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Veröffentlicht am 13.07.2019

Sodom und Gomorra in Husum

Mordfriesland / Die zweite Sünde
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„Die zweite Sünde“ von Isabel Aigen ist der dritte Fall aus der Reihe Mordfriesland um die Husumer Kommissare Sebastian Kerner und Henrik Ketelsen. Der Krimi kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Urlauber ...

„Die zweite Sünde“ von Isabel Aigen ist der dritte Fall aus der Reihe Mordfriesland um die Husumer Kommissare Sebastian Kerner und Henrik Ketelsen. Der Krimi kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Urlauber finden einen bizarr zugerichteten Toten. Spuren mit Blut führen zu der Leiche, die wie Grillgut über einer Grube platziert wurde.

Es ist einer der beiden Geschäftsführer der alteingessenen Baufirma Waltherr. Kurz vorher haben die Polzisten einen anonymen Hinweis auf Kenntnisse der dieser Firma über den Pfusch am Bau der Umgehungsstraße Süd erhalten. Sie war hier als Subunternehmer tätig.

Routiniert und akribisch ermitteln Kerner und Ketelsen im privaten und beruflichen Umfeld des Getöteten. Seit geraumer Zeit lief es wirtschaftlich nicht mehr so gut wie früher, dennoch wurden für das Betriebsklima oft Grillfeste arrangiert. Familie ging den Geschäftsführern über alles. Ein Mordmotiv ist hier nicht auszumachen.
Gekonnt legt Isabel Aigen falsche Fährten und lässt den Leser überrascht zurück. Auch die Kriminalpolizisten stecken immer noch in Details fest, als die nächste Leiche entdeckt wird. Es ist der Vater. Ein zur Salzsäule erstarrter Hahn weist auf ihn.
Auch hier führen die Ermittlungen weiter ins Leere. Erst als sich die Kriminalisten der Vergangenheit widmen, scheint es erfolgversprechende Spuren zu geben. Dennoch gibt es auch immer wieder falsche Hinweise und genügend Verdächtige. Es bleibt spannend.

Die überraschende Aufklärung in sich absolut stimmig und stellt auch den Bezug zum Prolog klar dar.
Die Autorin erzählt mit Liebe zum Detail eine äußerst spannende und gut ausgedachte Kriminalgeschichte, die sofort fesselt. Ihr angenehmer und flotter Erzählstil ist wunderbar zu lesen.

Mit „Die zweite Sünde “ ist Isabel Aigen eine außergewöhnliche und spannende Geschichte gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist. Gern vergebe ich 5 Sterne.


Veröffentlicht am 07.07.2019

Unterhaltsamer Krimi mit viel Lokalkolorit

Das Sissi-Feuerwerk
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„Das Sissi-Feuerwerk“ von Jenna Theis ist 2. Fall des ungewöhnlichen Ermittlerduos Konarek / Materna. Josefine Konarek, genannt Josi, ist eine erfolgreiche Wissenschaftsjournalistin, die ein kleines ...

„Das Sissi-Feuerwerk“ von Jenna Theis ist 2. Fall des ungewöhnlichen Ermittlerduos Konarek / Materna. Josefine Konarek, genannt Josi, ist eine erfolgreiche Wissenschaftsjournalistin, die ein kleines Haus in Bad Ischl geerbt hat. Bei einem früheren Aufenthalt hier ist sie zufällig in einen Kriminalfall geraten und hat Chefinspektor Paul Materna kennen und lieben gelernt. Nun sind beide ein Paar.

In diesem Sommer findet in Bad Ischl die Open-Air Version einer Operette mit dem Titel „Das Sissi Feuerwerk“ statt. Sie enthält auch artistische Nummern auf dem Trapez, die die Freiheitsliebe der Kaiserin widerspiegeln sollen.

Doch am Tag der Premiere – Josi sitzt im Publikum – verunglückt die Sissi-Artistin. Sie überlebt schwer verletzt. Gleichzeitig verschwindet die zweite Sissi-Darstellerin, Antonella, mit der Josi befreundet ist spurlos. Als im Krankenhaus im Blut der verunglückten Artistin Liquid Ecstasy gefunden wird, steht fest: Hier wurde ein Anschlag verübt.

