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Veröffentlicht am 12.08.2019

Der 1. Weltkrieg ist in den Köpfen immer präsent

Als wir im Regen tanzten
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„Als wir im Regen tanzten“ ist der zweite Teil eines histori-schen Epos über die Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Im ersten Band „Was wir zu hoffen wagten“ (den ich allerdings nicht gelesen habe) wird die Zeit ...

„Als wir im Regen tanzten“ ist der zweite Teil eines histori-schen Epos über die Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Im ersten Band „Was wir zu hoffen wagten“ (den ich allerdings nicht gelesen habe) wird die Zeit vor Ausbruch des Krieges und die Zeit unmittelbar danach thematisiert. In dieser Fortsetzung stehen die Jahre 1928/29 im Vordergrund.

Zum einen geht es um die Schauspielerin Recha und den Regisseur Willi, die sich als Kollegen wunderbar ergänzen, allerdings als Paar immer mehr entfremden. Zum anderen spielt Felice eine Hauptrolle – sie ist Anwältin und hat sich in einer männerdominierten Zeit als berufstätige Frau durchgesetzt. Sie hat es nicht leicht, sich immer wieder zu behaupten – aber das Hauptaugenmerk liegt in diesem Buch auf ihrer privaten Situation. Sie hat die beiden Töchter ihrer Schwester aufgenommen, als diese nicht in der Lage war, ihre Kinder zu betreuen. Seit mehreren Jahren leben die Kinder bei Felice und sie liebt sie wie ihre eigenen. Ihrer Ansicht nach hat sie die Mädchen gerettet, da ihre Schwester sie nicht angemessen erziehen könnte. Als sich die Situation ihrer Schwester bessert und sie darauf besteht, ihre Kinder wieder zu sich zu nehmen, entbrennt Felices Kampfgeist und sie versucht alles, um die Mädchen wieder zu sich zu holen.

Wer wie ich den 1. Band nicht kennt, wird keine Probleme haben, das Buch als eigenständigen Roman zu lesen. Allerdings wird in diesem 2. Teil unheimlich oft auf einen Film von Willi Bezug genommen, der teilweise das komplette Geschehen im Buch (immernoch) beeinflusst.

Dadurch hatte ich leider auch mitunter das Gefühl, dass sich die Story nicht vorwärts bewegt und es immer und immer wieder um diesen Film und seine Handlung (das Geschehen im belgischen Ypern im 1. Weltkrieg) geht. Sehr oft kehrten die Gedanken der Protagonisten zu diesem Film zurück, immer wieder wurden Szenen ausführlich geschildert und ihre Bedeutung interpretiert… das machte das Buch für mich vor allem in den ersten zwei Dritteln reichlich zäh. Gedanklich habe ich es mitunter mit dem vielbeschriebenen „süßen Brei“ verglichen, der irgendwie immer mehr wird und kaum noch zu bändigen ist.

Das hat mir leider das Lesen dieses Buches nicht wirklich leicht gemacht. Natürlich spielen der 1. Weltkrieg und seine Auswirkungen eine zentrale Rolle in diesem Buch. Dennoch bin ich damit nicht so recht warm geworden. Am Anfang ging mir die Handlung viel zu langsam voran, erst im letzten Drittel empfand ich sie wirklich als mitreißend. Die Figuren konnten mich nicht in ihren Bann ziehen, blieben für mich leider blass und meinem Herzen fern. Deshalb kann ich trotz des wichtigen Themas und der interessanten Epoche nur 3 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 30.06.2019

Wichtiges Thema - etwas schwierig verpackt

Das Geständnis der Frannie Langton
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Auf dieses Buch bin ich durch zwei Dinge aufmerksam geworden: erstens, das wunderschön gestaltete Cover, das die Geschichte einer jungen Farbigen suggeriert und mich deshalb neugierig gemacht hat. Und ...

