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Veröffentlicht am 06.07.2019

Schockierend und brutal

Er will sie sterben sehen
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Zusammen mit ihren Freundinnen feiert die 22-jährige Susana Macaya ihren Junggesellinnenabschied und verschwindet daraufhin. Ein paar Tage später wird die Leiche der jungen Frau im Park Quinta de Vista ...

Zusammen mit ihren Freundinnen feiert die 22-jährige Susana Macaya ihren Junggesellinnenabschied und verschwindet daraufhin. Ein paar Tage später wird die Leiche der jungen Frau im Park Quinta de Vista Alegre gefunden. Mit drei Löchern im Kopf, aus denen Maden austreten. Sie wurde von innen aufgefressen. Auf die gleiche Weise wurde vor ein paar Jahren ihre Schwester Lara, die ebenfalls kurz vor ihrer Hochzeit stand, umgebracht. Damals wurde der Täter, Miguel Vistas, der bis heute seine Unschuld beteuert, ermittelt und sitzt heute noch in der JVA Estremera ein. Hat man den Falschen festgesetzt oder gibt es einen Nachahmungstäter?
Inspectora Elena Blanco, Chefin der Brigade für Sonderermittlungen in Madrid, versucht mit ihrem Team alles, um diesen Fall aufzuklären.
Bevor ich zusammen mit Elena und ihrem Team anfange zu ermitteln, stoße ich auf einen kleinen Jungen, der eingesperrt in einem Schuppen Höllenängste aussteht. Schon hier ahne ich, dass er irgendetwas mit den Morden an Susana und Lara zu tun hat. Aber wer ist der kleine Kerl?


Der Schreibstil lässt sich leicht und locker lesen; die Erzählung in der Gegenwartsform lässt mich mitten im Geschehen sein und die kurzen Kapitel heizen die Spannung der Geschichte, die mich ab der ersten Seite fesselt, immer weiter an. Da einige Stellen doch sehr brutal beschrieben sind, habe ich versucht, mein Kopfkino bei diesen Szenen auszuschalten, was mir aber nur schwer gelungen ist. Zwischendurch gibt es auch ein paar langatmige Passagen, bei denen ich dann wieder durch schnaufen konnte. Zum Ende hin werden sehr viele Klischees bedient, was mir nicht so gut gefallen hat.
Das Ende, ja, das hat es wirklich in sich. Alle gesammelten Puzzleteile fügen sich zusammen. Ich hätte hinter dem kleinen Jungen, der mein Herz berührt hat und von dem ich immer wieder lesen musste, wie verzweifelt er sich aus seinem „Gefängnis“ heraus sehnt, nicht diesen Mann bzw. Täter vermutet.

Elena und ihr Team haben es nicht leicht bei ihren Ermittlungen, die immer wieder stagnieren. Es liest sich interessant, wie sie sich Schritt für Schritt dem Täter nähern und ihn schlussendlich auch festsetzen können.

Mit einigen der facettenreich, authentisch und gut vorstellbar beschriebenen Protagonisten habe ich mich schnell angefreundet. Mit anderen bin ich bis zum Schluss nicht warm geworden. Gerade Elena, die ein schweres Schicksal zu tragen hat, die gerne und oft dem Grappa zuspricht, die One-Night-Stands zugetan ist und die Karaoke singt, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Ich fände es sehr schön, wenn ich ihr und ihrer Sonderkommission bald bei einem neuen Fall über die Schulter schauen könnte.

Ein brutaler, spannender Thriller, der mich gut unterhalten hat mit einer Kommissarin mit der ich gerne weitere Fälle lösen würde.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Wölfe im Spreewald?

Spreewaldwölfe (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 4)
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Angeblich soll es im Spreewald wieder Wölfe geben. Was die Wolfsanhänger und Naturschützer toll finden, bringt die Wolfsgegner, vor allem die Schafzüchter auf die Palme. Angeheizt wird die Situation, als ...

Angeblich soll es im Spreewald wieder Wölfe geben. Was die Wolfsanhänger und Naturschützer toll finden, bringt die Wolfsgegner, vor allem die Schafzüchter auf die Palme. Angeheizt wird die Situation, als auf einer Weide die grausam zugerichtete Leiche eines Jungen gefunden wird. Aber war das wirklich ein Wolf oder muss sich Polizeiobermeisterin Klaudia Wagner mit ihrem Team auf die Suche nach einem perfiden Mörder machen?


