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Veröffentlicht am 13.08.2019

Ein spannender 3. Fall für Toni Stieglitz

Gegen deinen Willen (Ein Toni-Stieglitz-Krimi 3)
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Im Englischen Garten wird die Leiche von Matthias Krumbad, einem 43jährigen Lehrer gefunden. Er wurde erschossen und auf seine Brust war das Wort „Drecksau“ eingeritzt.

Toni und ihr Team nehmen die Ermittlungen ...

Im Englischen Garten wird die Leiche von Matthias Krumbad, einem 43jährigen Lehrer gefunden. Er wurde erschossen und auf seine Brust war das Wort „Drecksau“ eingeritzt.

Toni und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf und stoßen an seiner Wohnungstüre auf eine Panzerverriegelung, auf seinem Laptop befinden sich fragwürdige Bilder von Teenies und im Kellerabteil gibt es ein größeres Behältnis mit Liquid Ecstacy. Es stellt sich nun die Frage, wer hatte eine Rechnung mit Krumbad offen und hat ihn umgebracht? Bei der Recherche zu Krumbad selbst erfahren die Beamten, daß seine Schwester Suizid verübt hat und vor allem seine Mutter Krumbad die Schuld daran gegeben hat. Seine Eltern sind zwischenzeitlich bei einem Unfall verstorben.

In einem weiteren Strang erleben wir die allein erziehende Regina mit ihrer Tochter Leonie. Leonie war eine Schülerin von Krumbad und auch von ihr existieren Bilder auf dem Laptop. Regina hat sich gerade neu verliebt in Roman, der auch Leonie ein sehr guter Freund ist. Gegenüber Regina, ihrer Tochter und auch der Polizei ist er sehr selbstsicher, in Gegenwart seines Chefs hingegen unterwürfig. Zu Roman selbst erfährt man als Leser nicht sehr viel, es werden nur hinsichtlich seiner Ehrlichkeit und seiner wahren Gefühle Zweifel geschürt,.

Auch das Privatleben von Toni spielt wieder eine größere Rolle. Ihr Ex-Freund, der Polizist Mike, wurde bei einer Razzia verhaftet, so daß von dieser Seite derzeit keine Gefahr mehr droht. Allerdings gibt es mit Dr. Tom Mulder einige Missverständnisse und dadurch bedingt eine Auszeit.

Die Auflösung des Falles und das Motiv waren logisch und schlüssig, das Ende war für einen Krimileser keine wirkliche Überraschung mehr. Die Autorin hat aber mit den letzten Sätzen das Buch noch sehr positiv ausklingen lassen.


Ich habe bereits die zwei Vorgängerbände gerne gelesen, deshalb wollte ich bei der Stange bleiben und mit dem aktuellen Krimi weiter machen. Die Autorin hat für mich wieder einen spannenden Fall abgeliefert, der sich flüssig lesen ließ. Als Leser konnte man sehr gut miträtseln und durch das Einstreuen von Informationen hat sie immer wieder neue Spuren gelegt und ich wollte unbedingt wissen, was schlussendlich dahintersteckt. Die kurzen Kapitel verführen natürlich auch dazu, daß man immer weiter lesen möchte. Die Figuren wurden gut und authentisch charakterisiert, Toni kann ihre Alleingänge noch nicht ganz ausschalten, aber es wird immer besser. Auch von den anderen Teammitgliedern, die aus den Vorgängerbänden bekannt sind, erfährt man einige neue Details aus dem Privatleben.

Das Cover ist auch bei diesem Band stimmig und paßt ausgezeichnet.

Ich habe diesen 3. Band sehr gerne gelesen und bei einem neuen Fall mit Toni und ihrem Team wäre ich auf jeden Fall dabei!

Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.06.2019

Wer sagt die Wahrheit oder lügen alle?

Die Lüge
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Schauplatz Lund in Schweden
Ausgangspunkt ist, daß ein 32jähriger Geschäftsmann kurz nach Mitternacht erstochen wurde. Er hatte einige Feinde in seinem Umfeld und war mit der nur 19jährigen Stella befreundet. ...

Schauplatz Lund in Schweden
Ausgangspunkt ist, daß ein 32jähriger Geschäftsmann kurz nach Mitternacht erstochen wurde. Er hatte einige Feinde in seinem Umfeld und war mit der nur 19jährigen Stella befreundet. Sie wird des Mordes verdächtigt und in Untersuchungshaft genommen, jetzt steht sie vor Gericht.