Auf dieses Buch bin ich durch zwei Dinge aufmerksam geworden: erstens, das wunderschön gestaltete Cover, das die Geschichte einer jungen Farbigen suggeriert und mich deshalb neugierig gemacht hat. Und zweitens der Klappentext, der die Story grob umreißt und einen „aufwühlenden historischen Kriminalroman“ verspricht.

Nun, ich denke Sara Collins hat sich hier wirklich an ein großes und wichtiges Thema gewagt, das zwar im historischen Gewand daherkommt, aber sicher immer noch an einigen Stellen auch in heutiger Zeit seine Relevanz hat.

Die junge farbige Frannie Langton wird aus den britischen Kolonien nach England geholt. Sie hat, was für ein Dienstmädchen zur damaligen Zeit ungewöhnlich ist, einen hohen Bildungsgrad. Eine Farbige, die lesen und schreiben kann? Das ist den Menschen höchst suspekt und als ihre Arbeitgeber ermordet werden, sind alle schnell dabei, die junge Frau zu verdächtigen. Das Ergebnis: Frannie wird des Mordes angeklagt.

In Form eines Tagebuchs schreibt sie ihre Lebensgeschichte auf und erzählt vom Alltag in den Kolonien und wie es dazu kam, dass ihr Bildung zuteil wurde – was erst einmal erstaunlich klingt, hat einen überaus bizarren Hintergrund, da sie für Forschungszwecke benutzt, oder eher ausgenutzt wurde. Ich konnte kaum glauben, dass es so etwas tatsächlich gegeben hat, aber ich gehe davon aus, dass die Recherchen der Autorin hier sehr genau und detailliert waren.

Der große Minuspunkt des Buches – zumindest für mich – war der Schreibstil. Ich habe mich mit der Erzählweise nur sehr schlecht anfreunden können und habe immer wieder Pausen einlegen müssen, weil mich die Story zwar interessiert hat, aber beim Lesen irgendwie so gar nicht in seinen Bann zog. Frannie ist auch nicht unbedingt ein Charakter, zu dem man sich sofort hingezogen fühlt. Sie ist sehr eigensinnig, stolz (zu Recht!), aber ihre Art das auszudrücken ließ mich irgendwie immer wieder eine gewisse Abneigung empfinden.

Und so bin ich wirklich sehr hin und her gerissen, was dieses Buch angeht. Einerseits finde ich das Thema unglaublich spannend und wichtig, und ich finde es toll von Sara Collins, dass sie als Frau in der heutigen Zeit diese Thematik aufgreift. Dafür ein dickes, fettes Plus. Allerdings konnte ich, wie gesagt, dem Schreibstil so gar nichts abgewinnen und bin eher halbherzig durch die Seiten gesegelt… das fand ich sehr schade. Verdient hat das Buch aus meiner Sicht trotzdem mindestens 3 Sterne, schon allein, weil es Frauen aus dieser Epoche und mit einem solchen Hintergrund eine Stimme gibt.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Glänzende Zeiten? Leider nicht ganz – das Flair des alten Ostpreußen fehlt

Königsberg. Glänzende Zeiten
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Ich bin wohl mit etwas falschen Erwartungen an diesen Roman gegangen. Vorgestellt hatte ich mir – vor allem auch, weil die ganze Reihe nach der ostpreußischen Stadt Königsberg benannt ist – ein Buch, das ...

Ich bin wohl mit etwas falschen Erwartungen an diesen Roman gegangen. Vorgestellt hatte ich mir – vor allem auch, weil die ganze Reihe nach der ostpreußischen Stadt Königsberg benannt ist – ein Buch, das das Lebensgefühl und die großartige Landschaft dieser Region in einem historischen Gewand wieder aufleben lässt. Zugegeben, das Buch spielt in der Gegend um Königsberg. Nur für mich war leider viel zu wenig vom ost-preußischen Flair spürbar.

Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Roman ganz eindeutig auf den Figuren und auf den Beziehungen zwischen ihnen, während das Setting – so mein Eindruck – eine absolut untergeordnete Rolle spielt.

