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Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessante Geschichte mit schwieriger Protagonistin

Nur einen Horizont entfernt
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Hannah Farr arbeitet als Moderatorin ihrer eigenen Frühstückssendung im Lokalfernsehen von New Orleans. Obwohl sie beliebt ist, sind ihre Quoten in letzter Zeit schlechter geworden. Auch privat ist sie ...

Hannah Farr arbeitet als Moderatorin ihrer eigenen Frühstückssendung im Lokalfernsehen von New Orleans. Obwohl sie beliebt ist, sind ihre Quoten in letzter Zeit schlechter geworden. Auch privat ist sie frustriert: Ihr Freund Michael, der Bürgermeister der Stadt, hat ihr noch immer keinen Antrag gemacht und immer weniger Zeit für sie. Hannah will sich deshalb auf einen Moderationsjob in Chicago bewerben, um mit einem Angebot ihren Sender und Michael unter Druck zu setzen. Doch welche Geschichte ist beachtenswert genug, um sie im Exposé zu verwenden? Sie entscheidet sich für das Thema der Versöhnungssteine, einem Trend, der von der Autorin Fiona Knowles ausgelöst wurde. Was bislang niemand weiß: Hannah gehörte zu den ersten Personen, die zwei Jahre zuvor einen Stein direkt von Fiona bekommen haben. Aber kann Fiona wirklich vergeben? Und wem soll sie selbst um Verzeihung bitten?

Ein Buch, das sich rein ums Verzeihen und Versöhnen dreht – kann das funktionieren? Der reißerische Klappentext hielt mich eine Weile davon ab, das Buch zu lesen. Schließlich hat es aber doch seinen Weg zu mir gefunden und ich war so neugierig auf die Geschichte, dass ich sie gleich gelesen habe. Schnell fand ich mich in die Ausgangssituation des Buches hinein und musste feststellen, dass der Klappentext einige Dinge verdreht, um noch dramatischer zu klingen. Die Idee der Versöhnungssteine – man erhält zwei Stück, einen schickt man dem Sender als Zeichen der Verzeihung zurück und mit dem zweiten bittet man selbst jemanden um Verzeihung – fand ich sehr interessant und auch, dass Hannah sich seit zwei Jahren weigert, bei diesem Trend mitzumachen, auch wenn sie zu einen der ersten gehörte, die einen Stein erhalten haben.

Ich habe leider sehr schnell festgestellt, dass Hannah ein Charakter ist, den ich nicht sonderlich mag. Anstatt im beruflichen und privaten Klartext zu sprechen, will sie das Jobangebot aus Chicago, um Druck ausüben zu können. Nur um ein gutes Exposé zu liefern entscheidet sie sich dazu, sich nach zwei Jahren doch mit den Versöhnungssteinen zu beschäftigen, die sie erhalten hat. Gleichzeitig verhält sie sich unglaublich naiv und merkt gar nicht, wie sie selbst manipuliert wird. Schließlich ist sie sogar bereit, anderen Menschen zu schaden, um davon einen Vorteil zu erlangen. Einige Nebencharaktere, zum Beispiel ihre Freundinnen Jade und Dorothy, haben mir da schon deutlich besser gefallen. Dorothy ist es auch, die Hannah auffordert, den Versöhnungsstein an ihre Mutter zu schicken. Viele der Charaktere beim Fernsehsender waren hingegen richtige Unsympathen, sodass ich hoffte, dass Hannah sich gegen sie behaupten kann.

Die Geschichte beschäftigt sich allmählich immer stärker Hannahs Vergangenheit und der Beziehung zu ihren Eltern. Hier versteckt sich ein extrem schwieriges Thema. Hannah muss wichtige und weitreichende Entscheidungen treffen, die auch großen Einfluss auf andere haben und mit denen sicherlich nicht jeder Leser einverstanden sein wird. Auch ich konnte ihr Handeln nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Es kommt zu vielen emotionalen Situationen, die mich aber nicht gänzlich packen konnten, da ich mich Hannah so wenig verbunden fühlte, dass ich das Geschehen eher aus der Situation der distanzierten Leserin verfolgte.

Neben der Familiengeschichte beschäftigt sich das Buch auch mit dem Thema Liebe und Zukunftsplanung. Dieser Handlungsstrang hat mir gut gefallen, ebenso wie die generelle Diskussion zum Thema Vergeben. Fühlt man sich wirklich besser, wenn man jahrzehntealte Geheimnisse ausspricht? Bleiben manche Geheimnisse besser unausgesprochen? Muss man einer Person vergeben, wenn sie um Verzeihung bittet? Hier werden viele wichtige Fragen aufgeworfen, die mich zum Nachdenken gebracht haben.

