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Veröffentlicht am 28.01.2017

unkonventionell, frech, witzig

Hier kommt Oma
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Bei Oma wird man bekanntlich immer etwas verwöhnt. Es gibt mehr Süsses zum Naschen, man darf etwas länger aufbleiben und vielleicht auch Dinge tun, die sonst nicht erlaubt sind. Und so soll es ja auch ...

Bei Oma wird man bekanntlich immer etwas verwöhnt. Es gibt mehr Süsses zum Naschen, man darf etwas länger aufbleiben und vielleicht auch Dinge tun, die sonst nicht erlaubt sind. Und so soll es ja auch sein.
Auf eine sehr überspitzte und provokante Art zeigt uns Stefan Boonen, was bei Oma los sein kann, wenn Mama und Papa weg sind.

Einmal im Jahr holt Oma nämlich ihre zehn Enkel mit ihrem alten Klapperbus ab und sie fahren übers Wochenende zum alten Haus im Wald, das wie ein Drache aussieht. Hier dürfen sie reden wie sie möchten und Oma erzählt unheimliche Geschichten von zahnlosen Zombies oder schmutzigen Hexen in Badewannen voll Schleim. Gemeinsam erleben sie viele Abenteuer und Oma geht immer mit grossen Schritten voraus.
Und auch wenn Oma am Tag etwas spröde und vor allem cool ist, setzt sie sich nachts mit den Enkeln, die nicht schlafen können aufs Dach und kuschelt. Und der jährliche Besuch an Opas Grab darf auch nicht fehlen.

An "Hier kommt Oma" ist wirklich alles unkonventionell: die Geschichte selbst, der Schreibstil und auch die comicartigen Illustrationen von Melvin, die den Text ergänzen. Zusammen ergeben sie jedoch ein sehr witziges und unterhaltsames Ganzes, das bei den Kindern sehr gut ankommt.

Empfohlen wird das Buch ab 8 Jahren und ich denke, ab da ist es auch gut aufgehoben, denn es ist wild, frech und provokant - genau wie manch ein Junge in dem Alter.

Leider ist der Besuch bei Oma viel zu schnell vorbei, doch die Enkel wissen, in einem Jahr werden sie wieder mit dem Klapperbus abgeholt.

Fazit:
Um "Hier kommt Oma" vorzulesen, braucht es als Mutter doch etwas Mut, denn es ist total überspitzt und provokant. Aber genau das kommt beim Publikum ab 8 Jahren sehr gut an. Eine Oma, bei der man alles darf und die bei jedem Blödsinn dabei ist, klingt ja auch sehr abenteuerlich und witzig. Vor allem Jungs werden von der skurrilen Geschichte mit den comicartigen Illustrationen begeistert sein.

Veröffentlicht am 05.12.2016

grandioses Setting, rasantes Tempo & hohe Spannung

Evolution. Die Stadt der Überlebenden
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Mit dem Prolog startet Thomas Thiemeyer gleich sehr spannend in seine neue Trilogie "Evolution". Nur mit einem Taschenmesser bewaffnet, muss sich der fünfzehnjährige Jem drei Wölfen stellen.

Danach steigen ...

Mit dem Prolog startet Thomas Thiemeyer gleich sehr spannend in seine neue Trilogie "Evolution". Nur mit einem Taschenmesser bewaffnet, muss sich der fünfzehnjährige Jem drei Wölfen stellen.

Danach steigen wir eine Woche vor diesem Ereignis in die Geschichte ein und erfahren, wie Jem in diese brenzlige Situation geraten ist. Er und Lucie sind beide spät dran. Sie müssen sich beeilen, denn ihr Flug nach Amerika wurde soeben das letzte Mal aufgerufen. Beide machen einen Schüleraufenthalt, der jedoch ganz anders herauskommt als geplant. Während dem Flug gibt es Pannen und sie müssen in Denver notlanden.

Der fünfzehnjährige Jem, der wohl keine ganz einfach Kindheit hinter sich hat und aufpassen muss, dass er nicht auf die schiefe Bahn gerät, war mir sofort sympathisch. Er ist eigentlich der typische Anti-Held, der in der Situation über sich hinauswächst.
Lucie ist eine sehr ruhige, vorsichtige und ängstliche Person, so dass die Jungs schnell das Gefühl bekommen, sie beschützen zu müssen.

