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Veröffentlicht am 12.06.2020

Hier stimmt leider kaum etwas..

Following You
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Mika D. Mon erzählt die Geschichte rund um Viktoria mittels eines sehr einfachen Schreibstils. Größtenteils zu einfach, wie sich schon früh herausstellte. Die wenigen Lichtblicke, die für mich durchschimmerten, ...

Mika D. Mon erzählt die Geschichte rund um Viktoria mittels eines sehr einfachen Schreibstils. Größtenteils zu einfach, wie sich schon früh herausstellte. Die wenigen Lichtblicke, die für mich durchschimmerten, vor allem in Form von schönen Sätzen, verblassten aber meiner Meinung nach neben all den plumpen Beschreibungen. Auch in Sachen Dialoge musste ich immer wieder den Kopf schütteln. Jede Form von Glaubwürdigkeit oder gar Lebendigkeit erlischt, wenn jemand so etwas wie „Ich glaube nicht, dass er in mich passt“ von sich gibt. Erotisch? Nein, eher zum fremdschämen. Die Wortwahl des Autorenduos war einfach in den allermeisten Fällen falsch und hinterließ nichts als einen faden Geschmack und einige fiese Stolpersteine, die den Lesefluss ins Straucheln brachten. Von Emotionen und Atmosphäre kann also keine Rede sein und das ist halt nunmal das A und O in einem Dark Romance Roman. Davon lebt eine solche Geschichte. Auch eine bildhafte Darstellung wäre wichtig gewesen, doch wollte es mir nicht gelingen, die Szenen und Kulissen zu greifen.
Aufgeteilt ist das Buch dabei in Kapitel, die abwechselnd aus seiner und aus ihrer Perspektive erzählt werden. Oder besser gesagt „Er“ und „Sie“. Das gefiel mir soweit ganz gut; ich bin ja ohnehin ein großer Fan von unterschiedlichen Perspektiven. Leider brachte das aber einen weiteren Kritikpunkt mit sich, dem wir uns jetzt widmen. Die Charaktere.

Die 19-jährige Protagonistin Viktoria hatte wirklich Potenzial. Ihre Lebensfreude und das Talent, in allem etwas Gutes zu sehen, ist mehr als bewundernswert und zaubert sicher jedem Leser immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Gleichzeitig ist diese junge Frau aber derart sprunghaft in ihrem Verhalten und ihren Gedanken, dass einem schnell mal schwindlig werden kann. In der einen Sekunde stocksauer, in der nächsten schon wieder das blühende Leben und voller Verständnis. Jetzt todtraurig, im nächsten Augenblick wieder unglaublich glücklich. Immer wieder stellte sich mir die Frage: „was denn jetzt???“ Sie bezeichnet sich selbst mal als Rebellin, aber stirbt wegen den kleinsten Kleinigkeiten an schlechtem Gewissen. Schon nach wenigen Seiten konnte ich Kiki, wie sie sich selbst nennt, überhaupt nicht mehr ernst nehmen. Egal wie beschissen man sie auch behandelt, jede Reaktion von ihr war eh für die Katz weil sie ihre Meinung alle zwei Sekunden änderte und so alles an Sympathie, was sie sich vielleicht verdient hatte, wieder verlor. Die Naivität, die dann noch dazu kam, versetzte ihr letztlich den Todesstoß. Kiki war eine der anstrengendsten und nervigsten Persönlichkeiten, die ich jemals in Büchern angetroffen habe und so definitiv niemand, den man ins Herz schließen kann. Unendlich schade, denn wie gesagt, Potenzial war definitiv gegeben, aber leider in keiner Weise ausgeschöpft. Im Gegenteil. Es mangelte an Authensität, Lebendigkeit und vor allem: Entwicklung. Drückt man es mal böse aus, könnte man behaupten, sie wäre am Ende noch blauäugiger als am Anfang.
„Er“ wie er über mehrere Kapitel hinweg genannt wird, ehe man seinen Namen erfährt, steht Kiki in nichts nach. Er hatte eigentlich exakt die selbe Problematik. Dadurch, dass wir eben diese beide Perspektiven haben, wird auch „Er“ näher beleuchtet und das tat diesem Charakter überhaupt nicht gut. Seine Ausdrucksweise und seine Selbstdarstellung war einfach total daneben. Er bezeichnet sich selbst als Gefahr für andere, als todbringend und herzlos – ertrinkt aber regelmäßig in Selbstmitleid und verhält sich wie der größte Softie auf diesem Planeten. Dieser krasse Kontrast, der da herrschte, ließ ihn komplett unglaubwürdig dastehen und ruinierte den ganzen Protagonisten. Ein Bad Boy in einem Dark Romance Roman braucht Charme und das gewisse Etwas – in solchen Romanen erwartet man als Frau, dass man sich in den zwielichtigen Kerl verlieben kann – aber „Er“ war einfach eine Lachnummer für mich. Und das tut mir im Herzen weh, weil ich glaube, dass er derjenige war, der alles hätte retten können. Stattdessen macht er es eher noch schlimmer.
Die Randfiguren hingegen konnten durchaus glänzen – zumindest manche. Während Leonie eher die Ausnahme bildete und sich „Er“ und Kiki anschloss, waren es besonders Grimm und Dimitri, die mein Herz erreichten. Ihre Menschlichkeit war so deutlich, so greifbar und einfach rund herum gegeben. Das was diese beiden Männer an sich hatten, hätten auch die Protagonisten gebraucht.

