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Veröffentlicht am 10.11.2019

Glück ist eine Entscheidung

Die Kunst der guten Erinnerung
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Das Streben nach Glück und der Zustand des Glücklich seins beschäftigt die Menschheit schon seit der Antike. Generationen von Philosophen haben schon versucht herauszufinden, wie der Weg zum Glück am Besten ...

Das Streben nach Glück und der Zustand des Glücklich seins beschäftigt die Menschheit schon seit der Antike. Generationen von Philosophen haben schon versucht herauszufinden, wie der Weg zum Glück am Besten zu finden ist. In der heutigen medialen Konsumwelt wird uns oft vermittelt, dass sich mit dem Kauf des richtigen Produkts, Glück wie selbstverständlich einstellen könnte.

Wie gut, dass es Wissenschaftler wie Meik Wiking gibt. Der dänische Glücksforscher ist Gründer des ersten Instituts für Glücksforschung und berät Städte, Regierungen und Organisationen weltweit zum Thema Glück.
In seinem Buch "Die Kunst der guten Erinnerung und wie sie uns dauerhaft glücklicher macht" lässt er die Leser an der Glücks-Spurensuche teilhaben.

In Studien und Experimenten hat Wiking herausgefunden, dass Menschen in ihren Stimmungen beeinflussbar sind, wenn man sie dazu bringt glückliche Erinnerungen wachzurufen. Doch glückliche Erinnerungen setzen glückliche Momente in der Vergangenheit voraus. Wie man es schafft, dass wir uns gut erinnern können, beschreibt Wiking in den acht Kapiteln seines Buches. Eine Voraussetzung ist das Erleben mit allen Sinnen. Viele der Menschen die der Glücksforscher und sein Team befragten, nannten Naturerlebnisse als ihre glücklichsten Erinnerungen. Sonnenuntergänge am Strand, barfußlaufen auf einer Blumenwiese oder der Duft von frisch gemähtem Gras: All das sind Momente, die eine sinnliche Erfahrung verkörpern.
Genauso wichtig ist das bewusste Erleben bzw. das immer wieder Erzählen von Ereignissen. So können sich z. B. Familienerinnerungen in das gemeinsame Familiengedächtnis einbrennen.

Meik Wiking gibt viele praktische Tipps zur Praxis der guten Erinnerung. Am Ende seines Buches steht eine Ideenliste, die für jeden Monat eine Anregung für ein glückliches, erinnernswertes Jahr gibt.

Meik Wikings verknüpft Fakten mit schönen Geschichten und Bildern. Die Wichtigkeit der guten Erinnerung ist mir überaus klar geworden. Und dass man nur erinnern kann, wenn man vorher etwas erlebt hat.
Vielen Dank Maik Wiking!

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Veröffentlicht am 16.07.2019

Verlust der Unschuld

Tage in Cape May
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Nachsaisonstimmung in dem Küstenstädtchen Cape May: Hier treffen die Frischvermählten Effie und Henry ein, um ihre Flitterwochen im Haus von Effies Onkel zu verbringen. Obwohl sich beide schon seit frühester ...



Nachsaisonstimmung in dem Küstenstädtchen Cape May: Hier treffen die Frischvermählten Effie und Henry ein, um ihre Flitterwochen im Haus von Effies Onkel zu verbringen. Obwohl sich beide schon seit frühester Jugend kennen, breitet sich eine seltsame Schüchternheit zwischen dem Ehepaar aus. Wie Ende der 50er Jahre üblich gehen die knapp Zwanzigjährigen sexuell unerfahren in ihre Ehe. Alles wäre gut, wenn nicht die Langeweile sich ausbreiten würde in dem Urlaubsort, den Effie aus ihrer Kindheit in lebhafterer Erinnerung hat. Gerade als sie beschließen vorzeitig abzureisen, treffen sie auf Clara, einer Bekanntschaft aus Effies Kindertagen. Clara verbringt mit ihrer mondänen Clique aus New York einige Tage im Haus ihrer Eltern. Beeindruckt von deren Lebensstil schließen sich Effie und Henry an und das Unheil nimmt seinen Lauf. Orgienhafte Partys, Segeltörns und verbotene Spiele üben auf das Paar aus der Provinz eine Anziehungskraft aus, der sie sich nicht entziehen können und wollen. Mit Folgen für das ganze weitere Leben.
Ich habe Tage in Cape May verschlungen. Chip Cheek lässt eine unheilvolle Stimmung über allen Seiten schweben, und das Gefühl, mit den beiden jungen Menschen einem Abgrund entgegen zu gehen, ist permanent vorhanden. Effie und Henry verlieren an diesen Tagen in Cape May am Ende in jeder Hinsicht ihre Unschuld und müssen ihr den Rest des Lebens damit klarkommen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein Albtraum wird brutale Realität

Lazarus
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Man würde es ihm wünschen, das Glück. Joona Linna, Kommissar der Landeskriminalpolizei mit Einzelkämpferausbildung, ist mit einem Strauß roter Rosen auf dem Weg zu seinen Geliebten Valeria um ein romantisches ...

Man würde es ihm wünschen, das Glück. Joona Linna, Kommissar der Landeskriminalpolizei mit Einzelkämpferausbildung, ist mit einem Strauß roter Rosen auf dem Weg zu seinen Geliebten Valeria um ein romantisches Wochenende zu verbringen. Joona hat scheinbar eine echte Chance bekommen, um über den Verlust seiner Frau hinwegzukommen. Doch der Leser weiß zu dem Zeitpunkt längst, dass nichts gut ist oder sein wird für den schwermütigen Kommissar.

