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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Traurig-schöne Geschichte

Das Traumbuch
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Henri ist unterwegs, um seinen Sohn Sam zu treffen, zu dem er bisher nie Kontakt haben durfte. Auf dem Weg dorthin geschieht ein Unfall, Henri rettet erst ein kleines Mädchen und wird dann selbst von einem ...

Henri ist unterwegs, um seinen Sohn Sam zu treffen, zu dem er bisher nie Kontakt haben durfte. Auf dem Weg dorthin geschieht ein Unfall, Henri rettet erst ein kleines Mädchen und wird dann selbst von einem Auto angefahren. Er ist tot, wird wiederbelegt, liegt aber im Koma.

In seiner Patientenverfügung steht seine frühere Lebensgefährtin Eddie. Sie und sein Sohn Sam treffen sich nun an Henris Bett, lernen einander kennen und kämpfen um Henris Leben und ihren Platz darin.

Nach und nach erfahren wir mehr von diesen drei Personen, erfahren, wie sie an die jetzige Stelle ihres Lebens gekommen sind und was dazu geführt hat, dass sie getrennt voneinander waren, bis zu diesem schrecklichen Unfall. Auch Henri kommt hier zu Wort und so ergibt sich immer mehr ein Gesamtbild.

Das Buch zu bewerten fällt mir sehr schwer, einerseits hat es mir sehr gefallen, andererseits kann ich persönlich mit manchen Dingen nur wenig anfangen.

Die Geschichte an sich hat mich sehr berührt. Nina George hat eine ganz besondere Art zu schreiben und auch wenn ich manche Gefühle und Beziehungen selbst nicht so wirklich nachvollziehen kann, passten sie für mich doch genau zu den Figuren und deren jeweiliger Gefühlswelt und darauf kommt es in einem Buch ja an.

Manches war mir persönlich zu esoterisch, aber das kenne ich schon aus anderen Büchern der Autorin und auch, wenn es in meinem eigenen Leben so keinen Platz hat, finde ich diesen Platz in ihren Geschichten sehr passend. Ob man ihre Interpretation und Beschreibung derartiger Situationen und Zustände zumindest literarisch annehmen kann oder für glaubwürdig hält, ist jedem Leser selbst überlassen. Als fiktive Geschichte empfand ich das Buch auf jeden Fall als wunderbar traurig-schön, die Figuren waren für mich glaubwürdig und die Handlung sehr emotional und berührend

Veröffentlicht am 15.09.2016

Familiengeheimnisse

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.
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Die Altons sind eine glückliche Familie, die vor allem um die liebevolle und herzliche Mutter Nancy kreist. Doch eines Tages, im Sommer 1968, zerbricht die Idylle auf ihrem Sommersitz Black Rabbit Hall. ...

Die Altons sind eine glückliche Familie, die vor allem um die liebevolle und herzliche Mutter Nancy kreist. Doch eines Tages, im Sommer 1968, zerbricht die Idylle auf ihrem Sommersitz Black Rabbit Hall. Hugo Alton verzweifelt und die vier Kinder müssen schauen, wie sie zurechtkommen. Insbesondere für die beiden älteren Kinder, Toby und Amber und ihre bisherige enge Vertrautheit, wird die folgende Zeit eine harte Belastungsprobe,

Mehr als 30 Jahre später sind Lorna und ihr Verlobter Jon auf der Suche nach der perfekten Hochzeits-Location. Dabei stoßen sie auf das alte Herrenhaus. Während Jon angesichts des heruntergekommenen Zustands mehr als skeptisch ist, verliebt sich Lorna sofort in das alte Gemäuer und spürt eine ganz besondere Verbindung zu diesem Platz. Als Kind soll ihre Mutter öfter in der Gegend mit ihr Urlaub gemacht haben, kommt Lornas Vertrautheit zu Black Rabbit Hall daher oder gibt es einen weiteren Grund hierfür? Jon ist von Lornas zunehmender Besessenheit ziemlich beunruhigt, aber Lorna lässt sich nicht beirren.

Ich mag Familiengeheimnisgeschichten auf verschiedenen Zeitebenen, allerdings gibt es hiervon inzwischen sehr viele und längst nicht alle sind gut.

Von diesem Buch habe ich mir aufgrund der großen Marketingaktion einiges erhofft. Es war auch nicht wirklich eine Enttäuschung, das Buch liest sich gut und bietet so schöne Unterhaltung für einige Stunden.

Dennoch bleibt vieles sehr vorhersehbar, an anderen Stellen wird große Spannung aufgebaut, die dann aber verpufft und ins Leere läuft, offene Fragen werden nicht beantwortet und am Ende löst sich alles auf einmal ganz schnell in riesengroßen Zufällen und rosarotem Kitsch auf.

Mein größter Kritikpunkt ist die Verknüpfung der beiden Erzählebenen, die auf mich sehr holprig wirkte und deren Verbindung am Ende doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist. Die Vergangenheitshandlung war noch relativ spannend, auch wenn die Figuren hier streckenweise schon sehr merkwürdig und unglaubwürdig agierten. Die Gegenwartshandlung konnte mich aber insgesamt noch weniger fesseln, zu konstruiert war hier alles.