Die Idee und der Grundgedanke hinter „Following You“ ist zwar nichts Neues, weckt aber definitiv die Neugier des Lesers – zumindest erging es mir so. Der Klappentext ist recht undurchsichtig, verrät also quasi nichts über die eigentliche Handlung – aber er ist atmosphärisch und damit fiel die Entscheidung, es zu lesen. Auch der Einstieg war noch sehr glücklich gewählt; nämlich in Form einer Alltagssituation der Protagonistin. So lernen wir Kiki, ihre Wesenszüge und ihre Lebenssituation erst einmal kennen und können uns ein Bild davon machen. Leider aber bewegt sich die Geschichte in eine Richtung, die mir missfiel. Einerseits wird es zunehmend absurder und fragwürdiger, andererseits passiert eigentlich nichts. Das einzige, was hin und wieder einmal aufkommt, sind kurze Anflüge von Thriller-Stimmung, doch ansonsten versteift sich die Handlung sehr auf die Gedankengänge der Figuren und auf die Gefühle der beiden Protagonisten. Kann man dieses Knistern, das wohl hätte stattfinden sollen, und diese Emotionen nicht nachempfinden, so wie es bei mir der Fall war, ist das ganze Buch eigentlich nichts weiter als Zeitverschwendung. Alles wirkte unausgereift, ohne Hand und Fuß. Die aufgeworfenen Fragen werden nicht weiter verfolgt, man tappt als Leser quasi non stopp im Dunkeln und die eigentliche Handlung – diese Entführung, die eigentlich das meiste an Raum einnehmen müsste, um so etwas wie Spannung zu erzeugen, verschwindet neben den surrealen Charakteren und deren Gedanken und Taten komplett. Selbst die Eingliederung ins Dark Romance Genre betrachte ich skeptisch – denn das war es nicht. Mir fehlte da die Action, das Dunkle, die typische Atmosphäre. In meinen Augen bewegen wir uns hier viel mehr im Drama-Bereich; wenn überhaupt. Vielleicht auch irgendwo im etwas derberen New Adult Bereich. Für mich waren diese 264 Seiten nichts weiter als ein Vorlauf, ein ewig langer Einstieg, auf den man hätte verzichten können. Denn die letzten 20 Seiten, die waren es, die dann tatsächlich endlich ein wenig Tempo und Spannung mit sich brachten. Da endlich kam ein Funken Licht ins Dunkel und so mancher Punkt innerhalb der Handlung machte plötzlich Sinn. Da fragt man sich: wieso erst jetzt? Wäre das schon nach dem ersten Drittel eingebaut gewesen, hätte diese Rezension vielleicht einen anderen Verlauf nehmen können. Diese letzten Seiten hätten das Potential gehabt, mich umzustimmen, doch im Großen und Ganzen betrachtet gibt es zu viele Kritikpunkte, als dass ich Band 2 eine Chance geben möchte. Schade.

FAZIT:
„Following You: bis du mir gehörst“ war für mich leider ein Flop. Bis auf wenige Lichtblicke, hatte diese Geschichte nichts an sich, was mich hätte positiv stimmen können. Anstrengende, nervige und in sich selbst konträre Protagonisten verderben jede Chance auf Mitfiebern; der Schreibstil ist in Sachen Wortwahl und Lesefluss definitiv ausbaufähig und die Handlung begeistert durch Schwunglosigkeit und Monotonie. Es tut mir im Herzen weh, doch bis auf die beiden liebenswürdigen Nebenfiguren überzeugt mich nichts. Schade. Wirklich schade. Ich hatte große Hoffnungen auf das Autorenduo gesetzt aber das Kapitel schließe ich dann wohl hiermit.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Erschreckend vulgär und nichtssagend

STAY
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Dieses Buch begegnete mir auf Instagram gefühlt täglich mehrere hundert Male. Und alle waren sich einig: das Buch soll so süß, so witzig, soooo gut sein. Kein Wunder also, dass meine Neugier prompt geweckt ...

