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joker

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2019

Generationenkonflikt auf Italienisch

Damals, am Meer
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In seinem Werk berichtet Marco Balzano vom jungen Nicola, seinem Vater und seinem Großvater, die sich in ihre alte Heimat Apulien aufmachen, um ihre Wohnung zu verkaufen.

Was zunächst als eine relativ ...

In seinem Werk berichtet Marco Balzano vom jungen Nicola, seinem Vater und seinem Großvater, die sich in ihre alte Heimat Apulien aufmachen, um ihre Wohnung zu verkaufen.

Was zunächst als eine relativ trockene Handlung klingt, entwickelt sich zu einer interessanten Mischung aus Melancholie und Generationenkonflikt. Die einzige Gemeinsamkeit der Drei scheint ihr Familienname zu sein. Ansonsten scheint jeder seine eigene Vorstellung der Welt und dem idealen Bild des Mannes zu haben.

Balzano entwickelt eine Geschichte, die die Unterschiede zwischen drei Generationen heraushebt, gleichzeitig aber auch für Versöhnung und Verständnis wirbt. Ein wunderbar melancholisches Werk.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Ein liebenswerter und amüsanter Roman

Alle Guten waren tot
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In "Alle Guten waren tot" stolpert der tapsige Altenpfleger Aris, Adoptivkind aus Deutschland, durch seine alte Heimat in Griechenland auf der Suche nach seiner Identität und seinen Wurzeln.

Mit viel ...

In "Alle Guten waren tot" stolpert der tapsige Altenpfleger Aris, Adoptivkind aus Deutschland, durch seine alte Heimat in Griechenland auf der Suche nach seiner Identität und seinen Wurzeln.

Mit viel Witz und fast schon satirischen Zügen ist Bekas ein leichtfüßiges Werk gelungen, dass Spaß macht und sich selbst nicht zu ernst nimmt. In die humorvolle Schilderung von Aris Heimattrip mischt der Autor immer wieder Abschnitte, die das Leid Griechenlands zur Zeit des Zweiten Weltkriegs unter deutscher Besatzung thematisieren.

Der Roman lebt von der Liebenswürdigkeit der Figuren, welche sich allesamt als Antihelden charakterisieren lassen und somit für ein vergnügliches Leseerlebnis sorgen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Würdiges Mitglied der Bolitar-Reihe

Seine dunkelste Stunde - Myron Bolitar ermittelt
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Auch dieser Thriller bewegt sich auf typisch hochwertigem Coben-Niveau. Sein kurzweiliger und amüsanter, wenn auch manchmal sehr gewollter, Schreibstil sorgt auch in diesem Buch für ein unterhaltsames ...

Auch dieser Thriller bewegt sich auf typisch hochwertigem Coben-Niveau. Sein kurzweiliger und amüsanter, wenn auch manchmal sehr gewollter, Schreibstil sorgt auch in diesem Buch für ein unterhaltsames Lesevergnügen.

Für meinen Geschmack sind die Romane der Bolitar-Reihe nicht so stark wie seine anderen Werke, da Coben sich in der MB-Reihe weniger Zeit zum Erzählen lässt und das Ende regelmäßig auf die letzten Seiten quetscht. Dies geht dann oft auf Kosten des Inhalts.

Dennoch gehört Coben zu den Besten seines Fachs und zu meinen absoluten Lieblingsautoren.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Toller aber einseitig dargestellter Roman

Weisse Geister
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Die Geschichte von Greenway erzählt das Leben einer amerikanischen Familie, die zur Zeit des Vietnamkriegs nach Hongkong ausgewandert ist. Der Vater arbeitet als Kriegsfotograf und vernachlässigt demnach ...

Die Geschichte von Greenway erzählt das Leben einer amerikanischen Familie, die zur Zeit des Vietnamkriegs nach Hongkong ausgewandert ist. Der Vater arbeitet als Kriegsfotograf und vernachlässigt demnach seine Familie. Seine Frau zieht sich zurück und ist enttäuscht vom Leben, während seine beiden Töchter sich durch ihre kindliche Neugier immer wieder in Schwierigkeiten bringen.

