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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ruhiger Krimi mit vielen zufälligen Zufällen, ohne Ermittlertätigkeiten, irgendwie ohne Storm und blassen Protas - hätte mir mehr erwartet.

Der Nordseespuk
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Husum, 1843: Nachts am Hafenbecken sieht Peter Söt, der Schreiber und Freund des jungen Anwalts Theodor Storm, im Schlick einen goldenen Pokal aufglänzen. Als er Werkzeug holt, um ihn zu bergen, findet ...

Husum, 1843: Nachts am Hafenbecken sieht Peter Söt, der Schreiber und Freund des jungen Anwalts Theodor Storm, im Schlick einen goldenen Pokal aufglänzen. Als er Werkzeug holt, um ihn zu bergen, findet er keinen Kelch mehr - stattdessen liegt nun eine Leiche im Schlick. Söt, der den Fund meldet, merkt sofort, daß er selbst als verdächtig angesehen wird. Und dann taucht ein weiterer Toter auf. Während die Angst in der Stadt umgeht, versuchen Storm und Söt mehr über die Verbindung zwischen den Toten herauszufinden. Die Spur führt auf die Insel Nordstrand. Offenbar hatten die Ermordeten alle Kontakt zu einer Sekte, die vor über hundert Jahren auf Nordstrand ein Paradies auf Erden, einen Gottestaat errichten wollte. Die Gemeinschaft besteht im Verborgenen bis heute. Steckt sie hinter den Taten? Verfolgt sie einen Racheplan, der womöglich alle Inselbewohner und auch ganz Husum bedroht?...(Klappentext)

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Aufgrund des Klappentextes erwartet man einen spannenden Krimi mit mystischen Elementen und interessanten Ermittlungen mit Theodor Storm höchstpersönlich. Doch weder das eine noch das andere findet man hier.
Das es an Spannung fehlt muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, haben doch auch ruhige Krimis einen gewissen Flair. Doch leider plätschert es hier manchmal schon sehr dahin.
Ich wartete immerzu auf etwas Mystik und Spuk, welche einem vom Titel her versprochen wird, doch auch hier wartet man vergebens. Das muss bei einem Krimi aber auch nicht unbedingt sein, um ihn interessant und lesenswert zu machen.
Was mich jedoch völlig irritierte war, daß der Krimi als Theodor Storm-Krimi angepriesen wird. Denn erstens wird aus der Perspektive seines Schreibers Söt erzählt, Storm bleibt im Hintergrund und zweitens wird hier schon mal sowas von nicht ermittelt.

Söt wird verdächtigt, beschuldigt und verletzt, doch trotzdem kommt Storm einfach nicht in die Puschen. Es werden Menschen ermordet und vermisst, aber der Herr Anwalt Storm scheint sich immerzu zu denken: "Ach scheiß auf's Ermitteln, es ist Weihnachten und das muss gefeiert werden."...ergo wird auch nicht ermittelt.
Und falls ermittelt wird sieht das dann so aus, daß ihnen die Infos in den Schoß fallen oder ihnen der Zufall zu Hilfe kommt. Sie stolpern quasi von einem Puzzleteil über das nächste.
Auch als Leser hat man nicht den Hauch einer Chance mitzurätseln, da einem Informationen und Tatsachen vor die Füße geworfen werden.

Der Schreibstil wiederrum ist flüssig und angenehm. Vor allem von der Beschreibung des Settings war ich begeistert - düster und drückend, passend zur Handlung.
Ich bin jedoch des Öfteren über die Aneinanderreihung mancher Geschehnisse gestolpert, welche eher unzusammenhängend wirken und man danach irgendwie das Gefühl hat, man hätte etwas überlesen. Manchmal wird, z.B., vorausgesetzt, daß ein Dialog geführt wurde, welcher dem Leser paar Seiten zuvor als innerer Monolog beschrieben wurde. Der Leser muss sich also manche Dialoge selbst zusammenreimen. Hier darf man also doch in gewisser Weise miträtseln, wenn schon nicht bei den nicht vorhandenen Ermittlungen.

