Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2019

Spiel mit Illusionen und Wahrheit

Das Echo der Wahrheit
0


Der Psychiater Cobb wird angefragt, dem Multimillionär Joshua Fleischer zu helfen, der sich mir seinen Erinnerungen plagt. Fleischer ist todkrank und befürchtet, vor vielen Jahren in den Tod einer jungen ...


Der Psychiater Cobb wird angefragt, dem Multimillionär Joshua Fleischer zu helfen, der sich mir seinen Erinnerungen plagt. Fleischer ist todkrank und befürchtet, vor vielen Jahren in den Tod einer jungen Frau verwickelt gewesen zu sein. Cobb soll ihm helfen, die Wahrheit herauszufinden. Doch dabei weckt der Psychiater seine eigenen verdrängten Dämonen.

"Wahrheit ist ein großes Wort. Wissen Sie, wie es ist, wenn man aus einem Albtraum erwacht und Dinge und Bilder aus dem bösen Traum leibhaftig vor sich sieht? Nach einer Weile kann man kaum noch zwischen Traum und Leben unterscheiden." (S. 304)

Das ist für den Autor Eugene Chirovici in diesem Buch Programm: Er spielt gekonnt mit Traum und Wahrheit, dass nicht nur sein Protagonist, sondern auch der Leser sich im Wirrwarr der Illusionen und der Wahrheit zurechtfinden muss. Immer wieder tauchen neue Aspekte der Geschichte auf, Bruchstücke, die scheinbar überhaupt nicht mit dem Rest zusammen passen wollen. Überraschend ist es, wie letztendlich die Geschichte diese unpassenden Teile zu einem Stück zusammen fügt.

Wenn auch manchmal etwas langatmig geraten, zeigt dieses Buch ein überraschendes und gleichzeitig überzeugendes Spiel mit Illusionen und Wahrheit, dass ich es gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Ophelias Aufbruch

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
0

Die junge Ophelia wird ungefragt verlobt mit dem Adligen Thorn. Dafür muss sie ihre Heimat Anima verlassen und auf den eisigen Pol ziehen. Dort ist es für sie äußerst gefährlich, denn sie wird sehr eisig ...

Die junge Ophelia wird ungefragt verlobt mit dem Adligen Thorn. Dafür muss sie ihre Heimat Anima verlassen und auf den eisigen Pol ziehen. Dort ist es für sie äußerst gefährlich, denn sie wird sehr eisig empfangen. Wem nur kann sie wirklich trauen?

Mit der jungen Frau und ihrer besonderen Gabe, Gegenstände lesen und durch Spiegel reisen zu können, hat die Autorin Christelle Dabos eine interessante Protagonistin geschaffen, die sich aus ihrer beschützten Welt in einer gefährlichen Welt zurechtfinden muss. Vieles ist nicht so, wie es scheint in diesem Haifischbecken, das nun plötzlich zu ihrer neuen Heimat wird. Die Welt, in der Ophelia lebt, ist äußerst faszinierend, und deren Beschreibung ist der Autorin gut gelungen. Mit Ophelia orientiert sich der Leser in dieser Welt, wobei mich die Ereignisse nicht immer überzeugen konnten, manches davon erschien mir etwas konstruiert. Besonders Ophelia Entwicklung erscheint mir nicht stringent, so naiv und introvertiert wird sie anfangs dargestellt.

Dieser erste Band ist der erste von vier Bänden, und so hatte ich immer wieder das Gefühl, eine Einleitung in diese neue Welt zu lesen, die in die Geschichte selbst noch nicht richtig eingestiegen ist. Ob die weiteren hier etwas ergiebiger sind? Auch wenn mich dieses Buch nicht hundertprozentig überzeugen konnte, bin ich auf die Fortsetzung neugierig geworden.

Veröffentlicht am 07.06.2019

Roadmovie mit einem Toten

Rückwärtswalzer
0


Der arbeitslose Schauspieler Lorenz muss ganz viel auf einmal verkraften: Er ist pleite, sein erhofftes Engagement löst sich in Luft auf, und seine Freundin trennt sich von ihm. Selbstmitleid ist zunächst ...


Der arbeitslose Schauspieler Lorenz muss ganz viel auf einmal verkraften: Er ist pleite, sein erhofftes Engagement löst sich in Luft auf, und seine Freundin trennt sich von ihm. Selbstmitleid ist zunächst angesagt. Doch dann stirbt Onkel Willi, und seine Frau möchte ihn in seiner Heimat Montenegro vergraben, so wie er es sich immer gewünscht hat. Das Geld für die Überführung ist allerdings bereits verbraten, und so bricht Lorenz mit dem toten Willi und seinen Tanten im Auto auf nach Montenegro.

