Profilbild von aly53

aly53

Lesejury Star
offline

aly53 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit aly53 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2019

Für Fans ein toller Bonus. Denn hier erfährt man, wer Tyler wirklich ist.

DARK LOVE - Ohne dich bin ich verloren
0

Tylers und Edens Story hab ich damals wahnsinnig geliebt, weshalb es jetzt auch ein Muss für mich war, Tylers Geschichte zu lesen und seine Sicht auf die Dinge zu erfahren.
Wenn eine Trilogie wirklich ...

Tylers und Edens Story hab ich damals wahnsinnig geliebt, weshalb es jetzt auch ein Muss für mich war, Tylers Geschichte zu lesen und seine Sicht auf die Dinge zu erfahren.
Wenn eine Trilogie wirklich so erfolgreich war, wie diese, sehe ich “seine Sicht” immer als etwas skeptisch an.
Gerade weil man eben vieles schon kennt. Doch tatsächlich konnte mich Estelle Maskame wirklich mitreißen, auch wenn es einzelne Passagen gab, die für mich etwas langweilig oder gar nervtötend waren.
Mit ihrem leichten, aber auch sehr eindringlichen und bildhaften Schreibstil, hatte sie mich sofort wieder in der Hand. Dennoch hat es doch gedauert, bis ich die Story beenden konnte.
Was vor allem an der Schwere der Thematik, als auch an dem Handlungsverlauf lag, den ich ja bereits schon kannte.
Die Atmosphäre empfand ich als sehr schmerzvoll, schwer und drückend.
Mit sehr viel Einfühlungsvermögen und sehr viel Emotionalität widmet sich die Autorin hier einer sehr ernsten Thematik.
Eine Thematik, die niemanden kalt lässt und die mich wirklich am Ende mit Tränen in den Augen dasitzen ließ.

Tyler haben wir als aggressiven und unwiderstehlichen Bad Boy kennengelernt. Doch wie viel Tyler steckt hinter dieser Fassade?
Hier haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit hinter seine Fassade zu blicken und auch, wenn man einiges ahnt, so hat es mir doch komplett den Boden unter den Füßen weggezogen, bei dem was man hier erfuhr.
Denn es geht nicht nur um Eden und Tyler. Es geht auch um Tylers Vergangenheit. Die mich ganz persönlich umso mehr gefesselt und wirklich berührt hat.
Die Kapitel werden immer abwechselnd aus der Vergangenheit und der Gegenwart erzählt. Was zwangsläufig für einige Cliffhanger sorgt, die währenddessen automatisch entstehen.
Interessant empfand ich hier tatsächlich, das man Tyler in der Gegenwart völlig anders erlebt, als es damals bei der Trilogie der Fall war. Ja, ich konnte sehr gut nachvollziehen, warum er so war. Aber auf einer anderen Ebene hat er mich auch unglaublich genervt. Ja, er hat daran zu knabbern, aber ist es tatsächlich ein Grund, sich selbst zu zerstören.
Es gab wirklich Passagen, da hätte ich ihn am liebsten geschüttelt und ihm ordentlich die Leviten gelesen.
Was er hatte, war kein Leben mehr. Es war Selbstzerstörung.
Die Vergangenheit dagegen fand ich unheimlich interessant und so wahnsinnig schmerzvoll. Es ging mir wahnsinnig unter die Haut. Tyler. Ich finde keine Worte.
Ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen.
Stumm ertragen. Wegsehen. Weitermachen.
Und während dieser Kreislauf sich stets wiederholte, stellte ich mir Fragen, die automatisch aufkommen.
Ja, teilweise konnte ich es nicht verstehen. Wie kann man so blind für sein eigenes Umfeld sein?
Wie kann das nicht auffallen?
Es hat mir schier das Herz zerrissen.
Estelle Maskame gelang es ausgesprochen gut aufzuzeigen, was in Tyler vorging und was ihn umtrieb.
Man versteht und zittert einfach nur noch mit.
Gebrochen. In Tränen aufgelöst.
Was Tyler hier widerfuhr, ist keine Seltenheit.
Eigentlich tritt dies sogar ziemlich auf und doch sind die Anzeichen für Außenstehende nicht ersichtlich , die Opfer kämpfen mit Scham, Wut und Angst.
Etwas das ihre unschuldige Seele zerstört und sich auf das ganze Leben auswirkt. Tyler ist nur ein Beispiel unter vielen.

