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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2019

Endlich geht es weiter!

R.I.P.
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Der Prolog beginnt mit dem Mord an der sechzehnjährigen Stella. Schon hier wird einem klar, mit was für einem schonungslosen Mörder wir es zu tun haben. Die Beschreibungen sind ziemlich brutal und lassen ...

Der Prolog beginnt mit dem Mord an der sechzehnjährigen Stella. Schon hier wird einem klar, mit was für einem schonungslosen Mörder wir es zu tun haben. Die Beschreibungen sind ziemlich brutal und lassen auf einen von Hass erfüllten Mord schließen. Wie grausam muss es sein, ein Video davon zu sehen, wie die eigene Tochter, Freundin oder Schulkameradin um Entschuldigung bettelt und man Zeuge einer solchen Tat wird.

Der Schreibstil zieht einen sofort in einen Bann, und die spannende Thematik, die aktueller nicht sein könnte, verleiht dem Ganzen eine besondere Tragik. Mehrmals musste ich um Fassung ringen, denn der Plot ist einerseits barbarisch und andererseits erschütternd und traurig.

Die Perspektivwechsel sind interessant gestaltet. Während wir aus Huldar und Freyas Sicht den Großteil der Geschichte erzählt bekommen, tauchen auch immer wieder verschiedene Blogbeiträge auf.

Die Situation wurde mit jedem Jahr schlimmer. Und jedes Jahr dachte ich, jetzt sei der Tiefpunkt erreicht. Redete mir ein, dass die anderen Kinder sich bald besinnen würden. Das sie geknickt zu mir kommen und mich um Entschuldigung bitten. Sagen, dass sie selbst nicht verstehen, warum sie sich so verhalten haben, das hätte ich nicht verdient. Von nun an sollten wir alle Freunde sein. Doch nichts dergleichen geschah. (Zitat S.204)

Der Spannungsbogen flacht zur Mitte etwas ab, weswegen die Ermittlungen stagnieren. Doch das ändert sich dann schlagartig mit dem Auftauchen eines weiteren Schuldigen.

Persönliches Fazit: Wieder einmal konnte mich Yrsa Sigurdardottir völlig überzeugen. Eine ausgereifte Geschichte, die sehr tragisch daherkommt und ein absolut realitätsnahes Problem unserer Gesellschaft aufgreift. Wer auf kaltblütige Storys steht, sollte diesen Thriller unbedingt lesen.

© Recensio Online, 2019, Daniela

Veröffentlicht am 11.07.2019

Erschreckend realistisch

Dry
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Alyssa wohnt mit ihrer Familie in einer Kleinstadt in Kalifornien. Da vor einiger Zeit das Wasser knapp wurde, hat man de facto klare Regeln zum Wassersparen aufgestellt. Wer beispielsweise Pflanzen gießt ...

Alyssa wohnt mit ihrer Familie in einer Kleinstadt in Kalifornien. Da vor einiger Zeit das Wasser knapp wurde, hat man de facto klare Regeln zum Wassersparen aufgestellt. Wer beispielsweise Pflanzen gießt oder unnötig Wasser verbraucht, wird knallhart bestraft. Was nach einem unmutzubaren Leben klingt, wird plötzlich zu einem furchtbaren Albtraum, als gar kein Wasser mehr aus den Hähnen kommt. Der Kampf ums eigene Überleben und das der Angehörigen hat begonnen. So steht auch unsere Protagonistin Alyssa eines Tages vor den Toren der Hölle.

Wir begegnen im weiteren Verlauf anderen Figuren. Verschiedene Persönlichkeiten, verschiedene Denkweisen. Dem Leser wird klar gemacht, wie Menschen sich verhalten, wenn sie befürchten zu verdursten. Alyssa versucht verzweifelt zu helfen, allen beizustehen und die Gruppe, die sich gebildet hat, zusammenzuhalten. Dabei bleibt sie leider selbst sehr auf der Strecke und hat niemanden, der sich um sie kümmert, so wie sie sich um die anderen kümmert.

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt, und zwischendurch wechselt auch der Handlungsort, sodass man miterlebt, wie auch andere Gegenden und Menschen die Katastrophe bewältigen müssen.

