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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2019

Gute Taten machen gute Gefühle

Der wilde Räuber Donnerpups (Bd. 4)
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Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten ...


Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….
Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Besonders schön und vergnüglich anzuschauen ist in Band 4 das eingeklebte 6-seitige Booklet, ein Fotoalbum mit Bildern aus der Kinder- und Jugendzeit des Räuberhauptmann Donnerpups.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Räuberbande sitzt gemütlich zusammen und spielt Räuber-Rommé, als der Hauptmann Donnerpups aufschreit! Er hat soeben erfahren, dass man die Donnershausener Windmühle abreißen will, und zwar schon am nächsten Tag! Doch ein Räuber-Vorfahre hatte einst unter der Mühle Gold versteckt. Dieser Schatz könnte beim Abriss entdeckt werden. Da ist also schnelles Handeln angesagt, und auf geht es zu einem gewaltig gefährlichen Abenteuer…
Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt weitgehend – absolut wohltuend – ein spürbarer pädagogischer Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, dass eine gute Tat sogar bei Räubern ein schönes Gefühl macht.
Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!

Veröffentlicht am 03.07.2019

Erfrischend witzig

Der wilde Räuber Donnerpups (Bd. 1)
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Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten ...


Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….
Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Zwar lag mir das normalerweise beigefügte Pupskissen nicht vor, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wieviel Spaß allein schon solch ein Kissen den Kindern (und vielleicht auch manchen Erwachsenen) bringt.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Der mutige Junge Robin wagt sich in den gefährlichen Donnerwald, und natürlich, wie könnte es anders sein, wird er von der Räuberbande gefangengenommen. Doch Robin ist schlau und fordert die Räuber zu einem Wettstreit heraus. Hauptmann Donnerpups findet es gar nicht lustig, an der Nase herumgeführt zu werden…
Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt – absolut wohltuend – jeglicher pädagogische Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, wie man durch Schlauheit andere, vermeintlich Stärkere, übertölpeln kann.
Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!

Veröffentlicht am 28.06.2019

Opulentes Lesefutter

Das Gemälde der Tänzerin
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Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich ...


Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich anders aus. Dass mich der Roman dennoch gefesselt hat, spricht für die Qualität des Textes.
Hauptperson Helena lebt am Existenzminimum. Sie ist arbeitslos und versucht, sich und ihre pubertären Zwillinge durchzubringen. Leider ist sie gezwungen, ausgerechnet in dem Schweizer Hotel als Zimmermädchen zu arbeiten, dessen Besitzer Kronenberg schuld ist an ihrer Lebensmisere. Helena erfährt von einem Mord an einem Zimmermädchen im Jahr 1942 und von einem seitdem verschollenen Gemälde. Nach dessen Verbleib forscht eine Amerikanerin namens Jessica Dixon-Löwenfeld ebenso wie der Sohn Noah der Familie Kronenberg. Helene will helfen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Doch je weiter sie eindringt in die damaligen Zusammenhänge, desto mehr gerät ihr eigenes bestgehütetes Geheimnis in Gefahr, ans Licht zu kommen.
In verschiedenen Zeitsträngen und Perspektivwechseln wird auf wunderbare Weise in einem großen Zeitbogen ein Familienroman erzählt, dessen verworrene familiäre Verstrickungen mit Schuld und Sühne beladen sind. In überbordener Erzählfreude, mit malerisch ausgearbeiteten, atmosphärisch dichten Schilderungen bringt uns die Autorin mitten hinein in eine Familiengeschichte voller Geheimnisse. Die gefühlvollen Darstellungen der vielen Protagonisten, dazu eine krimigleiche Geschichte um ein verschollenes Gemälde, halten die Lesefreude auf jeder Seite hoch. Die Autorin hat sorgfältig recherchiert und gibt durch die im Roman enthaltenen Einblicke in die politische Lage der Juden während der Nazizeit in der Schweiz und in das große Thema entartete Kunst bzw. Beutekunst dem Buch eine besondere Tiefe.
Fazit: Absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Zerzaust und entflammt

Find mich da, wo Liebe ist
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Meine ursprüngliche Erwartung an das Buch war, eine leichte, vielleicht sogar ein wenig kitschige, locker und leicht lesbare Sommerlektüre vorzufinden. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, dass mich ...


