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Veröffentlicht am 16.09.2019

interessantes Kochbuchkonzept für Generation Z

Kochen? Läuft!
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Bei „Kochen? Läuft!“ ist im GU-Verlag, der bekannt ist für seine gut strukturierten Koch- und Backbücher, ein Kochbuch für Anfänger mit einem tollen Konzept erschienen.
Mit seinem Aufbau eignet er sich ...

Bei „Kochen? Läuft!“ ist im GU-Verlag, der bekannt ist für seine gut strukturierten Koch- und Backbücher, ein Kochbuch für Anfänger mit einem tollen Konzept erschienen.
Mit seinem Aufbau eignet er sich gut für die junge App-affine Generation, denn zum einen ist das Buch so aufgebaut, dass sich die Schwierigkeit der Rezepte im Verlauf steigert ( mit wachsender Übung kann der Kochneuling in höhere Level aufsteigen), zum anderen sind zu jedem Gericht Video-Anleitungen verlinkt und kinderleicht über einen QR-Code abrufbar.
Ich habe selbst drei Teenagerkinder zu Hause, die deutlich weniger Zeit in der Küche verbringen, als es in meiner Kindheit noch der Fall war. Meine Mutter war nicht berufstätig, ich war wesentlich früher von der Schule zu Hause und konnte ihr bei der Essenzubereitung über die Schulter schauen. Kochbücher finden meine Kids langweilig, Videos gehen da schon eher.
Hier überzeugt mich der spielerische Ansatz und die praktische Anleitung. Man bekommt eine schöne Auswahl an Gerichten von Salaten über Eintöpfe, vegetarische Frikadellen und Pizza bis zu Roastbeef ist in den 60 Rezepten eine bunte Mischung vorhanden, auch Desserts kommen nicht zu kurz. Für meinen Geschmack gibt es etwas viel Fetthaltiges und Frittiertes, die jungen Männer der Zielgruppe werden das Deftige mögen, und es gibt kaum ein Kochbuch, das Jedermanns Geschmack treffen wird. Dieses Buch hätte mein Sohn im letzten Jahr gut gebrauchen können, als er mit seiner Klasse in der Schulküche war und sich mit mäßigem Erfolg an einem Flammkuchen versucht hat. Mit „Kochen? Läuft!“ wäre das ein Selbstgänger gewesen.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Milieustudie aus München im Jahr 1950 mit Einblicken in kriminelle Machenschaften

Die im Dunkeln sieht man nicht
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Der aktuelle Roman von Andreas Götz mit dem Titel „Die im Dunkeln sieht man nicht“ ist angesiedelt im München des Jahres 1950. Er ist kein klassischer Kriminalroman, im Vordergrund steht vielmehr die Stimmung ...