Für mich war gerade die Vergangenheit an diesem Buch so unglaublich gut. Während die Gegenwart mich nicht ganz so packen konnte.
Der Handlungsverlauf war insgesamt sehr spannend aufgebaut. Obwohl es schon ziemlich lange her ist, das ich die Trilogie gelesen habe, so fand ich doch sehr gut ins Geschehen hinein.
Tylers jüngeres Ich, ist mir sofort ans Herz gewachsen, während Tylers jugendliches Ich , eher für Augen rollen sorgte.
Insgesamt eine wirklich gut ausgearbeitete Story, die vor allem mit einem starken Protagonisten punktet, dem nichts geschenkt wird und mit einer Thematik aufwartet, die einfach unglaublich ans Herz geht und auch für einige nachdenkliche Momente sorgt.

Für Fans ein toller Bonus. Denn hier erfährt man, wer Tyler wirklich ist.

Fazit:
Ich hab Tylers und Edens Story damals sehr geliebt, deswegen musste ich auch seine Geschichte lesen.
Dabei war für mich vor allem die Vergangenheit am interessantesten.
Eine Vergangenheit die mitten ins Herz trifft.
Die bewegt, erschüttert und mich gerade am Ende, in Tränen ausbrechen ließ.
Estelle Maskame wartet hier mit einer ziemlich ernsten und wichtigen Thematik auf, die einfach komplett bewegt, Augen öffnet und nachdenklich stimmt.
Tragik und Dramatik gibt es eine ganze Menge und noch viel wichtiger: endlich versteht man, warum Tyler ist, wie er ist.
Manchmal ist das Leben nicht einfach und manchmal reicht kämpfen einfach nicht aus.
Und manchmal sind Mauern, alles was uns bleibt.
Für Fans ein toller Bonus. Denn hier erfährt man, wer Tyler wirklich ist.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Mystisch, beklemmend und voller Abgründe

Tief im Wald
0

Das Cover dieses Buches hat mich sofort in den Bann gezogen und ich war so mega gespannt darauf, was es letztendlich für mich bereithalten würde.
Der Schreibstil der Autorin hat mich ungemein begeistert.
Sie ...

Das Cover dieses Buches hat mich sofort in den Bann gezogen und ich war so mega gespannt darauf, was es letztendlich für mich bereithalten würde.
Der Schreibstil der Autorin hat mich ungemein begeistert.
Sie schreibt sehr eindringlich und fesselnd, aber auch sehr bildhaft.
Es ist wie ein Flüstern im Wind. Eine Dunkelheit die sich immer mehr offenbart und nichts als Trauer und Entsetzen mehr übrig lässt.
Der Einstieg fiel mir sehr leicht. Denn ich hatte das Gefühl ein richtig schön und düsteres Märchen zu lesen und das hat mir hier wirklich sehr gut gefallen.

