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Veröffentlicht am 22.01.2020

Liebe - Das vertrackte Geschäft, miteinander klarzukommen

Sweet Sorrow
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„Aber da ich weder beschäftigt noch glücklich war, verknallte ich mich eben.“ (S.70)

Der sechzehnjährige Charlie steht an ersten großen Wendepunkt in seinem Leben: Die Schulzeit geht zu Ende. Für seine ...


„Aber da ich weder beschäftigt noch glücklich war, verknallte ich mich eben.“ (S.70)

Der sechzehnjährige Charlie steht an ersten großen Wendepunkt in seinem Leben: Die Schulzeit geht zu Ende. Für seine Altersgenossen und Klassenkameraden scheint das eine unbeschwerte, aufregende Zeit zu sein. Sie genießen den langen, freien Sommer. In der Schwebe zwischen der Vergangenheit und der Zukunft.

Doch die anderen haben auch ihre Prüfungen bestanden und wissen, in wie es nach dem Sommer für sie weitergehen soll. Charlie aber ist völlig planlos. Er blickt auf eine Schulzeit zurück, in der er immer nur ein unauffälliger Mitläufer war, oberflächliche und respektlose Freundschaften geführt hat und keine Idee davon bekommen konnte, wo seine Talente und Möglichkeiten liegen. Dann trennen sich auch noch kurz vor der Prüfungsphase seine Eltern und seine Mutter lässt ihn mit seinem depressiven Vater allein.

Sein Zuhause ist also gerade kein schöner Zufluchtsort und er vertreibt sich die Zeit mit ziellosem Umherstreifen im Ort. Dabei trifft er zufällig auf Fran und andere Mitglieder einer Laientheatergruppe. Diesen Sommer wollen sie Romeo und Julia aufführen und können jeden weiteren Teilnehmer gut gebrauchen.
„Egal, was es ist, ich mach da nicht mit…“ (66) … aber Fran würde er schon gerne wiedersehen und so kommt es, dass Charlie trotzdem wieder und wieder zur Theaterprobe geht. Bis er dann doch richtig dazu gehört, eine wichtige Rolle spielt und Menschen kennen lernt, die ihm gut tun und Orientierung geben.

Und darum geht es auch im Roman: Um Freundschaften und Beziehungen zu Menschen, die uns beeinflussen. Es ist ein Coming-of-Age-Roman, kein Liebesroman. Auch wenn die Liebe im Leben einen großen Stellenwert hat und hier die erste Verliebtheit ein wichtiger Auslöser für Charlie ist, sein Umfeld umzustruktieren.

„Liebe sei immer ein zentrales Thema, wobei Liebe mittlerweile, im Zuge des Älterwerdens, ein weiter gefasster Begriff für Nicholls ist: ‚Das vertrackte Geschäft, miteinander klarzukommen. Ein gutes Elternteil zu sein, ein guter Nachkomme oder Partner - das interessiert mich.“
(Aus einem Artikel in der Brigitte 02/2020)

„Sweet sorrow“ ist ein typischer Nicholls. Ein Typ wie du und ich stolpert so durchs Leben. Wir alle können uns vermutlich noch an diese Zeit erinnern: Schulabschluss, die erste große Liebe, endlos erscheinende Sommer, in denen alles möglich ist, wenn man nur wüsste, was man denn wollte…

Nicholls schafft es die kleinen, ganz alltäglichen Begebenheiten herauszustellen und zu beschreiben, die das Leben zu dem machen, was es ist. „Sweet sorrow“ ist ein hochgradig intelligenter und charmanter Roman über das Erwachsenwerden, über die Beziehung zu den Eltern, Teenagerfreundschaften und, ja, auch über die Liebe.

„Das hier ist eine Liebesgeschichte, und nun, da sie zu Ende geht, wird mir klar, dass es im Grunde nicht nur eine ist, sondern vier oder fünf: die familiäre Liebe, elterliche Liebe, die beständige, inspirierende Liebe unter Freunden und die kurze, blendend helle Explosion der ersten großen Liebe, die man erst direkt anschauen kann, wenn sie verglüht ist." (507)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.09.2019

Ein kleines Kunstwerk

Die kleine Spinne Widerlich sagt Gute Nacht (Pappbilderbuch)
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"Gute Nacht, mein Schatz, jetzt schlaf auch du."