Des Weiteren bleiben die Protagonisten durchwegs blass. Allen voran Theodor Storm, obwohl es eigentlich "sein" Krimi ist. Er dümpelt im Hintergrund herum, äußert manchmal gescheite Sprüche und ansonst ist er einfach nur auf Weihnachten fixiert. Dies sind übrigens mehrere Protagonisten und von Beunruhigung in der Bevölkerung ist so gar nix zu bemerken.
Einzig Söt, aus dessen Perspektive ja erzählt wird, kommt dem Leser nahe.
Am Ende hat man das Gefühl, daß manche Protagonisten noch schnell aus dem Ärmel geschüttelt werden, um ein schlüssiges Ende herbeizuführen.

Der Plot hätte durchwegs Potenzial, wenn etwas mehr auf gewisse Dinge eingegangen und nicht so viel dem Zufall überlassen worden wäre. Am Ende wird versucht manche Zufälle zu erklären, jedoch - zu spät, zu wenig.

Fazit:
Ich habe mir definitiv mehr erwartet.
Wie erwähnt hat mich die fehlende Spannung gar nicht mal so gestört, da ich auch ruhige Krimis zu schätzen weiß.
Aber die vielen Zufälle, die fehlenden Ermittlungen, die blassen Protagonisten und der Erzählstil, welcher dem Leser des Öfteren das Gefühl gibt etwas überlesen zu haben, störten mich ungemein.
Des Weiteren hätte ich den "Hauptprotagonisten" Storm quer durch die Geschichte schütteln mögen. Sympathiepunkte erhält der also definitiv nicht von mir.
Mit dem flüssigen und atmosphärischen Schreibstil und dem Plot hätte man viel machen können, aber hier wurde sehr viel Potenzial verschenkt.
Somit ist es für mich leider nur ein durchschnittliches Irgendwas und kann von meiner Seite her nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Für mich kein Thriller,sondern eher ein durchschnittlicher Krimi ohne rechte Spannung, zu vielen Zufällen und Logikfehlern.

Watch Me – Ich werde es wieder tun
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Er zieht rastlos um die Welt, immer auf der Jagd nach perfiden Serientätern, die er zur Strecke bringen muss: der Profiler Jefferson Winter. Exzentrisch, hochintelligent – und gnadenlos von seinen eigenen ...

Er zieht rastlos um die Welt, immer auf der Jagd nach perfiden Serientätern, die er zur Strecke bringen muss: der Profiler Jefferson Winter. Exzentrisch, hochintelligent – und gnadenlos von seinen eigenen Dämonen verfolgt.

Eine Kleinstadt in Louisiana: Ohne erkennbares Motiv wird ein Anwalt bei lebendigem Leib verbrannt. Weder ist der Tatort bekannt noch hat man die Leiche gefunden. Doch ein Video der Tat wird ins Netz gestellt, mit einem automatisierten Countdown. Eins ist klar: Es wird weitere Opfer geben. Und Jefferson Winter bleiben gerade mal 13 Stunden Zeit bis zur tödlichen Deadline.
...(Klappentext)

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Der Klappentext und auch das Cover versprechen dem Leser einen spannenden und morbiden Thriller und auch die Leseprobe versprach, dass dieser Thriller zusätzlich auch Witz besitzt. Viele Rezensionen bestätigten diesen Eindruck und daher freute ich mich, als ich dieses Buch im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks.de gewann und lesen durfte.

Was sich dann vor meinen Augen ausbreitete, war jedoch leider das Gegenteil und ich muss sagen, der Klappentext und die Leseprobe waren das Beste an diesem Buch. Das Buch zerrte etwas an meinen Nerven, jedoch nicht aufgrund der Spannung, sondern eher weil diese so gar nicht vorhanden war, geschweige denn aufkommen wollte.

Schon zu Beginn verbeißt sich der Autor in Detailverliebtheit. Nicht das ich etwas gegen eine bildhafte Beschreibung hätte, aber hier wird echt übertrieben (was interessiert mich wieviele Autos rechts und links des Wagens stehen, oder wieviele Parkplätze das Präsidium hat?).

Ebenso strotzt die Geschichte von Logikfehlern und zu vielen zufälligen Zufällen. Die Antipathie gegenüber dem angeblich besten Profilers Jefferson Winter erledigte den Rest. Er erstellt zu alles und jedem, der ihm begegnet ein Profil und ist von sich selbst sehr überzeugt.