Von der Lebensweise her würde ich sagen, es spielt im Mittelalter. Es wird in einfachen Hütten gehaust, keine Elektrizität und auch die fahrenden Händler unterstreichen dieses Gefühl.
Im ersten Teil des Buches erfährt man praktisch die Vorgeschichte und diese löste absolute Beklemmung aus. So viele Fragen brandeten in mir auf.
Ich hatte keine Antworten. Nur noch mehr Fragezeichen im Kopf.
Und je mehr ich erfuhr, umso mehr faszinierte mich diese Geschichte.
Peternelle van Arsdale zeigt mit dieser Geschichte, daß Böses nicht gleich Böses ist.
Und Gut nicht automatisch gut sein muss.
Es braucht Nahrung um zu wachsen.
Emotionen um größer zu werden und davon gibt es hier wirklich mehr als reichlich.
Manchmal ist das , wovon wir hören, viel schlimmer , als das was tatsächlich vorgeht.
Ja, der erste Teil hat mich wirklich schockiert, gerade weil jegliche Empathie verloren ging.
Im zweiten Teil geht es dann richtig los und man lernt Alys kennen. Ein siebenjähriges Mädchen, das so unschuldig und rein ist. Das mich sofort berührt hat mit ihrer Art.
Sie verlor ihre Eltern an die Seelenesser.
Ein Verlust der ihr ganzes zukünftiges Leben prägt und sie zu etwas heranwachsen lässt, was ihr Angst macht.
Doch je mehr man in Alys eintaucht , umso mehr spürt man, dass sie anders, das sie einfach Besonders ist.
Die Angst vor den Seelenessern, als auch vor der Bestie ist groß und dennoch ist hier nicht klar zu erkennen, wer gefährlicher ist.

Mich hat diese Thematik mit den Seelenessern wirklich begeistert. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Gefährlichkeit dessen sehr gut aufzuzeigen. Man spürt das Grauen, das sie entfachen.
Aber man spürt auch, daß sie nur Macht haben, wenn man sie Ihnen gibt.
Die Charaktere fand ich insgesamt wirklich toll ausgearbeitet. Ganz besonders Alys ging mir wahnsinnig unter die Haut. Gerade weil sie viel durchzustehen hat und stets darum kämpft ihr eigenes Ich nicht zu verlieren.
Paul hat mich dagegen immer wieder zum lachen gebracht. Andere Charaktere lösten nichts als Wut bei mir aus.
Die Niedertracht und der Egoismus waren förmlich spürbar und jede Sekunde taten mir die Kinder so unglaublich leid und doch bleibt nichts als Hilflosigkeit übrig.

Die Handlung war unglaublich spannend und gut strukturiert.
Das Buch selbst ist in 5 Teile gegliedert. Überwiegend begleitet man Alys , aber auch einzelne Passagen aus der Sicht der Seelenesser erfährt man hier. Etwas was die Spannung und die Ausweglosigkeit nur noch mehr unterstrich.
Mitunter stellt sich die Frage ob man Ihnen überhaupt entkommen kann.
Man erfährt so viel und gleichzeitig bangt und zittert man mit Alys mit.
Eine Alys die mit ihrer inneren Zerrissenheit zu kämpfen hat.
Die Geschichte entwickelte eine Dimension , die ich nicht erwartet habe.
Emotionen werden zur Qual. Ja zur Verderbnis.
Fühlen zu einem hohen Gut.
Eine Geschichte die so nach Angst und Wut schmeckt, das einem Angst und Bange wird.
Der Verlauf war für mich überraschend und hat wirklich toll zur Geschichte gepasst.
Das Grauen das man hier spürt, fühlt sich sehr intensiv und beklemmend an. Man ruht nicht eher, bevor man die letzte Seite gelesen hat.
Ein Roman , der nicht mit Tempo und Action punktet.
Vielmehr spielt sich alles im Untergrund ab.
Was mir persönlich etwas gefehlt hat, war mehr Hintergrundwissen. Ebenfalls war es etwas für mich seltsam, das Ganze aus der Sicht eines Kindes zu erfahren. Ja, es ist wichtig für die Geschichte. Aber ich hatte mitunter nicht das Gefühl, als wäre Alys ein Kind. Sie handelt zu erwachsen, zu reif für ihr Alter.
Letztendlich ein wirklich geniales Werk, das mich trotz kleineren Schwachstellen vollkommen begeistert und mitgerissen hat.

Manchmal ist der eigentliche Glaube, alles was uns bleibt.

