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Veröffentlicht am 04.09.2019

Grandioses Leseerlebnis

Der Sprung
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Es beginnt mit einer Frau, die sich aufgeregt auf dem Dach eines Mietshauses einer Kleinstadt bewegt, herunterschreit und mit Dingen um sich wirft. Zahlreiche Schaulustige wie auch die Presse sind in schauriger ...

Es beginnt mit einer Frau, die sich aufgeregt auf dem Dach eines Mietshauses einer Kleinstadt bewegt, herunterschreit und mit Dingen um sich wirft. Zahlreiche Schaulustige wie auch die Presse sind in schauriger Erwartung, was sich hier noch ereignen wird. Ein Tag und eine Nacht versucht die Polizei, die Frau zur Aufgabe zu bewegen. Neben den direkt Beteiligten treten weitere Charaktere ins Geschehen ein, die mit der Dame auf dem Dach irgendwie in Verbindung stehen.

Simone Lappert eröffnet dem Leser einen Blick mitten durch unsere Gesellschaft, präziser ausgedrückt, lässt sie uns in die Abgründe der heutigen Zeit schauen. Sie bearbeitet mit ihrem Roman Probleme, mit denen wir uns aktuell tagtäglich konfrontiert sehen. Die sehr geschickt an ihre Charaktere geknüpften Themen sind beispielsweise der soziale Abstieg durch technischen Fortschritt oder durch Schicksalsschlag, Mobbing, Untreue und dunkle Geheimnisse. Sie spielt darüber hinaus mit unserem widersinnigen Bedarf, Sensationsgelüste auszuleben. Dafür kommen zunächst die Protagonisten wie der Polizist Felix oder die meckernde Alte, Edna, recht alltäglich daher und erst im Verlauf der Geschichte wird einem klar, in welcher Lebenswirklichkeit sie sich befinden.

Ich muss gestehen, ich liebe dieses Buch und die meisten Charaktere darin: Manu, weil sie aus der Reihe tanzt, Theres und Werner, weil sie wissen, was echte Liebe ist, Egon, weil er sich für nichts zu fein ist, Winnie, weil sie tapfer trotz aller Widrigkeiten ihre angehende Frau steht und selbstverständlich Roswitha, die für jeden ein offenes Ohr und einen gern angenommenen, guten Rat hat. Im ersten Moment erscheinen manche Herausforderungen der Charaktere extrem, sind es letztlich aber nicht wirklich. Ich kannte zu fast jeder Situation ähnlich Beispiele aus meinem eigenen Umfeld. Diese überdurchschnittlich vielfältigen Möglichkeiten zur Identifikation macht den Roman hochgradig glaubwürdig und real.

Doch nicht nur die Protagonisten lassen mich den Roman auf meine Favoritenliste setzen, sondern auch die von Simone Lappert verwendete Sprache. Sie ist einfach genial oder himmlisch. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll. Zum einen sind da „Hummeln, die ihren Winterpelz ganzjährig tragen“. Als Topping gibt es spontane Kommentare wie „Ich war dermaßen mit Überleben beschäftigt, dass Sterben nicht in Frage kam, […].“ (S. 163) Machmal erzeugt der Wortwitz ein spontanes Auflachen und manchmal lädt uns die Autorin zum Träumen ein. Dann hat ihre Sprache einen märchenhaften Touch. Dabei ist sie niemals kitschig, sondern einfach nur wunderbar.

Mir hat „Der Sprung“ nicht nur gefallen, er war sensationell. Es ist der absolut beste Roman, den ich in 2019 gelesen habe. Daher gebe nicht nur eine Leseempfehlung ab, sondern lege euch dieses Prachtexemplar der Literatur regelrecht ans Herz.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Geschichte über das Vergessen

Die Leben der Elena Silber
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Jelena ist gerade zwei Jahre alt als zaristische Häscher ihren revolutionären Vater auf brutalste Weise ermorden. In der Kälte der Nacht ist sie gemeinsam mit der Mutter und dem älteren Bruder Pawel zur ...

Jelena ist gerade zwei Jahre alt als zaristische Häscher ihren revolutionären Vater auf brutalste Weise ermorden. In der Kälte der Nacht ist sie gemeinsam mit der Mutter und dem älteren Bruder Pawel zur Flucht gezwungen, um den Mördern zu entrinnen. Die nun folgenden Lebensumstände drängen Jelena in ein Dasein zunächst im Schatten von Halbgeschwistern, später von ihrem deutschen Ehemann und dessen Familie und schließlich im Schatten ihrer selbst. Revolution, Bürgerkrieg und Weltkriege beeinträchtigen das Familienleben einer ganzen Generation. Familie hat zu funktionieren, ist weniger von liebevollem Umgang gekennzeichnet. Das Einzige, das zählt, ist das Überleben.

