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Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine fluffig-leichte Unterhaltungslektüre

Effi liest
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Beschreibung

1894. Die junge Effi soll in einem Pensionat zu einer vornehmen Dame erzogen werden, um in die Gesellschaft eingeführt werden zu können und einen passenden Ehemann zu finden. Bei der Erziehung ...

Beschreibung

1894. Die junge Effi soll in einem Pensionat zu einer vornehmen Dame erzogen werden, um in die Gesellschaft eingeführt werden zu können und einen passenden Ehemann zu finden. Bei der Erziehung dort erhält sie jedoch keinerlei Einblick in die näheren Details, die das Eheleben mit sich bringen werden. Als Effi eines Tages bei einem Ausflug ein Buch mit unsittsamen Inhalt enteckt und von ihrer Lehrerin damit erwischt wird, muss Effi vorzeitig die Schule verlassen und zu ihrem Vater nach Berlin heimkehren.

In Berlin hofft Effi Antworten auf ihre zahlreichen Fragen zu finden. Doch kaum zu Hause angekommen reist auch schon ihre Tante an, um die weitere Erziehung der Achtzehnjährigen zu übernehmen.

Meine Meinung

Bereits die Ähnlichkeit des Buchtitel »Effi liest« mit Theodor Fontanes Klassiker »Effi Briest« lässt Rückschlüsse auf die zeitgebende Epoche des Romans zu. Genau wie der berühmte Klassiker spielt auch Anna Morettis Geschichte zum Ende des 19. Jahrhunderts in einer Zeit, die durch Prüderie ebenso sehr wie durch wissenschaftlichen Fortschritt und fortschreitende Industrialisierung geprägt ist. Die Gestaltung des Covers mit einer feinen Damensilhouette (auch Scherenschnitt, der sich im 19. Jahrhundert in Deutschland einer großen Beliebtheit erfreute) vor dem Hintergrund des Brandenburger Tores in Berlin passt hervorragend zur Geschichte.

Bei Anna Moretti handelt es sich um ein Pseudonym für die deutsche Autorin Mara Andeck, welche bereits mehrere Bücher im Bereich der Jugend- und Frauenliteratur veröffentlichte. Mit »Effi liest« betritt die Schriftstellerin nun das Terrain einer romantischen Komödie zu einer faszinierenden Zeit, die gesellschaftliche Gepflogenheiten mit sich bringt, über die man heute nur noch lächeln kann. Der perfekte Nährboden für eine heitere Lektüre ist gegeben und wurde zusätzlich mit fein gezeichneten und sehr lebhaft dargestellten Protagonisten bestückt.

Elena Sophie von Burow, kurz Effi, ist die Heldin des Romans und wächst mit ihrer neugierigen und unaffektierten Art schnell an das Leserherz. Mutig und zielstrebig schlägt sich Effi auf ihrem Weg zu mehr Wissen, Aufgeklärtheit und Emanzipation durch die von Männern dominierte Welt.

Dabei werden ihr die unterschiedlichsten weiblichen Charaktere zur Seite gestellt wie z. B. Fräulein Grimaud, Effis Lehrerin am Pensionat, die ich mir bildhaft vorstellen konnte, mit ihrer sauertöpfischen Miene und einem unter der Oberfläche brodelndem Temperament, wenn sich ihre Schützlinge mal wieder daneben benehmen. Als sie mit einem dampfenden Zug verglichen wird, konnte ich fast nicht mehr an mich halten. Noch viel besser gefallen hat mir Effis Tante mit ihrer skurrilen, verzückenden und strengen Art, die jedoch keinerlei Zweifel an der Liebe zu ihrer Nichte lässt.

»Was ist so schlimm an einer Praline, die weiß, wofür sie raschelt?« fragt Effis beste Freundin und Vertraute Betty ganz zu Recht und stößt damit ein wichtiges Thema des Romans an. Frauen werden aufgrund der von Männern angenommen zarten Konstitution ihres Geschlechts nicht für voll genommen und erhalten nur Zugang zu einem begrenzten Wissen. Die jungen Damen von gutem Stand bereiten sich somit auf ein Leben als Ehefrau vor und können nur Mutmaßungen darüber anstellen was in der Ehe tatsächlich auf sie zukommt. Das einzige, was ihnen mit auf den Weg gegeben wird, sind eine gute sittsame Erziehung und die Förderung der Talente wie z. B. Malen, Musizieren und Sticken.

