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Veröffentlicht am 29.08.2019

Der lange, steinige Weg zurück

Wir von der anderen Seite
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Inhalt & Handlung:
Die Komödienautorin Rahel erwacht aus einem tagelangen Koma auf einer Intensivstation, sie kann sich jedoch vorerst an nichts mehr erinnern. Erst nach und nach stellen sich bruchstückchenhaft ...

Inhalt & Handlung:
Die Komödienautorin Rahel erwacht aus einem tagelangen Koma auf einer Intensivstation, sie kann sich jedoch vorerst an nichts mehr erinnern. Erst nach und nach stellen sich bruchstückchenhaft ihre Erinnerungen ein. Rahel muss nun alles neu lernen - nicht mal einen Löffel vermag sie mehr selbständig zu halten, geschweige denn hat sie ihre körpereigenen Funktionen im Griff. Zudem leidet sie unter Medikamentenentzug und hat Halluzinationen von winkenden Eichhörnchen. Doch sie will sich mit diesem Zustand nicht abfinden und kämpft sich langsam aber bestimmt in ihr Leben zurück. Dabei erlangt sie zu so mancher Erkenntnis über sich und ihre Umwelt.

Schreibstil:
Das Ganze ist zum größten Teil als eine Art innerer Monolog aufgebaut, dh ähnlich wie die Protagonistin selbst, erfährt auch der Leser erst so nach und nach – gleichsam den Erinnerungsfetzen Rahels- häppchenweise die Vorgeschichte, die zum jetzigen Zustand Rahels geführt hat.

Charaktere:
Als Leser/Hörer schließt man die Protagonistin Rahel sofort in sein Herz: denn trotz ihrer misslichen Lage und aller Rückschläge, die sie während ihres Krankenhausaufenthaltes und danach erleiden muss, verliert sie nie ihren einzigartigen Sinn für Humor. Man ist völlig auf ihren Charakter fixiert und kann auf diese Weise sämtliche Höhen und Tiefen Rahels nachempfinden.
Als Nebenfiguren treten Rahels Familienmitglieder auf, die kompromisslos zu ihr stehen und sie in dieser schweren Zeit begleiten. Auch Olli, Rahels Lebensgefährte tritt dabei in Erscheinung, auch wenn er nicht so zu ihr zu stehen scheint wie ihre restliche Familie.

Cover:
Auf dem Cover erkennt man das Bild eines winkenden Eichhörnchens, welches wie durch ein Kaleidoskop betrachtet erscheint. Dieses Eichhörnchen begleitet Rahel durch ihre schwere Zeit als Halluzination und steht hier als Symbol für „die andere Seite“, der Welt der Komapatienten, über die von außen bestimmt wird, und die erst lernen müssen, jegliches Schamgefühl und jeglichen Sinn für Selbstbestimmung hintenanzustellen.

Autorin:
Dies ist das Erstlingswerk von Anika Decker, welche sich davor einen Namen als Drehbuchautorin und Regisseurin gemacht hat. Mit dem Film „Keinohrhasen“ schaffte sie ihren großen Durchbruch.
Anika Decker weiß, wovon sie schreibt, denn mit diesem Buch verarbeitet sie eigene Erfahrungen, die sie während eines längeren Klinikaufenthaltes gemacht hat, bei dem sie selbst wiederbelebt werden musste. Das verleiht dem Buch große Authentizität.

Sprecherin:
Das Hörbuch bekommt noch eine zusätzliche Lebendigkeit durch die Performance einer wunderbaren Katja Riemann. Allein ihre erfrischend komische Art zu lesen haucht dem Ganzen sehr viel Leben ein!

Meinung:
Als ich mit dieses Hörbuch begann, hatte ich mich noch kaum mit dessen Inhalt befasst und wusste dementsprechend nicht, worauf ich mich hier einließ. Doch schon nach wenigen Momenten hatte es mich in seinen Bann gezogen, ich war verblüfft, wie positiv und wie komisch man ein an sich trauriges Thema behandeln konnte. Selbst tragischsten Momenten rang Anika Decker hier noch eine unglaublich witzige Situationskomik ab, die einen trotz allem herzlich auflachen ließ. Das Ganze driftete jedoch niemals in Klamauk ab, im Gegenteil, es gewann immer mehr an Tiefe, sodass ich mich an etlichen Stellen dabei ertappen musste, verstohlen die eine oder andere Träne wegzuwischen, da mir die Erzählung so zu Herzen ging. Etwa die Szene, in welcher Rahels Vater seiner Tochter Mut machen wollte und ihr von seiner heldenhaften Rettung Rahels als kleines Mädchen erzählte, um ihr zu demonstrieren, dass man sich manchmal überwinden musste, um über sich hinauswachsen zu können. Anka Decker schaffte es hier durch ihre treffende Beschreibung einmal mehr, ein Wechselbad an Gefühlen hervorzurufen, Gänsehautgefühl ging in herzliches Lachen über!
Trotz aller Heiterkeit birgt dieses Buch jedoch eine klare Botschaft: Jede Veränderung, jeder Umbruch bedeutet für jeden in erster Linie Angst vor dem Ungewissen! Aber wie sehr man auch zu kämpfen hat, am Ende werden einen seine Bemühungen weiterbringen!

