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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2019

Alptraumhaft und hoffnungsvoll zugleich

Das Labyrinth des Fauns
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Spanien, 1944. Ofelia zieht mit ihrer schwangeren Mutter in die Berge, zu ihrem neuen Stiefvater. Während die Mutter sich ein gutes Leben erhofft, ist Ofelia von Anfang an misstrauisch. Bald findet sie ...

Spanien, 1944. Ofelia zieht mit ihrer schwangeren Mutter in die Berge, zu ihrem neuen Stiefvater. Während die Mutter sich ein gutes Leben erhofft, ist Ofelia von Anfang an misstrauisch. Bald findet sie sich wieder in einem Wald voller verzauberter Orte und magischer Wesen. Ein Faun stellt Ofelia drei Aufgaben: Wenn sie die besteht, ist sie die lang gesuchte Prinzessin Moanna.

Eine Welt voller alptraumhafter Wesen ist es, in die Autorin Cornelia Funke den Leser hineinbittet: der Stiefvater ist voller Hass und Gewalt; die magischen Wesen, mit denen Ofelia zu kämpfen hat, scheinen bösen Träumen entsprungen. Ofelia erhält dennoch Hilfe von magischen Wesen wie auch von der Haushälterin des Stiefvaters. Eine düstere Atmosphäre herrscht vor, sie spiegelt das Erleben der Menschen im spanischen Bürgerkrieg im Jahr 1944. Die Gefahr zieht sich durch die gesamte Geschichte hindurch, denn Gefahr droht sowohl dem magischen Reich, in das Moanna zurück kommen soll, wie auch in der realen Welt, in der sich die Widerstandskämpfer gegen den Faschismus auflehnen. Die Grenzen zwischen der Realität und der magischen Welt zerfließen immer mehr, und doch bleiben die Parallelen in beiden Welten erhalten. Die bildgewaltige, poetische Sprache der Geschichte verwebt Mystik und Fantasy zu einer einzigartigen Erzählung.

Diese bittere Geschichte über den Widerstand gerät zu einem alptraumhaften Märchen für Erwachsene, dessen düstere Atmosphäre Hoffnung geben möchte auch in aussichtslosen Situationen. Es ist keine leichte Kost, aber dennoch empfehle ich es gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Geheimnisvolles Abenteuer

Secret Keepers 1: Zeit der Späher
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Der elfjährige Ruben findet zufällig ein geheimnisvolles Päckchen mit einer ganz besonderen Uhr darin: Sie kann seinen Träger unsichtbar machen. Doch bald wird klar, dass jemand Ruben auf der Spur ist, ...

Der elfjährige Ruben findet zufällig ein geheimnisvolles Päckchen mit einer ganz besonderen Uhr darin: Sie kann seinen Träger unsichtbar machen. Doch bald wird klar, dass jemand Ruben auf der Spur ist, denn er wird beobachtet und soll dazu ermuntert werden, die Uhr abzugeben. Ruben merkt, in welcher Gefahr er und seine Mutter schweben. Doch er will das Geheimnis der Uhr ganz aufdecken. Und das hat es in sich…

Ruben ist ein aufgeweckter mutiger Junge, der sehr verantwortungsvoll mit seinem Fund umgehen kann. Seine Neugier lässt ihn erahnen, dass diese Uhr sehr wertvoll ist und dass man mit ihr viel Böses tun kann. Nur wenn er ihr Geheimnis voll aufdeckt, weiß er, was er damit tun soll. Dafür nimmt er einige Gefahren in Kauf, was die Spannung beim Lesen ganz schön hoch hält. Allerdings enthält das Buch einige Längen, hier hätte die Geschichte durchaus gestrafft werden können, so dass der Spannungsbogen über die gesamte Lektüre gezogen wäre. Was mir aber unbedingt fehlt, sind Hintergrundinformationen über die Welt, in der Ruben lebt. Warum gibt es dort Späher, wer ist der geheimnisvolle Schatten, der über alle herrscht? Manches davon wird vermutlich im nächsten Band aufgegriffen werden, doch mir fehlte immer wieder die Grundlage für Rubens Handeln.

