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Kleine_Raupe

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2019

Warmherzig, klug und witzig

Der Sommer mit Pauline
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In „Der Sommer mit Pauline“ begleiten wir den fünfzehnjährigen Émile, während er sich zum ersten Mal verliebt und einen verrückten Roadtrip mit seiner Familie unternimmt. Als Émile die gleichaltrige Pauline ...

In „Der Sommer mit Pauline“ begleiten wir den fünfzehnjährigen Émile, während er sich zum ersten Mal verliebt und einen verrückten Roadtrip mit seiner Familie unternimmt. Als Émile die gleichaltrige Pauline kennenlernt, kann er nicht fassen, dass sie sich auch für ihn interessiert und ihn obendrein noch nach Venedig einlädt, wo sie mit ihrem Orchester auftreten wird. Zunächst sieht auch alles gut aus, Émiles Eltern wollen ihm ein Zugticket nach Venedig kaufen. Dann aber nimmt das Unheil seinen Lauf, den seine chaotische Familie beschließt, ihn im Auto nach Venedig zu bringen.

Was der mir bisher unbekannte französische Autor Ivan Calbérac hier aufs Papier gebracht hat, ist wirklich ganz großes Kino – und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das Buch bereits verfilmt wird. Èmile ist ein toller Junge, warmherzig, klug und humorvoll. Die Erlebnisse dieses Sommers hält er in seinem Tagebuch fest und ich als Leserin habe mit ihm mitgelitten und mitgefühlt und mich köstlich über seine klugen Sprüche amüsiert. Mittlerweile ärgere ich mich, dass ich das Buch weggegeben habe, ohne mir einige der Sprüche vorher aufzuschreiben.

Fazit: Émile, seine schwermütige Art und seine manchmal schon fast philosophischen Lebensbetrachtungen kann man eigentlich nur mögen. Auch die restlichen verschrobenen Figuren wachsen einem ans Herz und so empfehle ich das Buch gerne als kluge und witzige Sommerlektüre!

Veröffentlicht am 30.07.2019

Spannend, düster, großartig!

Dunkelsommer
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Lelle hat das Schlimmste erlebt, was Eltern passieren kann: Seine Tochter ist verschwunden. Vor drei Jahren hat er sie zur Bushaltestelle gebracht und seitdem fehlt von der jungen Frau jede Spur. Während ...

Lelle hat das Schlimmste erlebt, was Eltern passieren kann: Seine Tochter ist verschwunden. Vor drei Jahren hat er sie zur Bushaltestelle gebracht und seitdem fehlt von der jungen Frau jede Spur. Während Lelles Frau Annette zwar trauert, aber dennoch ihr Leben weiterlebt, ist Lelle besessen von dem Gedanken, Lina finden zu müssen. Deshalb sucht er seit drei Jahren die Gegend um Norrland nach ihr ab, schaut auf verlassenen Höfen nach, in Mülltonnen, er lässt keinen Stein auf dem anderen.
Die siebzehnjährige Meja musste schon früh lernen, für sich selbst zu sorgen. Ihre Mutter Silje ist Künstlerin, vor allem aber Alkoholikerin und psychisch krank. Nun hat sie im Internet Torbjörn kennengelernt und beschlossen mit Meja auf seinen Hof in Norrland zu ziehen. Meja gefällt es dort zunächst überhaupt nicht, aber nach kurzer Zeit lernt sie einen jungen Mann kennen, zum ersten Mal fühlt sie sich verstanden und geliebt. Und auch seine Familie nimmt sie mit offenen Armen auf.
Und plötzlich verschwindet wieder ein junges Mädchen…

Den Namen Stina Jackson werde ich mir ab sofort merken! Das Buch wurde ausgezeichnet als „bester schwedischer Spannungsroman“ und das hat es meiner Meinung nach auch verdient! Hier stimmt einfach alles: Die Autorin fängt die Stimmung während des schwedischen Mittsommers wunderbar ein. Diese langen, hellen Nächte, in denen Lelle schlaflos und verzweifelt durch die Gegend fährt erwachen vor den Augen des Lesers zum Leben. Ein besonderes Lob hat die Autorin auch für die Charaktere verdient, sie sind toll ausgearbeitet, liebenswert, aber mit Schwächen. Man fühlt mit ihnen, vor allem natürlich mit Lelle, der geradezu besessen ist von der Suche nach seiner Tochter. Die Autorin versteht es, die Spannung von Anfang an aufzubauen und sie konstant aufrechtzuhalten, der Leser fragt sich, was mit Lina passiert ist und wie die beiden Handlungsstränge von Lelle und Meja zusammenhängen. Das Finale ist dermaßen spannend, dass ich beim Lesen nicht ansprechbar war.

