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Veröffentlicht am 04.08.2019

Das Wunder

Das Schweigen der Angst
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Es ist tragisch, Ians Frau ist schwer an Krebs erkrankt. Eigentlich hatte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden, dachte Ian. Doch als sie von der Wunderheilerin Megan hört, möchte sie einen letzten Versuch ...

Es ist tragisch, Ians Frau ist schwer an Krebs erkrankt. Eigentlich hatte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden, dachte Ian. Doch als sie von der Wunderheilerin Megan hört, möchte sie einen letzten Versuch starten. Nach dem Treffen scheint es Jane Hewitt tatsächlich besser zu gehen. Mit Ian verbringt sie einen wunderbaren Tag, doch dann stirbt sie schneller als erwartet. Ian ist untröstlich, er gibt Megan die Schuld am noch früheren Tod seiner Frau. Megan liegt allerdings nach einem Unfall seit Jahren im Koma. Als Ian wegen Belästigung verhaftet wird, bittet er Dr. Alex Ripley um Hilfe.

Gerade ist Alex geschwächt von einem Einsatz zurückgekommen. Erholung ist es, was sie braucht. Ians Geschichte fasziniert sie doch so sehr, dass sie sich nach Holy Island vor der walisischen Küste aufmacht, um herauszufinden, ob Megan tatsächlich Wunder wirken kann. Dr. Ripley ist Theologin und sie hat sich auf die Erforschung möglicher übersinnlicher Phänomene spezialisiert. Wie sie in ihrem neuesten Buch schreibt, hat sie bisher keinen Beweis für das Wirken von Wundern finden können, allerdings auch keinen Gegenbeweis. Megans Geschichte hätte genau ins Buch gepasst. Kann die junge Frau, die seit Jahren in ihrem Zustand ist, vielleicht doch Wunder wirken?

Dies ist bereits der zweite Band um Dr. Alex Ripley. Zwar gibt es kleine Andeutungen zu dem anderen Buch, zum Glück werden für die Lektüre keine Vorkenntnisse benötigt, die Ermittlungen sind in sich abgeschlossen und die Rahmenhandlung wird so erklärt, dass man problemlos hineinkommt. Interessant wie die Autorin die Frage nach der Existenz von Wundern herangeht, denn der Leser entscheidet schließlich selbst, wie er die entsprechenden Passagen deutet. Das gibt einen Anstoß einmal genauer über das Thema nachzudenken. Gleichzeitig taucht Alex Ripley ins Gefüge eines kleinen Dorfes ein, dessen Bewohner oberflächlich freundlich sind. Allerdings sind viele auch finanziell abhängig von Megans Unterstützern. Alex merkt schnell, dass diese Freundlichkeit häufig nur vorgeschoben ist und sie sich vorsehen muss. Megans Schicksal bildet das Zentrum der Handlung, trotz ihrer erzwungenen Abwesenheit beherrscht der Gedanke an ihr Schicksal alles. Einige weitere Handlungsstränge wirken daneben ein wenig schnell und oberflächlich abgehandelt. Wem allerdings der fesselnd andere Ansatz gefällt, wird sich daran nicht groß stören und gebannt weiterlesen, um zu erfahren, was Alex Ripley noch herausfinden wird.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Der Ausbruch

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Manche Sachen dürfen einfach nicht geschehen. Robert Hunter ist entsetzt als er erfährt, dass der Serienmörder Lucian Folter aus dem Gefängnis entkommen konnte. Aus einem Hochsicherheitsgefängnis? Das ...

Manche Sachen dürfen einfach nicht geschehen. Robert Hunter ist entsetzt als er erfährt, dass der Serienmörder Lucian Folter aus dem Gefängnis entkommen konnte. Aus einem Hochsicherheitsgefängnis? Das sollte doch unmöglich sein. Folter war in einem Krankentrakt und dieser bildete keine große Herausforderung. Fast schon wie nebenbei bringt der Killer noch ein paar Mitarbeiter des Gefängnisses um. Hunter kann es kaum fassen, wie man Folter auch nur den Hauch einer Gelegenheit zur Flucht geben konnte. Es hätte klar sein müssen, dass er jeden Strohhalm ergreifen würde. Und Folter ist durchaus so intelligent, sich unter dem Radar zu halten.

Werden Hunter und Garcia es schaffen, Lucian Folter wieder einzufangen? Die Chancen stehen schlecht, der Mörder hatte einen Vorsprung und ist bekanntermaßen ein Genie darin, sich zu verkleiden und zu verstellen. Sein Ziel ist unbekannt. Will er etwa seine Tagebücher wiederhaben? Oder ist er auf Rache aus? In seiner Jugend war er dem etwas jüngeren Robert Hunter fast so etwas wie ein Freund. Folter weiß, dass Hunter alles tun wird, um ihn aufzuspüren. Folters geniale aber perfide Denkweise, lässt ihn einen Plan entwickeln, dessen erster Schritt es ist, Hunter seinen groben Aufenthaltsort mitzuteilen.