„Nur einen Horizont entfernt“ spricht das brisante Thema des Vergebens und Versöhnens an. Leider mochte ich die Protagonistin nicht sonderlich und konnte mich entsprechend wenig in sie einfühlen. Neben einer kontroversen Familiengeschichte bietet das Buch eine schöne Liebesgeschichte und legt ein gutes Tempo vor, sodass keine Langeweile aufkam. Trotz so mancher Kritikpunkte vergebe ich daher drei Sterne. Wer sich mit der Thematik des Versöhnens auseinandersetzen möchte, findet in diesem Buch sicherlich interessante Gedanken und Geschichten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine neue Sicht auf den Beginn des zweiten Weltkrieges

Das Lied, das uns trägt
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London, 1937: Antonio ist ein italienischer Einwanderer, der mit seiner Familie und seiner schwangeren Frau in Soho. Neben der Arbeit im Kiosk seines Vaters verdient er als Sänger zusätzliches Geld. Als ...

London, 1937: Antonio ist ein italienischer Einwanderer, der mit seiner Familie und seiner schwangeren Frau in Soho. Neben der Arbeit im Kiosk seines Vaters verdient er als Sänger zusätzliches Geld. Als er eines Abends im Paradise Ballroom auftritt, begegnet er der Tanzdame Olivia. Berühmt ist sie für ihren Tango, doch er trifft sie im Hinterhof, wo sie unter den Schmerzen einer kürzlich erfahrenen Abtreibung leidet. Ein halbes Jahr später treffen sie sich erneut: Olivia ist inzwischen die Frau eines wohlhabenden Londoners, der Antonios Gesangstalent fördern will. Der aufziehende Krieg beeinflusst so manches Schicksal. Welchen Weg werden Olivia, ihr Mann Bernard, Antonio, seine Schwester Filomena und sein Bruder Valentino einschlagen?

Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm und den Klappentext las, erwartete ich eine Liebesgeschichte, die mich in prunkvolle Ballsäle führt und die aufgrund des aufziehenden Krieges dramatische Wendungen bereithält. Die eine, klassische Liebesgeschichte gibt es hier aber gar nicht. Vielmehr ist Antonio die Schlüsselperson, und das Buch berichtet von seinem Schicksal sowie dem der Menschen in seinem Umfeld.

Auch wenn bei diesem Buch viele Personen zu Wort kommen, kann ich nicht behaupten, dass ich eine davon voll und ganz sympathisch fand. Vielmehr haben sie alle ihre Ecken und Kanten, ihre Momente, in denen sie von Vorurteilen, Hochmut, Neid oder angetrieben werden. Auch wenn ich es erst einmal ungewöhnlich fand, die Ereignisse unter diesen Voraussetzungen zu verfolgen, so stiegen im Laufe der Zeit doch einige Charaktere in meiner Gunst, während andere diese gänzlich verloren. Gerade das machte die Sache wieder interessant.

Am meisten begeistern konnte mich die für mich gänzlich neue Sicht, mit der dieses Buch auf den Beginn des zweiten Weltkrieges schaut. Wie schwierig in dieser Zeit die Situation der Italiener in England war, war mir vorher nicht bewusst. Antonio, seine Familie und seine italienischen Bekannten reagieren alle höchst unterschiedlich auf den aufziehenden Krieg, sodass man anhand einiger Beispiele miterlebt, wie es den italienischen Einwanderer in dieser Zeit ergangen ist. Ganz anders sieht die Situation für Olivia und Bernard aus, die als reiche Londoner ganz andere Sorgen haben.

Die angekündigte Romantik kam für meinen Geschmack ein wenig zu kurz. Stattdessen begleitet der Leser die Charaktere auf ihren verschlungenen Wegen, ohne allzu tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt zu erhalten. Einige Wendungen konnten mich sowohl positiv als auch negativ überraschen. Über manche Fügungen des Schicksals habe ich mich gefreut, andere musste ich erst einmal verdauen. Indem es immer wieder Zeitsprünge von ein paar Monaten gibt, bleibt die Handlung in Bewegung und lässt bis zum Schluss keine Langeweile aufkommen.