Fazit: Ein sensationelles Buch, sehr spannend, mit düsterer Atmosphäre, tollen Figuren und einem furiosen Finale! Unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.07.2019

Eine emotionale Achterbahnfahrt

Zwei in Solo
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Sie kennen sich schon aus Schulzeiten: Sophie war Referendarin an Milos Schule und hat ihn auch unterrichtet. Jahre später treffen sie sich wieder. Sophie ist auf dem Heimweg und wird von zwielichtigen ...

Sie kennen sich schon aus Schulzeiten: Sophie war Referendarin an Milos Schule und hat ihn auch unterrichtet. Jahre später treffen sie sich wieder. Sophie ist auf dem Heimweg und wird von zwielichtigen Typen belästigt, Milo hilft ihr. Die Chemie bei den Beiden stimmt sofort und sie beginnen eine Affäre. Anfangs kann sich keiner von ihnen mehr vorstellen. Milo ist zehn Jahre jünger als Sophie und ihr ehemaliger Schüler, sie sind grundverschieden. Sophie eher schüchtern, zurückhaltend, angepasst, Milo scheinbar ein cooler, harter Typ, der nichts anbrennen lässt. Nach und nach blicken sie jedoch hinter die Fassade des jeweils anderen und entdecken ganz neue Seiten an sich. Sie verlieben sich und beginnen eine Beziehung. Doch beide tragen Geheimnisse und alte Wunden aus der Vergangenheit mit sich herum. Ist Sophies und Milos Liebe stark genug, um diese Probleme zu besiegen?

Ich lese eigentlich keine Liebesromane, sie sind mir meistens zu kitschig und laufen oft nach demselben Schema ab. Meistens weiß man ja schon am Anfang, dass sie sich kriegen werden, irgendwie langweilig. Das kann man von diesem Buch nun wirklich nicht behaupten. Ich bin zufällig darüber gestolpert, die Leseprobe hat mir gefallen und das Buch hielt was sie versprach: Eine einzigartige Liebesgeschichte, ein wunderbarer, außergewöhnlicher Schreibstil, tolle Charaktere und sogar die Spannung kam nicht zu kurz. Ich kannte die Autorin Elja Janus bisher nicht, werde mir aber ihr anderes Buch sofort besorgen und mir ihren Namen merken!

Fazit: Eine emotionale Achterbahnfahrt, wunderschön, manchmal grausam, manchmal zu Tränen rührend, aber immer ans Herz gehend. Danke für ein wunderbares Leseerlebnis! Verdiente fünf Sterne und eine Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 12.06.2019

Ein warmherziges und kluges Buch über das Leben mit dem Asperger-Syndrom

Mein Leben als Sonntagskind
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Jasmijn Fink ist ein eher ungewöhnliches Mädchen: Sie spielt nicht gerne mit anderen Kindern, sondern lieber mit ihrer Hündin Senta. Sie schafft es meistens nicht, mit unbekannten Erwachsenen zu reden ...

Jasmijn Fink ist ein eher ungewöhnliches Mädchen: Sie spielt nicht gerne mit anderen Kindern, sondern lieber mit ihrer Hündin Senta. Sie schafft es meistens nicht, mit unbekannten Erwachsenen zu reden oder ihnen in die Augen zu sehen, die Späße von anderen versteht sie nicht und wenn es zu laut, zu voll oder zu hell ist, bekommt sie Migräneanfälle. So kann ein Kindergeburtstag für sie schon mal zum Albtraum werden. Wir begleiten Jasmijn in diesem Buch beim Erwachsenwerden, vom Vorschulkind bis zur jungen Frau. Die Protagonistin versucht während all dieser Jahre, die Welt zu verstehen, die ihr fortlaufend Rätsel aufgibt. Warum sind alle anderen Menschen so anders als sie? Welches Verhalten wird wann von ihr erwartet? Die Welt beziehungsweise die Menschen versuchen unterdessen, Jasmijn in eine Schablone zu pressen, Mitschüler und Lehrer fragen sich, warum Jasmijn nicht „normal“ ist. Von ihrer Familie wird Jasmijn angenommen, wenn auch nicht unbedingt verstanden. „So ist Jasmijn nun mal.“ So kommt es, dass bei ihr das Asperger Syndrom (eine Form von Autismus) erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird. Bis dahin liegt ein langer und steiniger Weg vor ihr, den Jasmijn aber trotz aller Hürden und Rückschläge mutig und schließlich auch selbstbewusst geht.