In seinem zehnten Fall muss Robert Hunter sich ein zweites Mal mit dem Schwerstverbrecher Lucian Folter beschäftigen. Und dieser Folter vermag es, seine Opfer wirklich grausam zu foltern. Dieses Wortspiel muss bei dem Namen einfach erlaubt sein. Man fragt sich am Rande, ob dem Autor diese Wortähnlichkeit bewusst war. Da Folter im englischen Original auch Folter heißt, wohl eher nicht. Wie man es von Chris Carter gewöhnt ist, liest sich dieser packende Thriller recht schnell. Dabei richtet der Täter einige seiner Opfer so grausam hin, dass man fast an eine Grenze kommt. Die Handlung ist aber so spannend, dass man nicht aufhören kann zu lesen. Zum Schluss hin bekommt man den Eindruck, ein Film wäre geeigneter gewesen, die Handlung zu verfolgen. Versiert versteht es der Autor, mehr als eine Überraschung aus dem Hut zu zaubern. Wenn man meint, man hat etwas erahnt, sollte man sich nicht zu sicher fühlen.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Wincroft

Niemalswelt
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Nun ist es schon ein Jahr her, dass ihr Freund Jim verschwand und zwei Tage später tot aufgefunden wurde. Beatrice hat seinen Tod noch immer nicht überwunden, aber sie will wissen, was in der Nacht wirklich ...

Nun ist es schon ein Jahr her, dass ihr Freund Jim verschwand und zwei Tage später tot aufgefunden wurde. Beatrice hat seinen Tod noch immer nicht überwunden, aber sie will wissen, was in der Nacht wirklich geschehen ist. Noch einmal will sie die Freunde von damals treffen, in Wincroft, wo sie so viel Zeit verbracht haben. Doch je näher das Ziel kommt, desto unsicherer wird Beatrice, ist Wissen wirklich essentiell? Mit den Freunden ist es nicht wie früher, Jim war ihr Zentrum und ihr Zusammenhalt. Ohne ihn sind sie nur eine Gruppe von jungen Leuten, die nach einer Party einen Unfall hatte.

Ein Unfall, mit dem der Wächter auf den Plan gerufen wird, der den jungen Leuten mitteilt, dass sie die selbe Zeit immer wieder erleben müssen, bis sie entschieden haben, wer überleben wird, denn nur einer kann überleben. Wie Beatrice im Buch selbst erwähnt, der Groundhog Day lässt grüßen. Und dieser Tag mutet Beatrice und ihren Freunden einiges zu. Auch wenn es Momente gibt, in denen sie ihre quasi Unsterblichkeit beinahe genießen, kommen die Fünf doch zu dem Schluss, dass sie zusammenwirken wollen, um der ewigen Wiederholung zu entfliehen. Nur so können sie es schaffen, aufzuklären, was vor Jims Tod geschehen ist.

Man fragt sich anfänglich schon, ob die Autorin einer bekannten Idee eine neue Facette abgewinnen kann. Zum Glück muss man nicht lange lesen, um von der Handlung des Buches gefangen genommen zu werden. Beatrice lernt ihre Freunde auf eine ganz neue Art kennen. Gemeinsam und auch getrennt durchlaufen sie Phasen, in denen ihr Aufenthalt in der Niemalswelt mehr oder weniger erträglich ist. Doch je mehr ihnen klar wird, dass sie letztlich nur zusammen stark sind, desto mehr können sie die Zeit vor Jims Tod rekonstruieren und ihre Empfindungen unter einander, seien sie positiv oder negativ, entschlüsseln. Es überrascht nicht, dass dabei einige Überraschungen ans Licht kommen. Hat man erstmal mit der Lektüre begonnen, findet man hier eines der seltenen Bücher, die einen eintauchen lassen in eine fremde Welt, die man erst wieder verlassen möchte, wenn das letzte Rätsel gelöst ist.


Veröffentlicht am 29.07.2019

Mummy

Ich, Eleanor Oliphant
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Gerade dreißig geworden lebt Eleanor Oliphant in Glasgow. Seit dem Studienabschluss arbeitet sie als Buchhalterin in der Agentur. Sie ist keine von den interessanten Kreativen, eher eine Büromaus. Aber ...

Gerade dreißig geworden lebt Eleanor Oliphant in Glasgow. Seit dem Studienabschluss arbeitet sie als Buchhalterin in der Agentur. Sie ist keine von den interessanten Kreativen, eher eine Büromaus. Aber sie lebt gut so, alles ist in Ordnung. Auch ihre kleine Wohnung ist völlig okay. Ihre Pflanze Polly, die sie schon seit vielen Jahren hegt und pflegt, ist eine gute Gesellschaft und mit den um-die-Ecke-gedacht Kreuzworträtseln vergeht die Zeit wie im Flug. Wochenenden sind eh überbewertet und zwischenmenschliche Kontakte auch. Als Eleanor jedoch einen jungen Musiker entdeckt, gerät ihre geordnete Welt in Aufruhr. Der neue It-Spezialist in der Agentur, Raymond, der ihren Computer reparieren muss, ist dagegen ein schlecht angezogener Langweiler.