Fazit:
“Tief im Wald” ist eine toll ausgearbeitete und sehr düstere Story , die mich absolut begeistert und mitgerissen hat.
Mystisch, beklemmend und voller Abgründe.
Eine Story die Gänsehaut verursacht und vor allem mit unterschwelliger Spannung punktet.
Manchmal ist der Glaube alles , was uns bleibt und manchmal ist das Böse , nicht das , wofür wir es halten.
So richtig schön zum fürchten und mit einem wirklich gut durchdachten Ende.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Tragisch, beklemmend und voller Abgründe

The Couple
0

Auf diesen Thriller hab ich mich im Vorfeld schon unfassbar gefreut und konnte es kaum erwarten zu beginnen.
Der Schreibstil von Araminta Hall ist sehr einnehmend und fließend. Mit der beklemmenden Atmosphäre, ...

Auf diesen Thriller hab ich mich im Vorfeld schon unfassbar gefreut und konnte es kaum erwarten zu beginnen.
Der Schreibstil von Araminta Hall ist sehr einnehmend und fließend. Mit der beklemmenden Atmosphäre, schafft sie es Bilder im Kopf zu produzieren, die sehr beängstigend sind.
Der Einstieg war für mich zunächst jedoch etwas mühsam.
Mir gelang es nicht direkt einen Bezug zu Mike aufzubauen. Es plätscherte etwas vor sich hin und ich wusste nicht so recht , wohin es mich führen würde.
Ich begegnete einem Mann , der sich scheinbar seine eigene Traumwelt geschaffen hatte.
Wieviel davon kommt der Realität überhaupt nahe?
Mike , ist ein Charakter, den man nicht sofort in seine Welt lassen kann.
Er geht auf Distanz und lässt niemanden in sich hineinblicken. Anhand der Vergangenheit, die hier Stück für Stück freigelegt wird, ist das durchaus nachvollziehbar.
Eine Vergangenheit, die prägt und bewusst macht, wie seine jetzige Entwicklung zustande kommen konnte.
Auch seine Gefühle zu Verity konnte ich wirklich gut nachvollziehen. Sein Fokus ist allein auf sie gerichtet, alles andere scheint er kaum wahrzunehmen.
Ich hab mich immer wieder gefragt, ob ich mich in der Einschätzung von Verity nicht täusche.
Ist sie eine unschuldige junge Frau, deren Gefühle sich geändert haben oder ist sie berechnend und gefühlskalt?
Wer ist hier Opfer und wer Täter?

Die Autorin entwickelt hier ein sehr raffiniertes und gut durchdachtes Psychospiel, bei dem Grenzen nicht klar zu ziehen sind.
Bei dem wir in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele eintauchen und erst lernen müssen, was Schwäche und was Macht bedeutet.
Mike lernt man dabei sehr gut kennen und im Laufe der Zeit, drang ich wirklich zu ihm durch und verstand besser , was er auszudrücken versuchte.
Was er bewegen wollte.
Was daran liegt, das man ausschließlich seine Perspektive erfährt.
Verity dagegen war für mich nie wirklich greifbar. Sie war ein Mysterium für mich.
Was empfand sie wirklich und steckt Engel oder Teufel in ihr fest?
Wieviel Wahrheit ist in Mikes Worten und Taten zu finden?

Die Obsessivität, die sich immer mehr herauskristallisierte, machte mir wirklich Angst und löste pure Beklemmung in mir aus.
Doch restlos schockiert war ich erst, als die Autorin zum finalen Schlag ausholte und dem Verlauf eine völlig neue Richtung gab.
Es hatte etwas tragisches und unheilvolles. Aber auch die Spannung zog dabei merklich an.
Man hatte das Gefühl, außer Mike und Verity existiere niemand mehr.
Es wurde immer spannender ,interessanter und faszinierender für mich.
So viel Abgründe, so wenig Raum für Hoffnung oder die Möglichkeit zur eigenen Entfaltung.
Die Verzweiflung Mikes war stets präsent und schien sich immer mehr zu steigern und zu intensivieren.
Er überschreitet moralische Grenzen , aber wie viel Moral lässt diese Story im eigentlichen Sinne zu?
Mich hat diese Geschichte wahnsinnig und nachdenklich zugleich gemacht.
Einerseits mochte ich Mike und er tat mir leid, aber andererseits wollte ich ihn stoppen, aber auch kräftig durchschütteln, damit er endlich wieder klar sieht.
Die Autorin machte es mir nicht leicht mit dieser Geschichte. Ich war hin- und hergerissen und wusste nicht, wo die Wahrheit tatsächlich verborgen liegt.
Man bekommt hier einen Psychothriller geboten, der besonders auf der psychologischen Ebene sehr gut ausgearbeitet ist.
Man hat die Möglichkeit zur eigenen Interpretation, was dem Ganzen eine völlig neue Bedeutung verschafft.

