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Veröffentlicht am 28.08.2019

Ich bin vollkommen begeistert

Verrückt nach Karten
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Ich muss schon zugeben, es gibt nur wenige Bücher, die es mir wert sind, mehr als zwanzig Euro auszugeben. „Verrückt nach Karten“ ist nicht allein durch seine Gestaltung und sein Format besonders, sondern ...

Ich muss schon zugeben, es gibt nur wenige Bücher, die es mir wert sind, mehr als zwanzig Euro auszugeben. „Verrückt nach Karten“ ist nicht allein durch seine Gestaltung und sein Format besonders, sondern auch die Idee und Umsetzung des Themas ist außergewöhnlich und rechtfertigt für mich den hohen Preis. Die mehr als zweihundert bunten und kreativen Seiten um Landkarten aller Art sind ein absolutes Muss für Literaturfans und geographisch Interessierte.

Huw Lewis-Jones, Historiker und Naturforscher, hat eine ganze Hand voll talentierter Autoren um sich geschart und gemeinsam mit ihnen Karten ausgegraben, die Geschichten erzählen. Poetisch, philosophisch und auch historisch wandelt man auf den Pfaden von Narnia bis nach Mordor. Es kommen unter anderem Philip Pullman, der Autor der Trilogie um den „Goldenen Kompass“ und David Mitchell, Schöpfer des „Wolkenatlas“ zu Wort. Lewis-Jones lud aber auch unbekanntere Menschen dazu ein, ihre Sichtweise auf die zweidimensionalen und doch oft vielschichtigen Welten darzulegen. So erweitern hier auch Illustratoren oder Puppenmacher unseren Horizont.
Bei der Vielzahl an Beiträgen kann es vorkommen, dass einen der ein oder anderen Text vielleicht nicht ganz anspricht, aber dann blättert man einfach weiter oder verliert sich in den meist großformatigen Abbildungen der vielen detailreichen Karten und kommt selbst ins Träumen.

Man erfährt einiges über die Entstehungsgeschichte von kartographischem Material und auch Romanen, wie der „Schatzinsel“. Dank vieler Anekdoten und den persönlichen Sichtweisen vieler Autoren, macht es unglaublichen Spaß mit ihnen in die fantastischen Welten einzutauchen.
Es lässt sich in kurzer Form gar nicht die Vielfalt dieses Buches beschreiben, ich bin aber restlos begeistert. Das folgende Zitat des Herausgebers fasst meine Eindrücke aber gut zusammen:

„Das Vergnügen an Karten speist sich nicht nur aus der Idee, unbekannte Gebiete zu erforschen, sondern auch aus der Erkenntnis, dass die Stelle, an der wir stehen, nur ein kleiner Teil eines riesigen, verwirrenden Ganzen ist.“ (S. 226)

Veröffentlicht am 22.01.2019

Dieses Buch ist ehrlich und sehr hilfreich

Babybauchzeit
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Die erfahrene Autorin und mehrfache Mutter Nora Imlau hat sich mit ihrer Hebamme Sabine Pfützner zusammengetan und ein nicht nur optisch ansprechendes Buch geschrieben, das jeder Schwangeren weiterhilft ...

Die erfahrene Autorin und mehrfache Mutter Nora Imlau hat sich mit ihrer Hebamme Sabine Pfützner zusammengetan und ein nicht nur optisch ansprechendes Buch geschrieben, das jeder Schwangeren weiterhilft und sie in diesem besonderen Lebensabschnitt begleitet.

Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, nicht nur die medizinischen Aspekte in jedem Abschnitt zu beleuchten, sondern auch das Wohl der Mutter bzw. der werdenden Eltern in den Fokus zu stellen.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass das Ganze nicht in einem belehrenden Stil geschrieben ist, sondern jede Frau auf Augenhöhe willkommen heißt und die Vielfalt an Möglichkeiten aufzeigt, die jeder Einzelnen gut tun können.
Gegliedert ist das Buch chronologisch: jeweils ein großer Unterpunkt für die drei Trimester der Schwangerschaft, anschließend, und für mich der wichtigste Teil, die Geburt und dann noch das Wochenbett. Am Ende gibt es auch noch einen eher lexikalisch aufgebauten Teil ( Wissen hilft gegen Angst), in dem besondere Krankheiten, die während der Schwangerschaft auftreten können, und auch die hoffentlich nicht eintretende Fehlgeburt besprochen werden.