„Das Lied, das uns trägt“ bietet eine für mich völlig neue Sicht auf den zweiten Weltkrieg, die mich fesseln konnte. Über das Schicksal italienischer Einwanderer in London wusste ich bislang nichts, und die historischen Informationen habe ich deshalb interessiert aufgesogen. Die Charaktere selbst sind allesamt alles andere als perfekt und ließen leider nur selten tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt zu. Dennoch wird man schnell neugierig, wohin ihre Entscheidungen sie führen werden. Insgesamt vergebe ich daher drei Sterne und empfehle das Buch vor allem an Leser weiter, die sich für das historische Setting dieses Romans interessieren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von Magie erfüllt und doch gefangen

Bannwald
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Als Mitglied im Stamm der Leonen verfügt die 17-jährige Robin über besondere Fähigkeiten. Ihr Stamm lebt und wirkt mit der Natur, er kann sie auf magische Weise nutzen. Doch seit Jahren werden sie von ...

Als Mitglied im Stamm der Leonen verfügt die 17-jährige Robin über besondere Fähigkeiten. Ihr Stamm lebt und wirkt mit der Natur, er kann sie auf magische Weise nutzen. Doch seit Jahren werden sie von den Tauren unterdrückt, die über die Fähigkeit verfügen, ohne Berührung Töten zu können. Diese schreiben den Leonen vor, wo im Wald sie leben müssen, fordern hohe Abgaben und bestimmen auch sonst gänzlich über sie. Als Robin aus Versehen das Gebiet der Tauren betritt, trifft sie auf Emilian, der sie überraschenderweise nicht gleich für ihr Vergehen tötet. Warum verschont er sie? Kurz danach macht Robin eine erschreckende Entdeckung, die nicht nur ihre Zukunft, sondern die ihres gesamten Stammes beeinflussen könnte…

Ich habe das Buch als Geschenk erhalten, weshalb ich den Klappentext vor der Lektüre nicht gelesen habe. Stattdessen habe ich gleich das erste Kapitel aufgeschlagen und mich in die Mitte der Leonen begeben. Von der ersten Seite an wird ein hohes Tempo angeschlagen. Es wird erst einmal nur das nötigste erklärt, um Robins Situation als Leonin zu verstehen, bevor es auch schon zur ersten gefährlichen Situation kommt, in der sie beinahe getötet wird.

Nach diesem spannenden Start war ich gespannt, ob dieses Niveau gehalten werden kann. Hier wurde ich leider ein wenig enttäuscht, denn die Autorin nimmt erst einmal Tempo aus der Handlung. Der Fokus liegt in den kommenden Kapiteln vor allem auf der schwierigen Lage der Leonen. Ausführlich wird beschrieben, wie sehr sie unterdrückt werden und wie schwer sie dadurch haben. Die Motivation der Tauren wurde allerdings nicht genauer erläutert, sie sind nun einmal ohne Mitleid, haben die Macht und keiner kann etwas dagegen sagen. Die Leonen taten mir schnell leid und ich hoffte darauf, dass sie einen Weg finden, etwas an dieser Situation zu ändern.

Robin ist ein rebellischer Charakter. Sie will oft mit dem Kopf durch die Wand und lässt sich zu impulsiven und unüberlegten Handlungen hinreißen, über die ich den Kopf schütteln musste. Trotzdem mochte ich sie, denn sie hat einen starken Willen und will diejenigen, die ihr etwas bedeuten, beschützen. Zwischen ihr und Emilian gab es leider nur wenige emotionale Momente, sodass ich Schwierigkeiten hatte, in Robins Gefühlswert hineinzufinden. Durch sein Verhalten lehnt Emilian sich gegen seinesgleichen auf, wirkt die meiste Zeit über aber taff und eher kühl.

Ich hätte mir insgesamt noch mehr eingestreute Hintergrundinformationen gewünscht. Es wird wenig zu den Themen Magie, Stärke und Geschichte erklärt und gezeigt, sodass ich es als Leser einfach hinnehmen musste. Auch wurde die Geschichte zunehmend vorhersehbarer. Das liegt in meinen Augen zum einen an der nicht sonderlich neuartigen Buchidee und zum anderen an den kurzen Kapiteln aus der Sicht des Anführers der Tauren. Letzte verraten dem Leser einiges, was die Robin und ihr Stamm nicht wissen, das sorgt gleichzeitig aber auch für neue Spannung. Dies kam der Handlung zugute, denn obwohl das Tempo des Buches angenehm flott ist, hätte der Mittelteil noch fesselnder sein können. In der Erwartung, dass die letzten Seiten des Buches noch einmal besonders spannend werden, las ich weiter und wurde dafür mit einem gelungenen Finale belohnt. Hier nutzt die Autorin das Potenzial der Geschichte und sorgt mit einem Cliffhanger dafür, dass ich neugierig auf die Fortsetzung „Blutwald“ geworden bin, die im September erscheint.