Anfangs fand ich es etwas langweilig und ohne Elan. Aber die Autorin konnte mich mit dem Umschwung absolut begeistert und völlig fesseln.
Was ist Schein, was ist Sein?
Letztendlich liegt es alles im Auge des Betrachters. Denn niemals ist alles so klar und einfach, wie man es gern hätte. Manchmal muss man tief graben, um die Wahrheit zu erkennen.
Es wird aufgezeigt dass Obsessivität gefährliche Strukturen annehmen kann, dass man dabei das eigene Ich verliert und nur noch für den anderen existieren kann.
Wieviel von einem Selbst bleibt dann überhaupt noch übrig?
Mich hat diese Tragik dahinter wirklich ein Stück weit traurig, aber auch wütend gemacht.
Aber es wird auch sehr deutlich aufgezeigt, das es immer zwei Seiten gibt.
Ein wirklich gutes Werk, das jedoch etwas brauch , um an Tempo und Intensität zu gewinnen.

Fazit:
“The Couple” ist ein sehr interessanter Psychothriller über Obsession, Kontrolle und Macht. Ein Spiel, das verdammt raffiniert und abgründig ist.
Es brauch, um etwas an Tempo zu gewinnen. Aber die Autorin webt hier einige Wendungen ein, die mich komplett geschockt und gefesselt haben.
Blut sucht man vergebens, denn hier wird vor allem mit psychologischer Spannung gepunktet.
Eine Spannung , die vor allem unterschwellig spürbar ist.
Tragisch, beklemmend und voller Abgründe.
Eine Geschichte in der die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge nur allzu leicht verschwimmen.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Rauh, lebendig und voller Höhen und Tiefen

Das Versprechen der Islandschwestern
1

“Das Versprechen der Islandschwestern” ist ein Roman, dessen Inhaltsangabe mein Interesse sofort entfacht hat.
Das Cover wirkt sehr rauh und sehnsuchtsvoll, was sich unglaublich gut mit dem Setting deckt.
Und ...

“Das Versprechen der Islandschwestern” ist ein Roman, dessen Inhaltsangabe mein Interesse sofort entfacht hat.
Das Cover wirkt sehr rauh und sehnsuchtsvoll, was sich unglaublich gut mit dem Setting deckt.
Und das ist auch das Geheimnis dieses Romans.
Island, in seiner ganzen Pracht.
Rauh, melancholisch und auch irgendwie aufregend und wild.
Bei den Beschreibungen die immer wieder einfließen, hat man das Gefühl direkt den Wind auf der Haut zu spüren.
Oh ja, ich freute mich auf die Geschichte von Margarete und Helga. Zwei Schwestern die einst nach Island gingen und deren Herzen gebrochen wurde.
Jahre später, sehr viele Jahre später macht sich Pia mit ihrer Großmutter Greta auf den Weg zum 90. Geburtstag von Omas Schwester Helga.
Kann der Riss der zwischen den beiden besteht wieder gekittet werden, oder ist es längst zu spät dafür?
Und was hält Island für Pia parat, die mit ihrer pubertierenden Tochter Leonie zu kämpfen hat?

