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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2019

Ein gelungener Debütkrimi

Dein ist die Schuld
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Für mich ist die Autorin Maria Höfle noch ein unbeschriebenes Blatt, doch ich werde sicherlich in Zukunft nach weiteren Werken von ihr Ausschau halten.
In "Dein ist die Schuld" begeben wir uns in ein ...

Für mich ist die Autorin Maria Höfle noch ein unbeschriebenes Blatt, doch ich werde sicherlich in Zukunft nach weiteren Werken von ihr Ausschau halten.
In "Dein ist die Schuld" begeben wir uns in ein erzkonservatives Elitesgymnasium in Tirol, wo die Leiche der 17jährigen Schülerin Elena Goldschmied entdeckt wurde. Sie hat sich angeblich von der Brüstung gestürzt und war zudem noch schwanger. Dorothea Keusch, Polizistin in Kufstein, glaubt nicht an Selbstmord, doch ihr sind die Hände gebunden. Der Fall geht zuerst an die Mordkommission zur Untersuchung und wird sehr schnell als Selbstmord ad acta gelegt. Dorothea lässt die Tote keine Ruhe. Kurz darauf kontaktiert sie Konstantin Schmitt von der Mordkommission in Innsbruck und schlägt ihr vor für ihn weiter zu recherchieren. Trotz einem unguten Gefühl ist sie bald mit seinem Vorschlag einverstanden, denn Dorothea träumt schon lange von einer Stelle bei der Abteilung Leib und Leben. Ihr Chef, der Frauen lieber verheiratet und hinter dem Herd sieht, unterstützt sie nicht, als tatsächlich eine Stelle frei wird. Dorothea ist enttäuscht und geht auf Konstantins Vorschlag ein. Doch mit den nicht genehmigten Nachforschungen riskiert sie ihren Job und setzt ihre Karriere aufs Spiel....

Dorothea Keusch hat mir als Figur sehr gut gefallen. Sie ist ein interessanter und vielschichtiger Charakter, hat Archäologie studiert und nach dem Tod ihres Vaters, einem Polizeibeamten, zur Polizei gewechselt. Intern wird sie wegen ihren guten Spürnase "Miss Marple" genannt. Als Kind besuchte sie ebenfalls ein katholisches Gymnasium und wurde wegen ihrer dicklichen Figur gemobbt. Die Gefühlswelt unserer Polizistin wird von der Autorin sehr gut beschrieben. Oftmals dachte ich mir jedoch, dass Dorothea zwischen Privat und Job etwas mehr differenzieren sollte. Sie hat als Person noch einiges Entwicklungspotential, lässt sich aber trotzdem nicht unterkriegen. Ihre Alleingänge fand ich nicht immer gut, waren aber nicht ganz unglaubwürdig, da sie Konsequenzen mit sich zogen.

Die Spannung baut sich langsam auf und lässt auch dem Leser Zeit mitzurätseln. Die Autorin hat sich in ihrem Debüt zusätzlich wichtigen Themen wie Mobbing, Abtreibung, Rechtsradikalismus und Missbrauch gewidmet. Das Ende und die Auflösung waren für mich überraschend, aber logisch.
Sehr gerne würde ich noch mehr über Dorothea Keusch und Konstantin Schmitt lesen und hoffe auf eine Fortsetzung.

Schreibstil:
Maria Höfle hat einen fesselnden und flüssigen Schreibstil. Ihre Charaktere sind lebendig gezeichnet und ich hatte alle Figuren - bis hin zu den einzelnen Nebencharakteren - immer vor Augen. Die Autorin schafft es hervorragend Gefühle zu transportieren. Die Beschreibung von Kufstein ist gelungen und versprüht Lokalkolorit.

Fazit:
Ein toller Debütkrimi, den ich empfehlen kann. Eine vielschichtige Ermittlerin, bildhafte Beschreibungen und Kufstein und ein spannender Fall. Von der Autorin und ihrem Ermittlerteam möchte ich noch gerne mehr lesen. Man muss nicht immer zu den maßlos beworbenen Büchern greifen, die meistens doch enttäuschen...denn das Gute liegt so nah!