Greenway stellt die Frage nach den zurückgebliebenen Frauen, auch wenn der Vater in diesem Fall nicht direkt am Krieg beteiligt ist. Die Kinder wirken emotional verwahrlost.

Dieser Roman lässt sich Zeit mit seinem Erzähltempo, welches erst zum Ende an Fahrt und Emotion aufnimmt.

Mit zunehmender Dauer gewinnt dieser Roman immer mehr an Qualität und es entwickelt sich eine gewisse Leselust. Einziger Punkt der mich stört, ist jener, dass männliche Figuren in diesem Roman fast allesamt als Verursacher von Kriegen und Leid dargestellt werden. Nur der taube Junge scheint als neue Hoffnung des männlichen Geschlechts zu gelten. Abgesehen davon scheinen die Rollen von Gut und Schlecht ziemlich deutlich vergeben. Dies hat mich ziemlich gestört.

Ansonsten war der Roman relativ unterhaltsam.

Veröffentlicht am 02.03.2019

Starkes geschichtliches Werk mit emotionalem Leck

Verwirrnis
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Von Beginn an besticht dieses Werk durch einen gehobenen und angenehmen Schreibstil. Die langen Satzkonstruktionen wirken zu keinem Zeitpunkt aufdringlich oder mühsam, sondern machen einfach Lust auf dieses ...

Von Beginn an besticht dieses Werk durch einen gehobenen und angenehmen Schreibstil. Die langen Satzkonstruktionen wirken zu keinem Zeitpunkt aufdringlich oder mühsam, sondern machen einfach Lust auf dieses Buch. Dieses Buch wird durchgehend gut und unterhaltsam erzählt.

Trotz dieses positiven Gesamteindrucks bleiben zwei Kritikpunkte von meiner Seite:

Zum einen wirkt die Geschichte über eine homosexuelle Liebe zweier junger Männer sehr klischeehaft erzählt, da sie nach Schema F abläuft. Zwei Jungen verlieben sich, wobei sie sich nicht outen wollen, aus Angst vor gesellschaftlichen Konsequenzen und strafrechtlichen Folgen (zur Zeit der DDR). So beschließen sie ihre Liebe nur im Verborgenen zu leben. Dies ist in sich sehr schlüssig und nachvollziehbar, vor allem unter Betrachtung der historischen Gesichtspunkte. Jedoch zieht sich dieses Schema durch unzählige vergleichbare Romane, die sich mit dem Thema der Homosexualität beschäftigen. Daher fehlt diesem Roman ein Stück weit das überraschende Element, um sich von thematisch ähnlich gelagerten Werken abzugrenzen.

Zweiter Kritikpunkt ist die schwer nachvollziehbare Distanz und Emotionslosigkeit, mit der sich der Autor der Thematik nähert. Auch wenn ich kein Fan gefühlsduseliger Schnulzen bin, fand ich es doch seltsam, wie der Autor mit zunehmender Dauer des Buches sich immer mehr von der Hauptthematik abwendet. Die Liebesgeschichte und das Thema Homosexualität wird auf das Minimum reduziert und ist auf den letzten hundert Seiten so gut wie nicht mehr existent, was aus meiner Sicht etwas verschenktes Potenzial ist.

Positiv zu erwähnen gilt, dass der Autor nicht nur moralisch mit dem Finger auf die intolerante Gesellschaft zeigt, sondern dass er auch das Individuum in die Pflicht nimmt, für sein Glück zu kämpfen und nicht immer die Schuld auf andere zu schieben.

Alles in allem bleibt ein sehr starkes und unterhaltsames Werk, dass sich allerdings durch fehlende Innovation und Emotionalität ein wenig seinem eigenen Potenzial beraubt.