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Veröffentlicht am 10.08.2019

Krims und Krams und Brocken

Söldner. Band 1
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Härter, als sich als Gaukler (á la Dieb) seinen Unterhalt zu verdienen und immer in der Gefahr zu schweben, eine Hand oder das Leben zu verlieren, ist nur noch das Leben selbst. Rafael weiß das, denn er ...

Härter, als sich als Gaukler (á la Dieb) seinen Unterhalt zu verdienen und immer in der Gefahr zu schweben, eine Hand oder das Leben zu verlieren, ist nur noch das Leben selbst. Rafael weiß das, denn er ist mit seinem Karren, Pferd Diego und Regenwurm Borsti unterwegs. Früher hatte er noch einen Partner, Krims, doch der wurde von einer Wache umgebracht, die es für unangemessen hielt, dass Rafael und Krims den Bauern ein wenig das Geld aus der Tasche zogen. Obwohl es Rafael eilig hat, wird er von Soldaten aufgehalten und für Kriegsdienste eingezogen: als Feldschergehilfe soll er einem machtgierigen Herzog dienen. Hier trifft er zum zweiten Mal auf Brocken - den größten, gewaltigsten, brutalsten und unbesiegbarsten Söldner aller Zeiten, der als Feldmarschall die Truppen anführt. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch schweißt sie ein Geheimnis auf Gedeih und Verderben bei einer Reise ins Ungewisse zusammen. Begleitet werden sie dabei noch von einem jungen Söldner, dem Rafael das Leben, aber leider kaum den Geist oder das Gedächtnis retten konnte.

Zweifellos ist auch diese Geschichte von Sam Feuerbach wieder außergewöhnliche Fantasy, die sich vom Einheitsbrei abhebt. Leider ist Feuerbach sein größter Gegner: Er hat mit dem Totengräbersohn die Messlatte so dermaßen hoch angelegt, dass kaum etwas daran kommt, nicht einmal etwas von ihm selbst Geschriebenes. So glänzt er zwar auch hier wieder mit spritzigen Dialogen, witzigen Wortspielen und hitzigen Protagonisten, doch fallen diese im Vergleich zu Farin, Emicho und Co. ein wenig ab. Mega ist natürlich wieder Robert Frank als Sprecher, der wie üblich auf genial-perfekte Weise das Buch einspricht und damit den richtigen Rahmen verleiht. Ich bin also neugierig auf Teil 2, aber nicht ganz so vom Hocker gerissen wie früher.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Wo der Bergkönig haust

Stella Montgomery und die magischen Bilder von Wakestone Hall
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Die Tanten haben Stellas schöne und angenehme Zeit auf Wormwood Mire beendet und sie in ein furchtbares Internat geschickt. Hier sind die Mädchen alle furchtbar brav und gehorsam und wer aus der Reihe ...

Die Tanten haben Stellas schöne und angenehme Zeit auf Wormwood Mire beendet und sie in ein furchtbares Internat geschickt. Hier sind die Mädchen alle furchtbar brav und gehorsam und wer aus der Reihe tanzt, wird zu der schrecklichen Direktorin geschickt und kommt völlig verändert wieder. Zum Glück findet Stella durch ein nächtliches Abenteuer schnell zwei Freundinnen, ebenfalls Mädchen, die neu am Internat sind. Eines davon, Ottilie, ist eine Waise, während Amaryllis ein kämpferischer Typ ist. Doch dann verschwindet eines Tages Ottilie spurlos und Stella und Amaryllis machen sich auf die Suche nach ihr. Dabei kommen sie nicht nur dem Geheimnis des Internat und seinen magischen Bildern auf die Spur, sondern auch ungeheuerlichen Ungeheuern in einer grauenvollen Tiefe.

Ich habe das Gefühl, dass hiermit die Geschichte um Stella Montgomery beendet ist, was recht schade ist, denn es gäbe bestimmt noch viel zu entdecken. Ansonsten gibt es Ähnliches zu vermelden wie in Band 1 und 2. Man taucht auf leichte und kindliche Weise ins Ende des 19./Beginn des 20. Jahrhunderts ein, bekommt Einblicke in die Art der Erziehung und das Leben, das geführt wurde. Das wird charmant verbunden mit einem Abenteuer, das mir hier manchmal zu leicht und problemlos gelöst wurde. Wie üblich sind die Zeichnungen hier sehr magisch und ansprechend; ein Vorteil, wenn die Autorin auch gleichzeitig eine mega Illustratorin ist. Alles in allem lässt es sich schnell lesen und macht Spaß mitzuerleben.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Kein Grün zu weiden

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Die graue Maus und der Todesser-Buchhalter, Teil 2.
Vorneweg: Ich konnte diese Lektüre bedeutend mehr genießen als den ersten Teil, was mehrere Gründe hat. Erstens hatte ich keine Erwartungen mehr in ...