Eine liebenswürdig-chaotische Familie ist das, die dem leiblichen Wohl ausgiebig fröhnt. Die Mengen an Speisen, die dieses Buch erwähnt, sind schon sehr enorm. Ausgefallen und skurril ist die Geschichte um Willis Tod und um seine Vergangenheit, die parallel zur Gegenwart aufgerollt wird. Da kommt so manches Geheimnis zu Tage. Da schimmert dann durch die manchmal etwas unfreiwillig komische Geschichte eine unerwartete Tragik hindurch.

Ein Buch, das gut unterhält und zum Lachen wie auch zum Nachdenken verführt, deshalb sehr empfehlenswert ist.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Was ein neuer Blickwinkel ausmacht

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
0

1994: An einem schönen Sommerabend werden vier Menschen brutal ermordet. Zwanzig Jahre später wendet sich die Journalistin Stephanie Mailer an die damaligen Ermittler und behauptet, der wahre Täter sei ...

1994: An einem schönen Sommerabend werden vier Menschen brutal ermordet. Zwanzig Jahre später wendet sich die Journalistin Stephanie Mailer an die damaligen Ermittler und behauptet, der wahre Täter sei nicht gefunden worden. Kurz danach verschwindet sie. Und die damaligen Ermittler Jesse Rosenberg und Derek Scott beginnen erneut mit den Ermittlungen, diesmal mit Hilfe der jungen Kollegin Anna. Es ist erstaunlich, was dabei zu Tage kommt.

Eine reichlich komplexe Geschichte mit vielen Handlungsfäden serviert der Autor Joël Dicker dem Leser, und anfangs ist es gar nicht so einfach, sich in den vielen Personen dieses Romans sowie seinen vielen Geschehnissen zu orientieren. Hilfreich ist dazu die Liste der wichtigsten Personen, die am Schluss des Buches für den Leser zusammengefasst ist. Bei mir dauerte es eine Weile, doch dann hatte mich das Buch gepackt und ich wollte die Verquickung der verschiedenen Ereignisse unbedingt auflösen. Der Spannungsbogen ist dabei sehr geschickt angelegt, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Autor beleuchtet verschiedene Blickwinkel und schafft es durch einen genialen Trick, der Geschichte einen neuen Ansatz zu geben. Das ist manchmal etwas ausschweifend erzählt, doch wer sich von der Erzählung einfangen lässt, wird mit einem spannenden Roman belohnt.

Ich werde mich unbedingt nach weiteren Büchern des Autors umsehen und empfehle das Buch auf jeden Fall weiter.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Absurd komisch

Crazy Rich Asians
0

Rachel und Nick leben in New York und sind fest befreundet. Zur Hochzeit von Nicks Freund Colin fliegen die beiden nach Singapur. Dort wohnt Nicks Familie, und er will Rachel seiner Familie vorstellen. ...

Rachel und Nick leben in New York und sind fest befreundet. Zur Hochzeit von Nicks Freund Colin fliegen die beiden nach Singapur. Dort wohnt Nicks Familie, und er will Rachel seiner Familie vorstellen. Rachel ahnt noch gar nicht, wie reich, ja stinkreich Nicks Familie ist. Das wird ihr aber bald klar. Und spielte Geld bisher keine Rolle zwischen den beiden, waren sie sich ebenbürtig, merkt Rachel, dass das monetäre Ungleichgewicht für Nicks Familie eine große Rolle spielt. Rachel findet sich konfrontiert mit schrillen Verwandten, glamourösen Nebenbuhlerinnen und einer Welt, in der Geld maßlos verprasst wird. Was wird dabei aus Nicks und Rachels Liebe werden?

Dieses Buch ist eine absonderliche Geschichte über eine superreiche Schicht von Asiaten, die sich in ihrer eigenen Welt eingesponnen haben. Für die auch ganz klar ist, dass niemand „Unbefugtes“ Eintritt in diese Welt erhält. Da schiebt man dann jemand, die nicht dazugehören darf, auch mal einen stinkenden Fisch in die Tasche. Oder zieht gnadenlos vom Leder über sie. Das ist so absurd, dass es unweigerlich komisch wirkt.

Die Geschichte wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt, und bei Nicks weitläufiger Verwandtschaft ist der Stammbaum der Familie wichtig, der an den Anfang des Buches gelegt wurde. Doch auch so wird es schnell unübersichtlich mit all den Tanten und Cousins. Doch man merkt auch schnell, dass dies gar nicht so wichtig ist, wer denn nun gerade am Intrigieren ist. Einige Fragen bleiben am Ende des Buches noch offen, sie werden sicher in den Folgebänden dieser Trilogie beantwortet werden.

Dieses Buch ist so verrückt wie sein Titel und beschert dem Leser einige unterhaltsame Stunden. Überraschend ist die Lektüre allemal.