Effi entdeckt durch Zufall ein wissenschaftliches Buch über den Genuss, doch bevor sie mehr über den darin beschriebenen Liebesakt in Erfahrung bringen kann, wird die Lektüre konfisziert und als Konsequenz daraus wird sie kurzerhand des Pensionates verwiesen, um nicht noch andere Mädchen mit ihrem vermeintlichen Wissen und unsittsamen sowie neugieren Verhalten zu verderben.

Zusammen mit zwei Freundinnen setzt sie alles daran an das Buch zu gelangen, schließlich kann sich Effi nicht vorstellen warum manches Wissen nicht für Frauen zugänglich, ja sogar schädlich sein sollte, vor allen Dingen wenn es sie selbst betrifft. Im Zug zurück nach Berlin lernt sie den jungen Arzt Max von Waldau kennen, der sie unwillkürlich in ihrer Annahme bestätigt. Aus diesem Ausgangspunkt entspinnt sich ein herrlich humorvoller Plot, der mich trotz der vorhersehbaren Storyline gebannt an die Seiten fesselte, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte wird zum größten Teil aus Effis Perspektive ich der Ichform erzählt und mit Briefen von Max von Waldau an seinen jüngeren Bruder unterbrochen, aus denen die Erforschung der Medizin zur damaligen Zeit bildhaft dargestellt wird und man das Gefühlsleben des Arztes mitverfolgen kann. Der Einfluss und die Meinung anderer Mediziner wie Sigmund Freud und Wilhelm Fließ wird dabei stark mit einbezogen und sorgt aus heutiger Sicht für einige Lachtränen. Der Ernst der Situation zur damaligen Zeit wird allerdings mit dem historisches Beispiel einer Nasen-Operation an Emma Eckstein durch Fließ untermauert.

Jedes Kapitel wird mit einem Zitat aus der Zeit des Romans eingeläutet. Sehr treffend fand ich die Worte der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach.

Anna Moretti überzeugt in ihrem Roman »Effi liest« mit viel Humor, einem Schreibstil der perfekt zum Zeitrahmen ihrer Geschichte passt und fängt dabei die gesellschaftlichen Konventionen und Regeln dieses prüden Jahrhunderts ein, in dem Frauen zwar wie süßes Konfekt herausgeputzt werden und mit ihren Röcken für die Männer rascheln sollen, dabei aber nicht wissen dürfen was in ihrem eigenen Körper vor sich geht.

Fazit

Eine fluffig-leichte Unterhaltungslektüre die mit viel Humor die biedere Zeit des 19. Jahrhunderts zum Leben erweckt.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine berührende und beeindruckende Coming-of-Age und Coming-Out Geschichte

Pirouetten
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Meine Meinung

Tillie Walden erzählt in ihrer autobiographischen Graphic Novel »Pirouetten« von ihrem steinigen Weg des Erwachsenwerdens, der sie durch die harte Schule von Eiskunstlauftraining, Mobbing ...

Meine Meinung

Tillie Walden erzählt in ihrer autobiographischen Graphic Novel »Pirouetten« von ihrem steinigen Weg des Erwachsenwerdens, der sie durch die harte Schule von Eiskunstlauftraining, Mobbing und Coming-Out zu einem selbstbestimmten Leben führte.

Die preisgekrönte Zeichnerin Tillie Walden hat sich für ihr autobiographisches Werk die wohl schwerste Zeit, die des Heranwachsens, herausgepickt und erzählt von den prägendsten Ereignissen in ihrem jungen Leben. Da ihr Leben über Jahre hinweg durch das harte und disziplinierte Eislauftraining, welches das Aufstehen mitten in der Nacht und Turniere am Wochenende mit sich brachte und ihr fast die Luft zum Atmen nahm, bestimmt wurde, nimmt dies dementsprechend den größten Teil des Comics ein. Zu Beginn eines jeden Kapitels stellt Tillie Walden eine bestimmte Eiskunstlauffigur vor und gibt Auskunft darüber, was sie mit dieser verbindet.

Zwischen dem eintönigen und stark durchgetakteten Leben stechen Tillies zwiespältige Emotionen als junges in vielerlei Hinsicht unsicheres Mädchen hervor. Unter der Oberfläche spürt Tillie ganz deutlich, dass sie sich in Wirklichkeit zu Mädchen hingezogen fühlt und das Eiskunstlaufen entwickelt sich mit der Zeit zu einer wahren Hassliebe. Denn Tillie kann überhaupt nichts mit dem frühen Aufstehen, den Kostümen, und dem aufgebrezelten Make-Up anfangen. Passend zu der niedergeschlagenen Stimmung die Tillie durch ihrer Findungsphase begleitet, ist der Graphic Novel in einem schlichten Design und einer dunklen Lilafarbenen Koloration gehalten, die sich auf das wesentliche konzentriert und eine unglaublich dichte Atmosphäre heraufbeschwört und nur kurzzeitig durch gelb dargestellte Lichtblicke unterbrochen wird.

