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Veröffentlicht am 15.09.2016

Was erwartet die Kriegsbräute am Ende ihrer Reise?

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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Im Jahr 1946 ist der Krieg vorbei, und ein Großteil der Soldaten ist in die Heimat zurückgekehrt. In Australien wartet so manche Kriegsbraut darauf, ihren Ehemann wiederzusehen. Rund 600 von ihnen sollen ...

Im Jahr 1946 ist der Krieg vorbei, und ein Großteil der Soldaten ist in die Heimat zurückgekehrt. In Australien wartet so manche Kriegsbraut darauf, ihren Ehemann wiederzusehen. Rund 600 von ihnen sollen von Sydney aus mit einem Flugzeugträger nach England in die Heimat ihrer Ehemänner gebracht werden. Eine Fracht, die dem Kapitän Sorge macht – kann die Sittsamkeit an Bord gewahrt werden? Auch viele der Frauen hatten sich eine weitaus luxuriösere Überfahrt vorgestellt, zum Beispiel Avice, Tochter aus reichem Hause, die ihren Ian gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet hat und die Sache nun durchziehen will. Die hochschwangere Margaret will ihren Joe einfach nur schnellstmöglich wiedersehen. Die beiden teilen sich auf der Reise eine Kabine mit der aufgedrehten Jean und der verschlossenen Frances. Werden die vier Frauen am Ende der Reise das finden, was sie sich erhoffen?

Nachdem Jojo Moyes mich zuletzt mit „Ein ganz neues Leben“ bestens unterhalten konnte, habe ich mich sehr auf die nächste deutsche Veröffentlichung von ihr gefreut. „Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ ist eins der ersten Bücher von Jojo Moyes, das im Original bereits 2005 erschien. Ich war neugierig, wie mir dieses Buch im Vergleich zu Moyes‘ neueren Romanen gefallen wird. Auch die Vorbemerkung der Autorin, dass sie hier von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert wurde und ihre Großmutter einst tatsächlich als Kriegsbraut auf der HMS Victorious nach England reise, weckte mein Interesse.

Die Geschichte beginnt mit einer Reise ins Jahr 2002, in welcher eine alte Frau gemeinsam mit ihrer Enkelin in Indien unterwegs ist, eher zufällig auf einen Schiffsverschrottungshafen gerät und dort eine Entdeckung macht, die sie völlig unvorbereitet trifft. Ohne dass die Situation aufgelöst wird springt die Handlung ins Jahr 1946 und in die Zeit kurz vor der Abfahrt der HMS Victorious in Richtung England. Hier lernt der Leser die vier Frauen kennen, die er auf ihrer Reise begleiten wird. Die Autorin hat hier ganz unterschiedliche Charaktere ausgewählt und mir so gut verdeutlichen können, welche unterschiedlichen Schicksale hinter der Entscheidung, die Reise anzutreten, stehen.

Mein Lieblingscharakter war von Beginn an Margaret. Sie ist bereits von ihrem Mann schwanger. Auch wenn es ihr schwer fällt, ihren Vater und ihre Brüder allein zurückzulassen, ist für sie klar, dass sie zum Vater ihres Kindes muss. Sie ist bodenständig und hat eine pragmatische und unkomplizierte Art, die mir gefiel. Die hochnäsige Avice und die vorlaute Jean waren da schon anstrengendere Zeitgenossinnen. Bei ihnen war ich vor allem neugierig darauf, wie die Reise sie verändern wird. Bei der verschlossenen Frances wusste ich hingegen erst einmal nicht, was ich zu erwarten hatte und hoffte, dass sie mich bald hinter ihre Fassade blicken lässt und ihre Geheimnisse mit mir teilt.

Die Erlebnisse der vier Frauen haben mich verstehen lassen, wie so eine Reise auf dem Flugzeugträger damals wohl abgelaufen ist. Immer wieder kommen Zweifel auf und die Frage, ob sie am Ziel wirklich das erwartet, worauf sie hoffen. Gleichzeitig kämpfen sie aber auch mit praktischenu praktischen Problemen – Sturm, Hitze, Wasserknappheit. Und trotz offizieller Geschlechtertrennung lernen sich einige Bräute und Männer der Besatzung besser kennen – nur auf freundschaftlicher Basis? Das Buch berichtet vom Alltag an Bord und wirkte dabei authentisch. Doch so eine Reise von Australien nach England dauert einige Wochen, und so zog sich das Buch für mich vor allem im Mittelteil etwas in die Länge. Zwar gibt es so manchen unerwarteten Zwischenfall, doch mich interessierten vor allem die Geheimnisse der vier Frauen. Über diese erfährt der Leser aber erst gegen Ende des Buches mehr. Hier wurde es dafür aber noch einmal richtig spannend und aufregend und die letzten Seiten waren wirklich rührend. Auch der rätselhafte Prolog wird erklärt und beantwortet die letzten offenen Fragen.

„Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ berichtet authentisch von vier Kriegsbräuten, die gemeinsam mit rund 600 weiteren Bräuten und mehr als 1100 Mann Besatzung auf einem Flugzeugträger von Australien nach England zu ihren Ehemännern reisen. Die vier gänzlich unterschiedlichen Schicksale fand interessant und ich fieberte den Frauen mit, ob sich ihre Hoffnungen erfüllen werden. Ich empfehle diesen Roman mit vielen schönen, aber auch einigen traurigen Momenten gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungenes Finale der Seiten der Welt-Trilogie

Die Seiten der Welt
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Nach den verheerenden Ereignissen im Sanktuarium ist Furia von ihren Freunden getrennt. Die Ideen haben sie in den Nachrefugien freigegeben, wo sie Severin Rosenkreutz wiedertrifft und Bekanntschaft mit ...

Nach den verheerenden Ereignissen im Sanktuarium ist Furia von ihren Freunden getrennt. Die Ideen haben sie in den Nachrefugien freigegeben, wo sie Severin Rosenkreutz wiedertrifft und Bekanntschaft mit der legendären Phaedra Herculanea und ihren Tintlingen macht. Wird es Furia gelingen, sich dem Einfluss von Severin und Phaedra zu entziehen und das zu tun, was sie für richtig hält?
Unterdessen suchen Isis und Duncan nach Hinweisen auf Furias Aufenthaltsort und was hinter der Bedrohung durch die Ideen steckt. Cat möchte mit Finnians Unterstützung mit einer wichtigen Person aus ihrer Vergangenheit reden. Für die Freunde beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit – die Feinde sind ihnen dicht auf den Fersen, und die alles verschlingenden Ideen sind nicht aufzuhalten…

Endlich ist er da: Der finale Teil der „Seiten der Welt“ - Trilogie! Nachdem die ersten beiden Bände mich begeistern konnten, brannte ich darauf, zu erfahren, wie die Geschichte rund um Furia, ihre Freunde und die Welt der Bibliomantik endet. Auf den ersten Seiten traf ich gleich zwei gut bekannte Charaktere wieder: Isis und Duncan jagen den Spuren Furias und der Ideen hinterher. Dabei erhalten sie Unterstützung durch ein neues, bibliomantisches Wunderwerk. Im Nu war ich wieder mitten in der Geschichte.

Auch Furia traf ich bald wieder und erkundete gemeinsam mit ihr die Nachtrefugien. Auf diese hatte mich schon der zweite Teil mehr als neugierig gemacht, und nun erfuhr ich endlich mehr über ihre Geschichte und ihre Bewohner. Furias Kapitel haben mir am besten gefallen, denn sie macht die erstaunlichsten Entdeckungen und muss mutige und wegweisende Entscheidungen treffen. Auch über ihr Wiedersehen mit Severin habe ich mich gefreut. Kai Meyer findet hier genau die richtigen Worte, um die komplizierte Beziehung der beiden zueinander begreiflich zu machen.

Mit Rachelle Himmel, dem neuen Oberhaupt der Akademie, und Jim Hawkins, einem Exlibri, gewinnen in diesen finalen Band noch einmal zwei neue Charaktere an Bedeutung. Auch eine bislang noch nicht bekannte bibliomantische Erfindung wird zunehmend wichtig. Das bringt Abwechslung in die Geschichte. Dennoch setzt der Autor stark auf Bekanntes und hält den Leser die meiste Zeit an der Seite von Isis und Duncan, Cat und Finnian sowie natürlich Furia. Die Geschichte rund um Isis und Duncan nahm mir leider zu viel Platz ein und bot dafür zu wenig. Zudem hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, in sämtlichen Handlungssträngen gar nicht mehr aus Verfolgungsjagden herauszukommen, an denen ich deshalb zunehmend die Lust verlor.

