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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2019

Solider Krimi

Der zehnte Gast
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Ein einsames Hotel, in dem eine zufällig gemischte Gruppe, von der Außenwelt abgeschnitten wird. Eine junge Frau liegt tot am Ende der Treppe. Ob durch eigene Unachtsamkeit oder durch fremde Hand? Spätestens ...

Ein einsames Hotel, in dem eine zufällig gemischte Gruppe, von der Außenwelt abgeschnitten wird. Eine junge Frau liegt tot am Ende der Treppe. Ob durch eigene Unachtsamkeit oder durch fremde Hand? Spätestens beim zweiten Toten wächst das Misstrauen und die Unsicherheit bei den verbliebenen Gästen.

Romane mit diesem Plot gibt es viele. Da bleibt nicht mehr viel Spielraum für Überraschungen. Shari Lapena schreibt solide und spannend. Die Protagonisten sind vielfältig und haben alle eine mehr oder weniger große Leiche im Keller. Als Leser wird man nicht direkt in das Geschehen eingebunden, sondern bleibt als stiller Beobachter außen vor. Man erfährt immer nur Bruchstücke und kann sich so erst ganz am Ende ein komplettes Bild machen. Dadurch bleibt die Spannung stets auf einem hohen Level und man ist geneigt, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Mir war bis zum Ende nicht klar, wer als Täter in Frage kommt. Verdächtig waren sie fast alle, denn die Autorin hat geschickt falsche Fährten gelegt und uns Leser mehrfach an der Nase herumgeführt. Die analytische Erläuterung am Ende war befriedigend und besonders gut hat mir die kleine, spitze Überraschung gefallen. Gestört hat mich nur, dass es leider schon zu viele Bücher dieser Art gibt und mir der richtige Kick gefehlt hat. Aber für Liebhaber perfekt konstruierter Krimis ist dies genau das richtige Buch

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.08.2019

Einfach berauschend

Tage in Cape May
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Es ist Nachsaison in dem kleinen Küstenort Cape May. Effie und Henry sind frisch verheiratet und verbringen ihre Flitterwochen im Haus von Effis Onkel. Und wie es in den späten 50er Jahren so üblich ist, ...

Es ist Nachsaison in dem kleinen Küstenort Cape May. Effie und Henry sind frisch verheiratet und verbringen ihre Flitterwochen im Haus von Effis Onkel. Und wie es in den späten 50er Jahren so üblich ist, sind beide in der Liebe noch unerfahren und recht schüchtern. Das ändert sich jedoch, als sie plötzlich auf Clara, eine Bekannte aus Effies Kindheit, treffen. 


Chip Creek hat in seinem Roman die prüden 50er Jahre in den USA perfekt gezeichnet. Das erste Entdecken des anderen Geschlechts und die Unerfahrenheit der Frischvermählten schildert der Autor sehr plastisch und eindringlich. Die damals herrschenden Moralvorstellungen erlaubten keine Beziehung vor der Ehe und man wurde mit der Heirat quasi ins kalte Wasser geworfen. Wusste nicht, ob es passt oder nicht. Im Gegensatz dazu, dann die Clique aus New York, die keine Grenzen kennt und alles, aber auch wirklich alles, ausprobiert. Diese beiden Welten prallen aufeinander und Effie und Henry werfen alle ihre Prinzipien  über den Haufen. Sie geraten in einen unerbittlichen Sog, der sie nicht mehr loslässt. 


Chip Creek schreibt mit einer Eindringlichkeit, dass man als Leser auch ganz schnell in diesen Strudel gerät. Seine Worte und Beschreibungen sind offen und freizügig, manchmal fast derb, das muss man mögen. Aber trotzdem bleibt der Autor seinem hohen Niveau treu und überschreitet nie die Grenze zum trivialen. 


"Tage in Cape May" ist eine höchst interessante Milieustudie, die einmal einen ganz anderen Aspekt in den Vordergrund stellt. 

Veröffentlicht am 05.07.2019

Absolut spannend und beklemmend

Der Pakt – Bis dass der Tod euch scheidet
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Alice und Jake stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Beruflich erfolgreich, gerade frisch verheiratet. Ein außergewöhnliches Hochzeitsgeschenk bringt diese Welt ins Wanken. Die Mitgliedschaft in einer ...

Alice und Jake stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Beruflich erfolgreich, gerade frisch verheiratet. Ein außergewöhnliches Hochzeitsgeschenk bringt diese Welt ins Wanken. Die Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft, genannt "der Pakt"soll für eine gut funktionierende Ehe sorgen, wenn nur nicht die daran verknüpften Bedingungen wären.


