Profilbild von Fornika

Fornika

Lesejury Star
offline

Fornika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fornika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2019

Ein würdiger 10ter Fall

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
0

Lucien Folter, Serienmörder, Psychopath und pikanterweise ehemaliger Zimmergenosse von Robert Hunter ist wieder auf freiem Fuß. Aus dem Hochsicherheitsgefängnis entflohen, verkriecht er sich jetzt nicht ...

Lucien Folter, Serienmörder, Psychopath und pikanterweise ehemaliger Zimmergenosse von Robert Hunter ist wieder auf freiem Fuß. Aus dem Hochsicherheitsgefängnis entflohen, verkriecht er sich jetzt nicht etwa um die wiedergewonnene Freiheit zu genießen. Nein, Lucien muss seine Mordstudien beenden; dafür spielt er nicht nur mit dem Leben seiner Opfer, sondern auch mit Hunter.

Dieser Band knüpft an den vorherigen (Blutrausch) an und bezieht sich außerdem stark auf Band 6 (Die stille Bestie). Zumindest letzteren sollte man also vor der Lektüre des neuesten Bandes rund um Hunter und Garcia gelesen haben. Lucien Folter ist also kein neuer Bösewicht, zeigt sich in diesem Buch aber von einer neuen, noch scheußlicheren Seite. Gerade die Tatsache, dass er den schlauen Hunter so klein hält, macht einen besonderen Reiz aus, dieser Fall hat eine zutiefst persönliche Note. Ich fand das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden sehr spannend und mitreißend, Carters Stil macht einfach Spaß. Seine Thriller gefallen mir eigentlich immer, dieser hier war der erste, den ich in einem Rutsch durchlesen musste. Ein toller zehnter Band, der jetzt schon Lust auf den elften macht.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Dschungel

Dschungel
0

„Wenn ein Mensch verschwindet, hinterlässt er ein Loch. So unendlich tief und dunkel, man kann hineinfallen und nie wieder auftauchen.“ (S. 327)
Der beste Freund unseres Erzählers ist so ein spurlos Verschwundener. ...

„Wenn ein Mensch verschwindet, hinterlässt er ein Loch. So unendlich tief und dunkel, man kann hineinfallen und nie wieder auftauchen.“ (S. 327)
Der beste Freund unseres Erzählers ist so ein spurlos Verschwundener. Zu einem Trip durch Asien aufgebrochen, hören weder seine Mutter noch sein bester Freund wochenlang auch nur ein Sterbenswörtchen von ihm. Als die Mutter völlig zu verzweifeln scheint, macht sich sein Freund aus Kindertagen auf ihn zu suchen. Widerwillig, überhaupt nicht abenteuerlustig, und bockig, weil der verrückte Felix ihn mal wieder zu etwas zwingt. Zu einer Reise ins ferne Asien, zu einer Reise in die gemeinsame Vergangenheit.

Dieser Roman kommt recht unscheinbar daher, und dann entwickelt er doch eine erzählerische Kraft und einen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Einerseits weil man natürlich unbedingt wissen will, wo Felix steckt. Andererseits erfährt man häppchenweise von der Kindheit und Jugend der zwei Jungs, sodass sich erst nach und nach die gesamte Geschichte entfaltet. Dem namenlosen Erzähler folgt man gerne auf seiner exotischen Odyssee, die nicht nur von der spannenden Suche, sondern eben auch von Land und Leuten lebt. Gerade die Beschreibungen der Natur fand ich sehr bildhaft, man wähnt sich sofort am heißen Sandstrand oder im schwülen Dschungel. Das Ende kommt dann nicht ganz so bildgewaltig und wuchtig daher wie der Spannungsbogen vorher vermuten ließ, trotzdem war dieser Roman für mich ein großes Vergnügen.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Der Gesternte

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
0

Dr. Miles Singer arbeitet in Kingston in einem Veteranenhospital als Psychiater. Er betreut die vom Krieg traumatisierten Soldaten. Dabei helfen ihm nicht nur seine eigenen Kriegserfahrungen, sondern auch ...

Dr. Miles Singer arbeitet in Kingston in einem Veteranenhospital als Psychiater. Er betreut die vom Krieg traumatisierten Soldaten. Dabei helfen ihm nicht nur seine eigenen Kriegserfahrungen, sondern auch seine magischen Fähigkeiten. Die muss er vor der Außenwelt verborgen halten, denn Hexen sind den Sturmsängern, der führende Elite von Aeland ein Dorn im Auge und dienen maximal zur Mehrung deren Macht. Der Tod eines Patienten gefährdet jedoch nicht nur Miles Karriere, sondern auch seine Deckung.
C. L. Polk hat mit ihrem ersten Roman eine sehr schöne und runde Geschichte abgeliefert. Die Mischung zwischen Fantasy und historischer Atmosphäre im Stile eines Londons von 1900 hat es mir wirklich angetan. Mit Miles hat die Autorin einfach einen tollen Charakter geschaffen. Ein grundsympathischer Kerl, der sich für seine Überzeugungen einsetzt, das Herz am rechten Fleck hat und mit viel Sinn und Verstand seine Spuren verfolgt. Die Handlung wird aus seiner Perspektive erzählt und so kann man alle Gedankengänge wunderbar nachvollziehen. Seine Figur hat das Potential die Geschichte noch über einige Bände interessant zu halten. Ich tat mir zu Beginn etwas schwer die gesellschaftlichen Strukturen zu verstehen, doch irgendwann hat man die Zusammenhänge auch ohne große erklärende Kapitel verstanden. Das Machtgefüge, das wird einem immer mehr klar, ist ziemlich erschreckend. Sklaverei und Unterdrückung vom Feinsten, über Leichen geht man natürlich auch. Eine explosive Situation also. Und so warten auf Miles die eine oder andere brenzlige Situation, und auf den Leser sehr amüsante und kurzweilige Lesestunden. Ein toller Erstling!

