaffen wurde, hat 1955 das Licht der Welt erblickt und ...

Einige Kinderbücher haben über viele Jahre einen Kultstatus erlangt und man begegnet ihnen überall. „Miffy“ die kleine Häsin, die von Dick Bruna erschaffen wurde, hat 1955 das Licht der Welt erblickt und seitdem viele Kinderherzen höher schlagen lassen. Gerade weil die Häsin weltberühmt ist und man sie in jedem Buchladen sieht, wurde ich sehr neugierig und griff zu „Miffys erstes Aufklappbuch“ von Dick Bruna, um zusammen mit meinem Sohn Miffys Universum zu erkunden.

Auf sechs illustrierten Seiten lernen wir Leser Miffy und ihre Familie kennen und erfahren, was sie in ihrem Alltag gerne unternehmen. Zusammen mit der Hasenfamilie spielen wir Leser im Garten oder im Haus, genießen zum Tee leckeren Kuchen, unternehmen einen Ausflug auf einen Bauernhof und in den Zoo. Dabei gibt es vieles zu entdecken, denn auf jeder Doppelseite gibt es zwei bis vier Klappen, hinter denen sich interessante Details verstecken. Und so eine Entdeckungstour macht müde, das merkt auch Miffy, als es am Ende dieses Bilderbuches zu Bett geht. Pünktlich um neunzehn Uhr, nimmt sie ihren Teddy mit ins Bett und wir Leser dürfen sie sogar bis in ihre Träume begleiten.

Eine zusammenhängende Handlung gibt es in diesem Bilderbuch nicht. Es gleicht eher einem kurzen Kennenlernen von Leser und literarischer Hauptfigur. Kindgerecht ist die ganze Aufmachung des Bilderbuches. Es hat ein großes Format, stabile Pappseiten und Klappen, die sich einfach öffnen lassen. Die Illustrationen zeichnen sich durch klare Formen und kontrastreiche und dicke Konturen aus, die von Kinderaugen leicht zu erkennen sind. Was mich jedoch etwas gestört hat, ist, dass alle Illustrationen und Figuren sehr steif wirken. Sie haben eine starre Mimik und Gestik. Hinzu kommen die grellen Farben, die für meine Augen eher zu anstrengend und ermüdend waren. Jedoch werden Kleinkinder diese Farben ganz anders wahrnehmen, als Erwachsene.

Unser Ausflug in die Welt von Miffy war interessant, jedoch hätten wir „Miffys erstes Aufklappbuch“ etwas früher entdecken müssen. Die Altersempfehlung des Verlags von 1-3 Jahren kam bei meinem Sohn leider nicht hin. Er wird in einem Monat 3 Jahre alt und konnte mit diesem Bilderbuch, obgleich es viele Klappen gab, nicht viel anfangen. Er blätterte es ein oder zwei Mal durch und danach hat er es nicht wieder zur Hand genommen. Ich würde es eher für Kinder bis 2 Jahren empfehlen.

„Miffys erstes Aufklappbuch“ ist für Fans von Dick Bruna und der Häsin eine willkommene Abwechslung, bei der es vieles zu entdecken gibt. Für uns wird es vorerst das letzte Buch von Miffy sein.

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Veröffentlicht am 01.09.2017

Konnte mich nicht komplett überzeugen

Schicksalsbringer (Band 1) - Ich bin deine Bestimmung
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Wenn man sich so in der Buchblogger-Gemeinde umschaut, bekommt man das Gefühl, dass sich viele auch ganz gut kennen. Wenn dann jemand aus dieser Gemeinschaft selbst ein Buch schreibt, ist das schon eine ...

Wenn man sich so in der Buchblogger-Gemeinde umschaut, bekommt man das Gefühl, dass sich viele auch ganz gut kennen. Wenn dann jemand aus dieser Gemeinschaft selbst ein Buch schreibt, ist das schon eine spannende Sache. Und wenn man diesen Buchmenschen und seinen (ihren) Blog über Jahre begleitet hat, ist es sogar noch viel spannender. Man möchte sich selbst eine Meinung bilden und das Buch lesen. Aus diesem Grund wollte ich auch „Schicksalsbringer – Ich bin deine Bestimmung“ lesen, denn die Autorin Stefanie Hasse kenne ich, seitdem ich selbst zur Buchbloggerin wurde.

Das recht verspielte und wunderschön schimmernde Cover von Stefanie Hasses neuem Buch suggerierte mir im Vorfeld, dass ich der Zielgruppe längst entwachsen bin. Trotzdem war ich sehr neugierig, mit welchem Thema sich die Autorin beschäftigt hat und ob sie mich damit packen kann.