Mir hat dieses Buch sehr weitergeholfen und mich persönlich bestärkt und mir Vertrauen in die natürlichen Vorgänge gegeben. Fragen, die ich zu Beginn noch hatte, wurden geklärt und ich fühle mich gut vorbereitet auf das, was auf mich zukommt. Deshalb kann ich die Babybauchzeit jetzt absolut genießen und empfehle dieses umfangreiche und schöne Werk allen werdenden Mamis und denen, die sich schon vorher mit dem Thema auseinander setzen wollen.

Veröffentlicht am 15.11.2018

Gedanken über Handgebäck und Brotagonisten

Ca. 750 g Glück – Das kleine Buch über die große Lust sein eigenes Sauerteigbrot zu backen
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Lutz Geißler ist ein Brotbackgenie und hat bereits mehrere erfolgreiche Sachbücher über die Herstellung der nahrhaften Laibe verfasst. Aber hier haben wir kein einfaches Sachbuch in der Hand, sondern eine ...

Lutz Geißler ist ein Brotbackgenie und hat bereits mehrere erfolgreiche Sachbücher über die Herstellung der nahrhaften Laibe verfasst. Aber hier haben wir kein einfaches Sachbuch in der Hand, sondern eine Hommage an das sinnliche Verfahren der Sauerteigherstellung und -verarbeitung. Für dieses Neuwerk hat er sich Judith Stoletzky an die Seite geholt, um mit ihr dieses kleine aber feine Werk zu schaffen.
Man darf keine genauen Anleitungen erwarten, aber das Büchlein wird einen mit seiner leidenschaftlichen und humorvollen Art auf jeden Fall mit dem Sauerteig-Fieber anstecken. Man erfährt, wie es sich anfühlt, Mutter oder Vater eines Lebewesens zu sein, dass gefüttert und gepflegt werden will, und am Ende bekommt man sogar saftiges, gesundes Brot zurück.
Mir hat "ca. 750 g Glück" nicht nur gut gefallen, weil ich selbst schon Erfahrung im Brotbacken habe, sondern vor allem, weil es mich oft zum Schmunzeln brachte und der ein oder andere "Ja-Stimmt, so fühle ich das auch"-Moment auftauchte, den ich nie so in wundervolle Worte hätte fassen können. Einige neue Dinge habe ich zusätzlich auch noch gelernt.

Insgesamt ist dieses Buch für all jene zu empfehlen, die wissen wollen, wie der zur Entschleunigung beitragende Sauerteig tickt und dabei noch gut unterhalten werden wollen.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Deutsche Geschichte unterhaltsam erklärt

Der Tag X
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Ein Stück jüngerer deutscher Geschichte wird in „Der Tag X“ gefühlvoll mit menschlichen Schicksalen und den dazugehörigen Geheimnissen verwoben. Wir begegnen Nelly, einem jungen Mädchen, dessen Vater 1946 ...

Ein Stück jüngerer deutscher Geschichte wird in „Der Tag X“ gefühlvoll mit menschlichen Schicksalen und den dazugehörigen Geheimnissen verwoben. Wir begegnen Nelly, einem jungen Mädchen, dessen Vater 1946 von sowjetischen Soldaten verschleppt wurde. Diese traumatische Erfahrung wird sie prägen und lässt Skepsis gegenüber der staatlichen Macht der DDR in ihr wachsen. Wie sie sich in den 1950ern in Ostberlin nicht mit den verordneten sozialistischen Einheiten arrangieren will und stattdessen in der Jungen Gemeinde nach Gleichgesinnten sucht, erzählt Titus Müller sehr einfühlsam und auch realitätsnah.

