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Veröffentlicht am 21.11.2016

Schlimme Zeiten in der Tuchvilla

Die Töchter der Tuchvilla
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Als ich das Buch begonnen habe, war das ein bisschen wie nach Hause kommen. Die Tuchvilla ist ein Kosmos für sich.
Inzwischen sorgt der erste Weltkrieg dafür, dass die Männer eingezogen werden, die Versorgung ...

Als ich das Buch begonnen habe, war das ein bisschen wie nach Hause kommen. Die Tuchvilla ist ein Kosmos für sich.
Inzwischen sorgt der erste Weltkrieg dafür, dass die Männer eingezogen werden, die Versorgung immer schwieriger wird und überall Hunger und Not herrschen. Auch wenn die Menschen in Augsburg und vor allem in der Fabrik denken, dass es den Fabrikbesitzern und den Bankern besser geht, so ist das ganz und gar nicht. Auch in der Tuchvilla fehlt es an allen Ecken und Enden, aber man hält zusammen und spart wochenlang, um ein Fest würdig begehen zu können.
Johann Melzer ist weiterhin der Chef und lässt sich ungern in seine Angelegenheiten hineinreden, auch wenn er heimlich vieles akzeptiert und anerkennt. Seine adlige Frau Alicia kümmert sich um alle und bewahrt Haltung, auch wenn das Schicksal zuschlägt. Paul, der einzige Sohn, wird wie die anderen jungen Männer eingezogen, und die Töchter Kitty und Elisabeth müssen ihren Weg gehen. Die vernünftige Elisabeth wächst über sich hinaus bei der Pflege von Kriegsverletzten, selbst die überdrehte Kitty schafft es irgendwann reifer zu werden und trotzdem Kitty zu bleiben. Dazu kommen die Bediensteten, die alle mit zur Familie gehören, von den Melzer geschützt werden und treu zur Familie stehen. Besonders gefallen hat mir da der etwas schräge Humbert, der einerseits der perfekte „Butler“, aber total kriegsungeeignet ist.
Aber im Mittelpunkt steht Marie, die Frau von Paul. Sie steht mit beiden Beinen auf der Erde, hat eine künstlerische Ader, ist diplomatisch, beharrlich und sehr praktisch veranlagt. Immer hat sie ein offenes Ohr und rückt den anderen auch schon mal den Kopf zurecht, wenn es sein muss. Vor allem aber hat sie auch Mitgefühl für die Arbeiter und findet einen Weg, zu helfen. Mir fehlt manchmal ein wenig der Fleck auf ihrem makellosen Charakter.
Der Krieg zeigt sich von seiner schrecklichen Seite, aber auch die Nachkriegszeit ist nicht einfach. Man trauert dem Kaiser nach und sieht politischen Veränderungen skeptisch entgegen. Es ist noch nicht sicher, was die Zukunft bringt, doch es gibt wieder Hoffnung.
Am Ende gibt es einige offene Fragen, die hoffentlich im nächsten Band beantwortet werden.
Eine unterhaltsame Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Familiengeheimnis

Die Tuchvilla
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August 1913: Die Tuchvilla beherbergt neben der Familie Melzer auch noch eine Reihe Dienstboten. Johann Melzer hat sich hochgearbeitet und führt sein Leben in der Fabrik. Seine Frau Alicia stammt aus verarmtem ...