Manche Profile sind sehr interessant und es wird auch erklärt, wie er zu diesem Schluß kommt. Das Meiste schüttelt sich Mr. Winter jedoch aus dem Ärmel - einer seiner Aussagen bezüglich eines erstellten Handlungsprofils war z.B.: "Weil ICH es so gemacht hätte!" - Ahja eh. Die weiteren Profile beruhen auf Zufällen und Mr. Winter's Intuition, begleitet von Aussagen "Vertrauen sie mir.". Kleinigkeiten, die für den besten, mit einer beachtenswerten Beobachtungsgabe gesegneten Profiler, ein Klacks sein sollten, deckt wiederum ein Laie auf. Das passte für mich irgendwie hinten und vorne nicht.

Alle weiteren Protagonisten blieben auch eher blass, trotzdem Profil welches Mr. Winter zu jedem erstellte.

Wie schon erwähnt will in dieser Geschichte keine rechte Spannung aufkommen. Zwischendurch sind zwar vereinzelt Spannungsanhebungen vorhanden, aber diese verschwinden so rasch wie sie aufgetaucht sind und auf den restlichen Seiten dümpelt die Geschichte eher so vor sich hin.

Am Ende kommt es dann doch noch zu einer überraschenden Wendung, die mich ehrlich überraschte. Das viele Hin und Her machte diese Wendung jedoch wieder kaputt.

Diese Geschichte hatte durchaus Potenzial, welches leider nicht genutzt wurde. Was mir jedoch gefiel, war der flüssige Schreibstil und es war auch Witz und Humor enthalten. Trotzdem hatte ich das Gefühl ein ganz anderes Buch gelesen zu haben, als Andere die dieses Buch vor Spannung nicht aus der Hand legen konnten.

Dies ist der zweite Teil der Jefferson Winter-Reihe und vielleicht muss man den ersten Teil gelesen haben, um diesem Jefferson Winter etwas abgewinnen zu können. Der erste Teil "Broken Dolls" liegt bei mir noch ungelesen im Regal und ich werde diesen sicher noch lesen, um mich eines Besseren belehren zu lassen - nämlich das der Autor doch was kann. Denn von irgendwo muss die Begeisterung ja kommen g


Fazit:
Als Thriller würde ich diese Geschichte keineswegs bezeichnen. Eher als durchschnittlicher Krimi ohne Spannung, dafür mit Logikfehlern und vielen Zufällen. Daher kann ich von meiner Seite her leider keine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Außen hui und innen Unglaubwürdigkeiten, Klischees und Altbekanntes. Was für eine Enttäuschung!

Der Insasse
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Ein vermisstes Kind - ein verzweifelter Vater - ein Höllentrip ins Innere der Psychiatrie
​Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen ...

Ein vermisstes Kind - ein verzweifelter Vater - ein Höllentrip ins Innere der Psychiatrie
​Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen geführt. Doch jetzt schweigt der psychisch kranke Häftling Guido T. auf Anraten seiner Anwältin. Die Polizei ist sicher: Er ist auch der Entführer des sechsjährigen Max, der seit drei Monaten spurlos verschwunden ist. Die Ermittler haben jedoch keine belastbaren Beweise, nur Indizien. Und ohne die Aussage des Häftlings werden Max' Eltern keine Gewissheit haben und niemals Abschied von ihrem Sohn nehmen können.
Drei Monate nach dem Verschwinden von Max macht ein Ermittler der Mordkommission dem verzweifelten Vater ein unglaubliches Angebot: Er schleust ihn in das psychiatrische Gefängniskrankenhaus ein, in dessen Hochsicherheitstrakt Guido T. eingesperrt ist. Als falscher Patient, ausgestattet mit einer fingierten Krankenakte. Damit er dem Kindermörder so nahe wie nur irgend möglich ist und ihn zu einem Geständnis zwingen kann....
(Klappentext)

Triggerwarnung: Pädophilie, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung

✚✚✚✚✚

"Langsam, mit schlurfenden Schritten, tastete er sich Meter um Meter voran. Und dann trat Till aus dem rosa farbenen Isolationszimmer in die ihm fremde und Angst einflößende Welt der Steinklinik."
(S. 86)


