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Veröffentlicht am 11.11.2019

Eine nostalgische Weihnachtsgeschichte

Eine Kiste voller Weihnachten
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Inhalt: Dezember 1890: Vinzent Storch ist Eigentümer eines kleinen Betriebs, in dem die berühmten "Dresdner Pappen“ hergestellt werden. Heiligabend entdeckt er zufällig eine Kiste, die versehentlich nicht ...

Inhalt: Dezember 1890: Vinzent Storch ist Eigentümer eines kleinen Betriebs, in dem die berühmten "Dresdner Pappen“ hergestellt werden. Heiligabend entdeckt er zufällig eine Kiste, die versehentlich nicht ausgeliefert wurde. Damit die Figuren aus Papier noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest an ihr Ziel kommen, macht er sich mit der Pferdekutsche selbst auf den Weg nach Zinnwald im Erzgebirge. Er merkt nicht, dass unterwegs ein kleines Mädchen, die elfjährige Lisbeth, auf die Kutsche hinaufhüpft und unter die Decke schlüpft. Erst als ein schwerer Schneesturm einsetzt, gibt sich das Mädchen zu erkennen und zeigt Storch den richtigen Weg in ihr Heimatdorf Zinnwald.

Meine Meinung: „Eine Kiste voller Weihnachten“ ist eine nostalgische und warmherzige Weihnachtsgeschichte und die 120 Seiten des kleinen Buches lassen sich problemlos an einem Stück lesen. Am besten mit einem heißen Tee vor dem Ofen. Die Illustrationen von Andrea Offermann sind wunderbar stimmig zu Text und Atmosphäre der Geschichte und haben mir gut gefallen.
Vinzent Storch erinnert mit seiner eigenbrötlerischen und unfreundlichen Art sehr an Dickens Ebenezer Scrooge, obwohl Storch nicht ganz so herzlos ist. Die kleine Lisbeth ist die älteste von mehreren Geschwistern und hat schon sehr früh gelernt viel Verantwortung zu übernehmen. Die beschwerliche Fahrt im dichten Schneetreiben bewältigen Storch und Lisbeth gemeinsam und Lisbeth schafft es durch ihre direkte und unverblümte Art, sowie durch ihre eigene traurige Geschichte, Storchs Herz zu erwärmen.
Die "Dresdner Pappen“ - filigrane gestanzte Figuren aus Papier, die mit Gold überzogen werden und ihre Verwendung hauptsächlich als Christbaumschmuck finden - gibt es wirklich und sie werden auch heute noch hergestellt und verkauft.

Fazit: Eine zauberhafte historische Weihnachtsgeschichte. Das kleine Buch im Format 14,6 cm x 18,5 cm ist auch eine schöne Geschenkidee in der Adventszeit.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Humorvoll, lehrreich und mit traumhaft schönen Tierfotos

Die Eulenflüsterin
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Im ersten Teil dieses Buches erzählt die Falknerin und Fotografin Tanja Brandt ehrlich und schonungslos von ihrer Kindheit und Jugend. Sie war ein ungewolltes und auch ungeliebtes Kind. Die Zuneigung der ...

Im ersten Teil dieses Buches erzählt die Falknerin und Fotografin Tanja Brandt ehrlich und schonungslos von ihrer Kindheit und Jugend. Sie war ein ungewolltes und auch ungeliebtes Kind. Die Zuneigung der Eltern galt allein dem jüngeren Bruder. Allein die bedingungslose Liebe ihrer Großmutter gab ihr Rückhalt und Kraft. Auch ihre Liebe zu Tieren zeigte sich schon früh. Ihr Lebensweg hielt einige Stolpersteine für sie bereit, aber sie konnte sich ihren Traum, mit Tieren zu leben und zu arbeiten, erfüllen. Im zweiten Teil erzählt sie von den Eulen und Greifvögeln, die sie bei sich aufgenommen hat und abschließend von verschiedenen Tier-Rettungsmissionen. Für Tanja ist kein Weg zu weit oder zu anstrengend, um in Not geratene Tiere zu retten - oder es wenigstens zu versuchen. Jedem ihrer Vögel widmet sie ein eigenes Kapitel, in dem es zunächst in einem grauen Kästchen fachliche Informationen zur Art gibt, was ich auch sehr interessant fand. Auf humorvolle Weise beschreibt Tanja mit kleinen Anekdoten die Charaktereigenschaften jeden Tieres und man spürt sehr deutlich ihre Liebe zu ihnen. Und diese Liebe ist gegenseitig, auch wenn die Vögel Wildtiere sind und sicher auch wild bleiben.
Tanjas Schreibstil ist locker und schnell zu lesen. Die Kapitel sind relativ kurz und meistens eine Aneinanderreihung von einzelnen Geschichten, die manchmal zeitlich etwas sprunghaft sind und dadurch etwas verwirren können.
Außerdem ist Tanja eine hervorragende Fotografin und die Fotos, die in der Mitte des Buches zusammengefasst sind, sind einfach wunderschön.
Fazit: Ein autobiografisches und sehr persönliches Buch von einer bemerkenswerten Frau. Humorvoll, lehrreich und mit traumhaft schönen Tierfotos.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Thema
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.10.2019