Die Autorin hat einen sehr leichten und angenehmen Schreibstil. Sehr sanft, einfühlsam und zum Teil auch etwas melancholisch.
Dennoch konnte ich lange Zeit keinen richtigen Zugang zum Geschehen und zu den Charakteren finden.
Die Atmosphäre war schwer, etwas drückend und trug eine Spur Resignation und Traurigkeit in sich. Zudem hatte ich das Gefühl, ich würde mitten ins Geschehen geworfen werden.
Man erlebt hier im Wechsel zwei Handlungsstränge auf zwei Zeitebenen.
Zum einen erlebt man die Geschichte von Margarete und Helga, die 1949 begann und der zweite Handlungsstrang beinhaltete Pias und Gretas Weg, der 2017 spielt.
Zunächst fand ich besonders die Vergangenheit sehr interessant. Man erlebt eine vor leben sprühende Margarete, die das Gefühl hat, nach den Sternen greifen zu können. Ganz anders Helga. Helga hat mit ihrer Trauer zu kämpfen und wünscht sich nichts sehnlicher als nach Deutschland zurückkehren zu können.
Was also passierte damals, das nicht Helga nach Deutschland zurückkehrte, sondern Margarete?

Die Handlung schritt zunächst sehr mühsam voran. Die Autorin legt hier sehr wert auf Details und Tiefgründigkeit. Was an sich wirklich toll ist, da man so alles umso intensiver in sich aufnehmen kann. Bei mir führte es jedoch dazu, das es meinen Lesefluss doch mitunter beeinflusste.
Später wurde es dann besser, weil die Story interessanter, impulsiver und facettenreicher wurde.
Dabei fand ich insbesondere die Charaktere sehr toll ausgearbeitet. Ganz besonders Margarete konnte ich wirklich sehr gut spüren.
Ihre Lebenslust, ihre Stärke, aber auch ihren tiefsitzenden Schmerz.
Helga erschien mir immer etwas zugeknöpft und unnahbar. Erst in der Gegenwart konnte ich richtig Bezug zu ihr aufnehmen.
Die Gegenwart war deutlich erfrischender. Was vor allem an Leonie lag, die mich mit ihrer jugendlichen Frische zum schmunzeln brachte.
Pia wirkte auf mich etwas verbittert und hektisch.
Erst als ich auf die Hintergründe stieß, wurde das für mich nachvollziehbarer.
Schade empfand ich, das Théo für mich leider gar nicht greifbar war. Interessant wäre hier wirklich seine Perspektive gewesen. Denn oft sieht man nur den Schein, aber nie was in den Menschen tatsächlich vor sich geht. Dennoch konnte ich mir sehr gut vorstellen, was in ihm gebrodelt hat. Wie er mit seiner inneren Zerrissenheit zu kämpfen hatte.
Trotz allem sind alle Charaktere authentisch und lebendig in ihrer Art. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, was hier sehr gut zum Ausdruck kommt.

Für mich war vor allem Island eine wahre Wohltat. Ein Ort der Heilung.
Ein Ort, an dem Träume wahr werden können. Aber auch ein Ort des Schmerzes.
Erst ab Mitte der Handlung hat mir das Lesen deutlich mehr Spaß gemacht.
Denn nicht nur die Vergangenheit bedeutet Veränderung. Auch die Gegenwart tut dies. Immer wieder verschmelzen einzelne Komponente ineinander und man begreift , das Zeit keine Rolle spielt.
Wichtig ist, das wir über unseren Schatten springen und endlich Heilung und Glück erfahren können.
Unseren Stolz hinter uns lassen und endlich unsere ganze Stärke hervorkommt lassen.
Denn nur so ist das möglich.
Die Dramatik, aber auch die zwischenmenschlichen Aspekte kommen nicht zu kurz.
Man erlebt traurige, glückliche und wütende Momente.
Momente, die Schmerz rauslassen.
Momente, die pures Glück erfahren lassen.
Ohne Frage hat mich diese Geschichte wirklich beschäftigt. Sie war intensiv. Zum Teil laut, aber auch sehr sanft und leise.
Als die Auflösung vor mir lag. War ich nicht überrascht. Aber ich habe verstanden.
Denn Schmerz, Demütigung und Stolz kann den Menschen zum äußeren treiben. Blind vor Tränen und Wut, sieht man nur noch den eigenen Schmerz.
Aber vielleicht bedeutet das nicht das Ende. Manchmal müssen sich die Schicksalsfäden neu verbinden, damit Glück einziehen kann. Wenn auch wie hier mit einem bittersüßen Beigeschmack.