Das Buch hat über 600 Seiten und keine davon war langweilig! Es gehört ab sofort zu meinen Lieblingsbüchern. Das Buch hat autobiografische Züge, auch bei der Autorin wurde im Erwachsenenalter das Asperger-Syndrom diagnostiziert. Ich weiß nicht, welche Dinge in diesem Buch der Wahrheit entsprechen und welche Fiktion sind. Beim Lesen waren jedenfalls Autorin und Protagonistin für mich eins, ich bin komplett abgetaucht in Jasmijns Welt und habe alles ganz genau vor mir gesehen. Eigentlich ist das Buch unspektakulär, wir begleiten ein Mädchen beim Erwachsenwerden. Der Autorin gelingt es jedoch, ihre Geschichte so einfühlsam, lustig, spannend und warmherzig zu erzählen, dass alle Figuren für mich lebensecht waren und ich keine Sekunde daran gezweifelt habe, dass sich alles genauso zugetragen hat. Ich habe mit Jasmijn mitgelitten, mitgefühlt und mich mit ihr gefreut, wenn es ihr gelang, über ihren Schatten zu springen, Freundschaften zu schließen oder wenn es der Welt gelang, Jasmijn ein kleines bisschen besser zu verstehen.

Fazit: Ein wunderbares, kluges Buch über den schwierigen Prozess des Erwachsenwerdens, über Freundschaft, Familie und das Leben mit dem Asperger-Syndrom. Ich habe dieses Jahr schon viele gute Bücher gelesen, aber „Mein Leben als Sonntagskind“ zählt definitiv zu den Besten! Von mir gibt es eine begeisterte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.06.2019

Spannender Krimi und kunstvolle Studie einer Kleinstadt

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Der Polizist Jesse Rosenberg steht kurz vor der Pensionierung. Er gilt als der „Hundertprozentige“, weil er alle seine Fälle gelöst haben soll. Doch eines Tages tritt die Journalistin Stephanie Mailer ...

Der Polizist Jesse Rosenberg steht kurz vor der Pensionierung. Er gilt als der „Hundertprozentige“, weil er alle seine Fälle gelöst haben soll. Doch eines Tages tritt die Journalistin Stephanie Mailer an ihn heran und fragt, ob sie ihn den „Neunundneunzigprozentigen“ nennen dürfe, denn einen Fall habe er nicht gelöst. Es handelt sich um einen brutalen Vierfachmord, der vor zwanzig Jahren in der Stadt Orphea begangen wurde. Der damalige Bürgermeister, seine Familie und eine Joggerin wurden umgebracht, am Abend als die Premiere eines Theaterfestivals stattfinden sollte. Rosenberg und sein Freund und Kollege Derek Scott wurden mit den Ermittlungen betraut. Nach einiger Zeit konnten sie den Mörder ermitteln, jedenfalls haben sie das zwanzig Jahre lang geglaubt. Doch Stephanie Mailer hat Informationen, die das Verbrechen in neuem Licht zeigen. Ihre Andeutungen lassen Jesse keine Ruhe. Als Stephanie verschwindet, nimmt er trotz Widerständen die Ermittlungen auf. Zeitgleich soll es in Orphea wieder ein Theaterfestival geben, was einen ganzen Rattenschwanz an Problemen nach sich zieht…

„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist mein zweites Buch von Joel Dicker, ich kannte bereits „Die Geschichte der Baltimores“, welches ich nur mittelmäßig fand. Meine Erwartungen an dieses Buch waren also nicht besonders hoch. Im ersten Drittel hatte das Buch auch ein paar Längen, ich musste anscheinend erstmal in Orphea ankommen und mit den zahlreichen Personen warm werden. Es hat mich ein bisschen verwirrt, dass es so viele Perspektivwechsel gibt. Die Abschnitte sind immer mit dem Namen einer Person überschrieben, aber innerhalb des Abschnittes wechselt der Blickwinkel noch oft. Wenn man sich aber erstmal daran gewöhnt hat, ist es eher faszinierend als störend. Der Roman ist wie ein Puzzle, dass der Autor nach und nach für den Leser zusammensetzt. Ich lese viele Krimis und weiß oft schon früh, wer der Mörder ist. Hier hatte ich einen Verdacht, habe mich dann aber sehr gefreut, dass der nicht bestätigt wurde. Den Mörder/die Mörderin (wer weiß…) hatte ich nicht auf dem Schirm!

Meine Inhaltsangabe oben ist auch keineswegs vollständig, es gibt noch zahlreiche weitere Figuren und Nebenhandlungen. Ein weniger talentierter Autor hätte sich vielleicht in den vielen Handlungssträngen verloren, nicht so Joel Dicker. Ihm gelingt es, die Stränge am Ende zu einem kunstvollen Ganzen zu verweben. Das Buch liest sich wie ein Krimi, ist aber doch eher Charakterstudie einer Kleinstadt und ihrer Bewohner. Ich fand es ungewöhnlich und faszinierend. Am Ende beweist der Autor auch noch, dass er Humor hat! Ich habe erst laut gelacht und das Buch dann mit einem Lächeln zugeklappt.

Fazit: Ein Buch, welches seinem Leser zahlreiche Rätsel aufgibt und ihn in Atem hält, nicht nur durch unvorhergesehene Wendungen, sondern auch durch toll gezeichnete Personen und vor allem meisterlich miteinander verwobene Handlungsstränge. Für mich ein Lesehighlight 2019!