Die ersten Passagen begannen sehr vielversprechend mit einem Rückblick in die Vergangenheit der literarischen Hauptfigur Kiera. Diese bekommt als Kind bei einem Besuch auf einem Jahrmarkt eine geheimnisvolle Münze von einem mysteriösen Mann geschenkt. Doch die Münze gerät schnell in Vergessenheit und erst nach vielen Jahren findet Kiera diese beim Aufräumen wieder und verletzt sich an ihr. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Kiera spürt deutlich, dass diese Verletzung einen befremdlichen Prozess in ihrem Inneren vorantreibt, der ihr Angst macht. Plötzlich kann sie das Schicksal von anderen Menschen beeinflussen. Jedoch hat diese ihr verliehene Gabe auch eine Schattenseite.

So weit, so interessant. Die ersten Kapitel waren dank des einfach gehaltenen Schreibstils schnell gelesen und ich erfuhr einiges über Kieras Leben und was sie aktuell beschäftigt. Ich lernte ihre Familie, die leider etwas zerrüttet ist, und ihren besten Freund Cody kennen und konnte mir ein gutes Bild über die Person Kiera machen. Unterschwellig knistert die Spannung in den ersten Kapiteln, denn man fragt sich als Leser schon, was es mit dieser mysteriösen Münze auf sich hat. Stefanie Hasse klärt ihre Leser aber erst im Laufe der Handlung auf, um die Spannung aufrechtzuerhalten.
Dann kam, was in Büchern dieses Genre anscheinend kommen muss: Auftritt Bad Boy und das ungewollte Dahinschmelzen der weiblichen Hauptfigur. Der geheimnisvolle Phönix ist neu an Kieras Schule und sorgt mit seinem guten Aussehen und mit seinem ungehobelten Verhalten für Aufsehen. Es folgen viele Szenen und Sequenzen, die etwas oberflächlich mit dem Liebeshin und her gestaltet sind, die Spannung rausnehmen und mich an einen Teenagerstreifen aus Hollywood erinnerten. Stefanie Hasse wählte für diese Passagen einen sehr sprunghaften Stil, der mich zum Teil irritierte, weil ich Kieras Ortswechsel nicht nachvollziehen konnte. Auch vermisste ich einen roten Faden, der mich durch die Handlung führt. Dadurch geriet die interessante Grundidee etwas in den Hintergrund.
Sehr erfrischend habe ich die Passagen eines unbekannten und nicht gerade freundlichen Erzählers empfunden, der sich immer wieder in die Handlung einmischt. Diese sind überaus gelungen und machen neugierig, weil man nicht weiß, um wen es sich handelt.
Am Ende baut die Autorin die Handlung wieder etwas spannender und komplexer auf und verdeutlicht, dass ein Folgeband auf uns Leser wartet.

Ich muss zugeben, dass es mir sehr schwerfällt, diese Rezension zu schreiben. Ich habe großen Respekt vor allen Autoren, die uns mit ihren Werken begeistern möchten. Jedoch glaube ich auch, dass sie an ehrlichen Kritiken interessiert sind. „Schicksalsbringer – Ich bin deine Bestimmung“ von Stefanie Hasse wird bei seiner jungen Zielgruppe sicher gut ankommen. Für meinen Geschmack wurden die Handlung zu unstrukturiert und die literarischen Figuren und die Liebesgeschichte zu trivial und oberflächlich gestaltet. Ich konnte nicht mit ihnen mitfiebern und erkannte keinerlei Intentionen für ihr Tun. Die interessante Grundidee hat mir jedoch sehr gefallen und ich bin gespannt, ob Stefanie Hasse ihr Potenzial im Folgeband nutzt. Ich bin fest davon überzeugt, dass da noch mehr in ihr schlummert.

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Veröffentlicht am 19.04.2017

Ich hatte ein wenig mehr erwartet

All die verborgenen Dinge
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3,5 Sterne

Manche Orte auf dieser Welt scheinen eine besondere Anziehungskraft für uns Menschen zu haben. Und wahrscheinlich kann sich jeder noch an genau die Orte aus seiner Kindheit oder Jugend erinnern, ...