August 1913: Die Tuchvilla beherbergt neben der Familie Melzer auch noch eine Reihe Dienstboten. Johann Melzer hat sich hochgearbeitet und führt sein Leben in der Fabrik. Seine Frau Alicia stammt aus verarmtem Adel und ist für die häuslichen Belange zuständig. Die Kinder Paul, Elisabeth und Katharina führen ein privilegiertes Leben. Paul soll eigentlich Jura studieren, was ihm nicht so liegt und sein Vater wirft im Unfähigkeit vor. Die hübsche und sehr kapriziöse Kitty wirbelt einiges durcheinander, was man ihr nachsieht, da sie unter Schlaflosigkeit leidet. Da ist es kein Wunder, dass ihre Schwester Elisabeth von Neid zerfressen ist.
Aber auch die Waise Marie, die neu in diesen Haushalt als Küchenmagd kommt, sorgt für eine gewisse Unruhe, denn obwohl sie auf der untersten Stufe in der Dienstbotenhierarchie steht, lässt sie sich nicht unterbuttern. Bald schon stellt sie fest, dass es eine Verbindung zwischen ihr und der Familie Melzer geben muss. Sie versucht herauszufinden, wo ihre Wurzeln sind und was in der Vergangenheit, über die keiner reden will, geschehen ist.
Aber auch unter den Dienstboten gibt es sehr eigenwillige Persönlichkeiten, sei es Robert, der in Kitty verliebt ist oder Auguste mit dem losen Mundwerk oder die Zofe Maria Jordan mit Ihre Vorhersagen. Die resolute Köchin Fanny Brunnenmayer ist eine wahre Künstlerin in ihrem Metier und kann einem schon Angst machen, wenn sie herumwirbelt. Alle Dienstboten unterstehen der Hausdame Eleonore Schmalzler. Marie aber ist die zentrale Figur in dieser Geschichte.
Man bekommt einen guten Eindruck, wie es in jener Zeit zuging. Standesdünkel werden gepflegt, der Schein muss gewahrt werden, ganz egal was passiert. Der Vater ist der Herr im Haus, auch wenn er durch ständige Abwesenheit glänzt. Geschäftsinteressen bestimmen, welchen Partner man heiraten darf.
Alle Charaktere sind sehr ausführlich und glaubwürdig beschrieben und gerade weil sie Ecken und Kanten haben, ist für Konfliktpotenzial gesorgt. Zum Ende lösen sich die Probleme und dennoch bleiben Fragen, die sich wohl in einer Fortsetzung des Buches klären werden.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, das Tempo der Erzählung eher ruhig, hin und wieder hätte ich mir ein wenig mehr Straffung gewünscht. Da die Charaktere sehr ausführlich beschrieben sind, waren ihre Verhaltensweisen und Entscheidungen nachvollziehbar, dennoch konnte ich mich nicht immer in sie hineinversetzen. Der politische Hintergrund und die Auswirkungen der Industrialisierung sind nur angerissen.
Eine unterhaltsame Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 15.11.2016

Die Suche nach dem Freund

Gut & Böse
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Ein Anzahl von Häftlingen, unter ihnen auch Xavier Martello, werden im Jahr 2031 nachts aus dem Schlaf gerissen und kurzerhand auf eine einsame und gut gesicherte Insel gebracht. Man versorgt sie nur mit ...

Ein Anzahl von Häftlingen, unter ihnen auch Xavier Martello, werden im Jahr 2031 nachts aus dem Schlaf gerissen und kurzerhand auf eine einsame und gut gesicherte Insel gebracht. Man versorgt sie nur mit einigen Lebensmitteln und einem Minimum an Medikamenten und überlässt sie sich selbst. Doch als man keine Lebenszeichen mehr erhält, soll Oberfeldwebel Samuel Sander mit seinen Männern die Insel untersuchen, um zu sehen was geschehen ist. Dabei wird sein bester Freund Ben verletzt. Allerdings bemerkt niemand, dass Martello in Bens Rolle geschlüpft ist.
Es macht Samuel Sanders stutzig, dass sich sein Freund danach an einen unbekannten Ort versetzen lässt, obwohl er Familie hat. Selbst sein Vorgesetzter Hauptmann Grünthal hat keine Ahnung, wo Ben steckt. Sanders versucht genau wie Grünthal Ben zu finden, aber das erweist sich als unmöglich. Irgendwann kommt Samuel der Verdacht, dass es gar nicht Ben war, der von der Insel zurückkam. Als er Xavier auf die Spur kommt, ist dieser inzwischen zu Einfluss gekommen und lässt sich nicht einfach überführen.
Dystopien sind nicht gerade mein bevorzugtes Genre. Daher bin ich etwas zwiespältig. Auch in diesem Buch wird gezeigt, das jedes System auch seine Schwächen hat, vor allem wenn jemand darauf aus ist, die Schwachstellen aus eigenem Interesse zu nutzen. Ich fand es sehr fürchterlich und grausam, wie die Menschen sich im Land der Ausgegrenzten verhalten haben und sich brutal und rücksichtslos gegen Andere verhielten.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Es ist eine interessante Geschichte mit einem hoffnungsvollen Ende. Allerdings konnte ich mich mit keinem der Charaktere identifizieren, zumal am Anfang nicht ersichtlich war, wer denn nun gut oder böse ist. Auch die Spannung war nicht durchgängig da.
Das Cover passte für mich absolut nicht zur Geschichte.
Ein düsterer Blick in die Zukunft.