Der geplante Urlaub von Josi und Paul fällt ins Wasser, denn Materna muss ermitteln. Plötzlich wird ein Toter, der ebenfalls vom Zirkus verschwundene und in Verdacht geratene Gergio, in seinem Wohnwagen gefunden. Die radikale Tierschutzorganisation „pro animale“ gerät immer mehr in den Fokus der Ermittlungen. Nun findet Materna im Wohnwagen einen Zettel mit der Anschrift der Vorsitzenden. Der Fall wird immer rätselhafter. Welche Verbindung besteht zwischen den Vorfällen? Materna und sein Team kommen nicht voran. Josi sucht weiter nach der verschwundenen Antonella und gerät ins Visier der Täter.

Jenna Theiss erzählt eine äußerst spannende und komplexe Geschichte, die alles enthält, was man von einem österreichischen Krimi erwartet: etwas Geschichte der Habsburger und Bad Ischls, ein Ort, wo man sich kennt und trifft in den bezaubernden Cafés mit leckeren Mehlspeisen. Nach wie vor umgibt Bad Ischl imperialer Glanz, denn hier sind Sissi und Franz ein Paar geworden.

Der Krimi lebt vom Kontrast der Idylle und der harten Realität der Kriminalfälle. Die Protagonisten zeichnet die Autorin liebevoll mit vielen Details. Sie sind trefflich charakterisiert und ihre Handlungen waren nach vollziehbar.

Der Krimi lässt sich flüssig lesen und die Spannung steigt stetig an, bis zu einem Ende, mit dem ich nicht gerechnet habe. Im Laufe der Geschichte kamen sehr viele Verdächtige in Frage, die etwas mit dem Verbrechen zu tun haben konnten. Ich konnte bis zum Schluss mit raten. So muss ein Krimi sein. Mir persönlich hat dieser Fall fast noch besser gefallen als der erste Krimi. Nicht ganz so gut haben mir die kursiven Kapitel aus der Sicht der Täter gefallen. Sie haben mehr verwirrt als zusätzliche Spannung erzeugt.

FAZIT:
„Das Sissi- Feuerwerk“ ist ein gelungener Kriminalroman, der Spannung mit viel Lokalkolorit undliebenswerten Protagonisten gelungen verbindet. Mich konnte vor allem das in sich stimmige dramatische Finale überzeugen. Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung, für alle die einen humorvollen, spannenden und ungewöhnlichen Regionalkrimi lesen wollen. Ich freue mich schon auf neue Abenteuer von Josi und Paul. Gern vergebe ich trotz der kleinen Einschränkung 5 Sterne.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.


Veröffentlicht am 04.07.2019

Eine Frau zwischen den Welten

Die Tochter des Seidenhändlers
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Dinah Jeffries Roman „Die Tochter des Seidenhändlers“ spielt zwischen 1952 und 1955 in Vietnam. Noch bestimmen die Franzosen im Land, aber der Widerstand gegen die Kolonialherren wächst.
Der Seidenhändler ...

Dinah Jeffries Roman „Die Tochter des Seidenhändlers“ spielt zwischen 1952 und 1955 in Vietnam. Noch bestimmen die Franzosen im Land, aber der Widerstand gegen die Kolonialherren wächst.
Der Seidenhändler Francois Duval hat aus der Ehe mit einer Vietnamesin zwei Töchter, Sylvie und Nicole, die unterschiedlicher nicht sein können.

Sylvie ist eine elegante französische Schönheit, während ihre jüngere Schwester Nicole mehr der hübschen vietnamesischen Mutter ähnelt. Sie repräsentiert beide Seiten ihrer vietnamesischen Heimat. Durch diesen Kunstgriff gelingt es der Autorin perfekt den Leser in die vietnamesische Welt einzuführen und das Verständnis für die Menschen und ihr Land zu wecken.

Da der Vater einen Posten bei der Kolonialregierung angenommen hat, teilt er das Familien-unternehmen auf. Sylvie ist für alle geschäftlichen und unternehmerischen Angelegenheiten zuständig und Nicole, die gerade 18 Jahre alt geworden ist, bekommt den alten Seidenladen in Hanoi.