Einmal angefangen zu lesen konnte ich mich nur schwer von diesem Buch trennen. Ich fühlte mich selbst wie im "Pakt" gefangen und spürte die unterschwellige Beklemmung fast körperlich. Genau so stelle ich mir die Mitgliedschaft in einer zweifelhaften Sekte vor. Auch wenn einiges unlogisch erscheint und ein rational denkender Mensch wohl nie so weit gehen würde, kann ich nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die sich nach einer solchen Gemeinschaft sehnen. Sonst hätten Sekten und radikale, religiöse Organisationen sicher keinen Zulauf. Michelle Richmond schreibt sehr detailliert und ausführlich, was dazu führt, dass die Geschichte anfangs ein wenig Zeit braucht, bis sich richtige Spannung aufbaut. Aber in den letzten Kapiteln kommt sie dann so richtig in Fahrt und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Idee war für mich neu und sehr interessant. Allein dafür lohnt es sich den Thriller zu lesen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Schwedenkrimi

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
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Zwei um Mitternacht, an historischen Orten der Stadt, vergewaltigte Studentinnen, beide blond, beiden fehlt der linke Schuh. Opfer Nummer drei überlebt nicht. Sie wird im Anatomiesaal der Universität in ...

Zwei um Mitternacht, an historischen Orten der Stadt, vergewaltigte Studentinnen, beide blond, beiden fehlt der linke Schuh. Opfer Nummer drei überlebt nicht. Sie wird im Anatomiesaal der Universität in Uppsala tot aufgefunden. Ausgerechnet die Psychiaterin Nathalie Svensson, die Hanna persönlich kannte, soll ein Täterprofil erstellen, denn eins ist klar, die Taten hängen zusammen. Bald schon hat man drei junge Männer in Verdacht.

Jonas Moström hat mit "Mitternachtsmädchen" bereits sein drittes Buch um die Psychiaterin Nathalie Svensson vorgelegt. Für mich war es das erste Buch des Autoren, deshalb war es teilweise nicht ganz einfach, mich mit den Charakteren vertraut zu machen. Hilfreich war die kleine Einführung der Hauptprotagonisten am Anfang des Buches. Viele Details aus den früheren Büchern wurden trotzdem nicht zufriedenstellend erklärt, was ich etwas bedauere. Für den Fall war das aber nicht weiter relevant, so dass ich doch noch zu meinem Lesevergnügen kam.

Der Fall selbst, war spannend, gut aufbereitet und wahnsinnig gut durchdacht. Der angenehme Sprachstil, der leicht zu lesen und sehr packend ist, macht den Roman zu einem richtigen Pageturner. Monström beweist: es braucht weder blutrünstige Beschreibungen, noch Brutalitäten, um einen guten Thriller zu schreiben. Denn durch seine subtile Art, die so richtig unter die Haut geht, kommt er auch ohne die detaillierte Benennung von Grausamkeiten aus, um richtig gut Spannung aufzubauen und den Leser an das Buch zu fesseln.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Temporeich und sehr brutal

Der Patriot
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Ein Mörder geht um in Schweden. Seine Opfer sind Journalisten, die sich in ihren liberalen Artikeln offen gegen den Rechtsruck stellen. Drahtzieher ist der Rechtsradikale Carl und seine beiden Freunde, ...

Ein Mörder geht um in Schweden. Seine Opfer sind Journalisten, die sich in ihren liberalen Artikeln offen gegen den Rechtsruck stellen. Drahtzieher ist der Rechtsradikale Carl und seine beiden Freunde, die damit die "Lügenpresse" zwingen wollen, endlich die Wahrheit über die Flüchtlingsströme zu schreiben. 

Pascal Engmann hat einen sehr temporeichen und äußerst brutalen Thriller geschrieben. Seine detaillierten und schonungslosen Beschreibungen sind nichts für schwache Gemüter. Auch ich musste beim Lesen mehrmals stocken und innehalten. Aber dann war der Sog, den dieses Buch auf den Leser ausübt doch wieder zu stark und ich musste einfach weiterlesen. Viele verschiedene Handlungsstränge werde miteinander verknüpft, so dass man anfangs einige Zeit braucht, um damit zu recht zu kommen. Dann aber kommt eine starke Dynamik in die Geschichte und man kann das Buch kaum mehr zur Seite lesen. Das liegt sicher auch am fesselnden und direkten Schreibstil. Das enorme Tempo, das sich im Laufe des Buches aufbaut hält die Spannung auf einem sehr hohen Niveau, obwohl der Täter von Anfang an bekannt ist. Doch der Autor hat noch einen Trumpf im Ärmel und die Geschichte entwickelt sich ganz anders, als ich erwartet hatte. Allerdings gibt es einige, für mich nicht nachvollziehbare und in meinen Augen unrealistische, Szenarien, die aus dem erschreckend realen Buch dann doch "nur" einen sehr gut geschriebenen, spannenden, brutalen Schwedenthriller machen. Der ist allerdings gut gelungen!