Dieses Buch begegnete mir auf Instagram gefühlt täglich mehrere hundert Male. Und alle waren sich einig: das Buch soll so süß, so witzig, soooo gut sein. Kein Wunder also, dass meine Neugier prompt geweckt war. Zusammmen mit Lisa-Marie (» weltentzueckt «) und Gina (» buchgelesen «) habe ich mich dann in die Geschichte gestürzt und ich kann euch schon vorweg verraten, dass auch wir drei Mädels uns absolut einig waren, was unsere Meinung betrifft. Ob die aber genau so gut ausfällt? Ich erzähle euch jetzt aber erstmal, was ich über „Stay“ denke. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir erstmal nicht weiter schwer. Wir lernen unsere Protagonistin Ruby während der Verlobungsfeier ihrer besten Freundin Amie kennen und werden so direkt mit ersten Dialogen unterhalten. Doch schon da stieß mir Ruby’s Ausdrucksweise ziemlich sauer auf. Ein Mädchen aus reichem Hause soll sich derart vulgär ausdrücken? Das konnte ich beim besten Willen nicht miteinander in Einklang bringen. Immer wieder waren es die Gedankengänge und Aussagen, die mich von Ruby entfernten. Denn eigentlich ist sie kein schlechter Mensch: im Gegenteil! Sie beweist, dass Geld nicht alles im Leben ist und sie legt wert darauf, ihre eigenen Spuren zu hinterlassen, anstatt nur in die ihres reichen Vaters zu treten. Ihr Kampf um ein selbstbestimmtes Leben, darum, auf eigenen Beinen zu stehen, hätte beeindruckend sein können, doch im Endeffekt wurde einiges der Sympathie, die ich eigentlich hätte für sie empfinden können, durch ihre vulgäre Art, zerstört. Ich hätte mir eine Hauptfigur gewünscht, die lustig, glaubhaft und authentisch ist; die sich zu benehmen weiß – doch stattdessen bekam ich eine vom Pech verfolgte Ruby, die ständig irgendwelche Aktionen brachte, die mir das Fremdschämen näher brachten und mich einfach nur den Kopf schütteln ließen. Weder Handlungen und Gedankengänge waren für mich nachvollziehbar, in irgendeiner Form verständlich und so weit weg von realistisch, dass es manchmal beinahe weh tat, sie zu begleiten. Ich finde es jammerschade, denn aus ihren Ansichten und Eigenschaften hätte man echt was machen können. So war sie einfach nur eine vulgäre junge Frau, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt und sich total zum Affen macht in der Geschichte.
Bancroft, der männliche Part, gefiel mir besser. Zwar war auch er weit entfernt vom Book Boyfriend, doch seine optischen wie charakterlichen Eigenschaften konnten sich definitiv sehen lassen. Mit der Liebe zu seinen Haustieren gewann er bei mir tatsächlich ein paar Pluspunkte, die er jedoch recht schnell durch kleine Fehltritte wieder verschenkte. Trotzdem fand ich ihn glaubhaft und authentisch, sympathisch und attraktiv. Besonders sein Verantwortungsbewusstsein, seine Reife und sein Job verliehen ihm einen gewissen Glanz, neben dem Ruby regelrecht matt wirkt. Die kleinen Fehltritte, die ich eben erwähnte, kann ich jetzt rückblickend sogar fast komplett vergessen, weil sie neben anderen Fehltritten der weiblichen Figur einfach belanglos erscheinen. Selbst sein Verhalten gegenüber Familie und Freunden imponierte mir; weil er sich einfach zu benehmen wusste und seine Ausdrucksweise wesentlich gehobener war als bei anderen Figuren.
Was mir ebenfalls recht positiv auffiel, waren die Interaktionen untereinander. Seien es nun die, zwischen Ruby und Bancroft, oder zwischen einem der beiden und Nebenfiguren. Amie ist eine total herzliche, loyale Persönlichkeit, die meiner Meinung nach trotz gewissen Verhaltensweisen eine bessere Freundin hätte finden können als Ruby. Die Dialoge waren, besonders wenn Ruby nicht im Spiel war, größtenteils lebensnah und unterhaltsam. Letztlich waren aber auch die Nebenfiguren nichts, was man nicht schon mal gesehen hätte und auch nichts, was ich großartig vermissen werde. (außer die Haustiere – die waren toll!!)

Die Idee hinter dem Buch ist grundlegend erst einmal gut. Der Einfall, dass sich Ruby um die Haustiere eines reichen Kerls kümmert, gefiel mir und ich war unheimlich gespannt, wie Helena Hunting es umsetzen wird. Jetzt, da ich fertig bin, weiß ich, dass sie das gehörig gegen die Wand gefahren hat. In meinen Augen war hier nichts wirklich rund und der Fokus lag definitiv an der falschen Stelle. Wenn sich die Autorin auch nur halb so viel Zeit für die Emotionen und den Humor genommen hätte wie für den Erotik-Aspekt, wäre die Geschichte sicherlich nicht schlecht geworden; doch so? Ich bin maßlos enttäuscht. Es gab so viel Potential, gerade in Form der Video-Chats, der Berufswahl von Ruby, den Haustieren.. doch das alles wurde komplett verschenkt, um stattdessen endlos über die Genitalien der Figuren zu schwadronieren.
Statt von den großen Gefühlen überwältigt zu werden, müssen wir mehrere Kapitel lang lesen, wie sich die Figuren selbst befriedigen und dabei an den jeweils anderen denken. „Oh wie schön wäre es doch, statt meinen Fingern jetzt seinen Penis in mir zu haben?“ – so oder so ähnlich kam das ungelogen auf jeder zweiten Seite und alles, wirklich alles, wurde nur auf genau das reduziert. Es ist mir absolut schleierhaft, was man an dieser vulgären Geschichte witzig finden könnte. Ich hatte kein einziges Mal das Gefühl, schmunzeln zu müssen – im Gegenteil! Immer wieder ekelte ich mich fast vor dem Geschehen und war einfach sprachlos, wie man eine Szene so derart verderben kann.
Dadurch, dass Bancroft über den Großteil des Buches überhaupt nicht „da“ ist, zieht sich alles endlos hin, es plätschert vollkommen träge und nichtssagend dahin und man wartet als Leser zunehmend ungeduldiger auf den Moment, in dem der Protagonist wieder auf die Protagonistin trifft. Als es dann soweit war, war das, als würde ich China ein Sack Reis umfallen. Völlig langweilig und emotionslos beschrieben; keine Spannung, kein Mitfiebern, kein peinliches Gestammel, kein Wow-Effekt. Selbst der große Streit, den es unweigerlich geben muss in diesen Büchern, war total banal und binnen kürzester Zeit abgehandelt – und warum???? RICHTIG! Damit die endlich wieder miteinander vögeln können; denn was anderen können sie scheinbar nicht. In jeder Lage, überall, auf jeder Oberfläche. Gespräche? Witzige Dialoge? Neckereien? Das alles kommt neben den zahlreichen (!!!) Orgasmen (ich rede hier von derart vielen hintereinander, dass sämtliche Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt) viiiiiel zu kurz. Das Ende; welch Überraschung .. naja.. ich denke, ich brauche an der Stelle nicht weitersprechen. Es war einfach enttäuschend.