Die Geschichte wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt, die von 1905 und 2017 ausgehend, aufeinander zulaufen. Der historische Erzählstrang begleitet Jelena vom Kleinkind, durch die Jugend, als Ehefrau und Mutter. Der aktuelle Strang ist Konstantin Stein, Jelenas Enkel, gewidmet. Er betrachtet Jelenas Leben aus der eigenen und der Erinnerung von Verwandten heraus. Auch wenn zwischen den Kapiteln immer mehrere Jahre fehlen, ergibt sich durch die Erzählweise ein erschreckendes, gleichzeitig beeindruckendes Gesamtbild, das aus meiner Sicht eine umfassende Erklärung für mache, von uns unverstandene, Reaktion oder Verhaltensweise der Kriegs- und Nachkriegsgeneration geben kann.

Obwohl Konstantin Stein als 43-jähriger eigentlich mitten im Leben stehen sollte, wirkt er auf mich wie ein kleiner Junge. Er läßt sich sorglos durchs Leben treiben, agiert spontan und impulsiv. Er ist ein Familienmensch, aber auch nur so halb. Konstantin vollendet im Prinzip nichts. Die im Roman mehrfach gebrauchte Formulierung „Er findet sein Thema nicht“ ist hier mehr als zutreffend. Seine ganze Haltung zum Leben wirkt ziel- und planlos. Überraschend konfrontiert mit der Demenz-Krankheit seines Vaters stellt Konstantin fest, dass er eigentlich kaum etwas über seine Eltern, deren Familie und damit über seine Herkunft, sich selbst weiß. Ist das sein Thema? Das Verhindern des Vergessens, das Finden seiner selbst. Er stürzt sich jedenfalls darauf. Seine ungelenke, stolperhafte, manchmal hilfsbedürftige Art machte mir Konstantin sehr sympathisch. Als Mutter möchte man sich am liebsten gleich um ihn kümmern.

Jelena steht komplett im Gegensatz zu Konstantin. Sie ist eine starke Frau, wobei abgehärtet wahrscheinlich die bessere Formulierung ist. Diverse Schicksalsschläge mussten ohne die heute übliche Unterstützung der Familie verkraftet werden. Verdrängung und eine eigene Wahrheit sind Jelenas Strategie, um mit dem Unerträglichen fertig zu werden. Der seelische Zusammenbruch ist zeitweise ganz nah. Leider schafft Jelena es nicht, jedem ihrer Kinder die gleiche Liebe zuteil werden zu lassen, geschweige denn sie gleich zu behandeln. So geht das Schicksal der Mutter anteilig auch auf die Kinder über. Trotz ganz viel Verständnis für ihr Handeln aus der Not heraus, hadere ich in diesem Punkt mit Jelenas Charakter.

Alexander Osang hat mit seinem Roman ein ganzes Jahrhundert umspannt, vermittelt damit zwischen den Generationen. Dabei hat mir nicht nur die Thematik und ihre literarische Verarbeitung gefallen, sondern auch die Gestaltung des Buches. Die Vorsatzblätter sind mit der kartografischen Einordnung der Geschichte und Jelena Silbers Familienstammbaum versehen. Neben einem Namenverzeichnis am Anfang ist am Ende des Buches ein Inhaltsverzeichnis enthalten. Insgesamt also eine runde Sache, die ich nur weiter empfehlen kann.

Veröffentlicht am 31.07.2019

Einblick in die syrische Seele

Die geheime Mission des Kardinals
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„Die geheime Mission des Kardinals“ ist nicht nur ein sanft langsamer, sehr nachdenklicher Krimi. Der Roman ist noch vielmehr. In einer philosophisch anmutenden Betrachtungsweise geht er auf diverse Elemente ...

„Die geheime Mission des Kardinals“ ist nicht nur ein sanft langsamer, sehr nachdenklicher Krimi. Der Roman ist noch vielmehr. In einer philosophisch anmutenden Betrachtungsweise geht er auf diverse Elemente bzw. Erscheinungen der syrischen Kultur ein. Kleine sympathische Angewohnheiten wie das Mokka-Trinken in allen Lebenslagen gehören genauso dazu wie auch hoch politische Themen, wie zum Beispiel die Ursachen des Terrorismus. Der Roman macht uns zudem bewusst, dass wir Europäer aus Unwissenheit zwangsläufig mit Muslimen anecken müssen. Wir kennen weder die verschiedenen Glaubensrichtungen, geschweige denn ihre Bedeutung und ihr Verhältnis untereinander, noch ahnen wir den Stellenwert, den der Aberglaube für die Menschen einnimmt. Darüberhinaus dürften den meisten von uns die Zusammenhänge in totalitären Systemen völlig fremd sein. Mit seinem Krimi gewährt uns Rafik Schami einen Einblick in die syrische Seele.