Dies ist nun schon das vierte Mal, dass ich mit Klaudia Wagner und ihrem Team in Lübbenau auf Tätersuche gehe. Und ich komme immer wieder sehr gerne in den Spreewald, der hier so idyllisch, malerisch und einfach schön und lebenswert beschrieben wird, zurück.

Mir hat das hier behandelte Thema der Wiederansiedlung von Wölfen oder die Wölfe allgemein sehr gut gefallen. Es gibt da einiges, was ich nicht wusste. Aber dieses Wissen wird nicht schulmeisterhaft vermittelt, sondern gekonnt in die Geschichte rund um den Fund der Leiche behandelt.

Aber es geht nicht nur um die Wölfe. Auch andere Schicksale werden angesprochen; die psychischen Probleme erzeugen eine dunkle, düstere Grundstimmung. Gerade mit Stefan, der durch einen Unfall seine schwangere Frau Franziska verloren hat, habe ich hier sehr gut mitfühlen und ihn verstehen können. Auch Jurijs Schicksal, der hier im Spreewald eine eine neue Aufgabe gefunden hat, die auch mit Wölfen zu tun hat, hat mich nicht kalt gelassen.
Sehr schön finde ich, wenn hier Personen, die ich aus den Vorgängerfällen kenne, wieder dabei sind und eine Rolle übernehmen. Besonders auf Herrn Schiebschick und seinen Dialekt, der Klaudia seine „Holca“ nennt, freue ich mich jedes mal wieder.

Die Spannung kommt in der ersten Hälfte der Geschichte für mich etwas zu kurz. Was vielleicht auch daran liegt, dass die sehr vielen hier handelnden Personen ausgiebig vorgestellt werden. Im zweiten Teil zieht sie aber dann gewaltig an und ich kann wie gewohnt mitfiebern und mit ermitteln. Zum Schluss hin, klärt sich alles auf und die losen Fäden werden verbunden.

Christiane Dieckerhoff hat mich auch diesmal mit ihrem eingängigen Schreibstil, ihrem Verwirrspiel und der Aufklärung nicht enttäuscht. Sie hat mir mit dem vierten Fall der Kripo Lübbenau wieder spannende, unterhaltsame und diesmal auch lehrreiche Lesestunden beschert.

4,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 30.06.2019

Für mich zu viel Liebesgeschichte für einen Krimi

Syltfeuer
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Es ist Dezember und auch auf Sylt geht alles etwas langsamer. Landschaftsarchitektin Anna Bergmann fährt zu einer Beisetzung auf die Insel. Ihr Gönner Johannes von Waldenbach, den sie durch ein Stipendium ...

Es ist Dezember und auch auf Sylt geht alles etwas langsamer. Landschaftsarchitektin Anna Bergmann fährt zu einer Beisetzung auf die Insel. Ihr Gönner Johannes von Waldenbach, den sie durch ein Stipendium kennengelernt hatte und der sich in Amerika John Woodbrook nannte, ist verstorben. Dies verbindet sie mit einem Besuch ihrer Freundin Britta, die zusammen mit ihrem Mann ein Hotel auf der Insel leitet und natürlich sofort ein Appartement für Anna zur Verfügung stellt. Gleichzeitig bekommt sie Post von einem Nachlassverwalter, der sie zur Testamentseröffnung in Sachen von Waldenbach bittet.

Die Polizei in Westerland ist gerade von einer Krankheitswelle gebeutelt, da muss sie sich einerseits um eine Einbruchsserie kümmern, bei der ein Hausbesitzer erschlagen wurde. Außerdem wird auf einem Parkplatz zum Ellenbogen ein Mann gefunden – erschossen.

Britta und ihr Mann Jan wollen Anna auf der Insel an den Mann bringen. Und plötzlich muss sie sich zwischen zwei Männern entscheiden.


Ich war gerade erst auf Sylt und musste natürlich dieses Buch sofort lesen. Eine wunderschöne Liebesgeschichte umrahmt von kriminellen Machenschaften auf der Insel der Schönen und Reichen.