»Piouretten« ist das beeindruckende Werk einer inspirierenden Künstlerin, dass Mut macht den eigenen Weg zu gehen, möge dieser sich auch noch so schwer gestalten. Es werden unterschiedliche Themen angeschnitten, von dem Cliquendasein in einer Mädchenmannschaft insbesondere dem internen Konkurrenzkampf über Mobbing und sexuelle Belästigung bis hin zu dem starken Hadern bezüglich des richtigen Zeitpunktes für das Coming-Out. Dabei spielen immer wieder wichtige Stützpfeiler in Tillies Leben eine Rolle (wie z. B. ihre erste Eiskunstlauflehrerin und ihre Cello-Lehrerin), die ihr Kraft geben, sie unterstützen und auf ihrem Weg begleiten. Etwas zu kurz kommt mir bei der ganzen Geschichte die erste Liebe zu einer Mitschülerin sowie der Umgang mit sexueller Belästigung. Den Grund hierfür würde ich allerdings bei der Tatsache suchen, dass es sich hier um eine biographische Geschichte handelt und die Autorin sehr ehrlich ihren eigenen Gefühlen Ausdruck verleiht. Insbesondere die Schilderung ihrer familiären Verhältnisse hat mich stark getroffen und so ist es umso bewundernswerter mitzuverfolgen, wie sich diese junge Frau ihren Weg bahnte.

Durch die klare Struktur, die sich wie ein roter Faden durch die Kapitel des autobiographischen Comics zieht, die minimalistische und pointierte Farbgestaltung in Lila- und Gelbtönen und die leicht verständliche Panelführung kann ich »Piouretten« auch Comic-Neulingen, die sich für eine gut erzählte Comic of Age Geschichte interessieren, sehr ans Herz legen.

Fazit

Eine berührende und beeindruckende Coming-of-Age und Coming-Out Geschichte verpackt in einer ausdrucksstarken Graphic Novel.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine packende Graphic Novel bei der nicht nur die Zombie-Apokalypse im Vordergrund steht, sondern es auch um bedingungslose Freundschaft und Hoffnung geht.

Endzeit
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Meine Meinung

Die Graphic Novel »Endzeit« von Olivia Vieweg wurde, nach ihrer ersten Veröffentlichung 2012 im Schwarzer Turm Verlag, letztes Jahr in einem hübschen Softcover im Carlsen Verlag neu aufgelegt. ...

Meine Meinung

Die Graphic Novel »Endzeit« von Olivia Vieweg wurde, nach ihrer ersten Veröffentlichung 2012 im Schwarzer Turm Verlag, letztes Jahr in einem hübschen Softcover im Carlsen Verlag neu aufgelegt. Die postapokalyptische Zombie-Story hat mich alleine durch das leuchtende Cover neugierig gemacht, welches bereits auf eine außergewöhnliche Story abseits des Mainstream schließen lässt.

Die wunderschöne bunte Farbgebung der Panels in hellen Tönen von Gelb, Orange und einer ganzen Palette an Pink-Tönen von Rosarot über Fuchsia bis hin zu Magenta mag im ersten Augenblick nicht besonders gut zu einem düsteren Endzeitszenario passen. Genau das und natürlich der starke Plot mit zwei weiblichen Hauptprotagonisten, die ganz ohne männliche Hilfe zurechtkommen haben mich unglaublich beeindruckt. Olivia Vieweg beweist mit ihrem Graphic Novel meisterhaft, dass bunte Bilder mit einer tief gehenden Geschichte Hand in Hand gehen können.

Schauplatz der Zombie-Apokalypse ist Deutschland. Um genau zu sein, es konnten sich nur Menschen in Weimar und Jena retten und diese führen nun ein von Zäunen abgetrenntes Leben. Alle Güter zum Überleben werden über den Zugverkehr, der nun nicht mehr für Menschen bestimmt ist, ausgetauscht. Natürlich bringt eine solche Endzeitgeschichte die ein oder anderen psychotischen Traumata mit sich.

Nach einer kurzen Einführung begegnen sich Vivi und Eva im verbotenen Zug woraus zuerst eine Zweckgemeinschaft entsteht, denn beide möchten sich nach Jena durchschlagen. Während die unterschiedlichen Charakterzüge der beiden Protagonistinnen freigelegt werden, Vivi leidet seit der Zombie-Apokalypse an Angstzuständen und kann vor lauter Albträumen kaum eine Nacht durchschlafen und Eva ist eine absolut starke Persönlichkeit, die sich viele Gedanken um die (Um)Welt macht und sich selbst zu helfen weiß, entwickelt sich eine bedingungslose Freundschaft zwischen den Mädchen.