Die Autorin hat diesen Roman wirklich großartig strukturiert, für mich hätte er eben nur etwas temporeicher sein können.
Ein Roman der in erster Linie mit dem Setting punktet und viel Dramatik, als auch Tragik für den Leser bereithält.
Es geht um Veränderung, um loslassen. Um den Mut zu finden über seinen Schatten zu springen und neu zu beginnen.
Ein Roman der das pure Leben widerspiegelt.
Rauh, lebendig und voller Höhen und Tiefen.

Fazit:
Die Islandschwestern machten es mir nicht unbedingt einfach.
Karin Baldvinsson widmet sich mit sehr viel Feingefühl zwei Schwestern, die sich verloren haben.
Zwei Schicksale. Zwei Zeitebenen.
Ein Roman der vor allem mit dem großartigen Setting Islands punktet und viel Dramatik und Herzschmerz im Gepäck hat.
Ein Roman der für mich zwar kleine Schwächen hat, aber mich letztendlich gut unterhalten konnte.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Eine Dystopie die doch etwas nachdenklich zurücklässt

Left to Fate. Die Ausgesetzten
0

“Left to Fate” birgt eine ziemlich interessante, wenn auch beängstigende Grundidee. Weshalb ich das Buch auch unbedingt lesen wollte.
Ein dystopischer Roman der in nur einem Band abgeschlossen ist. Diesbezüglich ...

“Left to Fate” birgt eine ziemlich interessante, wenn auch beängstigende Grundidee. Weshalb ich das Buch auch unbedingt lesen wollte.
Ein dystopischer Roman der in nur einem Band abgeschlossen ist. Diesbezüglich hatte ich doch meine Zweifel was die Tiefgründigkeit anbelangt.
Denn wie soll man all die Geschehnisse rund um diese komplexe Idee , in nur einem Band abhandeln?
Knapp 400 Seiten und es soll alles hineinpassen?
Positiv empfinde ich jedoch, daß man auf keine Fortsetzung warten muss. Etwas, was heute sehr selten der Fall ist.

Angefangen beim Cover, das ich gerade wegen seiner Schlichtheit sehr gern mag. Auch der Schreibstil der Autorin, machte es mir leicht den Geschehnissen zu folgen. Sie schreibt sehr leicht und fließend, aber auch sehr fesselnd und gefühlsbetont.
Dreh- und Angelpunkt dieser Story ist Samantha. Mit ihr beginnt es und mit ihr schließt sich der Kreis.
Sam ist eine sehr interessante Persönlichkeit, die sehr impulsiv handelt und gerne mal über das Ziel hinausschießt. Ich mochte sie unheimlich gern. Gerade weil sie sich nichts vorschreiben lässt und trotzdem, oder gerade deswegen ihre Ecken und Kanten hat, die sie unheimlich sympathisch und greifbar machen.
Sam ist eine der Verbannten und sieht sich mit einer Welt konfrontiert, in der man jede Sekunde aufs neue kämpfen muss.
Interessant ist hierbei die Idee. Menschen die straffällig zu werden drohen , werden nach New York geschickt. New York das nichts weiter mehr ist, als eine Ruine und somit ist dieses Problem erledigt.
Soviel zur Theorie.
Doch was, wenn das nicht alles ist?
Was, wenn da mehr dahintersteckt?
Was, wenn es mit dem aussortieren nicht so leicht erledigt ist?
Was dann?

