Wohlfühlroman mit Herz für alle romantisch veranlagten Leckermäulchen
Die kleine Patisserie in ParisNina hat eine sehr liebevolle Familie, doch so manches Mal fühlt sie sich regelrecht erdrückt von ihren Lieben. Besonders ihre Brüder neigen dazu, sie zu bevormunden; ein Umstand den sie sich als nun erwachsene ...
Nina hat eine sehr liebevolle Familie, doch so manches Mal fühlt sie sich regelrecht erdrückt von ihren Lieben. Besonders ihre Brüder neigen dazu, sie zu bevormunden; ein Umstand den sie sich als nun erwachsene Frau, nicht mehr gefallen lassen will.
Als sie erfährt dass Sebastian, der beste Freund ihres Bruders Nick der in Paris lebt und arbeitet, händeringend einen Assistenten sucht weil er sich ein Bein gebrochen hat, will sie unbedingt ihre Chance nutzen. Zumindest kann sie so, für eine Weile, dem Einfluss ihrer Familie entkommen. Außerdem möchte sie ihre neu gewonnenen Fähigkeiten im Backen vertiefen. Da Sebastian mehrere Restaurants besitzt und ein erfahrener Gastronom ist, hofft sie, dass er ihr das ein oder andere beibringen wird.
Doch kurz nach ihrer Ankunft in Paris, lässt Sebastian sie bereits stramm stehen. Er benimmt sich dermaßen rüpelhaft und nörgelig, dass Nina am liebsten gleich wieder den nächsten Zug nach Hause nehmen möchte. Zudem eröffnet er ihr, dass er ihre Hilfe lediglich an zwei Tagen die Woche benötigt. Sebastian leitet nämlich einen Patisseriekurs, der in einem kleinen, heruntergewirtschafteten Cafe stattfindet, das ihm gehört. Zu Ninas Aufgaben gehört es, die benötigten Lebensmittel heranzuschaffen und die Küche einen Tag zuvor vorzubereiten. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten wächst Nina über sich hinaus und findet in dem knorrigen Kellner Marcel und dem einzigen weiblichen Gast des Cafes, Marguerite, neue Freunde. Beide kannten das Cafe noch zu dessen Glanzzeiten und sind außerordentlich betrübt, denn Sebastian plant, das Cafe in ein Bistro umzuwandeln und die Inneneinrichtung völlig neu zu gestalten. Auch die Teilnehmer des Patisseriekurses sind geschockt, als sie von der baldigen Schließung des Cafes erfahren.
Im Laufe des Kurses werden alle zu einer verschworenen Einheit und schätzen nicht nur Nina, sondern auch deren Backkünste sehr. Davon ahnt Sebastian allerdings nichts, was Nina ganz lieb ist. Immer noch klopft ihr Herz verräterisch laut in seiner Nähe und das, obwohl er sie vor Jahren schon mal enttäuschte…
Mit „Die kleine Patisserie in Paris“, geht die „Romantic Escapes“ Reihe von Julie Caplin bereits in die dritte und leider letzte Runde. Diesmal ist es Nina, die sich mutig einem neuen Anfang stellt, in einem anderen Land. Nina hat es jedoch auf den ersten Blick etwas einfacher, als die Protagonisten der ersten Bände, denn sie muss keinesfalls um ihre Existenz fürchten, falls sie versagt. Sie hat bereits in einige Berufe hineingeschnuppert und sogar eine Lehre abgebrochen. So gilt sie in ihrer Familie als Träumerin und keiner traut ihr noch wirklich etwas zu. Auch Sebastian nicht, der sich leider ein wenig von seinem besten Freund hat anstecken lassen, was die Betrachtungsweise Ninas angeht. Während Nina eigentlich von Beginn des Buches an, sympathisch wirkt, auch wenn ihr ab und zu etwas Durchsetzungsvermögen fehlen mag, hat es mir Sebastian leider recht schwer gemacht ihn zu mögen. Überhaupt konnte ich so gar nicht nachvollziehen, wieso sich Nina einst in ihn verliebte. Sein rüpelhaftes, überhebliches und verletzendes Benehmen, kann man leider auch nicht ganz mit seiner Verletzung erklären. Natürlich macht er im Laufe des Buches eine kleine Wandlung durch, bzw. man lernt ihn etwas besser kennen, doch trotzdem konnte er mein Leserherz nicht wirklich gewinnen.
Da die Liebesgeschichte in diesem Band jedoch eher eine unterhaltsame Randnotiz bleibt und der Fokus stattdessen auf Ninas Selbstfindung liegt, konnte ich diesen Punkt ganz gut verschmerzen und habe keinen Punktabzug vorgenommen.
Richtig atmosphärisch fand ich dagegen Ninas Patisserie Besuche in Paris, die bildhaften Beschreibungen der Köstlichkeiten und Aromen, ließen mir beim Lesen, das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Die kleine Patisserie in Paris“ ist also die richtige Lektüre für Leckermäulchen und man sollte dieses Buch lieber nicht mit leerem Magen lesen.
Die Dialoge der Akteure wirkten lebhaft, wie auch schon in den Vorgängerbänden; die Autorin hat ein echtes Händchen dafür und ich mochte den Zusammenhalt von Ninas neuen Freunden sehr. Pariser Flair ist ebenfalls vorhanden und Ninas Backversuche sind mehr als nur schmückendes Beiwerk. Man merkt, dass die Autorin sich zuvor sehr mit dem Thema auseinandergesetzt hat und Ninas Eclairs klingen einfach verführerisch lecker beschrieben. Einziger Wermutstropfen- ich hätte mir ein paar Rezepte zum Nachbacken gewünscht.
Der letzte Teil der Reihe lässt sich flüssig lesen und ist so unterhaltsam, wie seine Vorgänger geraten. Ein Wohlfühlroman im besten Sinne, der mir sehr viel Lesespaß bereitet hat. Schade, dass die „Romantic Escapes“ Reihe nun ihren Abschluss findet.
Kurz gefasst. Wohlfühlroman mit Herz für alle romantisch veranlagten Leckermäulchen.