Wer nur hat den Klappentext zu diesem Buch geschrieben? Leider verrät er die gesamte Geschichte. Diese Kurzfassung hätte sich eher geeignet als Einstieg in den nächsten Band, um sich trotz Lesepause im Geschehen wieder zurechtzufinden.

Trotz allem finde ich die Geschichte sehr spannend und empfehle sie gerne weiter an alle mit Interesse an guten Abenteuerbüchern.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Beklemmend und verstörend

Harz
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Liv Haarder lebt mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Offiziell gilt sie als tot, ertrunken in der Brandung. Das ist der Angst ihres Vaters zu verdanken, sie zu verlieren. Ihre Mutter ist unförmig dick ...

Liv Haarder lebt mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Offiziell gilt sie als tot, ertrunken in der Brandung. Das ist der Angst ihres Vaters zu verdanken, sie zu verlieren. Ihre Mutter ist unförmig dick und kommt seit langem nicht mehr aus dem Bett heraus, sie kann auch nicht mehr sprechen. Ihr Vater schottet sich und seine Familie völlig von der Umwelt ab. So lebt Liv ein sorgsam abgeschirmtes Leben, nur in der Begleitung ihres Vaters und ihrer Mutter sowie der vielen angesammelten Dinge in Haus und Hof sowie einiger in Harz konservierter Tiere.

Es ist eine beklemmend verkehrte Welt, die vorwiegend aus Livs Sichtweise erzählt wird, eines Kindes, das diese verkehrte Welt als völlig normal erlebt. Aber auch die Erwachsenen dieser kleinen, begrenzten Welt dürfen zu Wort kommen – und trotz leichter Zweifel der Mutter gilt diese Sichtweise für die gesamte Kleinfamilie Haarder. Dies wird so meisterhaft und konsequent beschrieben, dass diese Beklemmung mit jeder Seite, die der Leser umblättert, noch mehr spürbar wird. Aber gleichzeitig sind die Innenansichten der Protagonisten völlig nachvollziehbar. Ganz zu Recht hat die Autorin Ane Riel für dieses Buch mehrere Literaturpreise gewonnen. Am Schluss dieser Geschichte musste ich erstmal tief durchatmen, um wieder aus der Beklemmung dieses Buches aufzutauchen.

Dieses Buch als Thriller einzuordnen fällt schwer. Es ist eher das Psychogramm eines gestörten Familienverbundes, und mit diesem Etikett wird jeder Leser genau das erhalten, was er sich von dieser Geschichte erwartet. Für dieses Buch vergebe ich sehr gerne 4 von 5 Sternen und empfehle es unbedingt weiter.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Mobbing in seiner brutalen Form

R.I.P.
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Eine Jugendliche wird ermordet, Szenen davon werden über ihr Handy an ihre Freunde weitergeleitet. Das Polizei-Team um Kommissar Huldar zieht die Psychologin Freyja zu den Ermittlungen hinzu. Freyja stößt ...

Eine Jugendliche wird ermordet, Szenen davon werden über ihr Handy an ihre Freunde weitergeleitet. Das Polizei-Team um Kommissar Huldar zieht die Psychologin Freyja zu den Ermittlungen hinzu. Freyja stößt schnell darauf, dass die Tote eine andere Schülerin gemobbt hat. Doch als ein weiterer Jugendlicher ermordet aufgefunden wird und sein Tod über Snapchat an die Freunde verschickt wird, scheint es keine Berührungspunkte zwischen den beiden toten Jugendlichen zu geben. Der Fall scheint sehr verworren zu sein.