Veröffentlicht am 20.07.2019

Drei Generationen von Frauen

Die Stunde der Inseltöchter
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Wer Sarah Morgan und ihre Puffin Island oder Manhattan Reihe gelesen hat, dem kann ich vorab sagen, dass dieses Buch wesentlich erwachsener und ernster ist. Eine 1 Stern Bewertung beim großen A* kritisiert ...

Wer Sarah Morgan und ihre Puffin Island oder Manhattan Reihe gelesen hat, dem kann ich vorab sagen, dass dieses Buch wesentlich erwachsener und ernster ist. Eine 1 Stern Bewertung beim großen A* kritisiert hier die fehlenden knisternden Momente, sowie die Liebesgeschichte. Das stimmt so nicht ganz...es knistert auch hier, aber jedoch nicht das ganze Buch über, sondern nur nebenher und auch eher erst ab der Hälfte des Buches. Schon vom Cover her erkennt man, dass es sich um keinen reinen Liebesroman für junge Erwachsene handelt, sondern hier eher die älteren Erwachsenen angesprochen werden. Das hat der Verlag gut gemacht...allerdings sind doch einige Leser nicht damit zufrieden, dass Sarah Morgan auch anders kann.

Ich habe auch ihre Manhattan Reihe gelesen und geliebt und ja - dieser Roman ist auf jeden Fall ernster und erwachsener. Nicht nur von den Protagonisten her, sondern auch von den Problemen vor denen sie stehen. Trotzdem mochte ich das Buch sehr und es dümpelt nicht so sehr an der Oberfläche, wie ihre reinen Liebesromane, obwohl ich diese auch mochte.

Worum geht es?
Die beiden Schwestern Jenna und Lauren sind als Kinder unzertrennlich. Sie teilen alle Geheimnisse, doch ein einschneidendes Erlebnis bringt ihre kindliche Welt ins Wanken. Jahre später ist Lauren verheiratet, lebt im noblen Notting Hill in London. Ihr Mann Ed ist Börsenmakler, die pubertierende Tochter Mack bereitet ihr zur Zeit einige Schwierigkeiten. Ihr Leben ist strukturiert und organisiert, alles ist fest durchgeplant. Zum 40. Geburtstag ihres Mann ist ein großes Fest geplant, das jedoch in einer Tragödie endet. Lauren flüchtet zurück nach Martha's Vineyard, wo sie aufgewachsen ist und wo ihre Mutter und ihre Schwester leben.
Ihre Schwester Jenna ist seit ihrer Geburt auf der Insel vor Cape Code geblieben und hat ihre Jugendliebe Greg geheiratet. Sie ist mit Hingabe Lehrerin an der Grundschule und wünscht sich nichts sehnlicher als endlich ein Kind.
Ihre Mutter Nancy ist Malerin und lebt im schnuckeligen Kapitänshäuschen, wo Lauren und Jenna aufgewachsen sind. Sie haben ein eher unterkühltes Verhältnis zu ihrer Mutter, die kaum für sie da war.

Im weiteren Verlauf lernen wir diese vier sehr verschiedene Frauen aus drei Generationen besser kennen. Durch die plötzliche Nähe kommen sie sich langsam näher. Dabei werden Lügen und Geheimnisse aufgedeckt, die die Zukunft von allen Vieren in der Vergangenheit beeinflusst haben. Vorallem die Beziehung der Töchter zur Mutter hat wegen eines Familiengeheimnisses sehr gelitten. Hier hat Sarah Morgan viel Potential geschaffen, um eine feine und emotionale Geschichte zu schreiben. Sie nimmt sich jedem einzelnen Charaktere an und verleiht ihm Tiefe. Gekonnt wechselt sie die Perspektiven und lässt immer nur eine der vier Frauen erzählen, was Spannung erzeugt. Jede von ihnen muss lernen sich zu öffnen, auf den anderen zuzugehen und zu vertrauen. Während Mack voll in der Pubertät steckt und versucht sich gegen ihre Mutter aufzulehnen, muss sie versuchen mit den neuen Gegebenheiten in ihrem Leben zurechtkommen.
Jenna wiederum leidet an ihrer Kinderlosigkeit, verrennt sich total und kann sich trotzdem nicht offenbaren. Lauren muss mit der Tragödie aus ihrem Leben fertig werden und alles hinter sich lassen. Alle vier Frauen müssen den Mut finden, sich Neuem zu öffnen.