Das Beste an der Geschichte sind natürlich die fabelhaften Zeichnungen Viewegs, bei denen mir die andersartige Darstellung der Zombies, deren Infizierung sich durch Blumenranken bemerkbar macht, am meisten gefallen haben. Die bereits erwähnte Farbgebung sorgt für die passende atmosphärische Untermalung und erzeugt eine starke emotionale Stimmung.

Diese Graphic Novel hat es echt in sich, denn man merkt den beiden Protagonistinnen deutlich an wie schwer sie an den Zombie-Vorfällen zu knabbern haben. Sie müssen sich nicht nur gegen die Infizierten zur Wehr setzen, sondern sich auch mit Schuldgefühlen aufgrund des eigenen Überlebens auseinandersetzen. Ein bisschen zu kurz kommt mir bei der tief gehenden Geschichte über Hoffnung und Freundschaft die Abhandlung des Endes. Außerdem hätte ich gerne noch etwas mehr über die Hintergründe dieser außergewöhnlichen Pflanzen-Zombies erfahren. Vielleicht wird es dazu ja noch eine Unterfütterung in der Filmadaption, die noch diesen Monat in die deutschen Kinos kommt, geben? Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt darauf, wie das Material filmisch umgesetzt wurde. Der Film zu Olivia Viewegs Graphic Novel kommt am 22. August 2019 in die deutschen Kinos.

Fazit

Eine packende Graphic Novel bei der nicht nur die Zombie-Apokalypse im Vordergrund steht, sondern es auch um bedingungslose Freundschaft und Hoffnung geht.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Eine mitreißende Sommerlektüre

Nächstes Jahr in Havanna
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Beschreibung

Marisol ist in Miami aufgewachsen und macht sich nach dem Tod ihrer Großmutter Elisa zum ersten Mal auf den Weg nach Kuba um ihre Wurzeln kennen zu lernen. Seit sie denken kann bekam sie ...

Beschreibung

Marisol ist in Miami aufgewachsen und macht sich nach dem Tod ihrer Großmutter Elisa zum ersten Mal auf den Weg nach Kuba um ihre Wurzeln kennen zu lernen. Seit sie denken kann bekam sie von Elisa, die immer einmal nach Hause zurückkehren wollte, Geschichten über ihre karibische Heimat und das Leben in Havanna erzählt, und nun ist es an Marisol die Asche ihrer verstorbenen Großmutter nach Kuba zu überführen.

In Havanna taucht Marisol tief in ihre Familiengeschichte ein und stößt auf die Briefe der ersten großen Liebe ihrer Großmutter, die alles, was sie zu wissen glaubte, verändern.

Meine Meinung

Das spannende an Chanel Cleetons Roman »Nächstes Jahr in Havanna« ist, dass die Autorin sehr viel aus ihrer eigenen Geschichte hat einfließen lassen, denn sie selbst stammt aus einer kubanischen Familie, ist aber in Florida aufgewachsen. Auf den ersten Blick erwartet man von ihrem Roman, der gleichzeitig den Auftakt zu einer mehrteiligen Kuba-Saga bildet, lediglich eine locker-leichte Sommerlektüre mit dramatisch-romantischen Liebesgeschichte. In gewisser Hinsicht bekommt man auch genau das geboten, und doch bin ich sehr begeistert davon, welche Rolle die Geschichte Kubas, die Revolution und die Spaltung zwischen Kubanern und Exil-Kubanern dabei einnimmt.

Chanel Cleeton erzählt die Story in zwei Handlungssträngen: Im ersten Strang geht es zurück in das Jahr 1958. In Kuba braut sich eine Revolution zusammen, denn die Regierungsentscheidungen durch Batista werden von vielen Kubanern nicht mehr so einfach hingenommen und so erhalten die Revolutionären, allen voran Fidel Castro starken Zulauf. Die junge Elisa Perez verkehrt als eine von drei Töchtern eines erfolgreichen Zuckerplantagenbesitzers in der High Society Havannas und verliebt sich verbotenerweise in einen Anhänger der Revolution. Nach dem Sturz Batistas flieht ihre Familie nach Miami, so dass sie von ihrer großen Liebe getrennt wird.