„Bannwald“ ist der Auftakt einer Fantasytrilogie, in der die naturverbundenen Leonen von den kämpferischen Tauren unterdrückt werden. Die Leonin Robin macht eine Entdeckung, die ihrem Stamm endlich den entscheidenden Vorteil bringen könnte. Dank der sympathischen Protagonistin und dem zügigen Tempo las ich mich zügig durch die Seiten in Erwartung eines spannenden Finales. Auf dem Weg dorthin hätte ich mir allerdings emotionalere Einblicke und mehr Erklärungen gewünscht. Ich vergebe drei Sterne und bin gespannt, ob sich die Geschichte in der Fortsetzung „Blutwald“ noch steigern kann!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine süße Liebesgeschichte unter komplizierten Bedingungen

Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt
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Seit ihrer Geburt leidet Madeline an der angeborenen Immunschwäche SCID, was einfach gesagt bedeutet, dass sie allergisch auf die Welt ist. Deshalb hat sie seit ihrer frühen Kindheit das Haus nicht mehr ...

Seit ihrer Geburt leidet Madeline an der angeborenen Immunschwäche SCID, was einfach gesagt bedeutet, dass sie allergisch auf die Welt ist. Deshalb hat sie seit ihrer frühen Kindheit das Haus nicht mehr verlassen, welches sie durch eine Luftschleuse und Luftfilter vor der Außenwelt schützt. Regelmäßigen Kontakt hat sie nur zu ihrer Mutter und ihrer Krankenschwester Carla. Doch dann ziehen nebenan neue Nachbarn ein. Madeline ist sofort fasziniert von Olly. Aus Gestikulieren am Fenster wird schnell ein regelmäßiges Chatten. Allmählich beginnt Madeline, sich nach mehr zu sehnen, als sie haben kann…

Das Buch wurde mir als neues Lieblingsbuch für Töchter und Mütter schmackhaft gemacht, weshalb ich nicht lange gezögert habe, mich zwischen die Seiten zu begeben. Madeline lernt man an ihrem 18. Geburtstag kennen, der mehr oder weniger genauso abläuft wie all die Geburtstage zuvor, die sie allein mit ihrer Mutter gefeiert hat, denn in Madelines Leben gibt es nicht viel Abwechslung.

Von Beginn an gefallen hat mir die kreative Schreibweise des Buches. Kurze Kapitel, in denen Madeline von ihrem Alltag erzählt werden durchbrochen von noch kürzeren Kapiteln, die zum Beispiel aus Notizen, Mails, Zeichnungen, selbstgeschriebenen Definitionen oder einer Gedankenspirale bestehen. Maddie versteht, in ihrem monotonen Alltag auf eine besondere Weise zu erzählen, die mich fesseln konnte.

Nach Jahren, in denen sie das Haus nicht verlassen durfte, hat sich Madeline mit ihrer Situation arrangiert. Immer wieder erwähnt sie, wie schade sie es findet, dass sie all das verpasst, was normale Achtzehnjährige tun. Man merkt, wie sehr sie sich nach all diesen normalen Dingen sehnt, doch sie sucht nicht aktiv nach Möglichkeiten, das zu ändern. Wer im Internet einmal ein bisschen nach SCID sucht, sieht, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt – von Therapien bis hin zu Raumanzügen – doch damit setzt sie sich nicht auseinander, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte.

Mit dem Einzug der neuen Familie nebenan kommt Bewegung in die Geschichte. Im Nu hat sich Madeline digital mit Olly angefreundet und sehnt sich nach seiner Nähe. Endlich beginnt sie, nachzudenken, wie sie handeln kann. Zu welcher Entscheidung wird sie gelangen? Madeline und Olly haben mir zusammen sehr gut gefallen, im Umgang miteinander waren die beiden richtig süß. Ich hoffte und litt mit ihnen und war bald gänzlich in der Geschichte versunken, deren Verlauf mich berühren konnte.

Dann aber kam das Ende, und an diesem habe ich noch immer zu knabbern. Es passiert etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe, was an sich ja erst mal etwas Gutes ist. Doch die Reaktion der verschiedenen Charaktere auf die Ereignisse haben mir ganz und gar nicht gefallen. Für mich wollen diese letzten Seiten einfach nicht zum Rest des Buches passen und waren für mich nicht logisch. Das hat mir das Lesevergnügen leider im Nachhinein verdorben, was ich sehr schade finde.