Trotz der ungerechten Verteilung nimmt sich Nicole begeistert der neuen Aufgabe an. Sie steckt in ganze Kraft in ihr erstes eigenes Projekt und wird bald zu einer gesuchten Adresse für Seide. Dabei entdeckt sie mehr und mehr ihre vietnamesische Seite und macht auch die Bekanntschaft von O-Lan, einer starken und liebenswerten Frau und ihrem Cousin Tran. Sie lernt zu verstehen, warum die Vietnamesen die französische Unterdrückung bekämpfen.

Als sogenannte Métisse, Mischling, ist sie weder bei den Franzosen noch bei den Vietnamesen beliebt. Sie steht zwischen beiden Welten, die doch beide Heimat für sie verkörpern.
In der Geschichte, die Dinah Jeffries farbenprächtig und flüssig erzählt, muss sich Nicole aber auch zwischen zwei Männern entscheiden. Da ist der den Vietminh zugehörige Tran, dem sie eine bestimmte Zeit als Schauspielerin durch Vietnam folgt und der gut aussehenden Amerikaner Mark, in den sie sich sofort verliebt hat.

Beide Männer umwerben Nicole, jedoch ist Mark durch seine Tätigkeit bei einem Geheimdienst oft unterwegs.
Dadurch gelingt es der Autorin auch Einiges über die politischen Zustände im Land zu zeigen. Nicole ist unvoreingenommen und ihre Sympathie für die Vietminh nachvollziehbar. Jedoch wird ein differenziertes Bild vermittelt, denn Nicole sieht nicht nur die Schönheit des Landes, sie erlebt auch Ungerechtigkeiten der neuen Kräfte und sieht, wie die Gegner in Lagern festhalten werden. Nur mit Trans Hilfe gelingt ihr die Flucht, denn auch sie ist den neuen Kräften durch ihre französische Herkunft verdächtig.
Die Geschichte, die Dinah Jeffries erzählt verläuft nicht geradlinig, manchmal irrt der Leser genau wie Nicole durch schwere Zeiten, denn die Tage der Kolonialherrschaft sind gezählt. Das Verhältnis der beiden Schwestern, deren Wege sich auch immer wieder kreuzen, ist kompliziert. Sylvie hat einen schwierigen Charakter, ist nicht so aufrichtig und ehrlich wie ihre Schwester. Manchmal erscheint Nicole auch etwas naiv, dann entwickelt sie wieder ungeahnte Kräfte.

Der Autorin sind interessante und nachdenkenswerte Charaktere gelungen, deren Handlungen nachvollziehbar sind. Nicht nur die Protagonisten sind ausgewogen charakterisiert, auch die Personen im Umfeld von Nicole werden von der Autorin sehr differenziert beschrieben.

Die Darstellung vom Leben in Hanoi gehört zu den ganz starken Seiten der Erzählung. Man taucht in die farbenprächtige und lebendige Welt Vietnams ein und die Sehnsucht nach diesem Land ist geweckt. Die Beschreibung der Pflanzenwelt und des Treibens in der Altstadt von Hanoi faszinierend.

Fazit:
Diese berührende Lebensgeschichte von Nicole ist allen zu empfehlen, die mehr über ein fremdes Land und eine starke Frau, die Nichts entmutigen kann, erfahren möchten. Es ist eine Reise, die einen Vietnam mit anderen Augen sehen lässt und neugierig darauf macht. Dank des flüssigen Schreibstils, lässt sich das Buch sehr gut lesen, auch wenn nicht alle Handlungsstränge zu einem Ende geführt werden. Wer mehr über das Leben einer starken Frau in einer fremden Zeit und einem fremden Land erfahren möchte, dem ist das Buch zu empfehlen.


Veröffentlicht am 15.06.2019

Eine Familiengeschichte aus den 20er Jahren

Das Seehospital
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„Das Seehospital“ von Helga Glaesener, erschienen im Rowohlt Taschenbuchverlag, ist die ungewöhnliche und faszinierende Geschichte der Familie Kirschbaum.
Für mich war es das erste Buch der Autorin; ich ...