Die Idee von "Evolution. Die Stadt der Überlebenden" ist nicht neu, doch Thomas Thiemeyer weiss von der ersten Seite an zu fesseln und beweist, dass er sich mit der Materie auskennt. Die Jugendlichen finden sich in einer Welt wieder, die sie zwar auf der einen Seite kennen, sich auf der anderen Seite jedoch völlig verändert hat. Die Pflanzen- und Tierwelt hat anscheinend das Zepter in die Hand genommen und ist für viele (böse) Überraschungen verantwortlich.
Dieser erste Band besticht mit einem rasanten Tempo, einem hohen Spannungsbogen und einem grandiosen Setting, so dass ich mir die Story sogar sehr gut auf der Kinoleinwand vorstellen kann.

Die Zusammensetzung der Gruppe ist meiner Meinung nach jedoch etwas gar gewollt. Da ist der von sich selber überzeugte, draufgängerische Beau und auch die Nerds dürfen nicht fehlen, denn die sind noch sehr hilfreich.
Insgesamt sind mir die Charaktere doch etwas zu blass geblieben. Thomas Thiemeyer setzt ganz klar auf Tempo und Spannung.

Der Schreibstil von Thomas Thiemeyer ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Das Setting beschreibt er so bildhaft, dass ich mir den überwucherten Flughafen in Denver oder auch andere Szenen sehr gut vorstellen konnte.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Jems und Lucies Perspektive erzählt, was noch mehr Abwechslung bringt.

Fazit:
"Evolution. Die Stadt der Überlebenden" fesselt von der ersten Seite an und durch ein grandioses Setting, ein rasantes Tempo, hohe Spannung und viele Überraschungen kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Eher blasse Charaktere und eine etwas zu konstruierte Gruppe trüben den Lesespass nicht. Ich könnte mir Thomas Thiemeyers neustes Werk sogar sehr gut als Film vorstellen.

Veröffentlicht am 08.11.2016

dicht, bedrückend, brisant

Falsche Schwestern
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Den Fall Natascha Kampusch haben wohl damals sehr viele mitverfolgt, denn wenn jemand nach so langer Gefangenschaft frei kommt, bewegt das die Leute und wirft viele Fragen auf.
"Falsche Schwestern" wird ...

Den Fall Natascha Kampusch haben wohl damals sehr viele mitverfolgt, denn wenn jemand nach so langer Gefangenschaft frei kommt, bewegt das die Leute und wirft viele Fragen auf.
"Falsche Schwestern" wird aus der Sicht der jüngeren Schwester erzählt, so dass der Leser hautnah miterlebt, wie es ist, wenn die eigene Schwester 13 Jahre vermisst wird und wie es sich anfühlt, wenn diese dann plötzlich wieder auftaucht.

Wenn einer Familie so ein schwerer Schicksalsschlag wie Kindesentführung widerfährt, hinterlässt dies seine Narben. Faiths Eltern haben sich getrennt. Sie lebt bei ihrer Mutter, die über die Jahre alles dafür getan hat, dass der Fall Laurel Logan nie in Vergessenheit geraten ist. Die Wochenenden verbringt sie bei ihrem Vater, der mit seinem Freund zusammen wohnt. Faith hat sich, so gut es geht, mit ihrer Situation arrangiert und versucht, jegliche Aufmerksamkeit zu vermeiden. Das Auftauchen der Schwester lässt sie sehr vieles hinterfragen.

Faith hat es wirklich nicht einfach. Erst muss sie jahrelang mit der Situation zurecht kommen, dass zum einen ihre Schwester vermisst ist, zum anderen muss sie miterleben, wie sich ihre Eltern unter dieser schweren Last verändern. Als Laurel dann wieder auftaucht, ist sie zwiegespalten. Selbstverständlich freut sie sich, dass ihre Schwester wieder da ist, doch sie muss auch erst lernen, mit der neuen Familiensituation umzugehen, vor allem, weil sich nun noch mehr alles um Laurel dreht und die Presse an jeder Ecke lauert.