Und Sarah Morgan wäre nicht Sarah Morgan, wenn nicht trotzdem irgendwo ein "attraktiver Schnuckel" auftauchen würde, der einer der drei Frauen den Kopf verdreht. Trotzdem ist die Liebesgeschichte nur eine weiterer Strang, der allerdings zum Gesamtbild der Geschichte beiträgt.

"Die Stunde der Inseltöchter ist ein vielschichtiger Roman, der ernster ist und mehr Tiefgang hat, als die anderen Romane der Autorin. Trotzdem bleibt Sarah Morgan ihrer Art und ihrem Schreibstil treu und vermittelt am Ende eine tolle Wohlfühlatmosphäre.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Sarah Morgan ist auch in diesem Roman locker, kurzweilig und lässt sich flüssig lesen, wie man es von der Autorin gewohnt ist.
Die Charaktere sind facettenreich und gut ausgearbeitet. Die Lebensumstände und die unterschiedlichen Lebensabschnitte der vier Frauen werden authentisch dargestellt.

Fazit:
Ein Roman über die Beziehung von Mütter und Töchter, gespickt mit Familiengeheimnissen und dem Mut, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Ernster und erwachsener, als von der Autorin gewohnt, jedoch sehr authentisch. Eine Geschichte, die das Leben schreibt - mit einem kleinen Schuss Romantik.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Nichts ist, wie es scheint

Wenn ich tot bin
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Mein erster Thriller der Autorin, den ich gelesen habe....obwohl ich einige Bücher dieses Genres von ihr in meinem SuB Regal stehen habe. Das wird sich nun ändern, denn ich habe große Lust ihre Reihe um ...

Mein erster Thriller der Autorin, den ich gelesen habe....obwohl ich einige Bücher dieses Genres von ihr in meinem SuB Regal stehen habe. Das wird sich nun ändern, denn ich habe große Lust ihre Reihe um Stadler & Montoria endlich zu lesen. Allerdings habe ich bereits einige ihrer historischen Romane unter ihrem Pseudonym Sabine Martin gelesen, die sie zusammen mit Martin Conrath schreibt.

"Wenn ich tot bin" ist ein rasanter Thriller, bei dem ich zu Beginn allerdings ganz leichte Probleme mit dem Schreibstil hatte. Die kurzen, aber knackigen, Sätze waren für mich - nach meiner zuvor gelesenen Lektüre - wohl eine größere Umstellung. Das änderte sich aber schnell und ich fühlte mich nach kurzer Zeit sehr wohl in der Geschichte, die rasant startet.

Als die vor zehn Jahren entführte Madelin McFarland plötzlich vor der Tür ihrer Mutter Susan steht, ist deren Glück vollkommen. Die damals 9-jährige wurde entführt und danach gab es keinerlei Lebenszeichen. Nun steht sie verängstigt vor ihrem Elternhaus, nachdem sie eine Passantin aufgegriffen hat. Doch das Glück währt nicht lange. Nachdem die Polizei Madelin vernommen hat und ihr eine Psychologin zur Seite gestellt wurde, stellt ihre Mutter nach einem kurzen Einkauf fest, dass ihre lang vermisste Tochter wieder verschwunden ist. In der Küche liegt ihr schwer verletzter Ehemann mit einem Messer im Bauch und ihre kleine Tochter Harper sitzt verstört im Schrank und spricht nicht mehr. Ist der Entführer zurückgekommen? Was ist in dieser kurzen Zeit im Haus der McFarlands passiert? Wo ist Madelin und vorallem...lebt sie noch?