Veröffentlicht am 01.11.2016

Rauchen ist tödlich

Killer-Tschick
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Anna Hawlicek kauft Zigaretten, billig und illegal. Doch dann ist sie tot. Arsen und Rattengift in Zigaretten sind so gar nicht gesund. Dann gibt es einen weiteren Toten. Ein junger Chinese liegt in den ...

Anna Hawlicek kauft Zigaretten, billig und illegal. Doch dann ist sie tot. Arsen und Rattengift in Zigaretten sind so gar nicht gesund. Dann gibt es einen weiteren Toten. Ein junger Chinese liegt in den Praterauen, auf seiner Brust viele Spuren von ausgedrückten Zigaretten. Ein Fall für Penny Lanz und ihre Kollegen. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf Zigarettenschmuggel und Geldwäsche im großen Stil. Wer steckt dahinter?
Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Die Spannung ist von Anfang an da. Ein bisschen Schwierigkeiten hatte ich mit dem Wiener Dialekt, obwohl das die Geschichte sehr authentisch macht. Zum Glück ist alles im Buch erklärt.
Mir waren Penny Lanz und ihr Team noch nicht bekannt, was daran liegt, dass ich nicht so viel Fernsehen schaue. Anderen ist die SoKo Donau - Soko Wien vielleicht ein Begriff.
Die Ermittler sind sympathisch und menschlich. Bei den Ermittlungen kommen sie den Täter wohl zu nahe und Penny Lanz gerät in Gefahr. Dabei erhält sie ausgerechnet von dem Kriminellen Bojko Schiwkow Hilfe, der früher einmal Gewichtheber war und sich seiner Haut zu wehren weiß.
Die Handlung ist tempo- und actionreich. Die Spannung ist die ganze Zeit da und zum Ende überschlagen sich die Ereignisse.
Dieser spannende Krimi hat mich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 29.10.2016

Ein Frau rächt sich

Die Einsamkeit des Bösen
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Alexandra ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie arbeitet als Lektorin. Eigentlich alles ganz normal. Doch dann bringt ein Millionen-Lottogewinn alles durcheinander. Ihr Mann ist ihr plötzlich fremd ...

Alexandra ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie arbeitet als Lektorin. Eigentlich alles ganz normal. Doch dann bringt ein Millionen-Lottogewinn alles durcheinander. Ihr Mann ist ihr plötzlich fremd und die Kinder haben. Alles läuft schief.
Bei Alexandra, die so vieles verdrängt hat, kommen die Schatten der Vergangenheit hoch. Sie hatte es nicht leicht in ihrer Kindheit. Die Mutter hat nichts unternommen, wenn der alkoholkranke Vater geprügelt hat und der Bruder sie bedrängte. Dich sie hat gelernt, damit zurecht zu kommen. Selbst ihr Mann und ihre Kinder wissen nicht, was damals geschehen ist.
Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben. Die Charaktere sind sehr gut und vielschichtig gezeichnet.
Abwechselnd erfahren wir, was damals in Alexandras Kindheit geschehen ist und dann wieder wie ihr Leben heute verläuft. Zunächst hätte man Alexandra für eine ganz normale junge Frau halten können, doch schon bald beginnt sich eine anderes Seite zu zeige – eine böse Seite. Das Leben hat ihr übel mitgespielt und man muss schon eine Schutzmauer um sich errichten, um das auszuhalten. Doch sie hat sich auf ihre Art gewehrt und das nach außen zu vertuschen gewusst. Ich habe sie einerseits bedauert, aber andererseits konnte ich nicht mit ihr fühlen und ihre Handlungsweise schon gar nicht akzeptieren. Man ist erschütternd, wenn man das liest und fragt sich, wie das wohl enden wird.
Die Geschichte ist spannend und dramatisch. Das Ende kommt ein wenig plötzlich und ist überraschend. So recht zufrieden war ich mit diesem Schluss nicht.
Ein Psychothriller, der einen fassungslos macht und nachdenklich zurücklässt.