Zum Ende hin wird zum Glück wieder mehr geredet als geschossen. Hier gab es viele Szenen, die mich berühren konnten. Während der ganzen Geschichte wurden immer wieder Erklärungen zu den Hintergründen der bibliomantischen Welt geliefert, und zum Ende hin werden auch die letzten Fakten offenbart. Trotzdem behalten einige Dinge einen Hauch Mysterium, denn mit den harten Fakten ist nicht alles erklärbar… das fand ich wirklich gut. Rund um das Geheimnis der Ideen fehlte es mir hingegen ein wenig an Raffinesse. Dennoch fügt sich auch dieses Element gelungen in den Gesamtkontext ein. Das Ende war ganz anders, als ich es erwartet hätte, was mich abschließend noch einmal absolut positiv überrascht hat.

„Die Seiten der Welt: Blutbuch“ bietet zum Abschluss der Trilogie noch einmal einen Wettlauf gegen die Zeit, viel Action, aber auch berührende Szenen. Trotz kleinerer Kritikpunkte sind die Ereignisse eine gelungene Fortsetzung der ersten beiden Bände, welche die Handlung zu einem tollen Ende bringen, mit dem so sicherlich niemand rechnen wird. Die „Seiten der Welt“-Trilogie sollte jeder, der Bücher liebt, gelesen haben!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Drei mal zwei Leben

Drei mal wir
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Cambridge, 1958: Eva ist mit dem Fahrrad auf dem Weg zum College, als sie einem Hund ausweicht und Jim sie beobachtet. Was dann passiert, das wird in drei Versionen erzählt. Einmal fährt Eva über einen ...

Cambridge, 1958: Eva ist mit dem Fahrrad auf dem Weg zum College, als sie einem Hund ausweicht und Jim sie beobachtet. Was dann passiert, das wird in drei Versionen erzählt. Einmal fährt Eva über einen rostigen Nagel und kommt über ihren platten Reifen mit Jim ins Gespräch. Einmal gerät sie ins Straucheln, fährt aber nach einem kurzen Wortwechsel mit Jim gleich weiter. Und einmal stürzt sie und Jim eilt ihr zur Hilfe. Diese erste Begegnung in ihren Variationen bildet den Ausgangspunkt für drei Geschichten wie das Leben von Eva und Jim über die Jahre hinweg verläuft. Wird Eva als Schriftstellerin erfolgreich? Wird Jim in seiner Rolle als Anwalt aufgeben oder sich doch der Kunst zuwenden? Und vor allem: Wird der Weg der beiden ein gemeinsamer sein?

Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört habe, war mein Interesse gleich geweckt. Ein Buch mit gleich drei Versionen, mit drei Möglichkeiten, wie zwei Leben verlaufen werden, das klang für mich nach einem vielversprechenden Gedankenexperiment. Als ich das Buch dann in den Händen hielt, war ich überrascht, wie kurz die einzelnen Kapitel sind, nach denen jeweils ein Sprung in eine andere Version stattfindet. Im Nu hatte ich die drei sehr ähnlichen und doch verschiedenen Ausgangsszenarien gelesen und war gespannt darauf, welche Konsequenzen sie haben werden.

Auf die Ausgangssituation wird auch im Cover angespielt, doch dieses hätte mir noch besser gefallen, wenn die Situation richtig dargestellt worden wäre. Man sieht eine Frau mit Hund auf einen Mann mit Zeitung zugehen, doch Eva war auf dem Fahrrad unterwegs, musste einem unbekannten Mann mit Hund ausweichen und begegnete so Jim, der mit einem Buch unterwegs war. Lobend erwähnen muss allerdings ich die wirklich wunderschöne Gestaltung der Seiten. Auf jeder Seite findet man Blatt- und Blütenornamente, die abhängig von der Version, die gerade erzählt wird, in einer anderen Farbe abgedruckt sind.