3,5 Sterne

Manche Orte auf dieser Welt scheinen eine besondere Anziehungskraft für uns Menschen zu haben. Und wahrscheinlich kann sich jeder noch an genau die Orte aus seiner Kindheit oder Jugend erinnern, die man trotz eines elterlichen Verbotes immer gerne besucht hat. Womöglich hat dieses Verbot das Fleckchen Erde für seine Besucher noch viel reizvoller gemacht.
Für Minty, der literarischen Hauptfigur aus „All die verborgenen Dinge“, gibt es auch so einen verlockenden Ort: Nettlebog, ein Stück Land mit einem tosenden Fluss. Das Verlockende an Nettlebog ist aber nicht nur, dass es scheinbar der einzige Platz auf der Welt ist, an dem sich Minty nicht verstellen muss und sagen kann, was sie denkt. Sondern auch Ned - der undurchschaubare Neue aus ihrer Klasse, den alle Mitschüler seltsam finden, weil ihm scheinbar alles egal ist - , der in einem Wohnwagen direkt am Flussufer lebt, ist ein weiterer Grund.

„Er ging mir ständig durch den Kopf. Der Junge, der im Wohnwagen lebte. Der Junge, der um Mitternacht ein großes Feuer machte und auf einem Autoreifen über den Fluss schwang, vor und zurück, und dabei laute, unverständliche Schreie ausstieß. Dieser Junge, von dem alle sagten, er tauge nichts.“ Seite 32


Für Minty ist Neds natürliche Wildheit sehr beeindruckend und die zwischen ihnen zart aufkeimende Freundschaft, lässt Minty die Welt mit anderen Augen sehen und sie erkennt, was anderen verborgen bleibt.

Sarah Moore Fitzgerald, die Autorin von „All die verborgenen Dinge“, ist für mich keine Unbekannte, denn vor über einem Jahr kredenzte mir diese Autorin mit „Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens“ einen literarischen Leckerbissen, der mich tief berührt hat. Dem entsprechend waren meine Erwartungen etwas höher, als bei anderen Büchern. Gespannt folgte ich Mintys Einführung in die Geschichte, ohne zu wissen, wer mir diese Geschichte erzählt. Ohne sich vorzustellen plaudert eine unbekannte Erzählerstimme - erst ertwas später erfährt der Leser, um wen es sich dabei handelt -, munter drauf los und berichtet von einem aufregenden Schultag, der zusammen mit einem neuen Schüler dafür verantwortlich ist, dass sich Mintys Leben für immer verändern wird. Jedoch gibt es für diese gravierende Veränderung auch noch andere familiäre Ursachen, über die uns Minty im Laufe der Geschichte berichtet. Wir Leser haben Teil an Mintys Schicksal und erleben, wie sie sich entwickelt und über sich hinauswächst.

Den ausdrucksstarken und bildhaften Schreibstil von Sarah Moore Fitzgerald erkennt man mit der ersten gelesenen Zeile und hätte ich mir jedes schöne und manchmal sehr poetische Zitat farblich im Buch gekennzeichnet, wäre mein Exemplar jetzt kunterbunt.

„Gerüchte sind nur Wörter. Sie schweben durch die Luft, von einer Stimme zu anderen, und sie sind unsichtbar. Komisch, wenn man sich überlegt, wie viel Macht sie trotzdem haben können. Manche schneiden wie spitze Messer, andere sind eiskalte Hämmer – sie können so viel Schaden anrichten, als wären sie reale Gegenstände, die herumfliegen und dich ins Gesicht treffen, wenn du es am allerwenigsten erwartest.“ Seite 67


Die vielen kurzgehaltenen Kapitel und die sehr flüssige Schreibweise machen es dem Leser sehr leicht durch die Zeilen zu fliegen. Und doch konnte mich die Autorin nicht komplett mit ihrer Geschichte überzeugen. Das lag vor allem an der sprunghaften Erzählweise. Sarah Moore Fitzgerald beschäftigt sich in ihrem neuen Buch mit vielen gewichtigen Themen, wie dem Erwachsenwerden, der Freundschaft, Vorurteilen, die Liebe zu Pferden und damit, wie Eheprobleme die Kindheit belasten können. Es gelingt ihr jedoch nicht, all diese an sich wunderbaren Elemente miteinander verschmelzen zu lassen. Es wirkt manchmal wie ein Puzzle, dessen Teile nicht zusammenpassen.
Durch die kurze und sprunghafte Abhandlung der vielen Themen fehlt es der Geschichte an Tiefe.
Auch die literarischen Figuren sind leider nicht so bestechend und einige hätte die Autorin auch gut einsparen können, weil sie für die Geschichte unwichtig und noch dazu sehr blass wirkten.

Schon sehr lange fieberte ich dem Erscheinen von „All die verborgenen Dinge“ von Sarah Moore Fitzgerald entgegen und konnte es kaum erwarten, einen neuen literarischen Leckerbissen zu genießen. Jedoch wollte der Funke der Begeisterung dieses Mal nicht auf mich überspringen.

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