Im Folgenden wird die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven aufgerollt. Zuerst erläutert der Vater, ein Pfarrer, dann die Tochter Stella, ein rebellischer Teenie und am Ende Mutter Ulrika, eine Rechtsanwältin jeweils ihre Sicht der Dinge. Dies geschieht vor allem unter den Gesichtspunkten ihrer Vergangenheit und ihrer Beziehung zueinander, dann der Geschehnisse am und um den Mordtag, über die intensive Freundschaft mit Amina, Stellas Freundin seit Kindertagen, sowie Details aus der eigenen Gefühlswelt. Und hier merkt man, wie unterschiedlich die Wahrnehmung selbst innerhalb einer Familie sein kann.

Im Epilog erfährt der Leser die endgültige Wahrheit und damit auch, wer wann gelogen hat, um die Familie zu erhalten.


Dieser Krimi hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Es wird jede Person sehr menschlich, authentisch, intensiv, facettenreich und mit Tiefgang geschildert. Man glaubt jedem Einzelnen seine Äußerungen. Gleichzeitig werden Zweifel gesät an den Aussagen der Anderen, aber es ist auch jeder bemüht, unter allen Umständen den Anderen und die Familie zu schützen.

Es war für mich ein absolut spannendes Leseerlebnis.
Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.06.2019

Die Toten sollen einen Namen bekommen

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Gina Angelucci kehrt in ihren Dienst bei der Mordkommission München, Abteilung Cold Cases, zurück. Tino Dühnfort bleibt mit Töchterchen Chiara zu Hause und nimmt jetzt seine Elternzeit. Die kleine Familie ...

Gina Angelucci kehrt in ihren Dienst bei der Mordkommission München, Abteilung Cold Cases, zurück. Tino Dühnfort bleibt mit Töchterchen Chiara zu Hause und nimmt jetzt seine Elternzeit. Die kleine Familie scheint rundum zufrieden und die Eltern bemühen sich zärtlich besorgt um das Wohlbefinden ihrer kleinen Chiara, die mit einem Herzfehler und dem Down-Syndrom geboren wurde.

Aktuell wurden in dem kleinen Ort Altbruck Schädel und Skelettteile von zwei Personen gefunden, die scheinbar 70-80 Jahre alt sind. Gina und ihr Team ermitteln. Gina erinnert sich noch gut, daß ihre enge Freundin Hermine als Teenie verschwand und man niemals wieder etwas von ihr hörte. Das ist einer der Gründe, weshalb sie den Toten einen Namen geben möchte und auch die Angehörigen verständigen will. Durch eine Isotopenanalyse stellt sich heraus, daß es sich um einen einheimischen Mann handeln muß und um eine Baltin. Als Information erfährt Gina, daß es im Ort ein Heeresmunitionslager gab, in welchem Zwangsarbeiterinnen tätig waren. In einem weiteren Strang kommt die Baltin, Kairi zu Wort und man erfährt ferner wichtige Details über die jungen, einheimischen Burschen. Damit hat der Leser eindeutig einen Vorsprung gegenüber Ginas Ermittlungsarbeit. Ein geplanter Neubau, der am Leichenfundort erstellt werden soll, wird vorerst eingestellt.

Einzelne Bewohner haben sich mit der Geschichte des Ortes befasst und können Gina weiterhelfen. Die Leichenteile wurden von der Witwe Ella gefunden, sie und ein Teil ihrer Familie sind seit vielen Jahren zerstritten. Eine Versöhnung ist gerade im Gespräch und die Alten können sich an diese Zeit noch sehr gut erinnern und etwas zur Aufklärung beitragen. Und eine Person in Altbruck kennt die Wahrheit! Wird Gina sie auch herausfinden?

In München haben Gina und Tino das Gefühl von einer Frau gestalked zu werden und es kostet sie viele Nerven, dieses Thema abzuschließen.



Ich habe tatsächlich alle bisherigen Krimis der Autorin gelesen und ihr Schreibstil ist wie immer sehr flüssig zu lesen, spannend und man legt das Buch erst aus der Hand, wenn es ausgelesen ist. Es ist wie ein Treffen mit guten Freunden, die man einige Zeit nicht gesehen hat, alles wird nach ein paar Seiten wieder lebendig und präsent.

Sie beschreibt Gina, Tino und Chiara liebevoll und ihr Leben, sowohl privat als auch beruflich, sehr realistisch. Der Strang um die Stalkerin wurde gut aufgelöst. Auch die Ermittlungsarbeit und dieses Verbeißen von Gina konnte man gut mit verfolgen. Die Bewohner und ihr Verhältnis, ihre Streitereien untereinander und die Versöhnungsversuche wurden authentisch beschrieben und könnten überall so passieren. Die Auflösung hat sich schon vorher abgezeichnet, was aber der Spannung nicht geschadet hat. Auch das Verhalten von Gina am Ende fand ich sehr sympathisch.