Die einzelnen Kapitel sind wie gesagt relativ kurz, selten länger als zehn Seiten. Die Versionen werden immer in der gleichen Reihenfolge erzählt, nur gelegentlich wird eine Version ausgelassen. Sie spielen immer zur gleichen oder sehr ähnlichen Zeiten mit einem Zeitsprung nach jeder Runde. Dadurch hat das Buch durchweg ein sehr hohes Tempo. Bei mir hinterließ das den Eindruck eines Zeitraffers, der immer wieder für einige kurze Momente gestoppt wird, um sie in Echtzeit zu erzählen. Um drei Mal 56 Jahre auf knapp 500 Seiten abzubilden, ist dieses Vorgehen schlichtweg notwendig. Dabei hat die Autorin ihr erzählerisches Geschick unter Beweis gestellt. Dennoch fiel es mir nicht leicht, den Überblick zu wahren. Die Anzahl der Nebenfiguren ist groß, viele tauchen in einer, manche in beiden oder auch in allen drei Versionen auf. Außerdem passiert manchmal in zwei Versionen etwas sehr ähnliches. So musste ich immer wieder zurückblättern, um nachzuschauen, was in welcher Version passiert war und was nicht.

Eva und Jim durchleben – sowohl zusammen als auch getrennt – über die Jahre hinweg so manche Höhen und Tiefen. Mir fiel es leicht, mich in die einzelnen Situationen hineinzuversetzen und nachzuvollziehen, was sie fühlen. Auch die Faszination der beiden füreinander konnte die Autorin für mich nachvollziehbar machen. Doch auch hier macht sich das hohe Tempo bemerkbar, das Buch bleibt emotional an der Oberfläche, auch für die dramatischsten Momente ist nur wenig Platz reserviert. So werden zum Beispiel einige Ereignisse nur angerissen und das nächste Kapitel der Version erzählt in der Retrospektive ganz kurz, was danach passiert ist und was die Konsequenzen waren.

Beim Spiel mit dem „Was wäre wenn“ stellt sich unweigerlich die Frage, wie stark sich das weitere Leben abhängig von einzelnen Entscheidungen unterscheiden kann. Die Autorin bietet mit diesem Buch ihre Gedanken dazu an. Sie hat verschiedene Fixpunkte gewählt, die in allen Versionen gleich sind. Evas Bruder feiert zum Beispiel in allen Versionen am gleichen Ort seinen 30. Geburtstag und hat die gleiche Partnerin. Mit den Ähnlichkeiten und Unterschieden in ihren Versionen hat sie mich zum Nachdenken bringen können. Insgesamt haben die drei Geschichten mich bis zum rührenden Ende unterhalten können, welches das Gedankenspiel der Autorin in einer für mich absolut gelungenen Weise abschließt.

„Drei mal wir“ bietet beste Unterhaltung mit drei Geschichten, drei Mal zwei Leben, die hätten sein können. Mit hohem Tempo nahm Laura Barnett mich mit auf eine Reise, in der drei Lebensversionen sich immer wieder aufeinander zu und voneinander weg bewegen. Auch ähnliche Situationen hat die Autorin abwechslungsreich beschrieben und mich an ihre Erzählung gefesselt. Es fiel mir allerdings nicht leicht, den Überblick zu wahren, und manchmal sprang ich schweren Herzens in der Zeit voran, obwohl ich bestimmte Momente gerne noch ausführlicher erlebt hätte. Ich kann Euch nur empfehlen, diese Reise ebenfalls anzutreten und Eva und Jim kennenzulernen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was hat Hollyhill ins Jahr 1927 verschlagen?

Für immer Hollyhill
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Schweren Herzens hat Emily Hollyhill hinter sich gelassen und ist zu ihrer Großmutter nach München zurückgekehrt, um dort ein normales Leben zu führen. Doch ihre beste Freundin Fee ist wie von Erdboden ...

Schweren Herzens hat Emily Hollyhill hinter sich gelassen und ist zu ihrer Großmutter nach München zurückgekehrt, um dort ein normales Leben zu führen. Doch ihre beste Freundin Fee ist wie von Erdboden verschluckt. Und obwohl sie das Armband, mit dem sie in die Zukunft träumen kann, zurückgelassen hat, träumt sie jede Nacht denselben Traum: Sie ist wieder in Hollyhill und muss mit ansehen, wie Matt erschossen wird. Plötzlich stehen Joe und Silly vor ihrer Tür in München: Fee ist nicht verschwunden, sondern mit Hollyhill ins Jahr 1927 gereist. Die beiden bitten Emily, doch noch einmal nach Hollyhill zu reisen und Fee nach Hause zu bringen. Zurück in Hollyhill erlebt Emily so manche Überraschung: Fee fühlt sich pudelwohl in den 1920ern, Matt ist verschwunden und das Leben in Hollyhill scheint aus den Fugen geraten zu sein…

Die beiden ersten Hollyhill-Abenteuer von Emily haben mir großen Spaß gemacht, weshalb ich mich sehr gefreut habe, dass nach zwei Jahren des Wartens mit „Für immer Hollyhill“ endlich der finale Teil der Trilogie erschienen ist. Vor dem Lesen dachte ich, dass der Buchtitel das Ende der Geschichte ja offensichtlich vorwegnimmt – dennoch war ich gespannt darauf, was Emily im Jahr 1927 erleben wird.