„Das Seehospital“ von Helga Glaesener, erschienen im Rowohlt Taschenbuchverlag, ist die ungewöhnliche und faszinierende Geschichte der Familie Kirschbaum.
Für mich war es das erste Buch der Autorin; ich bedanke mich bei der Buchboutique, die mir das Buch zur Verfügung gestellt hat.

Angesiedelt ist die Handlung auf der Insel Amrum und in Hamburg um 1920. Das Buch erzählt vom den drei Kirschbaum-Schwestern Frida, Louise genannt Lou, Emily und dem Bruder Christian. Das Schicksal des titelgebende Seehospitals, für das sich vor allem die angehende Medizinerin Frida engagiert, verbindet die Geschwister und ihre Lebenswege als roter Faden, steht aber nicht im Mittelpunkt des Romans.

Der flüssige Schreibstil der Autorin fesselt sofort. Sie ist eine große Erzählerin, die die schwierige Zeit nach dem 1. Weltkrieg sehr gut und genau beschreibt. Anhand von ganz unterschiedlichen Personen und Nebenhandlungen vermittelt sie interessante Einblicke in das Leben jener Zeit.

Es ist wunderbar zu lesen, wie es Helga Glaesener gelingt mit wenigen Sätzen Situationen und Personen treffsicher zu beschreiben. Man fühlt mit ihren Protagonistinnen deren Träume, Ziele und Ängste. Als Leser kann man sich, dank der anschaulichen Schilderungen, das schwere Leben in Hamburg und auf Amrum sowie den Sorgen der Menschen vorstellen. Der Roman fesselt von Beginn an und liest sich leicht.

Die drei Schwestern sind recht unterschiedlich. Frida ist sehr zielstrebig. Ungewöhnlich für eine Frau in jener Zeit studiert sie Medizin.

Louise, die mit einem reichen unsympathischen älteren Mann verheiratet werden soll, flieht von der Insel nach Hamburg. Hier erleben wir sie auf Arbeits- und Wohnungssuche und lernen die unteren Schichten der Stadt kennen. Es gelingt ihr in einer Assekuranz zu arbeiten. Sie engagagiert sich sozial für die Ärmsten und lernt bei einem Besuch im Fuhlsbütteler Gefängnis die Liebe ihres Lebens kennen. Ihr weiteres Schicksal wird vom Varieté Kladderadatsch, welches ihrem zukünftigen Mann gehört, bestimmt.

Emily, die jüngste Schwester, träumt davon als Fotografin zu arbeiten. Doch sie wird an Stelle von Lou nun zur Heirat bestimmt, um die Geldsorgen der Familie zu lösen. Ihr Lebensweg endet tragisch.
Der kleine Bruder Christian, der verzogen, grausam und unstet ist, erlebt die Leiden seiner Schwester direkt und versucht auf seine Weise zu helfen, was zu einem weiteren tragischen Todesfall führt.

Die Mutter der Familie ist in keiner Weise eine Sympathieträgerin. Das Wohl ihrer Töchter ist ihr nicht wichtig, sondern der schöne Schein einer intakten Familie. Dazu gehört auch der mittellose Stiefvater Rudolf, für den sie alles tut. Dieser gibt vor im Interesse der Familie zu handeln, doch er möchte tatsächlich nur seinen gehobenen Lebensstandard erhalten. Deshalb sind beide bereit im Interesse einer guten Partie ihre Töchter zu verheiraten.

Doch der Leser lernt auch Menschen kennen, die Hoffnung verbreiten. Der Dorfschullehrer Matz, dem es die Reformpädagogik angetan hat, ist ein Mensch, der seinen Beruf und die Kinder liebt. Doch er ist ein Idealist, der an der Realität scheitert.

Auch der englische Arzt Dr. James Tyler ist eine sehr interessante und vielschichtige Persönlichkeit. Er hat aus seinen Erlebnissen im 1. Weltkrieg und einem Einsatz in den Kolonien Afrikas persönliche Konsequenzen gezogen, die ihn in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Das ist nur ein Beispiel, wie es die Autorin versteht, reale Ereignisse mit historischem Wissen und einer spannenden Geschichte zu kombinieren, ohne den Leser zu belehren. Es ist Unterhaltung auf hohem Niveau.