Wovon ich jedoch nicht enttäucht war, war der Lesefluss. Trotz aller Kritik kam ich sehr leicht und vor allem sehr schnell voran. Helena Hunting schreibt sehr verständlich und angenehm und auch wenn auch ihre Art des Erzählens einiges zu der Vulgarität beiträgt, gebe ich in der Hinsicht nicht ihrem Stil die Schuld daran. Ich mochte, wie sie die Geschichte erzählt, auch wenn mir die Geschichte an sich nicht gefallen hat und mir gefiel, wie sie das Buch gliederte: denn durch die Perspektiv-Wechsel zwischen den Protagonisten bekamen wir immer wieder kurze Pausen von Ruby – was echt gut tat und der Geschichte in die Karten spielte. Wahrscheinlich ist es sogar letztlich dem Stil zu verdanken, dass ich das Buch zu keiner Zeit wirklich abbrechen wollte. Helena Hunting schaffte es also, mir selbst die schlechteste Geschichte irgendwie gut zu verkaufen. Ich kann nur schwer in Worte fassen, wie ich das meine, aber ich war einfach, trotz allem, nie so gelangweilt, dass ich aufgeben wollte.

FAZIT:
„Stay“ von Helena Hunting hat extakt einen Pluspunkt bei mir verdient: nämlich mit dem Schreibstil. Alles andere, inbesondere die Figuren fallen bei mir komplett durch. Eine absolut vulgäre Protagonistin, deren Handlungen und Gedankengänge zum fremdschämen animieren, treffen auf eine lahme Geschichte ohne Spannungsbogen, in der es größtenteils nur um Sex, Mastrubation und Genitalien geht. Weder atmosphörisch, noch humorvoll, noch realistisch. Alles in allem: Absolut enttäuschend!

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Veröffentlicht am 06.10.2019

Völlig unnötige und absurde Geschichte.

One Small Thing – Eine fast perfekte Liebe
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Den Schreibstil des Autorenduos, das aus Elle Kennedy und Jen Frederick besteht, kannte ich ja bereits und hatte deshalb nur wenig Sorge, dass sich in „One Small Thing“ irgendwas an der Art, wie die beiden ...

Den Schreibstil des Autorenduos, das aus Elle Kennedy und Jen Frederick besteht, kannte ich ja bereits und hatte deshalb nur wenig Sorge, dass sich in „One Small Thing“ irgendwas an der Art, wie die beiden Bestseller-Autorinnen Geschichten erzählen, ändern könnte Wieder setzt Erin Watt auf authentische Sprache, glaubhafte und ungezwungene Dialoge und bildhafte Beschreibungen. Ich hatte keinerlei Probleme, dem Geschehen zu folgen und war wieder einmal positiv überrascht davon, wie schnell und flüssig ich voran kam beim Hören.
Doch während die Paper-Reihe stets aus zwei Sichten geschrieben wurde, begleiten wir in diesem Werk hier lediglich die weibliche Protagonistin. War für mich aber vollkommen in Ordnung, denn so blieb das mysteriöse bei Chase erhalten.
Die Sprecherin, die mir bis zu diesem Buch unbekannt war, hat aber ebenfalls einen tollen Job gemacht. Ihre Stimmfarbe war angenehm, ich konnte mich von ihren Betonungen und Tempi-Wechsel mitreißen lassen und fand, dass sie auch die emotionalen Passagen gut transportierte. Meiner Meinung nach klang ihre Stimme ein wenig reifer, fast älter – aber genau das war mal eine gelungene Abwechslung zu den ansonsten sehr hellen, fast jugendlichen Stimmen, die ich zuletzt gehört habe. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass ich mir noch mehr von Dagmar Bittner vorlesen lasse.

