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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2019

wunderbar

Der Gesang der Flusskrebse
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"Der Gesang der Flusskrebse" hallt in meinem Kopf wohl noch länger nach. Wenn ich das Cover anschaue, spüre ich die Melancholie und die Traurigkeit in der Geschichte. Und ich fühle mich wieder ...


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"Der Gesang der Flusskrebse" hallt in meinem Kopf wohl noch länger nach. Wenn ich das Cover anschaue, spüre ich die Melancholie und die Traurigkeit in der Geschichte. Und ich fühle mich wieder wunderbar berührt und bereichert. Wer nach einem besonderen Buch sucht, der ist hier genau richtig.

Zu viel möchte ich zum Plot nicht erzählen. Der Klappentext verrät schon einiges. Ein Mädchen lebt in der einsamen Wildnis der Sümpfe, wächst zu einer wunderschönen jungen Frau heran und eines Tages wird sie des Mordes bezichtigt. Das wäre es kurz und knapp. Aber dahinter steckt so viel mehr. So viel Gefühl und Dramatik.

Die Autorin Delia Owens findet für die Gefühle der Protagonisten aber auch für die Landschaftsbeschreibungen und die Tierdarstellungen wundervolle, magische Worte, die mich in eine fremde Welt entführt haben. Eine, in der der Mensch nur ein kleines Rädchen ist, ein Teil eines großen rauen und grandiosen Ganzen. Ein Kind trotzt der Einsamkeit und der Gesellschaft und lebt dort, wo nur Krebse, Muscheln und Vögel zuhause sind. Im Einklang mit der Natur, von den Menschen missverstanden und abgelehnt. Die wenigen, die sie in ihr Herz schauen lässt, sind fasziniert von ihrer Stärke und Authentizität. Aber sie bleibt ihnen allen auch seltsam fremd und obwohl sie über eine strahlende Intelligenz verfügt, fällt es ihr schwer, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren, denn in der Einsamkeit hat sie nur den Umgang mit den Tieren gelernt, versteht aber die Zeichen der Menschen nicht.

Im letzten Abschnitt nimmt die Frage, ob sie den Mann wirklich getötet hat, einen großen Raum ein. Aber es ist eigentlich kein Kriminalfall und im Endeffekt geht es darum auch gar nicht. Am Schluss, wenn alle Fragen beantwortet sind, spürt man als Leser, dass die Geschichte viel tiefer geht und die eigene Seele berührt hat.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Pageturner

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Wieder mal muss mit Harry Hole durch ein tiefes tiefes Tal. Vielleicht sein schlimmster Absturz, denn dieser geht diesmal einher mit einem großen persönlichen Verlust. Das wirft ihn persönlich so um, dass ...

Wieder mal muss mit Harry Hole durch ein tiefes tiefes Tal. Vielleicht sein schlimmster Absturz, denn dieser geht diesmal einher mit einem großen persönlichen Verlust. Das wirft ihn persönlich so um, dass man überrascht ist, dass er zumindest beruflich noch so gut wie immer funktioniert. Durch diesen Fokus versucht er, den inneren Teufeln zu entkommen. Wenigstens für eine kurze gnädige Zeit, denn ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er nach diesem Fall hier noch jemals der Alte sein wird.

Ich schätze Nesbo u.a. auch deshalb, weil seine Kriminalromane immer für ein paar überraschende Wendungen gut sind. Hier enttäuscht er auch diesmal seine Leser nicht aber man muss sehr aufmerksam am Ball bleiben, damit man die trickreichen Feinheiten auch wirklich genießen kann.

Auf der Jagd nach einem Serientäter gibt Harry Hole diesmal das Letzte und sein alter Feind, der Alkohol macht ihm das Leben schwer. Ich kenne kaum einen literarischen Kommissar, der weniger zum Helden taugt, wie Harry. Und gerade dafür liebe ich ihn und auch wenn es nichts hilft, würde ich ihm wünschen, dass Nesbo ihm mal wieder eine Auszeit von seiner Sucht gönnt.

Ein Pageturner vom Feinsten.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Verratenes Land

Verratenes Land
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Marshall McEvan macht seinem Vornamen alle Ehre, denn der Journalist stochert in seiner Heimatstadt in ein Wespennest, als er nachhakt, warum sein alter Freund und Archäologe Buck Ferris ermordert wurde. ...

Marshall McEvan macht seinem Vornamen alle Ehre, denn der Journalist stochert in seiner Heimatstadt in ein Wespennest, als er nachhakt, warum sein alter Freund und Archäologe Buck Ferris ermordert wurde. Und am Ende ist er es, der für das Gute und für die Wahrheit kämpfen muss, denn in Mississippi herrscht ein korrupter Altherren-Clan über das Land und beugt Recht und Ordnung um den Preis des Geldes und der Macht.