Ich habe Anne Bergmann kennengelernt und schon war mir die junge Frau sehr sympathisch. Genau so wie ihre Freundin Britta mit ihrer Familie und wie die beiden Männer, die großes Interesse an ihr zeigen. Alles genau so, wie man es sich auf Sylt halt vorstellt. Aber auch die anderen Protagonisten stellt mir die Autorin mit ihren Ecken und Kanten, mit ihren Problemen, Ängsten und ihren so unterschiedlichen Wesen sehr gut vorstellbar vor. Es gibt wie immer aber auch hier Menschen, die ich einfach zutiefst unsympathisch finde. Ich kann ihr Handeln und ihre Gedanken alle gut nachvollziehen und bin schon nach ein paar Seiten völlig im Buch gefangen.

Anders geht es mir mit der Aufklärung. Da hatte ich mir die verschiedensten Szenarien vorstellen können, musste aber immer nach einer neuen Wende oder neuen Erkenntnissen davon ablassen. Insgesamt hat mir dieses kriminelle Konstrukt sehr gut gefallen.

Da die Geschichte für mich in der Hauptsache von der Liebesgeschichte rund um Anna lebt, kommt für mich die Spannung, die zwar unterschwellig immer da ist, etwas zu kurz.

Durch die vielen wunderschönen Beschreibungen der Inselorte, der Menschen und der Landschaft kommt der lokale Aspekt richtig schön hervor. Ich hatte gleich einige der Orte wieder vor Augen. Einfach nur schön. Die Stimmung, die dort im Dezember herrscht wurde gekonnt und gut vorstellbar eingefangen.

Auch wenn ich dieses Buch nicht direkt als Krimi bezeichnen würde, hatte ich doch wunderschönem unterhaltsame und auch spannende und interessante Lesestunden. Ich bin gespannt, ob und wie es mit Anna und ihrem Liebsten weitergeht.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Vom Indianerjungen zum Terroristen

Mengele Zoo
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In einem kleinen südamerikanischen Dorf im Regenwald lebt der sechsjährige Miro und lernt von seinem Vater, wie man die schönsten Schmeterlinge fängt, um sie zu verkaufen und damit den Lebensunterhalt ...

In einem kleinen südamerikanischen Dorf im Regenwald lebt der sechsjährige Miro und lernt von seinem Vater, wie man die schönsten Schmeterlinge fängt, um sie zu verkaufen und damit den Lebensunterhalt für die Familie zu bestreiten. Doch ganz langsam und schleichend verändert sich die Welt um ihn herum. Als Miro 10 ist, entgeht er einem Massaker, bei dem nicht nur seine Familie ums Leben kommt, sondern sein ganzes Dorf ausgelöscht wird. Aus dem kleinen Jungen wird ein Mann und die Abholzung des Regenwaldes und die Suche nach Öl lassen ihn ganz langsam zum Terroristen reifen. Zusammen mit Weggefährten behält er sein Ziel immer vor Augen, auch wenn sein Weg mehr als fragwürdig ist.


Ich will einfach nicht glauben, dass es solch brutale und korrupte Machenschaften, wie sie hier beschrieben werden, wirklich gibt. Und schon gar nicht kann ich glauben, in welche Richtung sich Miro entwickelt, bis er selbst zum Terroristen wird und auch er über Leichen geht. Wobei der Terror ja nicht aus ihm selbst kommt. Er ist den ganzen Umständen unter denen das Land und die Bevolkerung zu leiden hat geschuldet. Ich bin da in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite finde ich die schleichende, negative Entwicklung Miros absolut untragbar, wie er sich immer weiter auf den Terrorismus einschwört und nur noch Hass sein Leben regiert. Andererseits kann ich ihn aber auch ein Stück weit verstehen, dass er die Vernichtung seiner Welt nicht hinnehmen will und kann. War Miro mir anfangs bis zum Studium noch sehr sympathisch, hat sich das nach und nach geändert. Bis zum Schluss davon nichts mehr übrig war. Mich hat diese Entwicklung sehr nachdenklich und auch traurig gemacht.