Die Idee ist an und für sich sehr gut – vor allem, weil diese YA-Geschichte genau da anfängt, wo andere aufhören; nämlich an dem Punkt, an dem das Geheimnis des männlichen Protagonisten gelüftet wird. Ja ganz richtig, schon auf den ersten Seite erfahren wir, was Chase verbirgt. Demnach empfinde ich den Klappentext auch als ein wenig irreführend, denn der beschreibt viel eher die Handlung, die sich vor dem Beginn des Buches abspielt und nicht die, die sich tatsächlich abspielt.
Grundsätzlich ist die Idee also erstmal nicht schlecht. Doch sehr schnell tat sich die Frage auf: auf was soll ich denn jetzt hinfiebern? Oder: Worauf soll die Geschichte denn jetzt hinauslaufen? Und exakt das war dann auch das große Probleme. Dieser Einfall, schon zu Beginn alles aufzuklären, killte jegliche Form von Spannung. Es gab nichts mehr, was noch hätte gelüftet werden können; stattdessen gab es sehr viel Hin und Her; sehr viel Leerlauf, nicht nachvollziehbare Handlungen von Seiten der Figuren und das alles strapazierte bald dann auch schon meine Nerven – und zwar ziemlich stark. Als Leser muss man Partei ergreifen – endlich man ist für Beth und Chase, oder man ist gegen sie. Doch egal für was man sich auch entschied, so richtig zufriedenstellen konnte einen das Geschehen nicht. Ständig hatte ich das dringende Bedürfnis, mir die Hand vor die Stirn zu hauen und fühlte mich einfach wie in einem schlechten Film. Die Handlung plätscherte träge dahin, es geschah, bis auf viel unnötiges Drama (das hätte leicht vermieden werden können), mehr oder weniger nichts und die Eltern von Beth ruinierten den letzten, kläglichen Rest an Wohlfühl-Faktor, der immer wieder aufzukeimen versuchte. Im Grunde genommen hat die Handlung einige wichtiger Botschaften, doch aufgrund der weniger geglückten Umsetzung gingen auch die letztlich unter. Man kann lange prophezeihen, dass Vergeben ein Teil des Lebens ist und dazu gehört, wenn die Charaktere sich selbst nicht daran halten. So habe ich einiges an Nerven in dem Buch gelassen und muss rückblickend sagen, dass die sich ständig wiederholenden Aktionen und Reaktionen einfach nicht glaubhaft auf mich wirkten und der Lesespaß enorm darunter gelitten hat.
Der Schluss stimmte mich aber dann doch nochmal milde, ließ das Gefühl in mir aufsteigen, als würden die Autorinnen ihre eigenen Fehler wieder ausbügeln wollen und obwohl das nicht komplett glückte, schwächte es meine negative Meinung zur Geschichte etwas ab. Da keine Auflösung stattgefunden hat, schloss sich der Schluss nahtlos an die wenig mitreißende Geschichte an und obwohl das Drama etwas zunahm, war von Tempo immer noch nichts zu spüren. Trotzdem (!!) kann sich das Ende, in Hinblick auf die eher maue restliche Story, doch sehen lassen und bringt auch endlich die Botschaften rüber, die Erin Watt schon vorher vermitteln wollte.

Beth als Protagonistin war, für mich, ein totaler Reinfall. Sie glänzt schon während den ersten Sekunden durch eine völlig kindische, naive Aktion und die erhoffte Besserung blieb bis zum Ende aus. Sie nervte mich, fühlte sich immer unfair behandelt, obwohl sie lediglich das Echo ertragen musste, das unweigerlich auf ihr Verhalten folgte. Auch wenn ich bei Rezensionen oft auf solche Beschreibungen verzichte, empfand ich sie als feige, engstirnig und trotzig. Selbst meine 10-jährige Tochter ist erwachsener, als Beth; und sie ist immerhin 17 Jahre alt. Hin und wieder keimte zwar Mitleid in mir auf, was auch ein gewisses Maß an Sympathie ihr gegenüber mit sich brachte – doch kaum dass sie wieder etwas von sich gab oder ich ihre Gedankengänge verfolgen musste, war es auch schon wieder vorbei mit dem Mitgefühl. Mir fehlte die Glaubwürdigkeit bei ihr; das nachvollziehbare Verhalten und einfach das stimmige Gesamtpaket zu ihrer Person. Obwohl es gen Ende auch in der Hinsicht eine kleine Besserung gab, würde ich uns bis zuletzt nicht als Freunde bezeichnen – höchstens als entfernte Bekannte; und ich finde es nicht mal schade.
Bei Chase verhielt es sich anfangs noch etwas anders: da fand ich ihn total interessant durch diese Unnahbarkeit, die er aufwies. Doch bald schon verfiel er auch in eine so melancholische Stimmung, dass er einfach anstrengend wurde. Wenn man sich als Mensch selbst nichts mehr gutes gönnt, dann kann man meiner Meinung nach auch einen Leser nicht mehr von sich überzeugen – und so war es bei Chase. Obwohl er optisch ein echter Hingucker war in meiner Fantasie, konnte er charakterlich nicht begeistern.
Das einzige, was ich positiv anmerken möchte sind die Dialoge, die zwischen Beth und Chase stattgefunden haben. Da gab es zum Teil echt tiefgründige Gespräche, die berührten und nachdenklich machten. Besonders Chase gab immer wieder schöne, hilfreiche und fast poetische Tipps und bewies, dass er im Kopf deutlich reifer war als Beth.
Die Randfiguren, wie Scarlet, Jeff und Co. standen den Protagonisten in nichts nach. Ich fühlte mich in der Klasse von Beth und ihren „Freunden“ wie in der Grundschule und fand die Streiche mehr als fragwürdig. Ach ich kann noch ewig drum herum reden: in diesem Buch handelt keiner vernünftig, realistisch oder auch nur ansatzweise glaubhaft. KEINER!

FAZIT:
„One Small Thing“ von Erin Watt ist eine Geschichte, die bei mir überhaupt nicht ankam. Die Gefühle erreichten mich nicht; die Charaktere nervten ohne Ende; die Handlung empfand ich als träge und langatmig und wenig fesselnd. Kleine Lichtblicke waren der Schreibstil, der eher minderschlechte Schluss und die paar tiefgründigen Dialoge – der Rest, kann meiner Meinung nach weg. Schade. Ich hatte doch recht hohe Erwartungen; vor allen in Anbetracht dessen, dass mir die Paper Reihe so enorm gut gefallen hat. Naja. Ich vergebe lieb gemeinte 2 Sternen.