Lügen, Eifersucht und Intrigen gibt es genug und diese waren auch interessant zu lesen und zu verfolgen. Aber die Geschichte hätte überall spielen können… ich hätte beim Lesen nicht unbedingt gemerkt, wo es angesiedelt ist, wenn der Titel es nicht verraten hätte. Das fand ich sehr schade.

Denn eigentlich hatte ich mich auf eine Saga mit viel Flair (ähnlich der Ostpreußen-Trilogie von Ulrike Renk) gefreut. Das kam leider nicht so recht rüber, vielleicht auch, weil der Blick nur der Gesellschaftsschicht des Landadels galt. Die Angestell-ten des Gutes mit ihrem viel härteren Leben waren tatsächlich Nebenfiguren mit nur kleinen Rollen und von ihren Sorgen und Nöten wurde im Gegensatz zu denen der Protagonisten wenig bis nichts bekannt.

Dafür kamen die Verwirrspiele um Liebe, Hass und Eifersucht unter den gutbetuchten Herrschaften umso mehr zum Tragen. Ein großer Teil des Buches besteht aus Dialogen, aus Erläute-rungen von Gefühlen gegenüber anderen Personen – wie schon gesagt, der Fokus liegt eindeutig auf dem Beziehungsgeflecht. Wer das mag, wird an dem Buch definitiv seine Freude haben, denn schon allein die Dreiecksgeschichte um Carl, Leonhard und Adela birgt viel emotionalen Sprengstoff. Die weiteren Figuren und die zum Teil tragischen Wendungen tragen außerdem dazu bei, dass dieses Buch recht theatralisch daherkommt.

Mir persönlich fehlte in diesem Roman die Verbindung zwi-schen den Figuren und ihrer Heimat, das im Titel zu vermu-tende Flair einer Ostpreussen-Saga stellte sich leider nicht ein, auch wenn sich das Buch gut lesen ließ und durch viel Dramatik auch bis zuletzt spannend war.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Zwischen Liebe und Politik – das funktioniert in diesem Buch nicht so recht

Nächstes Jahr in Havanna
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Aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen wird in diesem Hörbuch auf Kuba geschaut. Zum einen begleitet man Marisol, deren Wurzeln in Kuba liegen, und die dorthin reist um – unter anderem – die Asche ...

Aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen wird in diesem Hörbuch auf Kuba geschaut. Zum einen begleitet man Marisol, deren Wurzeln in Kuba liegen, und die dorthin reist um – unter anderem – die Asche ihrer Großmutter in deren Heimat zu ver-streuen.

Zum anderen geht es im historischen Teil um Elisa, eine junge Frau aus wohlhabenden kubanischen Kreisen, die sich Ende der 1950er Jahre in einen Revolutionär verliebt und damit zwischen die Fronten ihres Landes gerät.

Zwei Sprecherinnen erzählen diese beiden Teile des Buches immer abwechselnd, ihre Stimmen passen aus meiner Sicht gut zur Geschichte und auch zum Alter der Protagonistinnen. Ein Lob an Anna Carlsson (Marisol) und Leonie Landa (Elisa) für ihre einfühlsame Sprechweise, die den Figuren Leben einhaucht.

Trotz des unheimlich interessanten Themas rund um die kuba-nische Revolution (Stichwort: Fidel Castro) konnte das Buch/ die Geschichte mich leider nicht so recht fesseln. Wo ich sonst im Auto gespannt lausche um keinen Satz zu verpassen, merkte ich hier, dass meine Gedanken immer wieder abschweiften und ich manches mehrfach hören und mich darauf konzentrieren musste, dabei und dran zu bleiben. Ich weiß nicht recht, woran es gelegen hat – vielleicht hätte es auch als Buch besser für mich funktioniert. Aber die gesprochene Fassung (wie gesagt – an den Sprecherinnen lag es NICHT) konnte mich im Tempo der Handlung und vom Stil her irgendwie nicht mitreißen.