Der zweite Strang spielt sich in der Gegenwart ab und wird von Elisas Enkeltochter Marisol erzählt, die nun nach Kuba reißt um den letzten Wunsch ihrer Großmutter zu erfüllen, indem sie ihre Asche in die Heimat zurückbringt. Außerdem ist es ihre erste Reise zurück zu ihren Wurzeln als Kubanerin. Besonders die Bandbreite an Gefühlen die Marisol bezüglich ihrer Herkunft durchlebt sind unglaublich greifbar geschildert, sie tanzt zwischen endlich angekommen zu sein und fühlt sich dennoch nur als Gast. Als Marisol auf die gesammelten Liebesbriefe an ihre Großmutter stößt beginnen die beiden Handlungsstränge immer mehr ineinander zufließen und auch der Spannungsbogen nimmt merkbar an Tempo zu.

»Nächstes Jahr in Havanna« ist ein hervorragender Roman, wenn man sich in Gedanken nach Kuba begeben möchte, denn die Autorin lässt die exotischen Schauplätze vom Malecón über die Strände Varaderos in bunten Farben lebendig werden, so dass man förmlich die Salsaklänge hören kann und die salzige Meeresluft auf der Haut spürt. Außerdem ist es ihre besonders gut gelungen eine tolle Mischung aus Familiensaga und einem Hauch politischem Zeitgeschehen zu kreieren. Ich freue mich deshalb ganz besonders auf den nächsten Band der Kuba-Saga, der bereits im Dezember unter dem Titel »Wir träumten von Kuba« erscheinen wird und die Geschichte von Elisas Schwester Beatriz beinhaltet.

Fazit

Eine mitreißende Sommerlektüre die kubanische Rhythmen erklingen lässt und auch etwas in die politischen Gefilde der Revolution eintaucht.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Lee Bermejo überzeugt mit seinen beeindruckenden auch im zweiten Band

Batman: Damned
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Meine Meinung

Im zweiten Teil der »Batman Damned« Comic-Trilogie aus dem DC Black Label ist der schwarze Ritter Gothams weiter auf der Suche nach der Wahrheit. Denn ihn treibt nur eines um: Wer hat den ...

Meine Meinung

Im zweiten Teil der »Batman Damned« Comic-Trilogie aus dem DC Black Label ist der schwarze Ritter Gothams weiter auf der Suche nach der Wahrheit. Denn ihn treibt nur eines um: Wer hat den Joker getötet? War er selbst involviert und ist der Joker tatsächlich tot?

Als Batman bei seinen Nachforschungen durch Nachtclubs und die Straßen seiner Stadt zieht spitzt sich die Lage in Gotham City weiter zu. Nur gut, dass Deadman auf Bruce aufpasst, denn dieser verliert sich zusehends in den Gedanken an seine Kindheit. Die Rückblenden auf Bruce Kindheit finde ich auch am prägnantesten, sie haben mich fasziniert und schockiert zugleich. Hierin sehe ich bisher definitiv die Stärken des Comic-Albums gelegen, denn diese Rückblenden verleihen allem was man bisher über den Superhelden wusste einen neuen Anstrich.

Bezüglich der Ermittlungen über Jokers Tod arbeitet Brian Azzarello bisher nur an der Oberfläche und könnte hier sicherlich noch viel mehr aus der Story herauskitzeln. Auch über die Rolle von John Constantine bin ich mir noch nicht ganz schlüssig – er kommt mir wie ein böses Omen vor, dessen Einflüsterungen Batman in die Irre leiten. Den Leser im Dunkeln tappen zu lassen hat durchaus seinen Reiz und sorgt dafür, dass man sich auch nach dem Zuklappen des Comics weiterhin mit der Geschichte und den Bedeutungsmöglichkeiten beschäftigt.

Die düstere Stimmung, brennende Häuser, aufgeheizte Menschenmengen im Club – das alles fängt Lee Bermejo gekonnt in seinen atemberaubenden Bildern ein. Die Panels überzeugen durch Detailverliebtheit und laden dadurch zum längeren Betrachten ein. Am besten haben mir mitunter die Szenen gefallen, in denen Deadman seinen “Wirt” wechselt oder er sich zusammen mit Batman durch ein brennendes Haus kämpft.

Bei dieser durchweg grandiosen künstlerischen Arbeit ist es gar nicht so schlimm, dass die Handlung nur langsam vorangetrieben wird (und dennoch frage ich mich, wie die Geschichte bereits im nächsten Album ihren Abschluss finden will).

Fazit

Lee Bermejo knüpft mit seinen beeindruckenden Illustrierungen im zweiten Band der »Batman Damned« Trilogie an seinem vorgelegten hohen Niveau an und Brian Azzarello entführt in die tiefen Abgründe der Familie Wayne.