Veröffentlicht am 19.07.2019

Der Schreibstil ruiniert viel - und das ist noch nicht alles.

Fire - Kriegerin der Asharni
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MEINE MEINUNG:
Vorweg: wer mich schon länger verfolgt, der weiß, dass ich Selfpublishing eigentlich immer eher umgehe. Da mir die Autorin aber eine so liebe Mail geschrieben hat inklusive Vorstellung ihrerseits ...

MEINE MEINUNG:
Vorweg: wer mich schon länger verfolgt, der weiß, dass ich Selfpublishing eigentlich immer eher umgehe. Da mir die Autorin aber eine so liebe Mail geschrieben hat inklusive Vorstellung ihrerseits und Hintergrund-Infos zu ihren beiden Reihen und mir auch die Klappentexte von beiden Auftaktbänden zugesagt haben, habe ich zugestimmt und bekam dann „Fire – Kriegerin der Asharni“ als ebook von der lieben Jessica Stephens zugeschickt. Bitte bedenkt aber, dass das meine Meinung in keinsterweise beeinflusst. Nun habe ich aber genug geschnackt – jetzt wünsche ich euch viel Spaß bei meiner finalen Rezension:

In „Fire – Kriegerin der Asharni“ trifft der Leser auf doch recht viele Figuren. Neben den ganzen „unwichtigen“ Rollen wie zum Beispiel die Wachen oder andere Eintagsfliegen, gibt es nur zwei Persönlichkeiten, die essentiell für die Geschichte sind:
Wie der Titel schon sagt ist Fire unsere Hauptfigur, die starke, mutige Kriegerin, die früh ihren Vater verliert und sich dazu entschließt, in die Fußstapfen dessen zu treten. So weit, so gut. Leider wirkte Fire mit ihren 18 Jahren auf mich durchgehend wie eine unglaublich pubertierende 14-Jährige, die irgendwie alles anpackt, aber nichts schafft, die alles andere als eine Kriegerin ist und öfters in Tränen ausbricht, als gut für sie ist. Sie wollte immer so taff wirken, wollte keine Schwächen zeigen, aber ich kaufte ihr das kein einziges Mal ab. Außerdem stand ich immer wieder vor dem Problem, dass ich sie, ihre Handlungen und Emotionen nicht ernst nehmen konnte. Durch eine bestimmte Tat einer anderen Figur ist sie enorm wütend und enttäuscht, was ja so noch glaubhaft gewesen wäre, doch kaum sieht sie diesen jemand wieder, wird daran gar nicht mehr gedacht. Ich mochte sie anfangs noch ganz gerne, doch sie schaufelte sich schnell ihr eigenes Grab, aus dem sie bis zuletzt dann auch nicht mehr herauskriechen konnte.
Strike hingegen gefiel mir alles in allem etwas besser. Er war zwar, rückblickend, die selbe Pfeife wie Fire, und alles andere als ein Krieger (ja es braucht mehr um ein Krieger zu sein, als jemanden umbringen zu können), aber während des Lesens fiel mir das nicht so stark auf. Einziges Manko an ihm war seine Selbstverliebtheit, als könne keine Frau auf der Welt ihm widerstehen. Dennoch: Ich fand ihn glaubhafter, irgendwie greifbarer und vor allem sympahischer als Fire und seine Handlungen und Gedankengänge warenn wesentlich nachvollziehbarer und echter.
Entwicklungen und Einsichten suchte ich bei beiden Protagonisten auch vergeblich; genau so wie unterhaltsame Dialoge. Allgemein wird so wenig gesprochen und das was dann mal gesagt wird, ist stellenweise doch sehr umgangssprachlich und irgendwie nicht passend für die Thematik der Geschichte. Die Nebenfiguren lasse ich jetzt mal beiseite, wenn ich schon die Hauptcharaktere blass fand, sollte klar sein, dass ich auch von den unwichtigen Rollen nicht viel hielt.

Mein größter Kritikpunkt ist aber definitiv der Schreibstil. Ich dachte anfangs noch, ich würde mir das einbilden, doch nachdem sich selbst auf den letzten Seiten keine Besserung einstellte, war dann auch mir klar: es lag nicht an mir sondern am Buch. Es kam während diesen 256 Seiten einfach keinerlei Lesefluss auf und auch wenn ich enorm schnell voran kam – das lag einzig und allein daran dass man Stichpunkte einfach schnell runterrattert als eine richtige Geschichte. Alles wirkte so abgehakt, unharmonisch und überhaupt wie Anneinanderreihungen von Sätzen. Ich nenne jetzt mal ein Beispiel, ohne zu spoilern:
„(..) Wenn ich nur an diese verdammte Klinge gelange, mit aller Kraft rüttle ich an meinen Fesseln und biege mich zu Stiefel hinab, während die Seile Stück für Stück nachgeben. Endlich kann ich den kühlen Griff der Klinge ertasten. Mit Fingerspitzengefühl versuche ich, diese aus der Halterung zu lösen und sie vorsichtig hinauszuziehen.(..)“ Das stottert, und das ist nur einer von unzähligen Sätzen, an denen ich mich regelrecht aufgehängt habe. Ich war während des Lesens mehr damit beschäftigt zu überlegen, wie man es besser beschreiben könnte, als wirklich die Geschichte zu erfahren. Positiv fand ich aber die Gliederung, denn wir lesen nicht nur aus Fire’s Sicht, sondern auch aus der von Strike, sodass doch ein wenig Abwechslung aufkam.