Vor dem gesellschaftspolitischen Hintergrund ermitteln nun der syrische Kriminalbeamte Barudi und der Italiener Mancini in einem heiklen Fall. Ein Kardinal wurde ermordet und in einem Fass Olivenöl an die italienische Botschaft in Damaskus übergeben. Beide sind ruhige, mir sehr sympathisch erscheinende Zeitgenossen, die sich gegenseitig perfekt ergänzen. Während Barudi durch seine langjährige Laufbahn bei der Kriminalpolizei sich bestens im Umgang mit Geheimdienst und Politik auskennt, ist Mancini mit einer Kombinationsgabe ausgestattet, die den beiden mit unorthodoxen Maßnahmen so manche Hintertür offen hält. Sie sind einfach ein perfektes Team.

Als wären der komplizierte Fall und der gesellschaftliche Aspekt nicht genug für ein literarisches Werk, krönt Rafik Schami seinen Roman mit sehr weisen Äußerungen, die sich prima zum zitieren eignen. Am besten hat mir das Folgende gefallen, weil es nicht nur allgemeingültig ist, sondern sehr genau die Grundaussage des Romans wiedergibt: „Sobald Fanatismus die Seele erobert, verkommt das Wissen zur toten Information, die keinen Einfluss mehr auf die Seele hat. So ist es auch mit dem Wohlstand. […] Sobald er eine gewisse Grenze überschreitet, macht er die Menschen dumm. Da kannst du manchen von ihnen im Fernsehen Gurken oder leidende Kinder zeigen, sie reagieren immer gleichgültig.“ (S. 350)

Fazit: Ich habe „Die geheime Mission des Kardinals“ gern gelesen. Ich mochte sowohl den Augen öffnenden Charakter des Romans wie auch den Wechsel zwischen Kapiteln, die sich mit dem Fall beschäftigen, und Kapiteln, die Barudis Tagebucheinträge widerspiegeln. Die literarische Aufbereitung hat mich regelrecht in den Roman hineingezogen, obwohl es kein reißerischer Pageturner im wörtlichen Sinne war. Das durchgehend hohe sprachliche und inhaltliche Niveau finde ich dermaßen ansprechend, dass ich die Lektüre nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Gewissensfrage

Stella
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Stella ist ein Roman, der sehr gegensätzliche Gefühle auslöst, weil er sich intensiv mit augenscheinlichen Widersprüchen, die während des Zweiten Weltkrieges nebeneinander existiert haben, beschäftigt. ...

Stella ist ein Roman, der sehr gegensätzliche Gefühle auslöst, weil er sich intensiv mit augenscheinlichen Widersprüchen, die während des Zweiten Weltkrieges nebeneinander existiert haben, beschäftigt. Darüber hinaus offenbart der Roman die Abgründe des Menschseins. Am Beispiel der Stella zeigt er, zu welchen Handlungen Menschen fähig sind, um Drohpotential der eigenen Person oder dem eigenen Umfeld gegenüber abzuwenden, wenn die Bedrohung nur groß genug ist. Takis Würger zwingt den Leser, sich mit dem eigenen Gewissen auseinander zu setzen, indem er geschickt die Frage nach dem Richtig oder Falsch aufwirft, ohne sie konkret zu stellen.

Takis Würger beginnt jedes Kapitel mit Schlagzeilen, die so aus einer Tageszeitung entnommen sein könnten und skizziert somit den historischen Hintergrund seiner Geschichte. Darin finden neben aktuellen Kriegsnachrichten und immer neuen Einschränkungen für Juden auch die Gewinner von Goldenen Schallplatten und den Oscars, sowie frisch geborene, heute berühmte Persönlichkeiten Erwähnung. Sehr passend darin, aber mehr als denkwürdig, habe ich die eingestreuten zehn Gebote für jeden Nationalsozialisten empfunden.

Trotz der jeweiligen Kapiteleinleitung würde der Leser zunächst inhaltlich gar nicht richtig merken, um welches Thema es tatsächlich geht, wären da nicht die Auszüge aus den Protokollen des sowjetischen Militärtribunals. Anfangs nimmt man eigentlich nur die entspannte Atmosphäre der Kunstschule und die Leichtigkeit der Nachtclub-Szene wahr. Mit der Zeit entwickelt sich dann ein Störgefühl gegen so viel Frohsinn und diesen überschwänglichen Genuss, wo doch weltweit der Krieg tobt. Darf man so etwas überhaupt? Dann kippt die Stimmung des Romans. Überschwänglichkeit weicht Entsetzen. Ich wurde nun regelrecht hineinkatapultiert in die unmögliche Situation der Stella. Wie sie damit umgeht, ist für mich gleichzeitig abstoßend wie auch nachvollziehbar.