Fazit: DRY ist realistisch, schockierend und belehrend. Die Tatsache, dass sowas tatsächlich passieren kann, beschert mir eine Gänsehaut.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Unglaublich berührend

Für immer Rabbit Hayes
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Nachdem Mia „Rabbit“ Hayes den Kampf gegen den Krebs verloren hat (kein Spoiler, denn dass das passiert, erfährt im ersten Band bereits per Klappentext), geht das Leben für ihre Familie trotzdem weiter. ...

Nachdem Mia „Rabbit“ Hayes den Kampf gegen den Krebs verloren hat (kein Spoiler, denn dass das passiert, erfährt im ersten Band bereits per Klappentext), geht das Leben für ihre Familie trotzdem weiter. Jeder trauert alleine und anders. Die Ehe von Rabbits Eltern zerbricht fast an der Lücke, die die Tochter hinterlässt. Juliet, Rabbits zwölfjährige Tochter, zieht mit ihrem Onkel nach Amerika. Ein so großer Schritt wird die Trauer um die geliebte Mutter verdrängen, denkt sie. Doch es stellt sich heraus, dass sie ihre Mutter mehr denn je braucht, als sie sich verliebt. Für Grace beginnt neben dem Verlust der Schwester ein weiterer Alptraum: Sie trägt das Krebs-Gen in sich, und ihre Zukunft wird in dunklen Farben gezeichnet.

Schon beim ersten Teil um Rabbit habe ich es einfach nicht geschafft, meine Tränen zurückzuhalten. So reale Charaktere, zum Greifen nah. So viele Emotionen. Was soll ich hier groß schreiben über authentische Entwicklungen oder ähnliches? Das würde der Story nicht gerecht. Diese Geschichte hat viel mehr. Sie berührt mich, lässt mich lange nicht los, und ich würde nichts lieber tun, als vor allem Molly und Juliet zu helfen, sie in den Arm zu nehmen. Schon im Vorgängerbuch hat der wahnsinnig einfühlsame Schreibstil mir eine Gänsehaut beschert. Inzwischen habe ich von Anna McPartlin mehrere Bücher gelesen, und sie waren alle gut – aber das hier ist wieder ganz großes Kino.

Zuerst schweißt Rabbits Sterben die Familie zusammen, und danach driften alle auseinander – doch eigentlich wollen sie nur eines: einander helfen und gemeinsam diese schwere Zeit überstehen. Aber jeder trauert anders, und das kommt hier sehr gut zur Geltung. Während einer sich in Arbeit vergräbt und sich immer Beschäftigung sucht, um nicht nachdenken zu müssen, kann ein andere nur schwer loslassen und lässt die Vergangenheit immer wieder aufleben.
Familie Hayes ist liebenswert, chaotisch und normal. Trotz meiner anfänglichen Bedenken, dass ein zweiter Teil nicht gelingen würde - was ja meistens der Fall ist -, bin ich froh, ihn gelesen zu haben und kann sagen: Ich habe mir umsonst Gedanken gemacht! Mit ihrer einzigartigen Art hat Anna McPartlin es wieder einmal geschafft, mich vollkommen in den Bann zu ziehen und emotional abzuholen.

Persönliches Fazit: Legt Taschentücher bereit! Diese grandiose Fortsetzung berührt tief und lässt einen taumelnd zurück.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Spannende Unterhaltung!

Nadelherz
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Die Geschichte um Tessa könnte dramatischer nicht sein. Die Rückblicke in die Zeit ihrer Gefangenschaft waren sehr emotional und haben mich teilweise so sehr berührt, dass ich kaum schlafen konnte.

„Sie ...

Die Geschichte um Tessa könnte dramatischer nicht sein. Die Rückblicke in die Zeit ihrer Gefangenschaft waren sehr emotional und haben mich teilweise so sehr berührt, dass ich kaum schlafen konnte.

„Sie schloss die Augen, hoffte erneut, sie würde einfach aufwachen. Wieso wachte sie nicht auf? So etwas geschah doch nur im Film, und dabei mochte sie weder Krimis, Horror noch Thriller. Liebesfilme, Komödien oder Arthaus, das war ihre Welt. Keine Folterkeller, Käfige und Eimer zum Reinpinkeln“ (Zitat S. 144).

Durch die kurzen Kapitel, ihren lockeren Schreibstil und die steten Perspektivenwechsel schafft es Julia Corbin, den Leser stets neugierig zu machen und damit am Buch dran zu bleiben.