Vor einem Jahr gelangte der sechsjährige Max, Sohn von Till Berkhoff, in die Fänge des Serienkillers Guido Tramnitz, von den Medien nur "Brutkasten-Bestie" genannt. Kurz darauf wurde Tramnitz, aufgrund seiner Unachtsamkeit, endlich gefasst und gestand drei Morde. Vom kleinen Max kam jedoch kein Wort über seine Lippen, nur ein hämisches Grinsen.
Aufgrund einer schweren schizophrenen Störung wurde Tramitz als schuldunfähig eingestuft und fristet nun im Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Klinik sein Dasein. Ab diesem Zeitpunkt sprach er kein Wort mehr über seine verübten Morde und die Leiche von Max wurde nie gefunden.

Seit sein Sohn verschwand ist Till nur noch der Schatten seiner selbst. Die Ehe liegt in Scherben, Schuldgefühle plagen ihn und die Ungewissheit was mit seinem Sohn passiert ist frisst ihn auf. Er möchte seinen Sohn begraben und somit zumindest zum Teil mit diesem Verlust abschließen. Dafür schmiedet er einen äußerst gewagten Plan - er muss in die Nähe von Tramnitz kommen und dafür muss er selbst eingewiesen werden. Doch der Mann, dessen Identität er für dieses Unterfangen annimmt, ist selbst ein Kindermörder und der Klinikaufenthalt wird für ihn dadruch ein Gang durch die Hölle. Dabei lässt er jedoch niemals sein Ziel aus den Augen - sich den Mörder seinen Sohnes vorzuknöpfen.

Das klingt nun alles spannend, toll und aufregend, doch für mich wurde es eine Leseerfahrung voller Augenrollen, genervtes Seufzen und entrüsteten "WTF's!".

"Babyshampoo und Angst ergeben eine herrliche Duftmischung, finde ich. Man müsste sie in Flaschen füllen und bei Rossmann verkaufen."
(S. 232)


Es ist nämlich alles einfach too much. Da wollte der Autor wohl so viel wie möglich in diesen Psychothriller hinein packen, um den LeserInnen so richtig die Schlüppis wegzusprengen. Dadurch wirkt die gesamte Story jedoch völlig überfrachtet und unglaubwürdig.
Zudem macht Fitzek auch vor Klischees nicht Halt, welche mich als ehemalige Krankenschwester einer geschlossenen Akut-Psychiatrie die Haare zu Berge stehen lässt. Actionszenen, spektakuläre Abgänge und Körperverletzungen, wechseln sich damit ab. Dann noch etwas von E.A. Poes "Das System des Dr. Teer und Prof. Feder" und, um alles noch etwas beklemmender und unheimlicher zu machen, noch etwas Alcatraz-Stimmung, indem die Klinik durch Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten wird. Dies alles übrigens schon auf den ersten 100 Seiten und selbst im Hinblick auf die Auflösung völlig sinnfrei, übertrieben und, wie schon erwähnt, too much.

Es geht bei den Protagonisten weiter, denn wir erhalten Einblicke in unzählige Perspektiven, wie z.B.: Till, Rebecca (Till's Frau), Dr. Frieder, Seda (Patientin), Dr. Sänger (ärztl. Leiterin), Max und natürlich Tramitz mit Einblicken in seine Kindheit. Auch hier einfach alles zu viel und dadurch bleibt jede Figur blass und oberflächlich.
Zudem hat man es hier mit korrupten Ärzten, inkompetent agierendem Personal, Prostitution innerhalb der Klinik, etc. zu tun.

Die ganzen Unglaubwürdigkeiten ärgerten mich jedoch am meisten. Man stelle sich eine topmodern ausgestattete psychiatrische Einrichtung vor. Ausgestattet mit einem Schließsystem wie in einem Hochsicherheitsgefängnis, Keycard und Iris-Scanner gewähren nur dem Personal uneingeschränkten Zugang zu den verschiedenen Abteilungen. Gerade diese Ausgangssituation macht die Story und so manche Handlungen so unglaubwürdig, denn hier scheint trotzdem alles möglich zu sein ... für Patienten ebenso, wie auch für Ärzte. Im selben Atemzug scheint der Autor diese Handlungen zu rechtfertigen, was alles nur noch unglaubwürdiger macht.
Auf jeder Seite raufte ich mir entweder die Haare oder rollte genervt mit den Augen..manchmal auch beides gleichzeitig.