Aus meiner Sicht passten auch die recht Herz-Schmerz-mäßige Liebesgeschichte und die Schilderungen der politischen Situa-tion nicht wirklich zusammen. Als könne sich das Buch nicht entscheiden, was es sein will – ein Liebesroman mit ein wenig historischem Hintergrund oder ein historisches, politisches Zeitgemälde mit eingebauter Lovestory. So richtig funktioniert hat dieses Schwanken zwischen Liebe und Politik für mich leider nicht. Denn für historisch Interessierte werden die Ent-wicklungen, die Wurzeln der Revolution und die Auswirkungen auf das heutige Kube wohl ein wenig zu oberflächlich abge-handelt. Frauen, die einen Liebesroman genießen wollen, ist es aber vielleicht zu viel Politik, die hier doch noch mit abge-handelt werden soll. Auch ich habe meine Rolle als Hörerin nicht so ganz gefunden und so blieb dieses Hörbuch für mich unrund. Das nächste Mal würde ich ein Buch mit politischem Hintergrund vielleicht doch eher lesen statt hören. Chanel Cleetons erster Teil ihrer Kuba-Saga konnte mich leider nicht recht überzeugen.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Der schwächste Band der Reihe

Der fabelhafte Geschenkeladen
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Was ist denn diesmal los mit den Mädels aus der Valerie Lane? Ich hab die Vorgängerbände (immerhin 4 Stück) so gemocht, aber dieses tanzt für mich aus der Reihe.

Nachdem vier andere Ladenbesitzerinnen ...

Was ist denn diesmal los mit den Mädels aus der Valerie Lane? Ich hab die Vorgängerbände (immerhin 4 Stück) so gemocht, aber dieses tanzt für mich aus der Reihe.

Nachdem vier andere Ladenbesitzerinnen in den vorigen Bü-chern schon ihr Glück gefunden hatten, ging es diesmal um Orchid, deren Beziehung mit Patrick gerade in einer Krise steckt und die heimlich ein Auge auf den Blumenladenbesitzer Tobin geworfen hat (was auf Gegenseitigkeit beruht).

Sonst sind ja solche kleinen Verwirrspielchen (Frau zwischen zwei Männern) mitunter ganz amüsant – aber Orchid hat mich völlig überfordert. Rin in die Kartoffeln – raus aus den Kartoffeln. So ging das in einem Fort über 300 Seiten. Als beste Freundin hätte ich ihr wahrscheinlich irgendwann einfach mal gehörig den Kopf gewaschen. Kaum hat Patrick einen schlechten Tag und ist wortkarg, zieht es sie zu Tobin. Kaum macht ihr Patrick das Frühstück, ist Tobin nicht mehr der Richtige für sie. Und so geht das Wechselspiel gefühlt aller 20 Seiten hin und her.

Dazu kommt, dass die Erklärung für Patricks Verhalten aus meiner Sicht zwar logisch, aber völlig überdimensioniert ist für diese Art von Geschichte. Es ist ja doch ein Wohlfühlroman, der zur Entspannung gedacht ist. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber hier eine Crime Story einzubauen, die viel mehr psychologische Tiefe gefordert hätte, ist einfach too much.

Und wenn schon ein so komplexes Thema aufgemacht wird, fand ich dann wiederum Orchids Reaktion darauf sehr unan-gemessen. Dass sie nach dem Wissen um seine Geschichte immer noch darauf pocht, dass er sie jahrelang belogen hat und dass sie damit nicht leben kann... da macht sie es sich aus meiner Sicht viel zu einfach.

Was den Roman rettet, ist wie immer der lockere, leichte Schreibstil und die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren. Sie sind inzwischen für mich zu liebgewonnenen Bekannten ge-worden. Deshalb bekommt der Roman von mir doch drei Sterne – ich war leider schon fast dran, noch weniger zu vergeben.