Greg Iles gehört inzwischen zu meinen Favorits im Thriller-Genre. Ich mag die Art, wie er mit beißendem Sarkasmus und brutaler Ehrlichkeit seine Helden in einen Überlebenskampf schickt, in dem die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß schon mal verwischen und die Vorstellung, die Bösen könnten gute Freunde von Donald Trumps sein, gar nicht so abwegig scheint. Am Ende ist Iles mal wieder ein Garant für Spannung und einen fulminanten und auch etwas blutigen Showdown. Mir hat es sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 31.07.2019

so muss ein guter Histo sein

Sterne über der Toskana
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Mal ehrlich.

Ich kann jetzt lang und breit erklären was mir alles an diesem Buch gefallen hat. Von den lebendigen Protas über den interessanten Plot bis hin zu den historischen Zuckerl. Ich könnte jetzt ...

Mal ehrlich.

Ich kann jetzt lang und breit erklären was mir alles an diesem Buch gefallen hat. Von den lebendigen Protas über den interessanten Plot bis hin zu den historischen Zuckerl. Ich könnte jetzt auch von den ersten beiden Teilen schwärmen und dass "Sterne über der Toskana" ein dritter Teil ist, in dem die Autorin Karin Seemayer nochmal zu Höchstform aufläuft.

Aber ich mache es diesmal einfach kürzer.

Kauft dieses Buch, wenn ihr Italien, gute Histos und schöne Liebesgeschichten liebt und keine Angst vor ein paar realistischen Kriegsszenen habt.

Mir hat die Story von allen drei Teilen am besten gefallen (wenn man da überhaupt ein Ranking machen möchte), eben gerade, weil es sehr viele politische Fakten verarbeitet und mir ein Italien (Europa) im kommenden Umbruch gezeigt hat.

Veröffentlicht am 05.04.2019

hervorragende Unterhaltung

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Diesmal wählt Joel Dicker eine Kleinstadt an der amerikanischen Ostküste. Dank diverser Filme und Dickers eindringlicher Beschreibungen hat man schnell eine recht gute Vorstellung von diesem Ort und den ...

Diesmal wählt Joel Dicker eine Kleinstadt an der amerikanischen Ostküste. Dank diverser Filme und Dickers eindringlicher Beschreibungen hat man schnell eine recht gute Vorstellung von diesem Ort und den Menschen, die dort Leben. Wie in jeder Stadt dieser Größenordnung schwankt die Stimmung zwischen erbaulich und heimelig und verlogen und voller Heimlichkeiten. Denn wo jeder denkt, den anderen zu kennen. Wo keiner sich vorstellen kann, dass Gewalt und Mord zwischen den bekannten Gesichtern eine Rolle spielen würde. Da wurde vor 20 Jahren ein grausamer Mehrfachmord am Polizeichef, seiner ganzen Familie und einer Joggerin begangen. Damals wurde relativ schnell ein Täter gefunden und scheinbar kehrte wieder Ruhe ein in Orphea. (Übrigens ein Name der mich an Orpheus aus der Unterwelt denken lässt.)

Aber kurz vor der Pensionierung des Polizisten Jesse Rosenberg kocht der alte Fall wieder hoch, denn die Journalistin Stephanie Mailer behauptet, dass der Falsche verurteilt wurde und dass alles ganz anders war, als die Polizei es damals bei den Ermittlungen zu den Akten gab. Und als Stephanie plötzlich spurlos verschwindet mach Rosenberg sich mit seinem alten Kollegen und einer jungen Polizistin nicht nur auf die Suche nach der Vermissten, sondern auch auf die Suche nach der Wahrheit.

Dicker bleibt seinem Schema treu, welches er im „Harry-Quebert-Roman“ für sich kreiert hat. Als Schweitzer schreibt er einen Roman, der treffsicher das Leben einer amerikanischen Kleinstadt einfängt, so wie der Europäer sie sich vorstellt. Dabei verbindet er einen Kriminalfall mit Elementen eines Gesellschaftsromans. Er versteht es, seinen Charakteren Tiefe und Profil zu verleihen, scheut nicht vor überzogenen Darstellungen zurück, die bei ihm skurril aber auch typisch amerikanisch rüberkommen. Seine größten Stärken sind die schöne Sprache und der kniffelige Plot, den er aus zwei Zeitebenen heraus geschickt so verschachtelt, dass der Leser wirklich erst am Schluss alle Lösungen und Erklärungen bekommt.

Dieser dritte auf Deutsch erschienene Roman von Joel Dicker ist der schmälste. Leider, denn es macht einfach Spaß einen Dicker-Roman zu lesen und er hätte gerne noch ein paar Seiten dicker sein dürfen. Ich fühlte mich ein weiteres Mal hervorragend unterhalten und rundherum zufrieden.