Die Grundidee, die der Klappentext verrät, ist enorm vielversprechend und zeugt von Kreativität. Ich hab mir vieles ausgemalt, vieles vorgestellt und die Vorfreude war deshalb umso größer. Schnell wurde aber klar, dass sich die Geschichte in eine ganz andere Richtung entwickelt, als ich zuvor angenommen hatte. Was ja so erstmal nichts negatives sein muss. Die Idee mit den Teams, die dann Aufträge erhalten und losziehen, um genau die zu erfüllen, fand ich toll. Also ziehen Fire, Melissa und Strike los um ihren ersten Auftrag zu erledigen und prompt kommt es zu Komplikationen. Auch rücken diese Team-Konstellationen in den Hintergrund und es passieren andere, durchaus logische Ereignisse. Erst nach diesem Plot wurde es dann leicht absurd. Für mich war dann vieles nicht mehr nachvollziehbar – es fühlte sich an, als hätte man lauter einzelne Bausteine, die schön aneinander gereiht wurden, die aber nichts miteinander zu tun hatten. Auch mein Gefühl während des Lesens war alles andere als angenehm, eher war es negativ behaftet mit Wut, Unverständnis und Ungläubigkeit. Da handelt einer dämlicher als der andere und egal wie doof die Entscheidungen auch waren, in der nächsten Szene war eh alles vergessen, als wäre es nie geschehen.
Alles, wirklich alles, wirkte monoton, zusammenhanglos und weder interessant noch spannend noch mitreißend. Eine gute Idee, die leider ziemlich in den Sand gesetzt wurde.

FAZIT:
„Fire – Kriegerin der Asharni“ hatte durchaus gute Ansätze: gerade den Einstieg fand ich gelungen und auch die Grundidee konnte mich überzeugen. Leider scheiterte es am sehr angehakten Schreibstil, der wenig sympathischen Protagonistin und an der Umsetzung allgemein. Ich habe lange überlegt, wie viele Sterne ich vergeben möchte und gehe heute mal abwechslungshalber nicht nach Bauchgefühl, sondern bewerte wiefolgt: 1 Stern gibt es für die gute Grundidee in Kombination mit dem wunderschönen Cover und 1 Stern für den Einstieg, der mir echt gefiel. Mehr kann ich leider nicht geben, weshalb ich nun auf folgende Bewertung komme: 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Absolut nervige Hauptfigur und lahme Storyline.

Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 1)
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MEINE MEINUNG:
Camilla Läckberg konnte mich schon einmal von sich überzeugen. Es gab zwar nur 3 Sterne für „Die Eishexe“, was jedoch eher der Länge und den damit einhergehenden langgezogenen Passagen geschuldet ...

MEINE MEINUNG:
Camilla Läckberg konnte mich schon einmal von sich überzeugen. Es gab zwar nur 3 Sterne für „Die Eishexe“, was jedoch eher der Länge und den damit einhergehenden langgezogenen Passagen geschuldet war. Da mir Stil wie auch Aufbau aber gut gefallen haben, war ich jetzt umso gespannter auf den ersten Psychothriller der Autorin. Also prompt beschlossen, das Buch als Hörbuch zu hören und heute kann ich euch auch schon meine Meinung dazu liefern. Viel Spaß und berichtet mir gerne, wie es euch gefallen hat, falls ihr es schon gelesen habt.

Angepriesen wird das Buch wiefolgt: „Camilla Läckbergs erster Psychothriller: raffiniert, abgründig, brillant“. Wenn ich mir jetzt diesen Satz durch den Kopf gehen lasse, frage ich mich, ob derjenige, der das gesagt hat, auch wirklich das gleiche Buch gelesen hat, wie ich. Ganz wie man es von Psychothrillern kennt, herrscht beim Einstieg noch eine verräterische Ruhe, die einiges an Zündstoff für den weiteren Verlauf der Geschichte verspricht. Doch Fehlanzeige. Meine Hoffnung auf Spannung, Action und Raffinesse wurde von Seite zu Seite immer mehr zerstört. Die Handlung plätscherte nur so vor sich hin und bis auf die Tatsache, dass ich mich unbeschreiblich über die Protagonistin aufregen musste, passierte rein gar nichts. Im Allgemeinen erinnerte dieses Buch viel mehr an einen Roman; einen seichten Roman, der zur Langeweile neigt, um genau zu sein. Man könnte es vielleicht noch als Familiendrama sehen, doch selbst dafür fehlten mir spannende und interessante Elemente. Alles was wir als Leser miterleben ist unsere völlig naive, dümmliche Protagonistin, die sich von ihrem Mann schlecht behandeln lässt, ihn aber immer wieder in Schutz nimmt. Ziemlich genau in der Mitte kam dann der große Umbruch und Teil 2 des Buches begann. Meine Hoffnung, die ja eh schon fast verpufft war, meldete sich nochmal – ganz kurz. Denn auch im zweiten Teil gab es nichts, was auch nur im entferntesten an einen Psychothriller erinnerte. Das Handlung schlug zwar eine ganz andere Richtung ein, eine Besserung war das aber nicht. Getrieben von Racheplänen ruiniert Faye den kläglichen Rest an Unterhaltung. Auch dieser besondere Plot, der etwa im mittleren Bereich des zweiten Teils auftrifft, entzieht sich meiner Logik komplett – das alles ergab für mich keinen Sinn. Die größte Frage ist aber: wer hat diesen Klappentext geschrieben? Ich hab selten einen derartigen Spoiler gesehen. Denn das, was verraten wird, geschieht in den letzten 10 Minuten des Buches. Diese letzten 10 Minuten waren es dann auch, die die erste Überraschung der Geschichte bereithielten. Das Ende wirbelte dann zwar nochmal alles durcheinander, was bisher geschah; doch konnte dieser durchaus gelungene und spannungsgeladene Schluss und die damit einhergehende, sehnlichst vermisste Psychothriller-Atmosphäre, die endlich aufkam, das Ruder auch nicht mehr herum reißen. Schade. Aber genau dieses Tempo, diese Abgründigkeit hätte spätestens nach der ersten Hälfte der Geschichte kommen müssen.