"Bis auf einen Pfleger, der im Schwesternzimmer auf Abruf blieb, versammelten sich in diesem Moment alle Mitarbeiter in der Lobby. Und die meisten Patienten waren bereits in anderen Häusern untergebracht, weswegen Tramnitz das Stockwerk im Grunde für sich alleine hatte."
(S. 205 - kopfschüttel)


Man hat dabei ständig das Gefühl alles schon mal gelesen/gehört/gesehen zu haben und auch wenn die Auflösung in typischer Fitzek-Manier daherkommt, bleibt der Überraschungseffekt doch etwas auf der Strecke, im Gegenzug erhält man einen bitteren Nachgeschmack.

Fazit:
Ich habe von Fitzek nun schon länger kein Buch mehr gelesen, war jedoch vor paar Jahren ein Fan von ihm und seinen Büchern. Hier frage ich mich nun wo der "alte" Fitzek hin ist. Schon beim Schreibstil erkannte ich ihn nicht wieder, welcher sich von fesselnder Sprachgewalt zu einem plumpen und einfachen Schreibstil entwickelt zu haben scheint. Sollte ein Autor mit den Jahren nicht besser werden, anstatt schlechter?
Zu der Story selbst möchte ich hier nicht mehr viel sagen, habe ich dies doch bereits oben schon getan.
Der Autor produziert zwar am laufenden Band Bücher, sein Augenmerk scheint jedoch eher auf dem Marketing und der äußeren Erscheinung der Bücher liegen, während die Storys auf der Strecke bleiben und nichts Neues zu bieten haben.
Außen hui, innen literarisches Pfui. Wenn ich also in Zukunft einen Fitzek lese, dann mit Sicherheit nur ältere Werke.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 05.05.2019

Enttäuschung - flache Charaktere, lächerliche Auflösung, Klischees wohin man blickt

DIE KATAKOMBEN
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Paris ist als die Stadt der Lichter bekannt, eine Metropole berühmt für Romantik und Schönheit. Doch unterhalb der geschäftigen Straßen und Cafés liegen die Katakomben, ein Labyrinth aus zerfallenden Tunneln, ...

Paris ist als die Stadt der Lichter bekannt, eine Metropole berühmt für Romantik und Schönheit. Doch unterhalb der geschäftigen Straßen und Cafés liegen die Katakomben, ein Labyrinth aus zerfallenden Tunneln, angefüllt mit sechs Millionen Toten.
Als eine Videokamera mit mysteriösem Bildmaterial auftaucht, wagt sich eine Gruppe von Freunden in die Tunnel, um Nachforschungen anzustellen. Doch was als unbeschwertes Abenteuer beginnt, wird schnell zum Albtraum, als sie ihr Ziel erreichen – und auf das Böse stoßen, das dort lauert....
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

">>Ich will nicht so sterben, nicht hier, nicht so, nicht in einem Massengrab. Ich will nicht einfach nur ein weiterer Haufen namenloser Gebeine sein, von der Welt vergessen.
Diese Videokamera.
Diese verdammte Videokamera<<"
(S. 9)


"Die Katakomben" gehört zu der Reihe "Die beängstigendsten Orte der Welt" aus Jeremy Bates Feder. "Suicide Forest" war der Auftakt dieser Reihe, man kann jedoch jedes Buch unabhängig voneinander lesen, da jede Story in sich abgeschlossen ist.

Nach dem 1. Teil dieser Reihe wollte ich diese Reihe eigentlich nicht mehr weiterverfolgen. Zu sehr war ich davon enttäuscht, vor allem vom Ende und den nervigen und blassen Charakteren. Das Setting der Pariser Katakomben hat mich jedoch zu sehr angefixt. Tja, hätte ich es wohl besser gelassen, denn "Die Katakomben" ließ mich noch enttäuschter zurück als der japanische Selbstmordwald. Aber erstmal auf Anfang ...