Opas Tagebuch

Dreck am Stecken
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Inhalt: Die Brüder Johannes, Jakob, Philipp und Simon leben mit ihrer Mutter in einer Hamburger Hochhaussiedlung. Jeder von ihnen hat einen anderen Vater, zu dem es nur wenig bis gar keinen Kontakt gibt. ...

Inhalt: Die Brüder Johannes, Jakob, Philipp und Simon leben mit ihrer Mutter in einer Hamburger Hochhaussiedlung. Jeder von ihnen hat einen anderen Vater, zu dem es nur wenig bis gar keinen Kontakt gibt. Die Mutter trinkt, raucht, hat depressive Schübe und häufig wechselnde Männerbekanntschaften. Eines Tages steht der bis dahin für die Jungen völlig unbekannte Großvater mit einem Koffer vor der Tür. Doch er stört nicht weiter, außer, dass er Platz wegnimmt. Er sitzt entweder vor dem Fernseher oder ist in der Eckkneipe. Nach seinem Tod hinterlässt er den Brüdern eine Kiste, in der sie sein altes Tagebuch finden und schnell wird klar: Opa hat Dreck am Stecken…
Meine Meinung: Die Geschichte wird aus der Sicht von Johannes auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt: „Damals“ und „2008“, dazwischen gibt es Ausschnitte aus Opas Tagebuch. In den Rückblicken zu „Damals“ beschreibt Alexandra Fröhlich die Kindheit und Jugend der vier unterschiedlichen Brüder, die sich mit Einfallsreichtum, Raffinesse und manchmal auch mit den Fäusten durch ihr nicht so einfaches Leben kämpfen müssen. Ganz deutlich wird dabei, wie sehr die Jungen zueinanderhalten.
Im Jahr 2008 kommen Johannes, Jakob, Philipp und Simon nach dem Tod des Großvaters zur Testamentseröffnung wieder zusammen. Obwohl sie sich auseinandergelebt haben und jeder seinen eigenen Weg gegangen ist, ist die enge Bindung noch vorhanden. Man spürt, wie sehr ihre Kindheit sie geprägt hat. Sie sind sich einig, dass sie handeln müssen...
Das Thema des Buches ist ernst, aber durch den humorvollen Schreibstil und die chaotischen, manchmal auch unglaubwürdigen Situationen, erscheint es weniger tragisch und ich musste häufiger Schmunzeln. Alle Charaktere werden authentisch beschrieben und besonders Johannes mochte ich sehr. Er ist für alle Brüder der Anlaufpunkt und zeigt am meisten Empathie.

Fazit: Ich mag den Humor von Alexandra Fröhlich sehr gerne und auch dieses Buch hat mir wieder gut gefallen.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Wie starb Aurora?

Bis ihr sie findet
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Inhalt: Ein Sommerabend des Jahrs 1983. Sieben Jugendliche zelten in einem Wald. Die jüngste von Ihnen, die 14-jährige Aurora, gehört nicht zu der festen Clique der Schulfreunde, sondern ist die jüngere ...

Inhalt: Ein Sommerabend des Jahrs 1983. Sieben Jugendliche zelten in einem Wald. Die jüngste von Ihnen, die 14-jährige Aurora, gehört nicht zu der festen Clique der Schulfreunde, sondern ist die jüngere Schwester der hübschen und draufgängerischen Topaz. Die zurückhaltende Aurora fühlt sich zwischen den Älteren ziemlich unwohl und nicht wirklich dazugehörig. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Trotz sofort eingeleiteter Suchaktionen fehlt von Ihr jede Spur. Erst dreißig Jahre später werden ihre sterblichen Überreste durch Zufall in einer kleinen Höhle gefunden. Die sechs Freunde, von denen jeder mehr oder weniger erfolgreich geworden ist, stehen immer noch in Kontakt miteinander. Detektiv Jonah Sheelds, der die Freunde damals flüchtig gekannt hat und vor dreißig Jahren gerade bei der Polizei angefangen hatte, beginnt erneut zu ermitteln. Hat einer von ihnen etwas mit dem Tod von Aurora zu tun gehabt?