Cat Clarke hat eine schwierige und brisante Thematik sehr eindringlich umgesetzt. Zudem erzählt Faith sehr fesselnd. Mit "Falsche Schwestern" bekommen wir eine äusserst interessante Charakterstudie und viel unterschwellige Spannung. Die Emotionen beim Lesen schwanken zwischen Neugierde und Beklemmung, so dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.

Leider verraten die Inhaltsangabe und vor allem der Titel schon sehr viel über die Geschichte. Doch dies ist nur ein Wermutstropfen, "Falsche Schwestern" ist trotzdem sehr spannend.

Der Schreibstil von Cat Clarke ist ruhig und eindringlich. Allein mit ihren Charaktere und einer unheimlich dichten Atmosphäre schafft die Autorin es, die Leser total an die Seiten zu fesseln. Sie setzt viel mehr auf den psychologischen Blick in Faiths Gefühlswelt als auf actionreiche Szenen.

Fazit:
"Falsche Schwestern" ist ein sehr gelungener psychologischer Spannungsroman. Cat Clarke überzeugt mit facettenreichen Charaktere, einer sehr dichten und bedrückenden Atmosphäre und dem brisanten Thema einer Kindesentführung, die sofort unsere Erinnerungen an den Fall Natascha Kampusch wecken.
Obwohl der Titel leider schon einiges verrät, konnte ich mich dem Lesesog des Buches nicht entziehen und konnte es kaum noch aus der Hand legen. Eine tiefgründige Geschichte, die man nicht so schnell vergessen wird.

Veröffentlicht am 30.10.2016

von Hoffnungen, der bitteren Realität & wahrer Freundschaft

Apple und Rain
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Wir steigen mit Apples erster Kindheitserinnerung in die Geschichte ein. Sie war drei Jahre alt und erwachte weinend in der Nacht. Dann bekam sie mit, wie ihre Mutter sie bei der Grossmutter zurückliess ...

Wir steigen mit Apples erster Kindheitserinnerung in die Geschichte ein. Sie war drei Jahre alt und erwachte weinend in der Nacht. Dann bekam sie mit, wie ihre Mutter sie bei der Grossmutter zurückliess und ging. Nana und Apple haben sich zwar gut arrangiert, doch sie vermisst ihre Mutter trotzdem sehr und möchte vor allem wissen, warum sie sie verlassen hatte.

Dann, nach elf Jahren, taucht ihre Mutter plötzlich wieder auf. Apple ist überglücklich und zieht ganz überstürzt zu ihr. In der neuen Wohnung angekommen, entdeckt sie Rain, ihre Schwester, von der sie keine Ahnung hatte. Aber auch Rain wusste nichts von einer grossen Schwester und so sind die beiden Mädchen sehr skeptisch. Und leider muss sich Apple nach einiger Zeit auch eingestehen, dass sich ihre Mutter wohl doch nicht geändert hat, sondern nur einen Babysitter brauchte. So hatte sie sich ihr neues Leben mit Mum überhaupt nicht vorgestellt.

Apple ist zwar erst 14 Jahre alt, doch sie wirkt für ihr Alter schon sehr reif. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was sie schon alles durchgemacht hat. Weder bei ihrer Mutter noch bei ihrem Vater ist sie die oberste Priorität, so dass sie bei Nana aufwächst. Das ist nicht immer einfach, denn diese ist streng und erzieht sie sehr konservativ. Apple ist mir sofort ans Herz gewachsen, denn sie ist ein sehr sympathisches Mädchen, das auf ihre Mutter hofft.

Sarah Crossans Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und haben Tiefe. Klar hegen wir gegen die eine oder andere Figur auch eine Abneigung, doch so ist das ja auch im richtigen Leben.
In "Apple und Rain" steht die Freundschaft, die Familie und das Erwachsen werden im Mittelpunkt. Mit einer sehr ruhigen Art bringt die Autorin einem die Themen gekonnt und emotional rüber.

"Apple und Rain" ist zwar eine wirklich schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe, doch mir hat noch das gewisse Etwas gefehlt.

Der Schreibstil von Sarah Crossan ist schlicht und ruhig. Trotzdem schafft sie es, mit nur wenigen Worten Emotionen zu transportieren.
Dadurch dass "Apple und Rain" aus der ich-Perspektive von Apple geschrieben ist, kann der Leser sehr gut mit der Protagonistin mitfühlen und versteht sie nur zu gut.