Der aktuelle Roman von Andreas Götz mit dem Titel „Die im Dunkeln sieht man nicht“ ist angesiedelt im München des Jahres 1950. Er ist kein klassischer Kriminalroman, im Vordergrund steht vielmehr die Stimmung der damaligen Zeit, in der von der Aufbruchstimmung der 50-er Jahre noch wenig zu spüren ist. Die Gesellschaft ist geprägt durch die Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Es fällt den Menschen schwer, nach der von Denunzierungen geprägten Zeit den Mitmenschen zu vertrauen und nach Schicksalsschlägen einen Neuanfang zu wagen.
Ein typischer Vertreter ist der ehemalige Schriftsteller Karl Wieners, der nach dem Verlust von Frau und Kindern aus Berlin nach langem Zögern in seine Geburtsstadt München zurückkehrt. Ein ehemaliger Schulfreund, der gerade dabei ist, eine neue Zeitschrift auf den Markt zu bringen, bietet ihm die Chance einer Anstellung als Journalist und schickt ihn auf Recherche zu aus dem Führerbau verschwundenen Kunstschätzen. Unterstützt wird Karl dabei von seiner Nichte Magda, die schon als Kind für ihn geschwärmt hat und inzwischen zu einer jungen und attraktiven Frau herangewachsen ist. Magda verkörpert eine neue Generation Frau, die selbstbewusst auftritt und den eingestaubten gesellschaftlichen Zwängen den Rücken kehren will.
Es gibt mehrere Parteien, die an dem verschwundenen Kunstschatz interessiert sind, darunter auch zum Teil zwielichtige Gestalten oder auch die Münchner Polizei. Die beteiligten Personen kreisen lange umeinander, es dauert bis gut zur Hälfte des Buches, bevor die Geschichte Fahrt aufnimmt und Spannung aufbaut. Die Vielzahl an Personen ist zunächst verwirrend, das Personenregister am Anhang des Buches zeigt sich hier sehr hilfreich.
Das Buch überzeugt in erster Linie durch seine Milieustudie und die ausgefeilte Charakterisierung der Hauptpersonen. Die Stimmung in der damaligen Zeit, die Spannungen zwischen innerhalb der Bevölkerung und die schwierigen Bedingungen für den Neuaufbau der Wirtschaft sind sehr gut eingefangen, man spürt die gründliche Recherche, die dem Roman zugrunde liegt. Für meinen Geschmack waren die teilweise sehr detaillierte geschilderten Liebesakte für einen Kriminalroman deplatziert. Den Liebesgeschichten wird sehr viel Platz eingeräumt, was zu Lasten der Spannung gerät.
Wenn man sich erst einmal eingelesen hat, bietet der Kriminalroman eine interessante Mischung und ein paar unterhaltsame Lesestunden.

Veröffentlicht am 22.08.2019

ein komplexer Krimi mit vielen falschen Fährten und unerwarteten Entwicklungen

Blutsbande
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In „Blutsbande“, dem 7. Band aus Carin Gerhardsens Hammarbyserie, steht das Thema Wasser im Mittelpunkt. Zum einen wird der Stockholmer Stadtteil Hammarby von Katzenmorden heimgesucht, die Katzen sind ...

In „Blutsbande“, dem 7. Band aus Carin Gerhardsens Hammarbyserie, steht das Thema Wasser im Mittelpunkt. Zum einen wird der Stockholmer Stadtteil Hammarby von Katzenmorden heimgesucht, die Katzen sind allesamt ertränkt und werden regelrecht zur Schau gestellt.
Dazu kommt der Mord an einer Psychologin, die in ihrem eigenen Haus in ihrer Badewanne ertränkt hat. Zusätzlich hat der Mörder ihr die Zunge abgeschnitten, ein grausiges Detail, das für die Polizei darauf hindeutet, dass sie Tote zum Schweigen gebracht werden sollte. Rückblenden in die Vergangenheit begleiten insbesondere im ersten teil des Buches ein Geschwisterpaar, dessen Mutter unglücklich gestürzt ist bei dem Versuch, die Katze ihrer Tochter aus dem Wasser zu retten und dabei ertrunken. Auch in diesem Teil des Buches spielen Katzen und Ertrinken eine zentrale Rolle.
In den Bänden der Reihe kommen das private Umfeld und persönliche Probleme einzelner Team Mitglieder nicht zu kurz. Diesmal erfährt der Leser einiges mehr aus dem Privatleben Gerdins, Jamal Hamad und Petra Westmann sind unmittelbar von den Ermittlungen betroffen, als sich herauskristallisiert, dass das frühere Stalking von Jamals Exfrau Lina direkt mit den aktuellen Morden in Verbindung steht.
Die Ermittler haben es mit einigen verschiedenen Schauplätzen und Taten zu tun, die Indizienlage ist dünn, Conny Sjöberg und sein Team brauchen viel Fingerspitzengefühl und Intuition, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Dass viele der Ermittler persönlich betroffen sind, erschwert die Konzentration auf die Arbeit und den Blick aufs Wesentliche.
Aber auch der Leser wird durch die neuen Erkenntnisse immer wieder auf die falsche Fährte geführt und durch die Entwicklungen überrascht.
Carin Gerhardsen liefert wie immer eine spannende und gut geschriebene Geschichte, die hier aber schon etwas zu komplex gerät und am Ende nur durch eine umfassende Erklärung und Zusammenfassung zu einer schlüssigen Auflösung kommt.
Zwischendurch waren es mir ein paar Zufälle zu viel, die Ermittlungen wirken zu sehr konstruiert, wenn die Ermittler selbst derart in den Fokus geraten.
Insgesamt hat es mir aber wieder gut gefallen, wie die Autorin es versteht, den Spannungsbogen durchweg hoch zu halten, gleichzeitig aber auch Stimmungen gekonnt einzufangen und eine große Nähe zu den Hauptfiguren zu schaffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 19.08.2019