Die graue Maus und der Todesser-Buchhalter, Teil 2.
Vorneweg: Ich konnte diese Lektüre bedeutend mehr genießen als den ersten Teil, was mehrere Gründe hat. Erstens hatte ich keine Erwartungen mehr in Richtung Harry Potter, was das Eintauchen in diese Welt erleichterte, zweitens fing auch die Autorin an, sich in ihrer Welt zurechtzufinden, was sich noch einmal auf ihren ohnehin guten Schreibstil auswirkte.

Zur Geschichte: Ophelia hat die erste Zeit in Todesser-Land überlebt und es sogar an den Mondscheinpalast geschafft. Mehr oder weniger durch Zufall stolpert sie in die Rolle der Geschichtenerzählerin, auch wenn ihre Geschichten Faruk, dem Familiengeist, nicht immer behagen. Doch zumindest lassen sie ihn manchmal ein bisschen munterer werden und reißen ihn aus seiner Lethargie. Somit stehen Ophelia und ihre Familie unter seinem Schutz und es wagt kaum noch jemand, ihr mehr als böse Blicke zuzuwerfen. Doch dann kommen Drohbriefe an, die im Namen eines ominösen Gottes unterschrieben wurden. Als wäre das nicht genug, verschwinden wichtige Persönlichkeiten der Arche Pol, unter anderem auch Ophelias Fast-Freund Archie, der Botschafter. Ausgerechnet sie bekommt von Faruk den Auftrag, die Verschwundenen zu finden.

In diesem zweiten Band bekommt man nicht nur Einblick in die tollpatschige Ophelia, man lernt endlich auch mal Thorn ein bisschen besser kennen und vermutet tatsächlich bereits vor der Heldin, welche Beweggründe welche Taten seinerseits auslösen. Seine Motivation für das, was am Schluss passiert, finde ich trotzdem irgendwie ein wenig weit hergeholt, aber gut. Er hat ja eh keine Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, schwierig, bei seinem autistischen Verhalten. Mir gefiel die Entwicklung, die in diesem Buch durchgemacht wurde bis auf wenige Ausnahmen wie zum Beispiel Berenilde, die plötzlich beinahe die Lieblingstante von Ophelia wird; nachdem, wie sie sie im ersten Teil behandelt hat, kam mir das ein bisschen plötzlich. Doch auch zu dem Hintergrund des Familiengeistes erhielt man Aufschlüsse, wenn sie auch mehr Fragen als Antworten aufwarfen. Und ich frage mich immer wieder, wie er es schafft, mit Frauen zu schlafen und ihnen Kinder zu machen - es muss sich um eine langwierige, wenn nicht sogar langweilige Geschichte handeln. Wie auch immer. Es endet mit einem spannenden Cliffhanger und macht tatsächlich neugierig auf den dritten Teil.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Mehl, Wasser und Salz ...

Brot backen mit Christina
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Braucht jemand, der schon seit Jahren selbst Brote bäckt, noch ein weiteres Brotbackbuch? Ich sag es mal so: Zumindest bei diesem Buch hat es nicht geschadet.
Was dieses Backbuch ausmacht, ist die ruhige, ...

Braucht jemand, der schon seit Jahren selbst Brote bäckt, noch ein weiteres Brotbackbuch? Ich sag es mal so: Zumindest bei diesem Buch hat es nicht geschadet.
Was dieses Backbuch ausmacht, ist die ruhige, einfache Art, gewisse Schritte beim Backen zu erklären. So habe ich mich bisher nie wirklich an Sauerteig gewagt - hiermit ist es ein Kinderspiel. Eines, für das man nur ein paar Tage Zeit und Geduld braucht.
Doch auch ansonsten punktet das Buch mit einem überzeugenden Aufbau.
Anfangs werden die üblichen Basics erklärt - und auch die Fortgeschrittenen, zumindest die aus Deutschland, sollten sich die Zeit nehmen, das ordentlich durchzulesen. Die Mehltypen in Österreich, wo Verlag und Autorin ihren Sitz haben, unterscheiden sich nämlich von den unsrigen.
Doch das hat man dann schnell im Kopf und braucht auch nicht mehr nachblättern.
Soweit zur Theorie.