Trotz der zweijährigen Pause war ich im Nu wieder mitten in der Handlung, denn die wichtigsten Dinge werden kurz wiederholt und schon nach wenigen Seiten ging es von München zurück nach Hollyhill. Ich freute mich über die rasche Rückkehr, doch ohne Matt fehlte in Hollyhill einfach etwas. Dafür fand ich es toll, dass Emilys beste Freundin Fee endlich eine größere Rolle spielt, denn sie hat sich einfach nach Hollyhill aufgemacht und das verzauberte Dort überraschenderweise sogar gefunden. Verrückterweise schwärmt sie ausgerechnet für Cullum – ein Thema, das die Freundschaft der beiden auf die Probe stellt.

Es gilt herauszufinden, was das Dorf überhaupt ins Jahr 1927 geführt hat. Haben vielleicht die fünf illustren Gäste, die im Dorf abgestiegen sind, etwas damit zu tun? Die wundersame Maschine, die sonst immer Hinweise gab, spuckt nur noch unverständliche Zeilen aus. Was hat das zu bedeuten? Hier dauert es leider sehr lange, bis man der Lösung endlich näher kommt. Doch immer wieder passieren rätselhafte Dinge, welche die Lage verschärfen und durch die es nicht langweilig wurde. Gleichzeitig gibt es auch viele schöne Momente, die einfach zeigen, was für ein besonderes Dorf Hollyhill ist. Auch die Atmosphäre der 1920er Jahre wurde toll eingefangen.

Zum Ende des Buches hin wird es noch einmal spannend: Die Zukunft von Hollyhill steht auf dem Spiel und es geht um Leben und Tod. Leider verhält sich Matt hier so naiv, dass ich es unglaubwürdig fand. Außerdem hätte man aus der Idee rund um das Rätsel meiner Meinung nach noch mehr herausholen können. Hier lässt die Geschichte einige Fäden fallen, ohne sie wieder aufzugreifen. Auf den letzten Seiten geht es um etwas ganz anderes. Auch wenn es nicht das war, was ich erwartet habe, wurde die Trilogie schön abgeschlossen.

In „Für immer Hollyhill“ erlebt Emily ihr drittes Abenteuer in dem wundersamen Dorf, das durch die Zeit reist. Mir hat es sehr gefallen, dass Fee diesmal mit von der Partie war und dass aufgrund der rätselhaften Ereignisse im Dorf durchgängig eine leichte Spannung erhalten wurde. Schade fand ich, dass am Ende plötzlich alles so schnell ging und gar nicht mehr so richtig auf das Rätsel und einige damit verbundenen Ereignisse eingegangen wurde. Insgesamt habe ich mit dem Buch schöne Lesestunden verbracht und empfehle Hollyhill-Trilogie gerne weiter!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer will nicht die Erstbesetzung in Liebe und Musik sein?

Tage zum Sternepflücken
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Layla studiert Saxophon in Frankfurt und fühlt sich in ihrer Rolle als zweites Altsaxophon wohl. Als Hiwi unterstützt sie ihren Professor bei dessen neuestem Projekt, einer Aufführung des Musicals „Sweeney ...

Layla studiert Saxophon in Frankfurt und fühlt sich in ihrer Rolle als zweites Altsaxophon wohl. Als Hiwi unterstützt sie ihren Professor bei dessen neuestem Projekt, einer Aufführung des Musicals „Sweeney Todd“. Beim Vorsingen trifft sie zum ersten Mal auf den charmanten Gitarristen und Sänger Julius Herzsprung, der trotz Zuspätkommen und dank Laylas Hilfe gleich die Rolle als Sweeney ergattert. Die beiden kommen sich schnell näher. Doch nach der ersten gemeinsamen Nacht gesteht Julius ihr, dass er eine Freundin hat, die in Berlin lebt. Das geht gar nicht, findet Layla. Schon ihre letzte Liebe wollte sich nicht zu ihrer Beziehung bekennen. Doch die Musicalvorbereitungen führen dazu, dass sich Layla und Julius immer wieder begegnen - wie wird es für die beiden weitergehen?