Meine ursprüngliche Erwartung an das Buch war, eine leichte, vielleicht sogar ein wenig kitschige, locker und leicht lesbare Sommerlektüre vorzufinden. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, dass mich die Geschichte in ihrer Intensität so komplett in ihren Bann zog, dass ich mich nicht mehr davon lösen konnte.
Grace steht als leidenschaftliche Cellistin am Beginn ihrer Karriere, bricht diesen Weg jedoch nach einer traumatischen Erfahrung rigoros ab und repariert in einem kleinen Örtchen in England Musikinstrumente. Ihr ganzes Denken und Handeln ist auf David ausgerichtet, der seit 8 Jahren ihre große Liebe ist, David, der beruflich erfolgreich, einfühlsam, liebevoll ist. Grace trifft sich mit ihm immer nur für wenige Stunden oder Tage in Paris, hat sich mit diesem Arrangement abgefunden und zweifelt keine Sekunde an David. Mit Sicherheit wird er irgendwann Frau und Kinder verlassen und das gemeinsame Leben mit ihr beginnen. Doch Grace wird durch ein unerwartetes Ereignis jäh aus ihrem ruhigen und hoffnungsfrohen Lebensgleichmaß gerissen und verliert völlig den Boden unter den Füßen…
Soweit klingt die Handlung tatsächlich nach einem üblichen Klischee: Junge Frau ist Geliebte eines verheirateten Mannes, der entgegen seiner Versprechungen die Familie nie verlassen wird. Doch die Autorin schafft es schier unbemerkt, dem Leser seine eigenen Vorurteile vor Augen zu führen und der Handlung eine unerwartete Wendung zu geben. Plötzlich befinden wir uns mitten in einer Geschichte der Selbstfindung, der wachsenden Selbstachtung, der Wertschätzung dessen, was ist, und der Gelassenheit gegenüber Unveränderbarem. Alle Protagonisten sind auf ihre besondere Art sympathisch dargestellt, weshalb es dem Leser unmöglich ist, Distanz zu wahren. Er wird unweigerlich hineingezogen in das Geschehen und erlebt die ganze Welt der Gefühle direkt mit. Die schmerzhaftesten Sätze graben sich ein wie Tattoos in die Haut. Und das Buch ist eine Hymne an die Musik! „Zerzaust und entflammt“ bleiben Nadja und Grace nach dem gemeinsamen Musizieren zurück. Und zerzaust und entflammt bleibt der Leser nach Lektüre dieses wunderbaren Buches zurück.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Lebendig erzählter historischer Roman

Die Erleuchtung der Welt
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Biggi Rist, Autorin von Kriminalromanen, hat uns unter dem Pseudonym Johanna von Wild einen wunderbar erzählten historischen Roman geschenkt. In Kurzfassung beschreibt der Klappentext den Inhalt so: „Heidelberg, ...


Biggi Rist, Autorin von Kriminalromanen, hat uns unter dem Pseudonym Johanna von Wild einen wunderbar erzählten historischen Roman geschenkt. In Kurzfassung beschreibt der Klappentext den Inhalt so: „Heidelberg, 1427. Da Helenas Vater seine Schulden nicht bezahlen kann, verkauft er seine Tochter an einen Winzer als Magd. Dem Mädchen widerfährt Schreckliches auf dem Weingut und es flieht. Das Schicksal lässt Helena zur engsten Vertrauten von Prinzessin Mechthild von der Pfalz werden, und sie folgt ihr nach Stuttgart und Urach. Doch ihre Vergangenheit holt Helena ein, sie trifft eine falsche Entscheidung und die Freundschaft zu Mechthild wird auf eine harte Probe gestellt …“
Der Roman ist mit routinierter Feder geschrieben. Er fesselt den Leser von Anfang bis Ende. In lebendig gestalteten Szenen erleben wir hautnah die Zeit Anfang 15. Jahrhundert rund um die historische Figur Mechthild von der Pfalz, eine gebildete, fortschrittliche Frau, und die fiktive Figur Helena, Tochter armer Tagelöhner. Der Spannungsbogen spannt sich ohne Unterbrechung über das gesamte Buch. Atmosphärisch dicht und intensiv werden grausamste Geschehnisse detailreich und voller überraschender Wendungen erzählt. Die gut recherchierten historischen Hintergründe, z. B. die Machtkämpfe zwischen dem Geschlecht der Wittelsbacher und der Habsburger, die dominante Stellung der Kirche, die gewaltige Diskrepanz zwischen Arm und Reich, geben dem Roman bei aller Freiheit fantasievoller Gestaltung die nötige solide Substanz, um den aufgeschlagenen historischen Bilderbogen glaubwürdig zu machen.
Rundum lesenswert.