Am Ende fehlte mir hier das Besondere, es war eine nette Unterhaltungslektüre, aber solche Geschichten habe ich von anderen Autorinnen schon bessere gelesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenig Handlung - viel Spaß!

In der ersten Reihe sieht man Meer
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Alexander Klein hat sich überreden lassen, wieder einmal mit der ganzen Familie an die Adria zu fahren. Am Vorabend des Reisebeginns schläft er über einem alten Fotoalbum und mit den Erinnerungen an damals ...

Alexander Klein hat sich überreden lassen, wieder einmal mit der ganzen Familie an die Adria zu fahren. Am Vorabend des Reisebeginns schläft er über einem alten Fotoalbum und mit den Erinnerungen an damals ein – und erwacht am nächsten Morgen als sein 15jähriges Ich, dazu verdammt, den typisch deutschen Italienurlaub in den 80er Jahren noch einmal zu erleben!

In den 80er Jahren war ich selbst noch relativ jung, dennoch kamen beim Lesen dieses Buches viele Erinnerungen hoch! Vollgepackte Urlaubsautos, 3 Kinder auf der Rückbank, den halben Hausstand im Kofferraum oder unter den Sitzbänken, Grenzkontrollen, trostlose Feriensiedlungen aus Beton, Vorurteile, wohin man blickt und vieles mehr!

Natürlich strotzt das Buch nur so vor Klischees! Aber haben die meisten Klischees nicht auch immer irgendwo einen wahren Kern?
Aus Sicht von Alex, der zwar in seinem dicklichen, pickligen 15jährigen Körper steckt, geistig aber 3 Jahrzehnte voraus ist, erleben wir das alles hautnah mit! Peinliche Momente voller Fremdschämen gibt es reichlich und man fragt sich immer wieder, warum man damals überhaupt ins Ausland in Urlaub gefahren ist, wo man doch so voller Vorurteile steckte und daheim doch sowieso alles besser war?

Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert! Manchmal waren die Witze etwas zu derb, wurden zu häufig wiederholt und die Klischees etwas zu sehr übertrieben, aber dennoch war das damals ja teilweise wirklich so!

Die Story muss man suchen, eine wirkliche Handlung gibt es nicht. Die Urlaubsgeschichte der Familie Klein dient in erster Linie als Rahmenhandlung, um das Jahrzehnt des modischen Grauens noch einmal ordentlich durch den Kakao zu ziehen.

Das Buch bietet amüsante Unterhaltung, einige Stunden grinsenden Lesevergnügens – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Die Kapitel sind mit Songtiteln aus den 80ern überschrieben und der eine oder andere Ohrwurm hat sich direkt bei mir eingenistet! Das Ende bietet dann noch eine kleine Überraschung zum Nachdenken.

Insgesamt hat mir das Buch richtig Spaß gemacht, zumindest nachdem ich mich von meinem Anspruch an Handlung und einen roten Faden verabschiedet hatte!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Typischer Mittelband

Die Auslese - Nichts vergessen und nie vergeben
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Cia hat den mörderischen Prozess der Auslese überstanden und ist nun an der Akademie in der Hauptstadt, um ihr Studium zu beginnen. Wie bei allen anderen Bewerbern auch, wurde ihre Erinnerungen an die ...

Cia hat den mörderischen Prozess der Auslese überstanden und ist nun an der Akademie in der Hauptstadt, um ihr Studium zu beginnen. Wie bei allen anderen Bewerbern auch, wurde ihre Erinnerungen an die Auslese gelöscht, doch Cia hat vorgesorgt und ihre wichtigsten Erinnerungen aufgenommen. Dennoch ist das Bild unklar und sie weiß nicht mehr alles im Detail – vor allem nicht, wem sie trauen kann. Ihr Jugendfreund Tomas, mit dem sie viel mehr als nur Freundschaft verbindet, ist ebenfalls an der Akademie, doch kann sie ihm wirklich hundertprozentig vertrauen?

Bald stellt sich heraus, dass die Zeit der Prüfungen längst nicht vorbei ist und es an der Akademie nicht nur ums Lernen aus Büchern geht, sondern auch praktische Aufgaben gestellt und eigentlich jeder Schritt und jede Entscheidung bewertet werden. Und die Konkurrenz ist hart, nicht nur die Studenten aus der Auslese kämpfen um die begehrten Praktikumsplätze, sondern auf einmal kommen noch Studenten aus der Hauptstadt hinzu, von denen Cia und die anderen vorher gar nichts wussten.

Der erste Band ist schon eine Weile her und an viel konnte ich mich nicht mehr erinnern. Durch eingestreute Hinweise zu Beginn und im weiteren Verlauf klärt sich das Bild dann aber bald wieder und ich bin wieder gut in die Handlung hineingekommen.