Nach anderthalb Jahren gibt es mit „Tage zum Sternepflücken“ endlich Nachschub aus der Feder von Kyra Groh. Die Protagonistin Layla wurde mir gleich auf den ersten Seiten sympathisch. Ihre Leidenschaft für Musik wirkt ansteckend und ich freute mich sehr, sie bei den Vorbereitungen auf das Musical „Sweeney Todd“ zu begleiten. Auch Julius lernt man bald kennen. Schon bei er ersten Begegnung ist Layla dank seines Charmes hin und weg, während er auf mich zunächst etwas arrogant wirkte. Doch es bleibt dem Leser noch genug Zeit, ihn besser kennenzulernen.

Das Buch startet mit einem hohen Tempo und ich war im Nu mittendrin. Kyra Groh bleibt ihrem Stil treu und so habe ich mich zwischen den Seiten schnell wohlgefühlt. In Layla habe ich mich gut hineinversetzen können und so wurde Julius mir immer sympathischer. Doch das Thema Fremdgehen steht bald im Raum und dominiert die nachfolgende Handlung. Für mich ist Fremdgehen ein absolutes No Go. Trotzdem wurde mir begreiflich gemacht, warum Layla sich immer wieder zu Julius hingezogen fühlt. Seine Situation ist wirklich nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick wirkt. In Bezug auf ihn war ich hin- und hergerissen. Durch Laylas Augen konnte ich die Faszination für ihn verstehen, doch auf der anderen Seite fand ich sein Verhalten inkonsequent und konnte meine Vorbehalte ihm gegenüber nicht gänzlich überwinden.

In Laylas Leben spielen die Musik, ihre Freunde und ihre Familie eine große Rolle. Die Musik ist stets präsent. Neben den Proben für das Musical spielen auch eigene Musikaufnahmen und ihre Veröffentlichung im Internet eine große Rolle. In Bezug auf Julius macht Layla so manche Höhen und Tiefen durch und wird dabei nie von ihren Freunden allein gelassen. In der Uni ist sie meist mit dem exzentrischen Golo unterwegs. Und ihre beiden Freundinnen Miri und Kara geben ihr beim gemeinsamen Kuchenessen oder regelmäßigen Telefonaten Tipps zum weiteren Vorgehen in Bezug auf Julius. Weil Layla noch zu Hause wohnt, ist auch ihre Mutter stets präsent. Auf die Geschichte rund um ihre Krankheit hätte ich gerne verzichtet, im Gegensatz zu ihrer Faszination für Laylas Professor, die ich unterhaltsam fand.

Ich las mich mit hoher Geschwindigkeit durch die Seiten, da ich neugierig darauf war, welche Entscheidung Layla in Bezug auf Julius trifft. Leider empfand ich das Hin und Her mit der Zeit als zunehmend anstrengend. Wie auch Layla ärgerte ich mich, dass Julius wichtige Gespräche ständig abblockt und aufschiebt. Doch das Drumherum ist so amüsant und interessant gestaltet, dass ich gerne weitergelesen habe. Das Ende hat mich dann aber doch ein wenig enttäuscht, denn im Vergleich zu allem, was bis dahin geschehen war, ging hier plötzlich alles zu einfach. Insgesamt hat das Buch mir aber Spaß gemacht.

„Tage zum Sternepflücken“ erzählt von der Saxophonistin Layla, die sich Julius verliebt – doch der hat schon eine Freundin. Die Autorin setzt sich in diesem Buch intensiv mit der Musik und dem Thema Fremdgehen auseinander und machte mir durch die Perspektive Laylas begreiflich, dass es nicht immer so einfach ist, in Bezug auf letzteres eine klare Haltung durchzuziehen. Das Lesen hat mir dank des tollen Schreibstils, viel Wortwitz und interessanten Charakteren Spaß gemacht, doch mit dem Verlauf der Kernhandlung war ich nicht so recht zufrieden. Von mir gibt es deshalb knappe vier Sterne.