Wie oben jetzt schon angeteasert, konnten mich auch die Charaktere in keinster Weise von sich überzeugen. Besonders Faye als Hauptfigur war mehr als anstrengend. Dank Rückblicken in ihre Anfangszeit in Stockholm erfahren wir als Leser auch, dass sie einen Neustart machen und ihre Vergangenheit und ihr altes Ich hinter sich lassen will. Das funktioniert in genau diesen Rückblicken auch sehr gut. Faye wirkt taff und selbstsicher, zielstrebig und karriereorientiert. Vergleicht man diese Frau aber mit der Hausfrau und Mutter von der Gegenwart, findet man kaum Parallelen, was ich unendlich schade finde. In der Perspektive der Jetztzeit ist Faye kleinlaut und naiv, wird untergebuttert und nimmt das überhaupt nicht wahr. Sie wirkt beinah dümmlich vor lauter Blauäugigkeit und verliert so jegliche Glaubwürdigkeit. Desweiteren trifft sie Entscheidungen, bei der mir einfach der Mund offen blieb und ich nur fassungslos den Kopf schütteln konnte. Erst in den letzten Hörminuten empfand ich so etwas wie Sympathie für sie; und das auch nur, weil oben genannter Plot, den ich nicht verstand, sie zu einem realen Menschen werden ließ und ein wenig Mitleid ins Spiel kam. In den restlichen Stunden war sie für mich weder nachvollziehbar noch greifbar und einfach ein Störfaktor.
Die Randfiguren erwiesen sich zu Beginn auch als Reinfall. Ich fand zu keinem einzigen auch nur eine Andeutung von Verbindung hätte jeden im Sekundentakt auf den Mond schießen können. Erst als der zweite Teil der Geschichte startete, änderte sich nicht nur die Handlung, sondern auch meine Beziehung zu bestimmten Figuren. So wurde ich ein großer Fan von Faye’s beser Freundin Kris und auch Kerstin konnte sich sehen lassen. Vom Rest fange ich gar nicht an namentlich zu sprechen – Jack war für mich der Inbegriff eines Antagonisten, den ich mit Leib und Seele hassen musste.

Der Stil von Camilla Läckberg gefiel mir als einziger Punkt wieder richtig gut. Ich mag ihre Art, Geschichten zu erzählen, weil man sich trotz aller Kritik stets „mittendrin“ fühlt und immerzu ein klares Bild der einzelnen Szenen vor Augen hat. Selbst die Charaktere konnte ich mich trotz der großen Distanz sehr gut vorstellen und hatte in dieser Hinsicht keinerlei Probleme. Einziges kleines Problem waren die vielen erotischen Szenen, die meines Erachtens nach gar nicht zu der Handlung gepasst haben. Die derbe Aussprache in diesen Momenten machte es dann auch nicht besser. Der Aufbau der Geschichte, nämlich in Form der oben genannten Perspektiv-Wechsel, traf meinen Geschmack genau so sehr, wie es all die anderen Bücher tun, die so aufgebaut sind. Ich liebe es, Sprünge in die Vergangenheit zu machen und das vorherige Leben der Charaktere einfach noch näher kennenlernen zu dürfen. Die Sprecherin, die „Gold Cage“ vertont hat, sprach mich ebenfalls sehr an. Ich mochte ihre Stimme, fand sie allgemein sehr passend und ihre Betonungen, Stimmfarben und Tempi waren sowohl abwechslungsreich wie auch mitreißend eingesetzt. In dieser Hinsicht habe ich also überhaupt nichts zu bemängeln.

FAZIT:
Der erste Psychothriller, „Golden Cage“, von Camilla Läckberg hinkt leider um einiges hinter „Der Eishexe“ her. Die Geschichte war über eine geraume Zeit einfach langweilig und bis auf das familiäre Drama der Protagonistin passierte nur extrem wenig. Fehlende Sympathie gegenüber genau dieser machte es für mich nicht leichter, überhaupt am Ball zu bleiben. Erst die letzten 10-15 Minuten konnten mich dann überraschen und erzeugten diese von mir so geliebte (Psycho)Thriller-Atmosphäre, die mir in den restlichen Stunden komplett fehlte. Dafür waren aber Stil und Sprecherin wieder top gewählt und so gibt’s von mir nun eine doch recht milde Bewertung, wie ich finde.