Detective Inspector Tom Pine hat vor zehn Jahren den Fall bearbeitet. Nun versucht er gemeinsam mit Detective Sergeant Kate Fincher von der Polizei in Edingburgh Madelin zu finden. Hat sie der Entführer wieder in sein altes Versteck gebracht? Oder ist Madelin auf der Flucht?
In den schottischen Highlands begleiten wir eine junge Frau, die sich Amy nennt. Sie ist auf der Flucht vor ihrem Peiniger, den sie unter den Namen Ben kennt. Dieser scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein und versetzt nicht nur Amy in Angst und Schrecken.

Die Handlung wird aus der Sicht von Susan, Kate und Amy erzählt. Dies verleiht der Geschichte Abwechslung und hält den Spannnungsbogen zusätzlich hoch. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen.
Kate ist eine sympathische Ermittlerin, die in ihrer Arbeit aufgeht und nur einen kleinen Fehler hat: Ihr Schwärmerei für ihren Chef.
Tom möchte unbedingt den Entführer Madelins finden, nachdem ihm das vor zehn Jahren nicht gelungen ist und er noch immer an dem ungelösten Fall zu knabbern hat. Tom blieb mir manchmals etwas zu undurchsichtig, was allerdings auch von der Autorin gewollt sein könnte.

Die bildhaften Beschreibungen der schottischen Highlands haben mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die einsame Hügellandschaft und manch mystischer Einschub schottischer Legenden macht den Thriller noch geheimnisvoller. Normaler Weise finde ich es bei einem Thriller nebensächlich, aber zur Geschichte passt es perfekt.

Die Spannung ist auf den 288 Seiten extrem hoch. Karen Sander hat hier eine raffiniert verwobene Geschichte, die immer wieder neue und überraschende Wendungen bringt, insziniert. Natürlich habe ich wie immer mitgerätselt. Doch kaum ist man sicher den Täter zu kennen, baut die Autorin eine Überraschung ein, die alle meine möglichen Spekulationen über den Haufen geworfen hat. Mit der Richtung, die der Thriller nimmt, habe ich eindeutig nicht gerechnet. Toll!

Schreibstil:
Karen Sander schreibt temporeich. Ihre Sätze sind eher kurz und knackig gehalten. Über jedem Kapitel steht das Datum des handelnden Tages. Aus drei verschiedenen Sichten (Kate, Susan und Amy) erfahren wir, was an diesem Tag passiert. Die zahlreichen Wendungen erhöhen den Spannungsbogen.

Fazit:
Ein fesselnder Thriller, der so einige Überraschung bereit hält. Der Untertitel "Nichts ist, wie es scheint" trifft hier zu 100% zu. Rasant, temporeich und mit sehr vielen Wendungen hat Karen Sander einen TOP Thriller geschrieben! Ich gebe gerne eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.06.2019

Toller Roman mit Tiefgang

Alles, was wir liebten
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Mein zweites Buch der Autorin und wieder bin ich begeistert von ihrem bildhaften und sehr einfühlsamen Schreibstil.

Das Thema Schuld und Vergeben ist das große Thema dieses Romans, der mich von Beginn ...

Mein zweites Buch der Autorin und wieder bin ich begeistert von ihrem bildhaften und sehr einfühlsamen Schreibstil.

Das Thema Schuld und Vergeben ist das große Thema dieses Romans, der mich von Beginn an in seinen Bann gezogen hat. Anna und Fitz erleben die erste große Liebe bis ein tragisches Ereignis passiert und Anna überstürzt ihr Heimatdorf verlässt und nach München zieht. Sie bricht alle Brücken hinter sich ab und dennoch kann sie die Vergangenheit nicht wirklich hinter sich lassen. Zu nebulös sind ihre Erinnerungen an das, was damals passiert ist. Die Schuldgefühle lassen sie nicht los, denn sie hat Fitz und ihre beste Freundin Caro kläglich im Stich gelassen. Doch kann Anna ihre Vergangeheit hinter sich lassen?