interessante Rezeptvarianten für den geübten Hobbybäcker

Wildbakers on Tour
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Auf das aktuelle Buch der „Wildbakers“ mit dem Untertitel „unterwegs zum besten Brot on Tour“ bin ich durch Zufall gestoßen, da ich mich seit längerer Zeit mit dem Thema Brotbacken intensiver beschäftige. ...

Auf das aktuelle Buch der „Wildbakers“ mit dem Untertitel „unterwegs zum besten Brot on Tour“ bin ich durch Zufall gestoßen, da ich mich seit längerer Zeit mit dem Thema Brotbacken intensiver beschäftige. Die beiden Autoren Jörg Schmid und Johannes Hirth sind mir vorher weder in der Presse noch im Fernsehen über den Weg gelaufen. Mich hat das Konzept interessiert, das vielfältige und originelle Brotrezepte verspricht.
Man merkt dem Buch an, dass hier keine Anfänger unterwegs sind, die mal eben schnell ein Brot zusammenrühren wollen, man sollte auch als Leser und Hobbybäcker sich mit dem Thema schon beschäftigt haben, um von den vielen Fachbegriffen und Details nicht überfordert zu werden. Die Autoren setzen eine umfangreiche Ausstattung rund um das Thema Brotbacken voraus, sicher kann man auch ohne Backstein, spezielle Formen oder Garkörbchen leckere Brote backen, über ein wenig Fingerspitzengefühl und Erfahrungen sollte man schon verfügen, um diese Rezepte umzusetzen.
Zu Beginn des Buches werden die wichtigsten Begriffe kurz erläutert sowie verschiedene Herstellverfahren für Roggensauerteig vorgestellt, das alles aber eher in kurzer und knapper Form.
Vieles ist mir bekannt und schon erprobt, mit Poolish und Lievito Madre habe ich noch nicht gearbeitet und musste gleich im Internet nach weiteren Infos suchen, weil das für meinen Bedarf etwas knapp abgehandelt wurde.
Die über 70 Rezepte sind in der Tat abwechslungsreich, mir haben es insbesondere die regionalen Spezialitäten angetan, von denen ich noch die eine oder andere ausprobieren werde. Das Eifeler Landbrot und die Bürlitos mit Paprika sind bei meiner Familie bereits gut angekommen. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei von herzhalft bis süß und exotisch. In einigen Rezepten wird bei Zutaten wie aktives Backmalz, Biertreber oder oben bereits erwähntem Lievito Madre, die man im Supermarkt vergeblich suchen wird, auf Internethändler verwiesen. Aber auch wer teure Versandkosten vermeiden möchte, findet eine umfassende Auswahl an Rezepten.
Ein gutes Brot zu backen erfordert Zeit und einiges an Planung, das ist auch in diesem Buch nicht anders. Bei den Frühstücksbrötchen zum Wochenende werde ich bei meinen bewährten Rezepten nach Lutz Geißler bleiben, da mir bei den Wildbakers die Teigruhezeiten zu lang sind, ich möchte nicht drei Stunden vor meiner Familie aufstehen müssen, um frische Brötchen aus dem Ofen zu zaubern.
Wer gerne Brot backt und neue Inspirationen sucht, dem kann ich das Buch empfehlen. Wer mit dem Brotbacken starten möchte, der sollte mit klassischeren Brotbackbüchern beginnen.