Von mir gibt es auf jeden Fall auch für den 2. Band um Gina eine eindeutige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.03.2025

"Dann bleiben wir doch hier"

Rückkehr nach Budapest
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Márta ist auf dem Weg zur Beerdigung von Terézia in Wien und erzählt über die Freundschaft zu ihrer Cousine und auch die Liebe zu dem Schriftsteller Konstantin. Dabei entstehen zwei Stränge einmal Gegenwart ...

Márta ist auf dem Weg zur Beerdigung von Terézia in Wien und erzählt über die Freundschaft zu ihrer Cousine und auch die Liebe zu dem Schriftsteller Konstantin. Dabei entstehen zwei Stränge einmal Gegenwart und dann Vergangenheit.

Terézia war extrovertiert und unbeschwert, ihr Vater war Botschaftsangestellter und sie wohnten in Berlin, die Sommerferien haben die Cousinen gemeinsam am Plattensee verbracht. Martá, wächst in einem Dorf am Balaton auf, nach dem Abitur und vor dem Literaturstudium will sie einen Sommer in Berlin bei Terézia verbringen. Sie selbst ist im Gegensatz zu Terézia still, geduldig, hört sich die Sorgen anderer an und ist der Typ Kümmerin.

Der Roman schildert die 80er Jahre in Budapest und Berlin realistisch und vor allem auch die politische Situation in den noch sozialistischen Staaten vor dem Mauerfall und der Öffnung zum Westen. Wobei Budapest damals bereits eine offenere Stadt war. Die beiden Cousinen tauchen aber jetzt in dieses Berlin der Künstler ein. Dort buhlen sie beide um die Aufmerksamkeit des Schriftstellers Konstantin. Wem wird er seine Liebe schenken? Was dann folgt ist eine Dreiecksgeschichte und es müssen schwierige Lebensentscheidungen getroffen werden.


Die Autorin beschreibt diese Lebensphase spannend, berührend und bildhaft, ich hatte wahrhaftiges Kopfkino. Die Cousinen wurden detailliert charakterisiert. Konstantin war mir persönlich zu arrogant und von Beginn an unsympathisch, das konnte auch seine Erzählung über die Zeit in Torgau nicht ändern. Die Entscheidungen, die getroffen werden mußten, regen dazu an sich seine eigenen Gedanken darüber zu machen. Die Atmosphäre im Buch war teilweise bedrückend, das hat aber nicht geschadet. Das Cover fand ich absolut stimmig und zum Buchinhalt passend.

Ein Buch, das sich gut für einen Lesekreis eignen würde, damit manche Aspekte in einer Runde diskutiert werden könnten. Ich habe den Roman gerne gelesen und kann ihn empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Eine starke Frau

Freiheit
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Eines vorneweg – ich schreibe meine Meinung zum Buchinhalt, zum Schreibstil der Autorin etc., die Politik und die politischen Entscheidungen bewerte ich nicht. Ich bin an das Buch mit der Hoffnung herangegangen, ...

Eines vorneweg – ich schreibe meine Meinung zum Buchinhalt, zum Schreibstil der Autorin etc., die Politik und die politischen Entscheidungen bewerte ich nicht. Ich bin an das Buch mit der Hoffnung herangegangen, den Menschen Angela Merkel kennen zu lernen, die Person, die hinter unserer ehemaligen Kanzlerin steckt.

Angela Merkel und ich haben eines gemeinsam – wir sind ein Jahrgang. Deshalb war ich sehr neugierig, etwas über ihre Kindheit und Jugend aus dem Osten zu lesen, denn darüber hatte ich als Kind des Westens keinerlei Informationen. Ich fand es interessant zu erfahren, wie das Leben als Pfarrerstochter ausgesehen hat. Was dann folgte war das Studium, der Mauerfall und der Beginn ihrer politischen Karriere. Man merkt gleich zu Beginn, daß sie sich Herausforderungen jeglicher Art stellt und annimmt. Dann folgen die politischen Jahre und hier werden quasi kalendermäßig ihre Begegnungen, Überlegungen und Entscheidungen abgearbeitet. Wie man Angela Merkel in den Jahren ihrer Kanzlerschaft kennengelernt hat, so schreibt sie auch hier – pragmatisch und dadurch authentisch, besondere Gefühlsausbrüche findet man keine. Sie gibt aber auch zu, daß sie sich heute mit Abstand zu manchen Geschehnissen anders verhalten/entscheiden würde. Das fand ich überaus positiv. Im Epilog wird es ungewohnt emotional und menschlich.

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