Die Katakomben von Paris bestehen aus dunklen Gängen, welche sich 350km wie ein Netz unterhalb von Paris schlängeln. Sie liegen ca. 20 Meter unter der Erde und werden hauptsächlich als Gebeinhaus genutzt. Nachdem 1785 mehrere Friedhöfe aufgelassen wurden, wurden tausende Schädel und Knochen in die ehemaligen Steinbrüche gebracht, in denen konstante Temperaturen von 14 Grad herrschen. Die Katakomben sind heute eine schaurige Touristenattraktion, wobei jedoch nur ein kleiner Teil für die Öffentlichkeit zugänglich ist, während der restliche Teil ein komplexes Labyrinth ist, eingebettet in tiefste Dunkelheit.

Mit Will, dem Protagonisten des Buches, begeben wir uns in einen dieser unbekannten Bereiche.
Der Amerikaner ist beruflich in Paris gelandet und hat hier Danièle kennengelernt. Sie und einer ihrer Freunde, Pascal, treiben sich öfters in den Katakomben herum, um diese unbekannten Bereiche zu erforschen. Diesmal ist es jedoch anders.
Pascal hat bei seiner letzten Tour tief in den Katakomben eine Videokamera gefunden. Diese zeigt wie eine Person hektisch und voller Angst durch die Gänge irrt, schließlich zu laufen beginnt und die Kamera schließlich vor Schreck fallen lässt. Danièle und Pascal möchten dem auf den Grund gehen und Danièle überredet Will in den finsteren Untergrund voller Gebeine hinabzusteigen. Mit von der Partie ist auch Rob, ein Kanadier und der Schwager von Danièle. Auch er will die unvergleichliche Atmosphäre der Pariser Katakomben endlich erleben. Es sei nur so viel gesagt - sie hätten es wohl besser lassen sollen.

">>Ich schätze mal, die Deutschen wollten nicht, dass die Frösche in ihr Versteck kamen.<<, sagte Rob.
Ich schüttelte den Kopf.
>>Es gibt nur diesen einen Eingang. Die waren dazu gedacht, die Leute DRINNEN zu halten.>>"
(S. 128)


Man liest aus verschiedenen Perspektiven, z.B. aus der von Danièle und von Pascal. Diese sind jedoch eher kurz gehalten, während Will hauptsächlich zu Wort kommt. Zwischendurch wird die Story von Zeitungsberichten unterbrochen und gewähren in bereits zurückliegende Vorfälle in den Katakomben.

Schon mit den Charakteren hatte ich so meine Probleme. Diese bleiben bis zum Ende hin eher blass und zudem nervten sie mich unheimlich. Das Mimimi von Pascal und Will ist fast nicht zu ertragen, Danièle ist eine manipulative und unsensible Tusse, einzig Rob sorgte bei mir hin und wieder für Schmunzeln. Trotzdem wollte ich jeden einzelnen von ihnen tot sehen und sehnte eine dementsprechende Handlung herbei.

Womit wir bei der Handlung wären.
Abgesehen davon, dass im Prolog schon viel zu viel verraten wird, entwickelt sich die Story leider in eine gänzlich andere Richtung als von mir erwartet und erhofft. Die Auflösung erfolgt übrigens schon in der Mitte des Buches und ich habe selten so einen Schwachsinn gelesen, der im Verlauf nicht wirklich besser wurde. Das Ende kostete mir daher nur einen müden Lacher. Im Grunde war der Rest einfach nur Blabla.
Apropos Blabla, auch hier schweift der Protagonist ständig in seine Vergangenheit ab, dies konnte zwar die Spannung nicht zusammenfallen lassen, da sowieso keine vorhanden war, aber es stört trotzdem. Vor allem da dies absolut keine Relevanz für die Handlung hat.
Dies habe ich schon bei "Suicide Forrest" bemängelt und auch bezüglich der Dialoge scheint sich der Autor nicht weiterentwickelt zu haben.Zudem ist die Story vollgepumpt mit Klischees und Logikfehlern. Es wird sich trotz Schutzhelm der Kopf an einem Felsen blutig geschlagen (beim Gehen daran angestoßen), im ersten Absatz sind die Hände einer Person gefesselt, im nächsten doch wieder nicht, um im übernächsten plötzlich doch wieder gefesselt zu sein, etc.