„Wie lange ist zu lang, um eine Schuld zuzugeben und sich selbst verzeihen zu können?" - Seite 164

Von der ersten Seite an war ich mitten im Geschehen und habe mit Anna mitgefühlt. Ein Anruf bei der Suchthotline, bei der Anna ehrenamtlich mithilft, reißt tiefe Wunden in ihr auf. Sie beschließt sich zehn Jahre nach ihrem plötzlichen Weggehen aus ihrem Heimatdorf der Vergangenheit zu stellen. Doch so einfach ist das nicht. Schon der erste Satz im ersten Kapitel erklärt dies sehr treffend: "In jedem von uns steckt ein Feigling und ein Held". Nicht umsonst hat sie sich zehn Jahre vollkommen zurückgezogen und versucht ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch die Ungewissheit und ihre Schuldgefühle lassen Anna nun handeln. Dabei trifft sie sehr bald wieder auf Fitz und ihre ehemalige beste Freundin Caro, die kaum wiederzuerkennen ist...

Während des Lesens fragt man sich immer wieder, was vor zehn Jahren passiert ist und ich wollte unbedingt hinter Annas Geheimnis kommen. Die Autorin schafft es mit ihren kleinen Rückblenden in die Vergangenheit Puzzlestück um Puzzlestück aufzudecken. Sowohl Anna, als auch Fitz, haben in der damals Fehler gemacht. Beide sind daran gewachsen, aber konnten nicht vergessen. Häppchenweise wird Annas und Fitz Geschichte erzählt und die tiefe Verbundenheit, die trotz des großen Vertrauensbruchs noch immer besteht, ist immer greifbar und präsent.

Die Charaktere sind authentisch und liebenswert, haben alle Ecken und Kanten. Ihre Handlungsweisen sind nachvollziehbar und menschlich. Annas Zweifel und Gefühle sind durch die Zeilen hindurch zu spüren. Die Figuren sind mitten aus dem Leben gegriffen. Auch die Landschaft rund um den Traunstein und dem Königsee sind sehr bildhaft beschrieben. Annas Liebe zu den Bergen ist an allen Ecken und Enden zu spüren.
In Kristina Moningers Roman steckt trotz des süßen Covers eine Geschichte mit Höhen und vielen Tiefen. Hier werden auch Themen wie Drogenkonsum und Misshandlung aufgegriffen. Generell geht es um Schuld, Vertrauen, Freundschaft und Liebe, sowie der Message sich seinen Dämonen zu stellen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist einfühlsam, bildhaft und poetisch. Er kommt ohne schwülstige Phrasen aus und bringt diese Liebesgeschichte ohne Kitsch dem Leser näher. Ich habe mir viele wunderbare Sprüche und Sätze mit Post-its markiert.
Die Story wird aus der Sicht von Anna erzählt. Jedes Kapitel startet mit kleinen Auszügen aus Briefen, die Anna geschrieben hat. Es gibt einen Prolog und einen Epilog.

Fazit:
"Alles, was wir liebten" ist ein wunderbarer Roman mit Tiefgang. Intensiv, gefühlvoll, aber nie kitschig - mit Charakteren und Schicksalen, die direkt aus dem Leben gegriffen sind. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.06.2019

Ein mutiges Buch

Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast
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Dieser biografische Roman der Schauspielerin Maria Bachmann ist mir bei Lovelybooks ins Auge gefallen, weil Maria über ihre Kindheit berichtet, die mit meiner viele Gemeinsamkeiten hat. Es geht um die ...