Leben verschaffen dieser Story vor allem die wirklich sorgfältig ausgearbeiteten Charaktere. Hierbei erfährt man vor allem Sams Perspektive.
Aber sie ist nur eine von vielen.
Insgesamt sind alle wirklich ziemlich unterschiedlich und interessant.
Mir haben neben Sam, auch Jeff und David unglaublich gut gefallen.
Vor allem Jeff, der immer wieder Salz in die Wunden streut und damit wirklich für Action und emotionale Momente sorgte. Aber auch hinter Jeff steckt eine Geschichte, die seine Reaktionen bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar machen.
Konflikte, Rivalitäten und die Frage wer der Mächtigste ist.
Mir hat der Aufbau der Handlung sehr gut gefallen. Auch wenn immer wieder Informationen zu Concordia und New York eingestreut werden, so haben mir doch viel mehr Details gefehlt. Man erfährt zwar was und warum es geschieht. Dennoch hätte ich es gerade gern im Alltag erlebt, um wirklich die Beklemmung und Ausweglosigkeit die es mit sich bringt , wirklich zu spüren. Gerade was die Versorgung anbelangt.
Insgesamt ist die Handlung wirklich sehr temporeich.
Anhand von Schüben von Seiten Sams spürt man recht deutlich welche Rolle Concordia dabei spielt.
Es ist sehr geheimnisvoll und düster. Man läßt sich vor allem durch die emotionalen Ausbrüche und Rivalitäten untereinander mitreißen.
In die Karten schauen lässt sich niemand, was es doch etwas unvorhersehbar macht.
Auch für die zwischenmenschlichen Aspekte wird hier gut gesorgt. Denn natürlich kommt es nicht ganz ohne eine Liebesgeschichte aus.
Diese ist jedoch nicht so ausgeprägt, das es den eigentlichen Kern überdeckt.
Vielmehr sorgt sie für Dramatik und Tragik. Ein bisschen Herzschmerz sozusagen inklusive.

Ansich fand ich die Story wirklich toll und sie wurde wahnsinnig schnell erzählt. Tatsächlich hat mir jedoch etwas mehr Tiefe anhand der Thematik gefehlt.
Mehr Erklärungen und mehr Informationen.
Gerade im letzten Drittel der Handlung wird zwar ordentlich aufgeholt und einige Fragen werden beantwortet. Ja und natürlich ging alles Schlag auf Schlag. Die Ereignisse haben sich förmlich überschlagen und auch unvorhergesehene Wendungen haben dabei wirklich nicht gefehlt.
Es hat mich wirklich schockiert, aber andererseits konnte ich es auch nachvollziehen, denn es hat nicht nur nachdenklich gestimmt, sondern auch einen völlig neuen Blickwinkel auf alles geworfen.
Die Handlung hat mich ordentlich gefordert. Ich hab Sam wirklich geliebt und gefeiert und jede einzelne Sekunde genossen.
Aber für mich hätte es gern noch sorgfältiger ausgearbeitet sein können, da hier eine ganze Menge Potenzial drin steckt.
Eine Dystopie in der es um Kontrolle, Zeit und Verbrechensbekämpfung geht und in der die Frage nach der Menschlichkeit, doch einige Fragen aufwirft und wirklich einen faden Beigeschmack hinterlässt.

Letztendlich eine richtig gute Dystopie, in der die Frage nach Gerechtigkeit in den Raum gestellt wird.
Für mich war es leider zu oberflächlich, dafür waren die Charaktere umso tiefgründiger und facettenreicher in ihrer Ausarbeitung.
Ein Roman der mich mitfiebern und mitzittern ließ, der mich in Atem gehalten und bewegt hat.
Der mich Wut , Verachtung und Angst spüren ließ.
Der so viel größer hätte werden können.
Denn hier steckt so viel Zerrissenheit und Verzweiflung drin. Die Abgründe sind unheimlich tief und kaum zu beschreiben.
Es hat mich begeistert, aber es hätte eben auch mehr sein können.

Fazit:
Die Story rund um Sam und David birgt eine sehr interessante, wenn auch beängstigende Idee.
Mich hat sie wirklich absolut begeistert.
Aber für mich wäre deutlich mehr drin gewesen.
Schwachstellen die zwar den Lesefluss nicht trübten, dennoch hätte es mehr sein können.
Eine Dystopie die doch etwas nachdenklich zurücklässt.