Veröffentlicht am 31.01.2019

Es war einmal der Stoff, aus dem die Märchen sind

Schund und Sühne
0

Groschenromanschreiberin Kat verschlägt es auf Schloss Rosenbrunn. Sie hat ein Literaturstipendium bekommen, und darf sich nun in der adeligen Umgebung tummeln, mit der Fürstin Tee trinken und durch den ...

Groschenromanschreiberin Kat verschlägt es auf Schloss Rosenbrunn. Sie hat ein Literaturstipendium bekommen, und darf sich nun in der adeligen Umgebung tummeln, mit der Fürstin Tee trinken und durch den Park flanieren. Doch schnell wird klar, dass auch Adels ihr Päckchen zu tragen haben, egal ob das jetzt das Aussterben der eigenen Linie oder der ökologische Fußabdruck der prinzessinneneigenen Rose ist. Doch die Ungeborene Kat ist nun wirklich nicht auf den Mund gefallen, und mischt auf ihre ganz eigene quirlige Art den Alltag der von Schells gehörig auf.

Anna Baseners Roman hat mich schon mit seinem Klappentext überrascht und sehr neugierig gemacht. Die Welt des Adels und erst Recht der Groschenromane, romantischer Wegelchen in Rosengärten und der frühmorgendlichen Pirsch im eigenen Jagdgebiet, all das ist mir eigentlich fremd und irgendwie abseits meines üblichen Leseschemas. Warum sollte man Schund und Sühne trotzdem lesen? Weil es witzig ist. Ich habe selten so oft beim Lesen gelacht, geschmunzelt und gekichert. Originelle Szenen, kleine verschmitzte Seitenhiebe und der lockere, oft süffisant bis sarkastische Erzählstil haben mich wirklich begeistert. Die Dialoge sind schlagfertig, lassen sich aber auch bei ernsten Themen gut lesen. Die Figuren sind einerseits überspitzt gezeichnet, andererseits aber auch realistisch. Sie überraschen, und bewegen sich abseits der üblichen 08/15-Charaktere. Die Autorin spielt gekonnt mit Klischees, zeigt auf, wo sie wirklich zutreffen, und widerlegt sie an anderer Stelle. Der Alltag auf Schloss Rosenbrunn ist einerseits so alltäglich wie der von Otto Normalverbraucher, hat aber auch so seine Eigenheiten. Es hat Spaß gemacht die zu entdecken. Man hat lange Zeit sich in Rosenbrunn einzuleben, langweilig wird es nie. Selbstredend ist dann auch der Showdown so überraschend, wie die vielen kleinen Wendungen zuvor. Ich hatte mächtig Spaß mit Schund und Sühne, und kann den Roman nur jedem empfehlen, der Lust auf eine skurrile Geschichte der etwas anderen Art hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Humor
  • Idee
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 30.12.2018

Schuld und Sühne

Der Wilde
0

Juan Guillermo wird in Mexiko-City der 1960er groß. Doch vom einen auf den anderen Tag ändert sich sein Leben, denn sein Bruder Carlos wird ermordet; die Polizei tut das, was sie am besten kann, nämlich ...

Juan Guillermo wird in Mexiko-City der 1960er groß. Doch vom einen auf den anderen Tag ändert sich sein Leben, denn sein Bruder Carlos wird ermordet; die Polizei tut das, was sie am besten kann, nämlich wegsehen. Als auch noch der Rest der Familie unter tragischen Umständen stirbt, findet sich Juan mit 17 Jahren auf sich alleine gestellt wieder. An seiner Seite die liebeshungrige Chelo und … ein Wolf.
Guillermo Arriaga hat mir mit „Der Wilde“ ein echtes Highlight zum Jahresabschluss beschert. Ein großer Roman, der die großen Themen Verlust, Schuld, Rache, Freundschaft, Liebe… ach eigentlich alle großen Themen des Lebens bekommen ihren Moment. Dabei ist die Geschichte aber mitnichten mainstream, sondern überrascht und überrascht und überrascht. Die Figuren sind spannend, haben Tiefe, sind gleichzeitig frisch und doch uralt. Juan als Hauptfigur hat mir sehr gut gefallen, ein Teenie, der mit den Härten des Lebens konfrontiert wird und über sich hinauswachsen muss (ohne die Heldenattitüde diverser Jugendromane übrigens). Denn hart geht es schon zu, als Leser sollte schon ein bisschen was aushalten können. Arriaga beschreibt die Brutalität genauso akribisch, wie er auch die schönen Seiten sehr ausführlich und detailliert wiedergibt. Mir hat sein Stil sehr gut gefallen. Man muss sich erst ein bisschen einlesen, denn die Handlung wird nicht stur chronologisch wiedergegeben; auch Einschübe in Form kurzer Mythen aus aller Welt, Naturgesetzen, Gedichten uvm. erschweren manchmal den Lesefluss. Einen zweiten kurzen Handlungsstrang kann man erst nach mehreren hundert Seiten einordnen. Doch dieser etwas verschachtelte Aufbau macht den Roman erst recht interessant, und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Eine beeindruckende Geschichte, die mich noch eine Weile beschäftigen wird.