Wie ist es mir in der Praxis ergangen?
Alles, was beschrieben wurde, war auch umsetzbar. Ich hatte zwar in einigen Rezepten wie dem Karottenbrot manchmal ein paar Zutaten verändert, weil ich sie nicht zuhause hatte, aber das machte keinen Unterschied. Es gelang und schmeckte, was für beinahe alle Rezepte/Brote gilt.
Wo ich manchmal nicht wirklich zufrieden war, sind die Rezepte mit dem wenig bis gar nicht kneten. Es ist auch nicht so, dass die nicht aufgingen, im Gegenteil, die wucherten wie Unkraut. Aber ich fand sie so dermaßen flüssig, dass sich das Umschlagen als schwer oder manchmal unmöglich erwies. Das Maisbrot habe ich schließlich aus Angst, es würde mir von der Arbeitsfläche fliehen und quer durchs Haus abhauen, im Topf gebacken. Es war trotzdem gut, aber recht flach und wird wohl auch nicht mehr mein Favorit werden.
Richtig gut hingegen wurden sämtliche süße Sachen. Ob es das Bananenbrot oder der Nussstrudel waren, sie ließen sich megaleicht und gut herstellen und waren so schmackhaft, dass ich nicht mal zum Fotografieren kam, weil die Familie darüber herfiel.
Zum Fazit: Es ist ein gutes Buch, auch und gerade für Einsteiger geeignet und eine angenehme Ergänzung für erfahrene Brotbäcker.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Nachhilfe im Sterbeverein

Der Fluch des Hauses Foskett
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Sidney Grice ist seit dem letzten Fall nicht gerade glücklich, sind doch alle der Meinung, er hätte seinen eigenen Klienten an den Galgen gebracht. Das bekommt oft genug auch sein Mündel March Middleton ...

Sidney Grice ist seit dem letzten Fall nicht gerade glücklich, sind doch alle der Meinung, er hätte seinen eigenen Klienten an den Galgen gebracht. Das bekommt oft genug auch sein Mündel March Middleton zu spüren. Als Glückssituation stellt sich heraus, als ein Mitglied eines Stervevereins bei ihnen auftaucht, der um Hilfe ersucht, weil irgendwer den Mitgliedern des Sterbevereins ziemlich makabre Nachhilfe im Sterben erteilt. Als Fail könnte man es bezeichnen, dass dieser Klient ausgerechnet in Grices Haus stirbt. Und egal, in welche Richtung der Detektiv aus der Gower Street ermittelt, es ist wie bei Hase und Igel: Der Tod ruft jedes Mal triumphierend: Ich bin allhier!

Trotz seiner oft auch frauenfeindlichen Äußerungen fand ich Grice dieses Mal erträglicher. Er ist dezent tierlieb und arbeitet manchmal auch hinter den Kulissen auf eine gewisse Art menschenfreundlich, Hauptsache, es bekommt keiner mit. Irgendwo habe ich eine lächerliche Rezension gelesen, wo sich betreffende Rezensentin aufregt über sein frauenfeindliches Verhalten und was sie an March' Stelle mit ihm getan hätte. Brachte mich zum Lachen. Sie hätte wahrscheinlich nicht mal gewagt, so viele intelligente Widerworte wie March zu geben, weil im 19. Jahrhundert Frauen, die nicht gerade als Prostituierte arbeiten wollten, völlig von ihren Männern abhängig waren. Und wenn man zwischen den Zeilen liest, kümmert sich Grice ziemlich gut um March, auch wenn er keine Gedichte über sie schreibt. Selbst seine recht unfähigen Hausangestellten behält er, was in deren Fall nicht wirklich selbstverständlich ist.
Was mir nicht so gut gefällt ist, dass sich der Autor nicht ein wenig kürzer fassen kann. Es kommt zwischendrin immer mal wieder zu vermeidbaren Längen. Wirklich viele sympathische Figuren tauchen auch nicht oft auf, damit muss man sich wahrscheinlich abfinden. Alles in allem solide und unterhaltsame Krimikost über das viktorianische England.