Das Autorenduo Lars Kepler hat in seinem neuen Band aus der Joona-Linna-Reihe das Unmögliche mögliche gemacht. Nicht ohne Hintersinn heißt der Band „Lazarus“. Anfangs glaubt nur Joona an die Auferstehung des Serienmörders Jurek Walter. Letztendlich müssen alle Anderen schmerzhaft erkennen, dass Joona Recht hat. Jurek ist zurückgekommen um Joona zu jagen und ihm alle Menschen zu nehmen, die er liebt. Niemand kennt sich in dem kranken Hirn des brutalen Mörders so gut aus wie Linna. Dies verschafft ihm einen kleinen Vorsprung um seine Tochter zu schützen. Doch Jurek ist ihm bis zum bitteren Ende auf den Fersen.

Lazarus ist seit langem der brutalste Krimi, den ich gelesen habe. Aber auch seit Langem der spannendste. So wie Jurek Walter Joona vor sich hertreibt, wird auch der Leser angetrieben von dem bis zur letzten Seite aufreibenden Schwedenkrimi. Ich empfehle Lazarus allen, die Spannung lieben und nicht zartbesaitet sind.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Starkes Buch!

Der Wal und das Ende der Welt
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Der Protagonist heißt zwar nicht Jona, sondern Joe und Joe wird auch nicht vom Wal verschluckt, aber doch erinnert das neue Buch von John Ironmonger „Der Wal und das Ende der Welt“ an die biblische Geschichte ...

Der Protagonist heißt zwar nicht Jona, sondern Joe und Joe wird auch nicht vom Wal verschluckt, aber doch erinnert das neue Buch von John Ironmonger „Der Wal und das Ende der Welt“ an die biblische Geschichte vom unfreiwilligen Propheten Jona, der die Bewohner der Stadt Ninive vor großem Unglück bewahren soll.
Den biblischen Ort Ninive hat Ironmonger, der als promovierter Zoologe und IT-Fachmann mit großem Sachverstand schreibt, an die Küste Cornwalls verlegt. Hier, im abgelegenen 300 Seelen-Dorf St. Piran, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Bis zu dem Tag, an dem der junge Londoner Bankenanalyst Joe Haak an Ihren Strand gespült wird. Mit Joe ändert sich alles, denn Joe trägt ein Geheimnis mit sich, dass ihm fortan als Handlungsmaxime gilt. Am Ende ist dies sein Antrieb, die Bewohner von St. Piran vor großem Unglück zu bewahren.

Für mich begann die Handlung etwas schwerfällig. Im Laufe der Geschichte kommt aber so etwas wie Spannung auf. Die liebenswert schrulligen Dorfbewohner, das Geheimnis um Joe und seine Vergangenheit und auch die Frage, was es mit dem Wal auf sich hat, entwickeln in gleicher Weise die Sogwirkung des Buches, wie auch die Handlung sich wie ein Blütenblatt entfaltet. Am Ende fügen sich alle Einzelteile zu einem Ganzen.

John Ironmongers Buch ist keine Dystopie, da es ja weder eine fiktives pessimistisches Zukunftsszenario entwirft, noch entlässt es den Leser am Ende der knapp 500 Seiten mit einem unguten Gefühl. Im Gegenteil: Das Ende kann mit Fug und Recht als Happy End bezeichnet werden. Als Film wäre es mir zwar etwas „too much“ wie der Held Joe Haak in die aufgehende Sonne segelt, aber Jon Ironmongers Buch wäre ohne dieses Ende nicht das, was es ist: Ein Roman, der Hoffnung macht und an das Gute im Menschen glauben lässt.

Veröffentlicht am 21.06.2020

Liebenswerte Menschen im Elsass

Wie uns die Liebe fand
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Bois de Val im Elsass ist der Ort, in dem die 92jährige Madame Nan lebt, liebt und auf ihr Leben zurückschaut. In dem beschaulichen Dörfchen hat sie ihre vier Töchter mehr oder weniger allein großgezogen, ...

Bois de Val im Elsass ist der Ort, in dem die 92jährige Madame Nan lebt, liebt und auf ihr Leben zurückschaut. In dem beschaulichen Dörfchen hat sie ihre vier Töchter mehr oder weniger allein großgezogen, da ihr geliebter Mann viel zu früh verstarb.

Nicht nur die persönliche Geschichte von Madame Nan, sondern auch die Geschichten der Bewohner des kleinen Örtchen hat Claire Stihlé in dem Buch „Wie uns die Liebe fand“ zu einem bunten Erzählteppich verwoben. Vieles, was in Val-de-Bois passiert ist lustig, aber auch Trauriges kann Madame Nan aus ihrem langen Leben berichten.

Die Lebensgeschichten sind nicht zuletzt dadurch geprägt, dass das Elsass immer wieder als Spielball politischer Interessen herhalten musste. Umso tröstlicher ist es, dass Nan letztendlich immer wieder auf das Menschliche zurückkommt. Und was ist menschlicher als die Liebe? In Bois-de-Val dürfen die Bewohner auf ganz besondere Weise den Sog der Liebe spüren. Dies haben sie Madame Nans ältester Tochter Marie zu verdanken, die eine außergewöhnliche Erfindung unter die Leute bringt. Viel mehr sei nicht verraten...

Die Charaktere in Wie uns die Liebe fand sind liebenswert dargestellt, und im Leben von Nan und ihren Töchtern wird es nie langweilig.

Ich habe dieses Buch gerne gelesen, obwohl mir das „kleine Liebeswunder“ anfangs etwas zu märchenhaft erschien. Am Ende des Buches sind dann noch elsässische Rezepte zu finden, wodurch das Lesevergnügen komplett wird.

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