Während ich bei "Suicide Forrest" von der Settingbeschreibung und der damit einhergehenden Atmosphäre begeistert war, ist dies hier leicht in die Hose gegangen. Der Autor schafft es nicht die drückende und unheimliche Stimmung der Katakomben einzufangen. Einmal, nur ganz kurz, sah ich sie vor Augen und es kam Gruselstimmung auf, doch das war's dann auch schon.
In so manchen Dokumentationen und Reiseberichten werden die Pariser Katakomben besser und unheimlicher beschrieben als in diesem Buch.

"Ein weiteres Klicken. Fast wie das Geräusch, das man macht, wenn man mit der Zunge gegen den Gaumen schnalzt. Pascal erstarrte. Alles in ihm erstarrte.
Wer macht dieses Geräusch?
Was macht dieses Geräusch?
'VERSCHWINDE VON HIER! GEH! JETZT!' er wirbelte zur Flucht herum.
Und schrie."
(S. 180)


Der Schreibstil ist einfach gehalten und das Buch lässt sich dadurch sehr flüssig lesen. das war es aber auch schon mit dem Lob.

Fazit:
Ich habe das Buch zwar in einem Rutsch gelesen, ich wollte jedoch eigentlich nur, dass es so schnell wie möglich endet. Selten so einen Schwachsinn gelesen, angefangen über die flachen und nervenden Charaktere, über die lächerliche und blödsinnige Auflösung, welche einem schon in der Mitte vor die Füße geknallt wird, bis hin zu einer sinnbefreiten Handlung ohne Spannung.
Ich gebe Autoren gerne eine 2. Chance, diese hatte Jeremy Bates mit diesem Buch und hat es in meinen Augen völlig versemmelt.
Ob Jeremy Bates und ich diesbezüglich jemals Freunde werden, wage ich zu bezweifeln und ich würde nun gerne von mir behaupten diese Reihe nie wieder anrühren zu wollen ... doch in Bezug auf die folgenden Teile, die noch folgen werden, kann ich für nichts garantieren: Helltown in Ohio - ein verlassene Indianersiedlung und Isla de las Muñecas - Insel der Puppen in Mexiko, auf der Hunderte verstümmelte Spielzeugpuppen in den Bäumen aufgehängt sind. Und wer kann bei so einem Setting schon widerstehen? So wie es aussieht wird der Autor von mir also noch eine 3. Chance bekommen.

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Autoren-Info)

Veröffentlicht am 05.03.2019

Der erste King, der mich wirklich enttäuscht zurück lässt.

Erhebung
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Scott nimmt rasend schnell ab. Sein korpulentes Aussehen ändert sich trotzdem nicht. Und noch unheimlicher: Wenn er auf die Waage steigt, zeigt sie jeweils das gleiche Gewicht an, egal wie viel er momentan ...

Scott nimmt rasend schnell ab. Sein korpulentes Aussehen ändert sich trotzdem nicht. Und noch unheimlicher: Wenn er auf die Waage steigt, zeigt sie jeweils das gleiche Gewicht an, egal wie viel er momentan trägt, ob Kleidung oder gar Hanteln. Scott hat Angst, dass man ihn zum medizinischen Versuchskaninchen macht. Aber er muss es jemand erzählen. Zu Dr. Ellis hat er Vertrauen, aber auch der weiß keinen Rat....(Klappentext)

✯✯✯✯✯

"Stellten die Zeiger an einer Uhr und die Zahlen auf einer Badezimmerwaage nicht nur den Versuch dar,
unsichtbare Kräfte zu messen, die sichtbare Wirkungen hatten?
Die dürftige Bemühung, eine größere Wirklichkeit zu erfassen, die darüber hinausging,
was ein gewöhnlicher Mensch sich als Wirklichkeit vorstellte?"
(S. 23)


Scott ist ein Riese von einem Mann und der Ranzen hängt ordentlich über den Gürtel. Trotzdem zeigt die Waage stetigen Gewichtsverlust an - 1/2 kg täglich, Tendenz steigend. Ob nun mit oder ohne Bekleidung, oder ob er in sich hineinfrisst als gäbe es kein Morgen, die Kilos schwinden auf der Waage...NUR auf der Waage. Den Gewichtsverlust sieht man Scott keineswegs an.
Er weiht seinen Freund und ehemaligen Arzt Dr. Bob (kurzer Dschungelcamp-Aufblitzer) in diese mysteriöse Sache ein, denn langsam aber sicher bekommt er Panik.