In dieser Geschichte finde ich alles. Vom Abholzen des Regenwaldes zum Umweltschutz, über die Politik zur Korruption und der Entstehung eines Terrorregimes. Auf der einen Seite die bunten Schmetterlinge des Regenwaldes, sogar die Liebe hat hier einen kleinen Platz, auf der andere Seite Terror, Gewalt und Tod.

Ich kann fast nicht glauben, dass diese Geschichte schon 30 Jahre alt sein soll. So aktuell und hochbrisant sind die behandelten Themen.

Mit seinem prägnanten, auf den Punkt gebrachten Schreibstil hat mich der Autor ab den ersten Seiten gefangen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Manche politischen Diskussionen finde ich etwas langatmig, hat der guten Unterhaltung, die ich hier geboten bekommen habe, aber nicht geschadet.

Insgesamt gesehen ein Buch, das mich berührt, aufgewühlt und fassungslos gemacht hat und das noch eine Weile in mir gären wird.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Eine Geschichte, die Lust auf mehr (Meer) macht

Mit James auf Sylt
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„Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.“ Hermann Hesse

Es ist ein herrlicher Sommertag Anfang Juni mit milden 20 Grad, als Jana Mertens, 43, ohne Job und nach 7 Jahren Beziehung ...

„Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.“ Hermann Hesse

Es ist ein herrlicher Sommertag Anfang Juni mit milden 20 Grad, als Jana Mertens, 43, ohne Job und nach 7 Jahren Beziehung gerade frisch getrennt, mit ihrem riesigen Begleiter Richtung Sylt düst. Sie, die Hundehasserin, soll für 2 Monate den fünfjährigen Neufundländer James, fast 2m lang und 65kg schwer, ihrer Schwester Jane hüten. Dafür darf sie auf Sylt im Ferienhaus ihrer Schwester entspannen. Hier lernt sie Dr. Frank Konrad mit seiner Rassehündin Paula kennen. Der zweite Mann, der ihr hier auf der Insel begegnet ist Ben, ein Hundetrainer, der Jana versichert, dass sie keine Ahnung von Hunden hat. Den einen mag sie sehr, den anderen braucht sie für ein Führungszeugnis für James. Und dann überschlagen sich die Ereignisse.


Durch den leichten, lockeren und humorvollen Schreibstil meistere ich die Fahrt von Hamburg und komme ich in Gedanken schnell und entspannt auf Sylt an. Schon auf den ersten Seiten spüre ich den Lokalkolorit, der sich in den Beschreibungen der ersten Begegnung von Jana auf der Insel ausdrückt. Ich sehe die kleinen reetgedeckten Häuser und die Wellen, die Gischt, die Dünen der Nordsee vor mir. Ich fühle mich jedenfalls sofort wohl auf der Insel der Reichen und Schönen und begleite Jana und James zu den verschiedensten Restaurationen und Cafees der Insel.

Jana wird mir im Rahmen der Gedanken, die sie sich über sich selbst macht, wie nebensächlich ganz konkret und vorstellbar vorgestellt. Ich mag sie ab unserer ersten Begegnung und mir gefällt die Verwandlung, die sie im Laufe der Geschichte macht sehr gut. Genauso wie ihre neue Nachbarin Jutta, mit ihrem kölschen Dialekt und ihrer sehr direkten Art. Alle anderen Handelnden hier habe ich, bis auf einen, als liebenswert und freundlich kennengelernt. Und der eine Unsympath spielte nur eine kurze Rolle in Janas Leben. Bei der Demo, die Jana zusammen mit David und Ben organisiert hat, wäre ich gerne dabei gewesen. Mein absoluter Lieblingsdarsteller ist allerdings James. Es ist köstlich zu lesen, wie er mit seinem Verhalten und seinen Marotten Jana langsam an den Rand des Wahnsinns bringt. Ich liebe diesen einzigartigen großen Kerl.

Die Namensverwechslung (Jana = einmal Mertens, einmal Schmidt) oder einige Rechtschreib- bzw. Wortfehler sollten vielleicht überarbeitet werden, haben mich aber beim Lesen nicht weiter gestört.

Ein wunderbarer Roman gesettet auf einer der schönsten Inseln Deutschlands hat mich sehr gut unterhalten, ich konnte mitfiebern und habe manches Mal schmunzeln müssen.
Meine Leseempfehlung ist mit 4,5 von 5 Sternen verbunden.