Das Seehospital" erzählt die fesselnde Geschichte einer Familie in den 1920er Jahren und ist der Autorin aus meiner Sicht sehr gut gelungen. Deshalb vergebe ich eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.



Veröffentlicht am 08.06.2019

Ein Rockstar in den Highlands

Whisky für den Mörder
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„Whisky für den Mörder“ von Melinda Mullet ist 2. Fall der schottischen Krimiserie über das Whiskygeschäft und die Journalistin Abigal, genannt Abi. Sie ist eine erfolgreiche Fotojournalistin, die lange ...

„Whisky für den Mörder“ von Melinda Mullet ist 2. Fall der schottischen Krimiserie über das Whiskygeschäft und die Journalistin Abigal, genannt Abi. Sie ist eine erfolgreiche Fotojournalistin, die lange im Ausland gelebt hat. Von ihrem Onkel Ben hat sie eine Whisky-Destillerie und eine Haus in Balfour geerbt.
Nach einigen Monaten in London und im Ausland kommt sie wieder in die Highlands, um nach der Whisky-Brennerei zusehen. Diese ist bei dem attraktiven Brennmeister Grant und ihren Angestellten in guten Händen.
Ein Fremder, den niemand kennt, hat nach ihr gefragt. Als sie seine abgelegene Farm aufsucht, kann sie ihr Glück gar nicht fassen. Es ist ihr Jugendidol, der Frontman der Band „Rebels“ Rory, für dessen Musik sie noch immer schwärmt. Aber auch der Mann lässt sie nicht nur in ihren Erinnerungen träumen. „Der Drummer seiner Band wurde unter mysteriösen Umständen getötet und ihr Keyborder liegt im Koma. Rory fürchtet das nächste Opfer zu werden“. (aus dem Klappentext)

Obwohl Rory von einem Team von Sicherheitsleuten umgeben ist, bittet er Abi um Hilfe. Es wird vor der Burg von Stirling ein Benefizkonzert geben. Ihrem geschulten Auge als Fotografin vertraut er mehr, als der Security, etwas Verdächtiges zu entdecken. Abi nimmt den Auftrag gern an. Mit ihr kann der Leser einen umfassenden Blick hinter die Kulissen des Showgeschäfts werden. Dieser Part ist der Autorin außerordentlich gut gelungen.

Backstage trifft Abi genau die Leute, die man selbst dort vermutet: die alkoholabhängige Ex-Ehefrau des Stars, die inzwischen mit einem jüngeren Mann liiert ist, den Exmanager der „Rebels“, der Gelder veruntreut hat, ein ehemaliges Mitglied der Band das vor dem Abschluss eines lukrativen Plattenvertrages ausschied und noch viele mehr. Melinda Mullet charakterisiert und beschreibt diese Personen genau – jeden Einzelnen konnte ich mir sehr gut vorstellen.
Als während des Konzerts Unglück geschieht, ahnt Abi noch nicht, wie tief sie selbst in die alten Konflikte der Band hineingezogen wird.

Doch auch in Balfour geschieht Unerwartetes: Der neue Pfarrer entdeckt einen alten Tunnel in der Kirche, auch Abi findet alte Gewölbe unter ihrem Haus. Plötzlich wird auch klar wem die, beim Gasthaus entdeckten, alten Knochen gehören könnten. Schottische Geschichte wird greif- und erlebbar. Der Jakobitenaufstand von 1745 liegt jetzt gar nicht mehr so weit zurück. Ein sehr altes Buch, welches Abi in ihrem Haus findet und die Geschichte der Fletcher-Jungs erzählt führt zu einer überraschenden Spur, die in die Gegenwart reicht.

Mit diesem Krimi ist der Autorin eine spannende und vielschichtige Story gelungen, die mir persönlich viel besser als der erste Band gefallen hat. Der Fall ist gut strukturiert aufgebaut, hat viele Handlungsansätze, die nicht geradlinig zur Lösung führen und die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten. Die Beschreibung der Landschaften und des schottischen Lebens in Balfour mit seinen liebenswerten Einwohnern macht das Buch perfekt, auch wenn der Whisky dieses Mal nur getrunken wird.

Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Scot-Crime gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich nicht nur 5 Sterne, sondern auch eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.