Fazit:
"Apple und Rain" ist eine schöne, ruhige Geschichte ums Erwachsen werden. Obwohl sie sich sehr leicht lesen lässt, schafft es Sarah Crossan gut, in die Tiefe zu gehen. Das Buch ist traurig und schön zugleich und zeigt, wie wichtig Freundschaft ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

optisch ein richtiges Highlight, inhaltlich aber 'nur' ein solider Mittelteil

Das Juwel - Die Weiße Rose
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Optisch ist auch der zweite Band von "Das Juwel" ein richtiger Mädchentraum. Das wunderschöne Kleid ist ein Hingucker und der Spotlack ein richtiges Highlight. So passen "Die Gabe" und "Die Weisse Rose" ...

Optisch ist auch der zweite Band von "Das Juwel" ein richtiger Mädchentraum. Das wunderschöne Kleid ist ein Hingucker und der Spotlack ein richtiges Highlight. So passen "Die Gabe" und "Die Weisse Rose" optisch perfekt zusammen. Doch wo die Protagonistin auf dem ersten Cover noch unsicher zusammengekauert ist, hat sie sich nun aufgerichtet und sieht entschlossen aus. Und genau diese Entwicklung von Violet steht im Zentrum.

"Die weisse Rose" schliesst direkt an seinen Vorgänger an, so dass ich keinerlei Probleme hatte, mich wieder in der Geschichte zurecht zu finden. Nachdem Violet und Ash von der Herzogin überrascht worden sind, wurde ihr Geliebter in den Kerker geworfen und bei ihr will die Herzogin vom See nun keine Gnade mehr walten lassen. Violet soll ihr so schnell wie möglich ein Kind gebären.

Doch mit Hilfe der männlichen Kammerzofe Lucien und dem Sohn der Herzogin gelingt Violet, Ash und Raven die Flucht aus dem Juwel. Ihr Ziel ist nun die Farm. Unterwegs decken sie noch mehr Gräueltaten des Adels auf, so dass sie schlussendlich unbedingt gegen das Juwel vorgehen wollen.

Auch dieses Mal wird die Geschichte aus der ich-Perspektive der 16-jährigen Violet Lasting erzählt. Sie hat sich im Gegensatz zu Band 1 positiv weiterentwickelt, doch ich muss ehrlich sagen, dass sie immer noch nicht zu meinen Lieblingscharaktere gehört. Irgendwie ist sie mir zu wenig greifbar.
Mein Wermutstropfen in "Die Gabe" war Ash und die Liebesgeschichte zwischen den beiden. So war ich wirklich froh, dass der Fokus nicht auf den beiden als Paar lag, trotzdem wurde ich mit Ash immer noch nicht ganz warm. Er war mir schlichtweg zu blass.

Überzeugen konnte mich dafür Violets beste Freundin Raven. Ihr wurde im Haus vom Stein böse mitgespielt, sie zeigt aber wahre Stärke.

Gut gefallen hat mir, dass es nun endlich mehr Hintergrundinformationen gab.
Auch die Fantasyaspekte, die neu eingewoben wurden, fand ich sehr interessant und ich bin gespannt, was Violet daraus dann im Finale macht.

Amy Ewing schreibt sehr schlicht und flüssig. Dazu kommt, dass die Schrift recht gross gehalten ist, so dass man förmlich durch die Seiten rast. Ab und zu gibt es zwar eine kurze Durststrecke und vieles ist vorhersehrbar, doch sonst versorgt uns die Autorin fortwährend mit Spannung und wartet am Ende mit einem richtig fiesen Cliffhanger auf. Auf Band 3 müssen wir aber wohl noch eine Weile warten, denn das Original erscheint erst diesen Oktober.

Fazit:
"Das Juwel. Die Weisse Rose" ist optisch ein richtiges Highlight, inhaltlich aber nur ein solider Mittelteil. Zwar schenkte mir Amy Ewing unterhaltsame Lesestunden, doch leider hat sie das Potential der Geschichte meiner Meinung nach nicht ganz ausgeschöpft. Ich hoffe, dass dieses Durchschnaufen ein Atemholen für ein fulminantes Finale ist.
(3.5 Sterne)