Die kleine Spinne Widerlich ist bettfertig und macht sich auf den Weg, ihrer Familie und ihren Freunden Gute Nacht zu sagen, bis sie schließlich zu ihrem ...

"Gute Nacht, mein Schatz, jetzt schlaf auch du."

Die kleine Spinne Widerlich ist bettfertig und macht sich auf den Weg, ihrer Familie und ihren Freunden Gute Nacht zu sagen, bis sie schließlich zu ihrem eigenen Netzchen gelangt und von ihrer Mama einen Gutenachtkuss bekommt.

"Die kleine Spinne Widerlich sagt Gute Nacht" ist ein zauberhaftes Pappbilderbuch für die Kleinsten. In einem Vierzeiler in Reimform sagt die kleine Spinne Gute Nacht und wir erfahren, was ihre Liebsten abends so machen.

Die Sprache geht ins Ohr, die Illustrationen sind wunderschön und detailliert. Diese Geschichte kann man schon ganz kleinen Kindern Abend für Abend vorlesen. Sie prägt sich sehr schnell ein und gibt dadurch Geborgenheit.
Ältere Kinder können bald mitsprechen und finden in den Bildern immer wieder neue interessante Details.

Wir erfahren in diesem Büchlein zwar wenig über die "Vorgeschichte" der Spinne Widerlich (dazu muss man wohl das erste Buch kennen), aber das macht nichts, denn es ist ein in sich stimmiges kleines Kunstwerk.

  • Einzelne Kategorien
  • Spaß
Veröffentlicht am 07.06.2019

Ein Toast auf die Kunst

Kunstgeschichte als Brotbelag
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„Mit virtuoser Schmiertechnik und kühnen Kompositionen wagen sich zahlreiche Brotkünstler an allseits bekannte Meisterwerke.“

Marie Sophie Hingst veröffentlichte 2018 unter dem Hashtag #KunstGeschichteAlsBrotbelag ...

„Mit virtuoser Schmiertechnik und kühnen Kompositionen wagen sich zahlreiche Brotkünstler an allseits bekannte Meisterwerke.“

Marie Sophie Hingst veröffentlichte 2018 unter dem Hashtag #KunstGeschichteAlsBrotbelag ein Bild von einem belegten Brot, das einem Kunstwerk von Piet Mondrain ähnelte.
Viele User folgten sogleich diesem Beispiel und stellten quer durch die Kunstgeschichte und Strömungen berühmte Werke auf Brotscheiben nach.

Zahlreiche dieser Interpretationen altbekannter Werke sind im Buch „Kunstgeschichte als Brotbelag“ abgedruckt.

Das Büchlein ist sehr witzig und unterhaltsam. Nicht nur Erwachsene schauen es sich interessiert durch, sondern auch kleine Kinder haben schon Spaß daran. Mit einem Butterbrot haben sie schließlich fast jeden Tag zu tun.

Nebenbei ist die Sammlung der Bilder auch noch lehrreich und informativ. Kunst und Kultur werden in den Alltag gebracht.

Ich finde das Büchlein klasse und schau es mir gerne an!

Veröffentlicht am 30.04.2019

Der entspannteste und unkonventionellste Papst aller Zeiten ist zurück

Jubilate!
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„Wir müssen reden, mein Freund.“
„Etwas Ernstes?“
„Etwas sehr Ernstes.“
„Oh. Dann sollten wir lieber dabei essen.“ (11)

Der entspannteste und unkonventionellste Papst aller Zeiten ist zurück! Und wieder ...

„Wir müssen reden, mein Freund.“
„Etwas Ernstes?“
„Etwas sehr Ernstes.“
„Oh. Dann sollten wir lieber dabei essen.“ (11)

Der entspannteste und unkonventionellste Papst aller Zeiten ist zurück! Und wieder gibt es einen Kriminalfall aufzuklären.
Petrus’ Pressesprecherin Giulia soll Erbin eines großen Familienvermögens werden, allerdings unter einer Bedingung: Innerhalb einer Woche soll sie heiraten.
Natürlich fällt Giulia da auch direkt ein passender Kandidat ein…
Doch bekommt sie dafür den Segen des Heiligen Vaters?