Bis zu dem Zeitpunkt, wo mir letztlich klar wurde, wie viele Andere Stella auf dem Gewissen hat, mochte ich sie sehr gern. Ich konnte sie als Aktmodell ebensogut leiden wie als Sängerin. Auch innerhalb ihrer Beziehung mit dem schüchternen Schweizer, Friedrich, ist sie mir richtig ans Herz gewachsen. Sogar als ich mitbekam, was sie aus ihrer Zwangslage im Hintergrund tut, hatte ich noch Verständnis für Stella. Erst kurz vor dem Ende hat sich meine Sympathie vollständig aufgelöst.

Warum meine Gefühlslage nicht eindeutiger ausgefallen ist bzw. meine Sympathie sich nicht schon früher verflüchtigt hat, wie es gemäß unserer heutigen historischen Bildung politisch korrekt gewesen wäre, kann ich gar nicht sagen. Ich bin hier ehrlich auch im Nachhinein nicht in der Lage, zu beurteilen, ab wann genau Stellas Handeln als falsch zu bewerten ist. Wer soll auch entscheiden, welches von zwei Menschenleben erhalten werden soll, wenn nur eines überleben darf?

Ingesamt hat mir die Aufbereitung des umrissenen Ausschnitts der Gesellschaft als ein Bestandteil im Rahmen der Judenverfolgung extrem gut gefallen. Sie bewegt, lässt einen nachdenklich werden und am eigenen Gewissen zweifeln. Am ausschlaggebendsten für mich war jedoch, dass sie die Bewertung der Sachlage dem Leser überlässt. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Unendliche Leere

All das zu verlieren
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Adèle führt gemeinsam im ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn ein luxuriöses Leben in einem schicken Pariser Viertel. Sie selbst arbeitet als Journalistin bei einer Pariser Tageszeitung. ...

Adèle führt gemeinsam im ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn ein luxuriöses Leben in einem schicken Pariser Viertel. Sie selbst arbeitet als Journalistin bei einer Pariser Tageszeitung. Dieses Leben betrachtend, lässt sich zunächst schwer nachvollziehen, warum Adèle so unglücklich und hoffnungslos wirkt. Dennoch spürt man eine unendliche Leere, die nicht recht zu fassen ist. Immer, wenn Adèle nicht gerade aus ihrem „langweiligen“ Leben ausbricht, ist sie regelrecht lustlos in der Abwicklung ihrer Angelegenheiten. Im Job beginnt sie beispielsweise erst kurz vor den Abgabeterminen mit der Recherche für ihre Artikel. Ihren Sohn lässt sie so oft es geht in der Obhut von anderen, um für sich selbst Freiraum zu schaffen.

Die Leere insgesamt versucht Adèle, mit spontanen sexuellen Handlungen, vornehmlich mit Fremden, auszufüllen. Sie begibt sich auf die Jagd, verführt scheinbar beliebige Männer, doch schon während des eigentlichen Aktes ist der Reiz oft verflogen. Die Langeweile macht sich wieder breit und so bleibt Adèles Leben, wie die Seiten im Buch, wenn ein neues, aber unbetiteltes Kapitel beginnt, leer.

Erst nach und nach erkennt man zwischen den Zeilen, die erdrückende Last, die auf Adèles Schultern ruht. Wie genau diese ausgeprägt ist, obliegt der Interpretation des Lesers. Beim Lesen stolpert man über Erinnerungsfetzen aus Adèles Kindheit, über Ereignisse im Zusammenhang mit ihrem Job, über ihre Gedanken im Rahmen ihrer sozialen Kontakte, über Essgewohnheiten und Weiteres. Insgesamt entsteht ein Bild von oder eine Sichtweise zu Adèle, das/die je nach Erfahrungsschatz des Lesers unterschiedliche Schwerpunkte enthalten kann.

Ich mag Romane besonders gern, die mir nicht die ganze Story haarklein vorkauen, sondern genau diese Spielräume zum Weiterdenken lassen. Leïla Slimani spricht hier mutig, klar und ungeschönt ein Alltagsproblem „höherer“ Schichten unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft an. Sie bringt die Frage nach den Parametern, die in unserer heutigen Konsumblase das Glück bestimmen, nicht genau bzw. überhaupt nicht auf den Punkt, sondern kreist vielmehr, wie die Betroffenen selbst um den Zwiespalt, zwischen den schier unendlichen Möglichkeiten entscheiden zu müssen. Mir hat das gefallen. Ich konnte Adèle gut verstehen, ihre Gefühlslage nachvollziehen, obwohl die Art ihres Ausbruchs aus dem Alltag so gar nicht in mein Weltbild passt.

Fazit: Leïla Slimanis Roman ist sehr empfehlenswert. Er ist aufwühlend, zum Teil unfassbar, dennoch realistisch vorstellbar.