Der Leser darf die Ermittler begleiten, die ganze Arbeit leisten, den kranken Nadelherz-Killer endlich zu fassen. Was ich hierbei sehr hilfreich fand, war, dass am Anfang des Buches alle Ermittler einmal vorgestellt werden. Da das Buch ja bereits Band 3 einer Reihe ist, hatte ich somit überhaupt keine Probleme reinzufinden und konnte immer wieder kurz vorne nachsehen, wer nun wer ist.

Die Sequenzen wechseln, und der Leser begleitet die Gedankenwelt von Tessa abwechselnd von damals und von heute. Tessa ist eine unglaublich starke Frau, der so viel Schlimmes widerfahren ist. Ich hatte Mitleid mit ihr und konnte es kaum erwarten, dass der anonyme Nadelherz-Killer endlich gefasst wird.

Zum Schluss nimmt das Buch nochmal richtig Fahrt auf. Die Auflösung könnte überraschender nicht sein, und der Leser darf sich hier auf ein spannendes Ende freuen!

Persönliches Fazit: Obwohl ich Band 1 und 2 nicht gelesen habe, war die Story für mich total schlüssig. Ein super spannendes Buch mit großartiger Ermittlungsarbeit, die ich so intensiv bisher in noch keinem anderen Buch miterlebt habe! Der Leser bekommt hier tiefe Einblicke in Julia Corbins Spezialgebiet – die Biologie –, was für mich absolut faszinierend war!

©Recensio Online, 2019, Sabrina

Veröffentlicht am 20.06.2019

Ein starker Thriller!

Die Stille des Todes
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Zwanzig Jahre zuvor im beschaulichen Ort Vitoria: Der Polizist Ignacio überführt seinen Zwillingsbruder Tasio. Er soll für die schreckliche Mordserie verantwortlich sein, in der die Leichen nackt und ...

Zwanzig Jahre zuvor im beschaulichen Ort Vitoria: Der Polizist Ignacio überführt seinen Zwillingsbruder Tasio. Er soll für die schreckliche Mordserie verantwortlich sein, in der die Leichen nackt und paarweise aufgefunden werden. Doch nun werden wieder zwei Tote gefunden, und alles erinnert an damals. Kraken und Estibaliz ermitteln gemeinsam mit ihrer Chefin Alba. Sitzt Tasio, der vor seiner Verhaftung ein angesehener Archäologe war, wirklich seit zwanzig Jahren unschuldig im Gefängnis? Weil er kurz vor seiner Entlassung steht, kämpfen die beiden Ermittler gegen die Zeit.

Die Geschichte entwickelt sich langsam, aber stetig spannend. Es bleibt keine Zeit zum Pausieren. Geheimnisse werden gelüftet, Dramen ausgefochten. Die Autorin versteht es, die Geschichte des Baskenlandes einfließen zu lassen, ohne dass die Spannung dabei verloren geht. Durch die bildhaften Beschreibungen befindet man sich mitten in Vitoria, steht vor den Sehenswürdigkeiten, beobachtet die Einwohner. Aufgrund der abwechselnden Erzählung in der Gegenwart und in der Vergangenheit kommt man dem Geschehen von damals noch ein bisschen näher.

Die Charaktere sind durchweg ausgereift, authentisch und sympathisch, allen voran Kraken. Der hat zwar sein Päckchen zu tragen und ist auch nicht ganz frei von den gängigen Ermittler-Klischees, es bleibt jedoch abzuwarten, wie sein Charakter sich in den nächsten Teilen weiterentwickelt.

Eine Besonderheit in diesem Buch ist die Karte, die den Handlungsort noch ein Stück greifbarer macht, sowie ein Personenregister. Die wichtigsten Örtlichkeiten werden der besseren Übersicht halber hier noch einmal kurz aufgeführt. Für den Einstieg war das wirklich sehr hilfreich, da die spanischen Namen ungewohnt waren und schnell zu Verwirrung geführt haben.

Persönliches Fazit: Ein atmosphärischer Thriller mit gut gewählten Twists und einer anständigen Portion temporeicher Spannung. Ich freue mich auf die Verfilmung, die bereits in Planung sein soll.

© Recensio Online, 2019