Durch die erneuten Prüfungen wirkt das Buch streckenweise ein bisschen wie ein Abklatsch des ersten Teils. Es ist irgendwie der typische Trilogie-Mittelband – die Handlung geht nicht wirklich voran, es gibt nur kleine Schritte vorwärts, nur wenige Fragen werden beantwortet und es gibt dafür zahlreiche neue Rätsel. Das Ende ist so auch ziemlich offen und wenn es den dritten Band schon geben würde, würde ich sofort weiterlesen wollen. So heißt es nun aber wohl wieder ein Jahr lang warten, bis es weitergeht.

Die Autorin kann aber auf jeden Fall schreiben und Spannung aufbauen. Ich weiß noch, dass ich mich im ersten Teil öfter über Parallelen zu „Die Tribute von Panem“ , die viele sinnlose Gewalt und die oftmal nicht erkennbare Logik geärgert hatte. Hier wird die Handlung eigenständiger, die Gewaltszenen stehen auch nicht mehr ganz so im Vordergrund, was die Logik angeht, hatte ich aber immer noch an einigen Stellen Schwierigkeiten. Mein größter Kritikpunkt ist allerdings inzwischen Cia selbst. Sie ist mir einfach zu perfekt, sie kann alles und kommt in kürzester Zeit auch hinter die schwierigsten Aufgabenstellungen. Und bei alldem bleibt sie immer noch menschlich und moralisch einwandfrei - kein Wunder, dass sie mit dieser Perfektion auch Misstrauen weckt!

Insgesamt hat mir das Buch dennoch gut gefallen, es ist fesselnd geschrieben, ich hatte es daher innerhalb kürzester Zeit ausgelesen und ich bin nun auch wirklich neugierig, wie die Geschichte im dritten Teil ausgehen wird!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannendes Debut

Die Falle
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Linda Conrads ist Romanautorin. Seit dem Mord an ihrer Schwester vor 12 Jahren lebt sie zurückgezogen in ihrer Villa am Starnberger See und verlässt das Haus nicht mehr. Sie ist mit ihren Büchern höchst ...

Linda Conrads ist Romanautorin. Seit dem Mord an ihrer Schwester vor 12 Jahren lebt sie zurückgezogen in ihrer Villa am Starnberger See und verlässt das Haus nicht mehr. Sie ist mit ihren Büchern höchst erfolgreich, trotz ihrer Phobie vor der Außenwelt, und kommt eigentlich gut zurecht.

Doch dann sieht sie eines Tages im Fernsehen das Gesicht des Mannes, den sie damals vor 12 Jahren gesehen hat, als sie in die Wohnung ihrer Schwester Anna kam und diese tot aufgefunden hat. Der Mörder wurde nie gefasst und nun ist Linda überzeugt, dass sie ihn nach all den Jahren gefunden hat. Linda ist fest entschlossen, ihn in eine Falle zu locken und zu überführen. Ihr Ziel ist die Wahrheit – doch was ist die Wahrheit, was ist wirklich damals in dieser Nacht geschehen?

Linda wechselt das Genre, schreibt ihren ersten Thriller – auf der Basis der realen Ereignisse damals. Sie lockt den Mann, den sie für den Mörder hält, in ihr Haus und will ihn dazu bringen, ein Geständnis abzulegen. Alles ist genauestens geplant, doch wird die Falle wirklich zuschnappen? Und hat Linda überhaupt recht mit ihrem Verdacht?

Dieses Debut von Melanie Raabe bietet wirklich spannende Unterhaltung. Neben der eigentlichen Handlung sind immer wieder Kapitel aus dem fiktiven Thriller, den Linda geschrieben hat, eingestreut. So erfährt der Leser nach und nach aus verschiedenen Perspektiven, was sich in der Tatnacht vor 12 Jahren abgespielt hat. Ich persönlich hätte die Roman-im-Roman-Abschnitte nicht unbedingt gebraucht, ich fand die eigentliche Handlung rund um Linda viel spannender, habe die Abschnitte aber als interessante Ergänzung gesehen.

Die Geschichte lässt sich Zeit, beschreibt ausführlich Lindas Gemütszustand, ihre Lebensumstände, ihre Gedanken und Gefühle. Man ist als Leser hautnah an der Protagonistin dran und erlebt das Geschehen unmittelbar mit ihr mit.

Die Frage nach dem Täter und nach Schuld oder Unschuld zieht sich durch das ganze Buch. Erst scheint alles eindeutig, dann kommen Zweifel auf, nicht nur am Täter, auch an der Figur des Opfers. Linda muss sich die Frage stellen, ob sie selbst die Ereignisse von damals wirklich richtig im Gedächtnis hat oder sich eventuell alles ganz anders abgespielt hat.

Das Buch wurde in Kritiken viel gelobt und im Internet massiv beworben. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen und wurden nicht ganz erfüllt. Es war ein spannendes und gut geschriebenes Buch, für mich aber nicht das erwartete Highlight. Dennoch bin ich auf jeden Fall neugierig auf weitere Bücher der Autorin!