Von Beginn an besticht dieses Werk durch einen gehobenen und angenehmen Schreibstil. Die langen Satzkonstruktionen wirken zu keinem Zeitpunkt aufdringlich oder mühsam, sondern machen einfach Lust auf dieses ...
Von Beginn an besticht dieses Werk durch einen gehobenen und angenehmen Schreibstil. Die langen Satzkonstruktionen wirken zu keinem Zeitpunkt aufdringlich oder mühsam, sondern machen einfach Lust auf dieses Buch. Dieses Buch wird durchgehend gut und unterhaltsam erzählt.
Trotz dieses positiven Gesamteindrucks bleiben zwei Kritikpunkte von meiner Seite:
Zum einen wirkt die Geschichte über eine homosexuelle Liebe zweier junger Männer sehr klischeehaft erzählt, da sie nach Schema F abläuft. Zwei Jungen verlieben sich, wobei sie sich nicht outen wollen, aus Angst vor gesellschaftlichen Konsequenzen und strafrechtlichen Folgen (zur Zeit der DDR). So beschließen sie ihre Liebe nur im Verborgenen zu leben. Dies ist in sich sehr schlüssig und nachvollziehbar, vor allem unter Betrachtung der historischen Gesichtspunkte. Jedoch zieht sich dieses Schema durch unzählige vergleichbare Romane, die sich mit dem Thema der Homosexualität beschäftigen. Daher fehlt diesem Roman ein Stück weit das überraschende Element, um sich von thematisch ähnlich gelagerten Werken abzugrenzen.
Zweiter Kritikpunkt ist die schwer nachvollziehbare Distanz und Emotionslosigkeit, mit der sich der Autor der Thematik nähert. Auch wenn ich kein Fan gefühlsduseliger Schnulzen bin, fand ich es doch seltsam, wie der Autor mit zunehmender Dauer des Buches sich immer mehr von der Hauptthematik abwendet. Die Liebesgeschichte und das Thema Homosexualität wird auf das Minimum reduziert und ist auf den letzten hundert Seiten so gut wie nicht mehr existent, was aus meiner Sicht etwas verschenktes Potenzial ist.
Positiv zu erwähnen gilt, dass der Autor nicht nur moralisch mit dem Finger auf die intolerante Gesellschaft zeigt, sondern dass er auch das Individuum in die Pflicht nimmt, für sein Glück zu kämpfen und nicht immer die Schuld auf andere zu schieben.
Alles in allem bleibt ein sehr starkes und unterhaltsames Werk, dass sich allerdings durch fehlende Innovation und Emotionalität ein wenig seinem eigenen Potenzial beraubt.