Veröffentlicht am 23.07.2019

spannendes und wendungsreiches Thrillerdebüt

Opfer
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Der schwedische Journalist und Autor Bo Svernström beweist mit seinem Debüt, das im Juli 2019 unter dem Titel „Opfer“ im Rowohlt-Verlag erschienen ist, dass er vom Schreiben von Thrillern einiges versteht. ...

Der schwedische Journalist und Autor Bo Svernström beweist mit seinem Debüt, das im Juli 2019 unter dem Titel „Opfer“ im Rowohlt-Verlag erschienen ist, dass er vom Schreiben von Thrillern einiges versteht. Die Geschichte ist spannend und wendungsreich mit einem außergewöhnlich psychopathischen Täter.
Dieser Band ist der Auftakt zu einer neuen Reihe, dennoch beginnt er ohne ausschweifende Einleitung oder Vorstellung der Hauptcharaktere direkt mit dem Fund eines grausam gefolterten Mannes in einer Scheune unweit von Stockholm. Aufgrund der Misshandlungen hält die Polizei das Opfer zunächst für tot, muss dann aber mit Entsetzen feststellen, dass der Mann trotz der erlittenen Qualen am Leben ist.
Kommissar Carl Edson und sein Team von der Reichsmordkommission haben kaum mit den Ermittlungen begonnen, als auch die Presse auf den Fall aufmerksam wird. Alexandra Bengtson arbeitet in der Redaktion des Aftonbladet, einer Zeitung, für die der Autor selbst einige Jahre tätig war. Die kriminelle Vergangenheit des Mannes, der bald darauf im Krankenhaus verstirbt, lässt auf einen Racheakt im Drogenmilieu oder aus persönlichem Hintergrund schließen. Während die Ermittler im Dunkeln tappen, tauchen innerhalb kurzer Zeit weitere zum Teil grausam gefolterte Mordopfer auf, die scheinbar wahllos ausgewählt wurden.
Während der erste Teil des Buches aus beobachtender Perspektive erzählt ist und überwiegend den Polizeiermittlungen folgt, folgt der zweite Teil Alexandra Bengtson, die zum Teil im Berichtstil von den Ereignissen erzählt sowie von Erinnerungen aus der Vergangenheit, die dadurch hervorgerufen werden.
Es wird schnell klar, dass vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Unerwartete Wendungen sorgen für Spannung, wer beim Lesen auf Details achtet, kann einige der Zusammenhänge erahnen und wird dennoch die eine oder andere Überraschung erfahren.
Das Buch liest sich flüssig, die Schilderungen der grausamen Morde werden sachlich und nicht zu detailliert geschildert, dennoch ist der Thriller nichts für schwache Nerven. Insbesondere der Mittelteil aus der Sicht Alexandras ist atmosphärisch sehr dicht und wirkt aufgrund der Nähe an der Figur sehr beklemmend.
Während der Hintergrund der Morde und der psychopathische Charakter des Täters ausführlich und glaubhaft ausgearbeitet sind, bleiben die Figuren der Polizisten eher vage. Carl Edson ist wie so viele Kommissare eine eher einsame Figur mit Bindungsschwierigkeiten. Sein Privatleben spielt zumindest am Rande eine Rolle, über seine beiden Kollegen erfährt der Leser noch weniger, insbesondere Simon Jern mit seinen Ermittlungen im Alleingang bleibt sehr undurchsichtig. Hier gibt es für die geplanten weiteren Bände der Reihe noch Potential.
Mir hat der Thriller mit seiner komplexen Geschichte und Atmosphäre gut gefallen, zumal ich während der Lektüre gerade in der Umgebung Stockholms meinen Urlaub verbracht habe. Die Bilder von den Schauplätzen sind umso deutlicher, wenn man beim Lesen ein klares Bild davon hat. Beispielsweise musste ich schmunzeln, als Alexandra auf dem Parkplatz vor einem Einkaufszentrum in Elskilstuna anhält, um sich zu beruhigen und mir klar wurde, dass wir vormittags genau an diesem Einkaufszentrum bummeln waren