Zehn Jahre zuvor:
Drei Freundinnen im Teenageralter gehen zusammen ins Kino, das sich in einem Einkaufszentrum befindet. Eine von ihnen, Simone, leidet unter großem Liebeskummer, da ihr Freund, von dem sie glaubte, es wäre ihre große Liebe, sich einer anderen zugewandt hat. Und ausgerechnet im Kino trifft sie ihn wieder, mit seiner neuen „Flamme“ Tiffany. Am Boden zerstört, braucht sie einen Moment der Ruhe, während der Film schon läuft, geht sie daher auf die Toilette. Als Simone den Saal wieder betreten möchte, bricht rings um sie herum das Chaos aus. Es fallen Schüsse im Kino. Geistesgegenwärtig flüchtet sich das Mädchen zurück auf die Toilette und ruft von dort aus die Polizei.
Drei jugendliche Amokläufer schießen alle menschlichen Wesen, die ihnen vor die Flinte kommen, nieder. Nicht nur im Kinosaal sind zahlreiche Opfer zu beklagen- auch Reed, der im Einkaufszentrum jobbt, bekommt den Wahnsinn hautnah mit. Ihm gelingt es, einen kleinen Jungen, der seine Mutter sucht, zu retten.
Inmitten des Kugelhagels ist eine Polizistin mit ihrem Partner als erste von allen vor Ort. Ihr gelingt es, einen der Amokläufer zu erschießen.
Zehn Jahre später:
Simone hat immer noch mit PTBS zu kämpfen und geht eher ziellos durchs Leben. Sehr zum Verdruss ihrer Eltern, die möchten, dass sie den gleichen beruflichen Werdegang einschlägt, wie ihr Vater. Doch Simone hat scheinbar die Künstlergene ihrer Großmutter, CiCi mitbekommen. Als CiCi bemerkt, dass es Simone immer schlechter geht, nimmt sie ihre Enkelin unter ihre Fittiche und ermutigt sie, Skulpturen zu erschaffen. Und in der Tat, die Kunst ebnet Simone einen Weg zurück ins Leben. Irgendwann lässt sie sich auf Tranquility Island im Bundesstaat Maine nieder, wo ihre Großmutter ein Haus besitzt. Simone liebt die malerische Insel und genießt es, mit ihrer unkonventionellen Großmutter zusammenzuleben.
Doch Simones Verhältnis zu ihrer Schwester und ihren Eltern ist, seit dem Amoklauf damals, gespannt.
Reed, der nach dem damaligen Amoklauf im Einkaufszentrum das Bedürfnis hatte, einen Beruf zu wählen, in dem er Menschen beschützen kann, wurde Polizist. Zu der Polizistin, die damals im Einsatz war, pflegt er ein freundschaftliches Verhältnis und er macht sich gut in seinem Job.
Dennoch hat ihn die Wahnsinnstat der drei jugendlichen Täter niemals losgelassen. Und als plötzlich überall in den USA Menschen ermordet werden, die an dem schicksalhaften Tag im Einkaufszentrum zugegen waren und knapp überlebten, fürchtet Reed, dass das kein Zufall sein kann…
Meine Freude war grenzenlos, als ich erfuhr, dass Nora Roberts einen neuen Romantic Suspense am Start hat. Im Gegensatz zu ihren „normalen“ Liebesromanen, die ich mittlerweile etwas beliebig erzählt finde, liebe ich die Krimis der Autorin nämlich sehr.
„Am dunkelsten Tag“, ist allerdings kein typischer Romantic Suspense von Nora Roberts.
Zwar bekommt der Leser anfangs reichlich Spannung geboten, doch entwickelt sich der Roman im Laufe des Geschehens dann in eine völlig andere Richtung. Es geht in der Hauptsache um Menschen, die einen Amoklauf überstehen und verarbeiten müssen.
Im Fokus stehen dabei vor allem Simone und Reed.
Das Heldenpaar des Romans ist sympathisch und vielschichtig gestrickt; was mir aber besonders gut gefallen hat, war, dass die Autorin, die seelische Verarbeitung der Tragödie vorangestellt hat. Besonders Simones Ängste und ihre Hin-und Hergerissenheit fand ich sehr glaubwürdig und unter die Haut gehend geschildert.
Zwar bekommt man, wie man es von Nora Roberts gewohnt ist, nebenher eine romantische Liebesgeschichte geboten, die mit vielen lockerlässigen und humorigen Dialogen gespickt ist, doch hat „Am dunkelsten Tag“, obwohl er zur leichten Unterhaltungslektüre zählen mag, durchaus Tiefgang.
Einziger Wermutstropfen für mich war halt nur, dass man sehr früh erfährt, wer Jagd auf die Überlebenden des Massakers macht. Das mindert die Spannung ungemein. Selbst das Showdown gegen Ende des Romans fand ich recht unspektakulär erzählt und man mag kaum glauben, dass sich jemand, der zuvor so clever agierte, plötzlich dermaßen amateurhaft benimmt. Da der „Suspensefaktor“ leider eher mäßig zu nennen ist, habe ich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen. Allerdings fand ich die Story als solche, unglaublich gut und mitreißend erzählt.
Der Leser begleitet die Romanfiguren über einen Zeitraum von vierzehn Jahren, was sich nach einer langen Spanne anhören mag. Doch fand ich diese, eher kurzweilig dargeboten und sogar wichtig um zu verdeutlichen, wie groß die Einschnitte im Leben der Protagonisten, nach dieser Tragödie, waren.
Besonders ins Herz geschlossen habe ich Simones quirlige, lebenskluge Alt-Hippie-Großmutter CICi. Ihre klugen Ratschläge und Aufmunterungen, fand ich einfach nur wunderbar und auch Simone und Reed schließt man schnell in sein Leserherz. Was übrigens auch für einen süßen kleinen Streuner auf der Insel gilt.
Kurz gefasst: Ein Amoklauf und seine Folgen für die Überlebenden- Ein etwas anderer Romantic Suspense der Autorin- dennoch unter die Haut gehend erzählt.