So viel zur Story, welche durchaus interessant und nach einem typischen King klingt. Zugegeben, ich dachte beim Lesen des Klappentextes an "Thinner", ein Stephen King-Roman aus dem Jahr 1984, doch das war es auch schon mit der Gemeinsamkeit, denn es passiert hier im Grunde rein gar nichts, zumindest bezüglich dieses mysteriösen Problems.
Man erfährt weder wieso, weshalb, warum, noch woher dieser Gewichtsverlust kommt. Auch den Protagonisten scheint es mit der Zeit nicht mehr zu interessieren. Ist ja eh wurscht, wiegt er eben irgendwann überhaupt nichts mehr. Stattdessen etnwickelt sich diese Novelle zu einem politischen Statement Kings.

"Er hatte die Messungen abgelehnt, weil Doctor Bob sicher nicht nur die Muskeldichte, sondern auch das Gewicht bestimmen wollte,
und Scott hatte eine Ahnung gehabt
- vielleicht war es auch ein tief greifendes Körperbewusstsein -,
sie sich nun als korrekt erwies.
Nach einem reichlichen Abendessen, gefolgt von einem nahrhaften Snack, wog er nur noch gut neunzig Kilo.
Der Prozess beschleunigte sich."
(S. 64)


Die Story spielt in der Kleinstadt Castle Rock, welche normalerweise von skurrilen Figuren nur so wimmelt. Diesmal wird Castle Rock jedoch von typisch amerikanischen Kleinstädtern bevölkert - engstirnig, intolerant und verdammt christlich. Die zwei Lesbierinnen sind eine Ausnahme und werden natürlich von diesen Hinterwäldlern diskriminiert und angefeindet. Und dies ist auch das große Thema dieser Novelle.

">>Sie ist lesbisch. Wahrscheinlich wäre das okay, wenn sie es für sich behalten würden
- was hinter geschlossenen Türen passiert, interessiert bekanntlich niemand -,
aber sie legt Wert drauf, die Köchin vom Frijole als ihre Ehefrau vorzustellen!...<<"
(S. 45)


Versteht mich nicht falsch. Ich finde es verdammt wichtig gegen Homophobie und allgemein gegen jegliche Intoleranz einzustehen, diese Thematik auch in Romanen zu verarbeiten, aber bitte nicht wie Stephen King in dieser Novelle.
Zum einen hatte ich das Gefühl, dass es einfach nur ein lieblos hingerotztes Werk ist, welches Tiefe vermissen lässt. Gerade diese Thematik, wenn wir schon beim Stoff der Intoleranz bleiben, hat etwas besseres verdient.
Zum anderen strotzt diese Novelle von gerade einmal 143 Seiten regelrecht vor Klischees. Da hätten wir natürlich die typisch amerikanischen Vollpfosten aus der Kleinstadt, dann der Held, welcher sich gegen diese biersaufenden und Flanellhemd-tragenden Intelligenzallergiker stellt und dabei sein eigenes Problem völlig vergisst, und dann natürlich die beiden Lesbierinnen, wobei eine ein schüchternes Mäuschen ist, während die andere die Kampflesbe wie aus dem Buche verkörpert.
Natürlich wendet sich am Ende alles zum Guten und das durch eine einzig kleine Aktion seitens unseres Helden, welche innerhalb weniger Minuten die beschränkten Homophobiker und deren eingefahrenes Weltbild bekehrt. Jaaa, klar.
Bei der Klappentext-Story tut sich hingegen nichts. Der Leser bleibt diesbezüglich im Unklaren und dann ist das Buch auch schon zu Ende - Klappe zu, Affe tot.

Fazit:
Das Einzige was mir nach Beenden des Buches durch den Kopf ging war: "WTF, was für eine hingerotzte Scheiße!" So etwas bin ich von King absolut nicht gewohnt und daher auch dementsprechend enttäuscht. Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Diese King-Novelle kann man sich also getrost sparen.

© Pink Anemone