Doch nicht nur die Probleme und Träume der Normalbürger spielen in dem Roman eine Rolle, sondern auch große politische Aktionen. Die Machtübernahme Berias nach Stalins Tod und seine Einflussnahme auf die DDR lassen einen tief eintauchen in die Zeit der Neuordnung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Während Westdeutschland versucht Anschluss an Großbritannien, Frankreich und die USA zu finden, leiden Land und Leute in der DDR noch, geschwächt durch die Reparationszahlungen, die sie an die Sowjetunion abtreten müssen. Dies führt dazu, dass die Menschen unzufrieden werden und schließlich den Aufstand am 17. Juni 1953 wagen.

Es gibt im Buch verschiedene Hauptcharaktere und auch Erzählstränge, die aber sehr stimmig und abwechslungsreich zusammengesetzt wurden. Neben verschiedensten Liebesbeziehungen, erfahren wir auch von einem Spion, der in Deutschland für die Sowjetunion arbeitet und seinen haarsträubenden Einsätzen, einem jungen Uhrmacher, der von der Stasi gezwungen wurde, für sie zu arbeiten und einer allein erziehenden Mutter, die alles für ihre Kinder tun würde. Die Vielfalt an Personen und Themen, war das, was mir am Buch besonders gut gefallen hat. Denn durch die Perspektivwechsel erfährt man umfassend, was zu dieser Zeit passierte und was die Menschen zu ihren jeweiligen Handlungen getrieben hat. Ich würde behaupten, dass ich nun das historische Geschehen viel besser verstehen kann. Trotzdem war es keine schwere Kost, es war unterhaltsam und kurzweilig. Deswegen möchte ich dieses Buch jedem ans Herz legen.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Absoluter Must-Read für Gamer und Fantasy/Sci-Fi-Fans

Ready Player One
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"Ready Player One" stand schon auf meiner Wunschliste, bevor ich erfahren hatte, dass die Verfilmung im Kino lief. Normalerweise bin ich nicht der eingefleischte Science-Fiction-Leser. Da aber diese Story ...

"Ready Player One" stand schon auf meiner Wunschliste, bevor ich erfahren hatte, dass die Verfilmung im Kino lief. Normalerweise bin ich nicht der eingefleischte Science-Fiction-Leser. Da aber diese Story nicht im Weltraum oder auf fremden Planeten spielt, sondern sowohl auf einer zukünftigen Erde als auch in einer Online-Parallelwelt, der OASIS, habe ich mich daran gewagt es zu lesen. Und ich wurde wahrlich nicht enttäuscht!


Man folgt Wade, einem jugendlichen Gamer bei der Jagd nach dem Ei, das der Begründer der Oasis testamentarisch demjenigen überlässt, der es als Erster findet. Derjenige erbt damit sein gesamtes Vermögen und quasi die Oasis selbst. Dass bei diesem Wettlauf nicht nur ehrbare Gestalten unterwegs sind, versteht sich von selbst.

Die Geschichte ist eine schöne Mischung aus Thriller, Verfolgungsjagd, Game-Play und auch eine Prise Liebe fehlt auch nicht. Obwohl das Setting natürlich nicht real ist, lässt der Autor den Leser eintauchen in diese künstliche Welt, und man wünscht sich oftmals, dass man selbst einen Avatar in der Oasis steuern könnte.

Die Parallelwelt, die in diesem Buch aufgezeichnet wird, ist gar nicht mal so weit entfernt von einer möglichen Zukunft. Auch wir steuern immer mehr dahin, dass unser Leben digital abläuft und wir versäumen unser Leben in der Realität zu leben und uns um unsere Erde zu kümmern. Deswegen kann "Ready Player One" auch als kritischer Roman gesehen werden, der vielleicht die jüngere Generation etwas aufrüttelt und dazu bringt, ihr wirkliches Leben nicht zu vergessen.

Und nun kann ich auch den Film schauen, denn das Buch schreit geradezu danach verfilmt zu werden, ich hoffe ich werde nicht enttäuscht.