Eleanor hatte eine Kindheit, über die sie lieber nicht redet. Ihr reichen die wöchentlichen Kontakte zu ihrer Mummy, die woanders ist. Überhaupt hat sie sich ihr Leben bestmöglich eingerichtet. Bestmöglich heißt allerdings auch eintönig. Arbeit von 9 bis 5, jeden Tag die gleichen Mahlzeiten, von der Kleidung mehrere Exemplare (eins wird getragen, eins in der Wäsche), am Wochenende Kreuworträtsel, Bücher und eine gewisse Menge Wodka, die beim Einschlafen helfen soll. Und am besten sagt man zu Eleanor ganz genau, was man meint, Interpretationen führen auf Minenfelder und die sind zu vermeiden. Da passen weder ein Sänger noch ein Raymond hinein.

Und doch auch eine Eleanor, die ihr Leben notwendigerweise durchgetaktet hat, kann sich verändern. Da gibt ein Sänger einen nicht so schlechten Grund, um mal zum Friseur oder zur Kosmetik zu gehen. Und Raymond ist einer, der sich durch Eleanors etwas gekräuselte Ausdrucksweise nicht abschrecken lässt, und sie einfach so behandelt als wären sie befreundet. Nach und nach öffnet sich Eleanor ein wenig und erfährt, dass es auf der Welt noch mehr gibt als sie sich bisher an Erfahrungen erlaubt hat. Und die Worte ihrer Mummy sind auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss.

Bei „Ich, Eleanor Oliphant“ handelt es sich um ein wahrhaft lesenswertes Buch. Eleanor hat eine anrührende Persönlichkeit. Vielleicht kommt sie einem erst etwas speziell vor, doch je mehr man von ihrer Vergangenheit erahnt, desto mehr Verständnis und Mitgefühl kann man für sie aufbringen. Wobei die Andeutungen zur Vergangenheit die Handlung nicht zu sehr belasten. Eleanor und ihr Weg zu sich selbst stehen im Mittelpunkt und Eleanor hat es verdient, dass ihr das Interesse gilt. Man kann sich anders entwickeln, man kann anders sein und gerade deshalb liebenswert. Mit knapp über dreißig hat Eleanor Oliphant endlich ein Leben und eine Zukunft.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Hollywood Babylon

Der blutrote Teppich. Hollywood 1922: Hardy Engels zweiter Fall
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Nach der Sache mit Fatty Arbuckle wollte Hardy Engel eigentlich nichts mehr von Hollywood wissen. Doch von etwas muss man leben und mit nur einem Auge ist es nicht leicht einen Job zu finden. Als der Regisseur ...

Nach der Sache mit Fatty Arbuckle wollte Hardy Engel eigentlich nichts mehr von Hollywood wissen. Doch von etwas muss man leben und mit nur einem Auge ist es nicht leicht einen Job zu finden. Als der Regisseur und Schauspieler William Desmond Taylor ihn um einen Gefallen bittet, übernimmt Hardy den Auftrag. Am Abend jedoch als er sich mit Taylor treffen will, liegt dieser tot in seinem Büro. Er sieht so friedlich aus und deshalb merkt Hardy erst als er dem Toten näher kommt, dass dieser eine Schusswunde hat. Und Hardy ist derjenige, der zuletzt mit Taylor Kontakt hatte. Die Polizei nimmt ihn gerne in den Kreis der Verdächtigen auf und Hardy sieht sich gezwungen, die wahren Hintergründe des Falls aufzudecken.

Auch in seinem zweiten Fall bekommt es Hardy Engel mit einem echten Fall der frühen Jahre in Hollywood zu tun, der bis heute nicht aufgeklärt ist und über den sich deshalb trefflich spekulieren lässt. Der wahre Mord bildet den Rahmen für Hardys zweite Ermittlung. Natürlich musste einiges dazu erfunden werden, ohne allzu sehr von den bekannten Tatsachen abzuweichen. Dies hat der Autor intelligent umgesetzt. Es ging hoch her im Hollywood der 1920er. Es wurde gearbeitet und gefeiert, jeder wollte ein Stück vom Kuchen abhaben. Wenn es um den Preis von ein paar Drogen war oder auch mal jemand zu Tode kam, bitte. Ansätze für seine Nachforschungen hat Hardy Engel genug.

Die gerade durch ihren Ansatz an einem wirklichen Todesfall spannende Geschichte wird durch den Leser Uve Teschner gekonnt umgesetzt. Er versteht es, den einzelnen Personen eine Stimme zu geben. Mit ihm folgt man Hardy Engel zunächst in die Abgründe seiner Seele, aus denen er langsam wieder emporsteigt, schließlich muss er einen Mord aufklären und noch einige andere Ungereimtheiten in Bezug auf das Leben William Desmond Taylors ins richtige Licht rücken. Und Hardy Engel hat noch mehr zu erzählen, wie sicher nicht schwer zu erraten ist. Man darf also gespannt sein, welche Begebenheiten aus dem alten Hollywood der Autor als nächstes ausgraben wird.