Neid und Ablehnung kommen auf. Intrigen werden gesponnen und alte Familiengeheimnisse gelüftet. Ein Mordanschlag wird verübt.

Auch der fünfte Papst-Krimi von Johanna Alba und Jan Chorin ist wieder gelungener Unterhaltungsroman, der die katholische Kirche nicht all zu ernst nimmt.

Eine gute Portion Italien, zu gleichen Teilen Liebe und Krimi, gewürzt mit einer atmosphärischen Kulisse - die Lektüre von „Jubilate!“ ist ein echter Genuss.

Ich kann die gesamte Buchreihe um Papst Petrus jedem ans Herz legen, der gerne ein bisschen Italien und Sommergefühle für zu Hause hätte. Sie verspricht leichtfüßige Unterhaltung - wie ein Glas Wein auf der Terrasse am Sommerabend.

Allerdings würde ich nicht empfehlen mit diesem Band in die Reihe einzusteigen. Denn viele Handlungsfäden werden hier weitergesponnen, auf deren Fortführung die „alten Leser“ schon sehnsüchtig warteten, die einen Neueinsteiger aber bestimmt mehr interessieren, wenn er die Anfänge kennt.

Auf dass noch viele weitere Bände rund um den liebenswürdigen und schrulligen Papst Petrus folgen!

Veröffentlicht am 23.03.2019

Über Toleranz, Menschlichkeit und Freundschaft.

Fjelle und Emil - Monstermäßig beste Freunde
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„Emil und Fjelle haben uns gezeigt, was Freundschaft alles kann.“ (171)

Emil und Fjelle leben im beschaulichen Flusenbek. Emil ist der Sohn einer Bäckerfamilie und Fjelle… na klar, ein großes grünes Plüschmonster, ...

„Emil und Fjelle haben uns gezeigt, was Freundschaft alles kann.“ (171)

Emil und Fjelle leben im beschaulichen Flusenbek. Emil ist der Sohn einer Bäckerfamilie und Fjelle… na klar, ein großes grünes Plüschmonster, das Zimtbrötchen und Petersilie liebt.
Sie gehen zusammen zur Schule und treffen sich zum Spielen. Man muss nur ein bisschen aufpassen, denn der große, kräftige Fjelle ist sowas wie ein Verstärker für Gefühle: Ist Emil glücklich, platzt Fjelle fast Glück.
Doch das nimmt weder Emil noch sonst jemand in Flusenbek richtig wahr. Man lässt einander so sein, wie man eben ist.
Bis eines Tages ein neuer Direktor an die Schule kommt und sich an Fjelles offensichtlicher Andersartigkeit stört. Herr Unterberg schürt die Angst der Flusenbeker gegenüber Fjelle und bringt nahezu jeden Bewohner gegen das grüne Monster auf. So untergräbt er nach und nach sogar die Freundschaft zwischen Emil und Fjelle.

„Fjelle & Emil - Monstermäßig beste Freunde“ ist eine unterhaltsame und charmante Geschichte, die aber auch ein sehr ernstes Thema anspricht.
Die in Flusenbek wie selbstverständlich gelebten Werte Toleranz, Akzeptanz, Freundschaft und Menschlichkeit stehen der Angst gegenüber, die durch einen einzigen intoleranten Neuankömmling verbreitet werden kann.
Damit ist die Geschichte um Emil und Fjelle nicht nur unterhaltsam und wunderbar zu lesen, sondern auch sehr wichtig, denn sie vermittelt kindgerecht und spielend die richtigen Werte für ein menschliches (oder auch monstermäßiges ) Miteinander.

Im Inneren sind einige schwarzweiße Illustrationen. Nicht allzu viele, aber genügend für einen Erstleser. Die Zeichnungen gefallen mir ganz gut, aber vor allem in Schwarzweiß. Das Cover sagt mir nicht so zu - vielleicht liegt das aber auch am Titel, der gleichzeitig wie ein Emblem gestaltet ist.

Besonders weil das Buch eine so wichtige Botschaft charmant ans Kind bringt, bekommt es fünf verdiente Sterne von mir.