Die Autorin Yrsa Sigurdardóttir vertieft sich in diesem Buch in das Thema Mobbing, das sie zudem mit dem Thema Soziale Medien verknüpft. Es sind bittere Geschichten, die sie hier schildert, und dennoch sind sie völlig realistisch dargestellt. Um diese Themen rankt sie einen Kriminalfall, der sehr knifflig zu sein scheint. Die Wendungen, die sie in diese Ermittlungen einbaut, geben zusätzliche Rätsel auf, damit bleibt die Spannung konstant hoch. Als Meisterstück empfand ich die Auflösung des Kriminalfalls, denn bis kurz davor war ich unentwegt am Rätseln, doch immer passte etwas nicht. Etwas weniger gelungen fand ich die privaten Probleme der Ermittler, eigentlich sollte man sich wundern, dass bei all dem Rumgezicke überhaupt ehrliche Polizeiarbeit geschehen kann.

Obwohl das Buch der dritte Band der Reihe um den Kommissar Huldar und die Psychologin Freyja sind, kann man auch mit diesem Kriminalfall gut in das Geschehen einsteigen, denn die Geschichten sind in sich abgeschlossen, wichtige Informationen zu den handelnden Personen werden in das Geschehen eingestreut. Auch diesmal wieder gelang es der Autorin, mich sehr schnell mit dieser Geschichte zu fesseln, ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Sehr gerne empfehle ich dieses Buch und überhaupt die Reihe weiter. Beim nächsten Fall bin ich unbedingt wieder dabei!

Veröffentlicht am 07.08.2019

Ziemlich ausgefallen

So schöne Lügen
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Louise ist Ende 20 und hat sich das Leben in New York ganz anders vorgestellt. Mit Mühe und Not und mehreren Jobs kann sie sich halbwegs über Wasser halten. Als sie Lavinia kennenlernt, ist sie von deren ...

Louise ist Ende 20 und hat sich das Leben in New York ganz anders vorgestellt. Mit Mühe und Not und mehreren Jobs kann sie sich halbwegs über Wasser halten. Als sie Lavinia kennenlernt, ist sie von deren Leben völlig fasziniert: Sie ist wild, frei, wunderschön und vor allem unglaublich reich. Ihre Unternehmungen postet sie auf allen nur möglichen sozialen Netzwerken. Die beiden Frauen freunden sich an, ja Louise ist fasziniert von Lavinias Welt und hält sich nur zu gerne dort mit ihr auf. Doch wie kann diese ungleiche Freundschaft überhaupt bestehen bleiben?

Die Autorin Tara Isabella Burton lässt den Leser sehr genau die gegensätzlichen Lebenswelten von Louise und Lavinia kennenlernen. Kein Wunder wird Louise von dieser faszinierenden Welt geschluckt, um dann irgendwann zu merken, dass nicht alles so einfach ist, wie sie es sich vorgestellt hat. Doch einen simplen Weg zurück in ihre alte Welt gibt es nicht mehr, und an diesem Punkt der Erkenntnis steigt die Spannung gewaltig: Hier stellt sich die Frage, wohin kann das Ganze gehen und wie lange hält es sich noch? Andeutungen lässt die Autorin bereits ziemlich am Anfang fallen, doch die Erklärungen dazu kommen erst später und ziehen sich bis zum Schluss hin, der zu dieser Geschichte einfach nur passend ist. Allerdings fiel mir das Lesen nicht immer so einfach, weil die Protagonisten nicht wirklich sympathisch herüberkommen, sie sind als Antihelden konzipiert. Die teilweise sehr verschachtelten Sätze machten das Lesen zusätzlich schwer.

Ich finde es gar nicht so einfach, etwas über dieses Buch zu schreiben ohne zu spoilern. Es ist ziemlich ausgefallen geraten und hat mich dadurch etwas überrascht. Leider war mir der Spannungsbogen anfangs zu flach geraten, doch wer dies durchhält, wird mit einer recht unüblichen Geschichte belohnt. Dafür vergebe vier von fünf Sternen.