Meine Meinung: „Bis ihr sie findet“ ist das Krimidebüt der jungen Engländerin Gytha Lodge und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten und mich bis zum Schluss rätseln lassen, wer der Mörder sein könnte. War es einer der Freunde oder vielleicht doch ein Außenstehender? Was war das Motiv?
Der allergrößte Teil der Geschichte spielt in der Gegenwart und handelt hauptsächlich von der Ermittlungsarbeit der Polizei. Alle Beteiligten müssen erneut aussagen und bei den Einzelbefragungen ergeben sich einige Unstimmigkeiten zu den früheren Aussagen.
Detektiv Chief Inspektor Jonah Sheens wird von drei Mitarbeitern unterstützt, die ich authentisch und vor allem menschlich empfunden habe. Im Gegensatz dazu sind die sechs Freunde keine großen Sypmpathieträger.
Gytha Lodge hat sehr geschickt ganz kurze Rückblenden aus Auroras Sicht eingefügt, die dem Leser die Ereignisse des Abends im Wald nur häppchenweise schildern. Diese kurzen Kapitel fand ich besonders spannend, denn nach und nach lernt man dadurch die einzelnen Charaktere besser kennen und erfährt, was damals wirklich geschehen ist. Allerdings hat es mich persönlich nicht auf die richtige Spur gebracht.
Gegen Ende steigt die Spannungskurve, die bis dahin nicht besonders hoch ist, dann doch noch gut an und die Auflösung fand ich durchaus akzeptabel.

Fazit: Insgesamt hat mich „Bis ihr sie findet“ sehr gut unterhalten. Ein komplexer, gut zu lesender und kaum zu durchschauender Krimi, mit einem guten Ermittlerteam. Ich hätte mir vielleicht ein klein wenig mehr Spannung gewünscht.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Man muss es versuchen...

Vom Himmel zum Meer
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Inhalt: 1892: Agnes Martin ist ein Findelkind und in einem Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen. Als sie 21 Jahre alt und damit mündig ist, muss sie das Heim verlassen und wird Gesellschafterin bei der ...

Inhalt: 1892: Agnes Martin ist ein Findelkind und in einem Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen. Als sie 21 Jahre alt und damit mündig ist, muss sie das Heim verlassen und wird Gesellschafterin bei der ruppigen Pfarrerswitwe Tilly Bevenkamp in Hamburg. Als sie sich gerade etwas eingelebt hat, bricht in Hamburg die Cholera aus und Agnes und Tilly fliehen zusammen mit elf Heimkindern an die Ostsee. Dort wohnen sie in einer kleinen Kate, die Tillys verstorbenen Eltern gehört hat. Um etwas Geld zu verdienen, verkauft Agnes selbst gebackene Backwaren an die reichen Strandgäste. Doch in der kleinen Küche der Kate wird es schnell zu eng. Die wunderschöne große Küche eines leerstehenden Herrenhauses würde sich für Agnes Zwecke perfekt eignen, doch leider verweigert der reiche Besitzer ihr seine Einwilligung. Aber so schnell lässt sich Agnes nicht von ihrem Plan abbringen…

Meine Meinung: Das Buch lässt sich wunderbar leicht und flüssig lesen und während es am letzten Sonntag ohne Unterbrechung regnete, konnte ich völlig in der Geschichte abtauchen. Sie ist zwar relativ anspruchslos, aber sehr unterhaltsam und warmherzig. Es macht Spaß, die vielen, meist etwas skurrilen Charaktere, kennenzulernen. Auch die, die zunächst etwas abweisend und brummig erscheinen, haben doch ein gutes Herz. Bis auf ganz wenige Ausnahmen wachsen einem alle Charaktere, vor allem Agnes, schnell ans Herz, auch wenn es im Lauf der Geschichte immer mehr werden.
Lisa Marcks hat die Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts sehr anschaulich beschrieben; z.B. das Leben der ärmeren Bevölkerung, die Anstrengungen der Reisen und auch die Rolle der Frau. Heute ist es unvorstellbar für uns, wie prüde man damals war (googelt mal den Begriff „Badekarren“!). Nach den tollen Beschreibungen von Agnes köstlichen Backwaren hätte ich mir ein paar Rezepte auf den letzten Seiten gewünscht.
Gegen Ende fand ich die Geschichte etwas schwächer; alle Probleme lösen sich wie von allein und schließlich gibt es ein dickes Happy End.

Fazit: Insgesamt ein schöner und unterhaltsamer historischer Roman mit viel Frauenpower.