Dieser biografische Roman der Schauspielerin Maria Bachmann ist mir bei Lovelybooks ins Auge gefallen, weil Maria über ihre Kindheit berichtet, die mit meiner viele Gemeinsamkeiten hat. Es geht um die Kinder, deren Eltern den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben und ihre Ängste nicht verarbeiten konnten. Krieg beschädigt nachhaltig die Beziehungsunfähigkeit und damit auch die Beziehungen innerhalb einer Familie.
Schon der Titel "Du weißt ja gar nicht, wie gut es dir geht" hat mich angesprochen, denn er war nur einer der Sätze, die ich oft genug hörte. In meinem Alter falle ich zwischen Kriegskinder und Kriegsenkel, denn meine Mutter war 42 Jahre als ich das Licht der Welt erblickte - für 1966 ein eher ungewöhnliches Alter. Die Empfehlung der Frauenärztin meiner Mutter mich abzutreiben, entsprach wohl der damaligen Zeit. Ich bin froh, dass sich meine Mutter nicht dafür entschieden hat und mich, obwohl ich eindeutig ein Risikokind war, sogar zu Hause zur Welt brachte - wie schon meine drei älteren Geschwister. Für diesen Mut muss ich meine Mutter noch heute bewundern.

Schauspielerin und Autorin Maria Baumann ist Jahrgang 1964 und nur zwei Jahre älter als ich. In ihrem Roman erzählt sie von ihrer lieblosen Kindheit und dem Zwang daraus auszubrechen. Sie beschreibt diese Zeit sehr lebendig. Auch die Freundschaft zu Thomas Gottschalk und Udo Lindenberg nimmt etwas Raum ein und bringt ein bisschen Glamour-Faktor mit ;).
Beim Lesen wanderten meine Gedanken immer wieder zu meiner eigenen Kindheit und ich erlebte viele Parallelen, wie die Pflicht immer alles aufzuessen, was auf dem Tisch kam oder die Angst etwas falsch zu machen. Geborgenheit oder Zuneigung gab es kaum...man lief eben irgendwie nebenher mit. Lob gab es nie. Man hätte immer alles noch besser machen können....Hätte ich meine Schwester nicht gehabt, die 19 Jahre älter war, hätte meine Kindheit ziemlich trostlos ausgesehen.
Maria Bachmann hatte keine liebevolle große Schwester wie ich. Sie wuchs in einem kleinen Dorf in Franken auf. Ihr Vater war ein später Kriegsheimkehrer, die Mutter depressiv. Nur wenige Eltern und Großeltern haben über ihr Schicksal gesprochen. Viele vom Krieg traumatisierte Erwachsene waren emotional vestummt, haben ihre eigenen schmerzlichen Erinnerungen unterdrückt und ihren Kindern und Enkelkindern seelische Trümmer hinterlassen. Die Zuneigung, die Maria bei ihren Eltern sucht, wurde ihr nicht zuteil. Wichtig war nur, was die anderen Leute von einem denken und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Maria musste sich einfach abnabeln und das Dorf verlassen, um nicht ebenfalls depressiv zu werden. Dabei versuchte sie immer wieder ihre Eltern zu verstehen und zu ergründen, warum sie so sind, wie sie sind. Erst als sie sich gezielt damit auseinandersetzt findet sie zu sich selbst. Es war ein langer Weg für die Autorin zu sich selbst zu finden und einem gesundenen Selbstbewusstsein, ohne sich immer schuldig zu fühlen. Diesen Weg hat sie in ihrem autobiografischen Roman emotional und mutig, aber ohne Kritik an ihren Eltern beschrieben.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und lebendig. Maria Bachmann erzählt ihre Geschichte zuerst aus der Sicht des Kindes Maria, danach als Jugendliche und junge Erwachsene.
Auf den beiden Innenseite des Buches findet man Fotos der Autorin vom Kleinkind bis zur erwachsenen Frau. Der Roman ist in vier Teile geteilt: Das Kind, die Jugendliche, die junge Frau und die Erwachsen.

Fazit:
Eine gelungene Biografie über eine emotioanle Selbstfindung, aus dem ich sehr viel für mich mitnehmen konnte. Ein mutiges Buch über eine mutige Frau.