„Du neben mir“ erzählt die Geschichte der achtzehnjährigen Madeline, die aufgrund einer seltenen Krankheit das Haus seit ihrem ersten Lebensjahr nicht mehr verlassen hat. Trotz dieser Umstände hält das Buch eine süße Liebesgeschichte unter komplizierten Bedingungen bereit. Auch wenn ich Madelines Verhalten nicht ganz nachvollziehen konnte, hat mich der Handlungsverlauf gefesselt, bevor ich von den letzten Seiten arg enttäuscht wurde. Unterm Strich vergebe ich für die Geschichte daher drei Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Werden die Drillinge Toronia den Frieden bringen?

Die Chroniken von Toronia – Die Prophezeiung. (Bd. 1)
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König Brutan herrscht in Toronia mit aller Grausamkeit. Doch eine Prophezeiung besagt, dass drei Erben ihn stürzen und als neue Herrscher Frieden ins Königreich bringen werden. Als eine Geliebte des Königs ...

König Brutan herrscht in Toronia mit aller Grausamkeit. Doch eine Prophezeiung besagt, dass drei Erben ihn stürzen und als neue Herrscher Frieden ins Königreich bringen werden. Als eine Geliebte des Königs tatsächlich Drillinge zur Welt bringt und zugleich der prophezeite Dreistern am Himmel erscheint, weiß der Zauberer Melchior, dass die Kinder in großer Gefahr sind. Mit einer List kann er die Kinder retten und schickt Männer los, um sie in weit voneinander entfernten Orten aufwachsen zu lassen. Dreizehn Jahre später geraten die Dinge ins Rollen als Gulph, der nichts von seinem Status als Prinz weiß, auf König Brutan trifft. Doch wird sich die Prophezeiung tatsächlich als wahr erweisen?

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem man als Leser von der Prophezeiung und der Geburt der Drillinge erfährt. Nach wenigen Seiten springt das Buch 13 Jahre in die Zukunft und wirft den Leser mitten ins Geschehen. Hier fühlte ich mich zunächst orientierungslos, weil nur wenig über das Königreich Toronia und das Leben dort erklärt wird. Stattdessen muss man es sich aus der Handlung erschließen. Dank der Prophezeiung wusste ich aber, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, sodass ich mich allmählich besser zurechtfand.

Die Handlung springt zwischen den Leben der Drillinge hin und her und so lernt man die völlig unterschiedlichen Leben der Geschwister näher kennen. Der Autor hat sich für alle eine interessante Kindheit ausgedacht. Während Gulph als Schlangenmensch bei einer Gauklertruppe aufwuchs, lebt Tarlan bei einer Hexe und hat riesige Vögel, sogenannte Thorrods, als Freunde. Elodie weiß hingegen als einzige von ihrer Abstammung und behandelt ihr Umfeld deshalb von oben herab. Alle drei sind recht eindimensionale Charaktere, bei denen ich die Tiefe vermisste.

Auch die Handlung ist eher einfach gestrickt und hat mich nicht sonderlich überraschen können. Von der Sprache her richtet sich das Buch hauptsächlich an junge Leser, ausgewiesen ist das Buch für Leser ab 10 Jahren. Gleichzeitig hat der Autor zahlreiche Kämpfe in die Handlung eingebaut, damit Spannung aufkommt. Diese sind teils von einer Brutalität, die für mich nicht zur Zielgruppe passt. Da werden zum Beispiel von Klauen halbierte Menschen und von Schwertern abgetrennte Köpfe im Nebensatz erwähnt und können die jungen Prinzen nicht aus der Fassung bringen.

Generell zeichnet sich das Buch durch ein hohes Tempo aus, sodass es nicht langweilig wurde. Bei all der Action sind mir die zwischenmenschlichen Szenen aber etwas zu kurz gekommen. Die Geschichte funktioniert außerdem nur, weil die Charaktere ständig riesiges Glück haben oder durch einen totalen Zufall genau die richtige Bekanntschaft machen. Eine wirklich neuartige Idee suchte ich vergeblich, vielmehr hat der Autor Ideen aus dieser und jener bekannten Fantasygeschichte vermixt und eine durchschnittliche Geschichte geschaffen, die sich in meinen Augen nicht von der starken Konkurrenz in diesem Genre abheben kann. Ich vergebe knappe drei Sterne an die Drillinge und ihren Versuch, an die Krone zu gelangen und Toronia den Frieden zu bringen.