Fazit:
Ein tolles Buch, das Einblicke in die tiefsten Untiefen des menschlichen Daseins gewährt und das auch so manchem Angehörigen eines Schwerkranken/Komapatienten die Augen öffnen kann, was der Patient durchmacht, denn oft sind es die kleinen Dinge, die dem Betroffenen so zu schaffen machen, und denen ein Außenstehender vielleicht gar keine so große Bedeutung beimisst!

Veröffentlicht am 29.06.2019

Die Rache ist mein

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Inhalt:
Faye hat alles erreicht, was man erreichen kann: sie ist mit einem unfassbar erfolgreichen, noch dazu gutaussehenden Unternehmer verheiratet, gemeinsam wohnen sie in einem luxuriösen Appartement ...

Inhalt:
Faye hat alles erreicht, was man erreichen kann: sie ist mit einem unfassbar erfolgreichen, noch dazu gutaussehenden Unternehmer verheiratet, gemeinsam wohnen sie in einem luxuriösen Appartement in Stockholm, haben zusammen eine entzückende, kleine Tochter namens Julienne und sind fixer Bestandteil der High Society Schwedens. Doch der Schein trügt: hinter der Fassade steht eine Frau, die in allen Bereichen zum Wohle ihrer Familie zurücksteckte, sich tagtäglich von ihrem Mann demütigen lassen muss und ihn trotz allem noch in Schutz nimmt. Das ändert sich schlagartig, als sie ihn eines Tages in flagranti mit seiner Assistentin im eigenen Bett erwischt. Nun sinnt Faye auf Rache, und diese kann nur fürchterlich sein….

Handlung:
Dies ist die Geschichte einer Frau, die alles für die Liebe gibt und alles für sie opfert, im blinden Glauben, dadurch eine perfekte Ehefrau abzugeben. Dass dem nicht so ist, muss sie allerdings auf recht schmerzhafte Weise erfahren, als sie ihren Göttergatten trotz allem mit einer anderen Frau im Bett erwischt. So mutiert die devote, alles schluckende Hausfrau und Mutter zum Racheengel par excellence.

Schreibstil:
Camilla Läckberg hat einen sehr angenehm zu lesenden, flüssigen Stil, der einen von Beginn an in seinen Bann zieht. Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der das vermeintliche Ende vorwegnimmt, danach wird in Rückblenden das eigentliche Leben von Faye erzählt, beginnend in einer Zeit, als sie sich noch Mathilda nannte. Man erfährt von ihrer tragischen Kindheit bis hin zu ihren Beweggründen in der Gegenwart in dem es letztlich zum emotionalen Showdown kommt.

Charaktere:
Hauptcharakter ist sicherlich Faye, die anfangs noch Mathilda heißt, sich dann jedoch quasi als symbolhaften, krönenden Abschied von ihrer schlimmen Kindheit in Faye umbenennt. Faye, die blitzgescheit ist, und nicht nur in beruflicher Hinsicht ihrem Mann um nichts nachsteht, diesem sogar weit überlegen ist, und im Grunde den Hauptanteil an seinem beruflichen Erfolg trägt. Nichtsdestotrotz steckt sie in allem zurück, nur um ihm seinen Erfolg zu ermöglichen, und ihn zu dem anerkannten und einflussreichen Mann werden zu lassen, der er ist im Glauben, dass er ebenfalls so loyal zu ihr steht, sie wird von ihm aber bitter enttäuscht und sinnt auf Rache. Ein unglaublich ausgeklügelter Racheplan wird von ihr geschmiedet, der seinesgleichen sucht.

Cover:
Das Cover lockt den Leser auf eine völlig falsche Fährte, da man von einet unausweichlichen Lebenssituation ausgeht, aus der es kein Entrinnen mehr gibt.

Autorin:
Camilla Läckberg ist eine sehr populäre und erfolgreiche, schwedische Kriminalschriftstellerin, deren Bücher zumeist in Fjällbacka handeln, woher die Autorin stammt. Mit ihrem Unternehmen „Invest In Her“ fördert sie Projekte junger Frauen. Camilla Läckberg lebt mit ihrer Patchworkfamilie in Stockholm.

Meinung:
Der Charakter der jungen Faye wie auch der ihres Mannes scheint ein wenig überzeichnet, wobei sich beide völlig konträr dargestellt werden, auf der einen Seite die devote, alles erduldende Ehefrau, auf der anderen Seite der selbstherrliche Mann - dabei bedient Läckberg sämtliche Klischees. Irgendwie konnte ich mich jedoch nicht recht mit dem Charakter der Protagonistin anfreunden, da ich es nicht nachvollziehen konnte, wie jemand, der angeblich so blitzgescheit ist, und vom Intellekt her jedem locker das Wasser reichen konnte, zu einem derartigen duckmäuserischen Mauerblümchen mutieren konnte, das auch noch dann die Schuld bei sich sucht, wenn es den eigenen Mann mit einer anderen im Bett erwischt. Man möchte sie am liebsten einfach nur schütteln, damit sie aus ihrer Blase der Naivität aufwacht! Umso mehr überraschte mich die Entwicklung der Faye im zweiten Teil der Geschichte, diese Wendung hätte ich beim besten Willen anfangs nicht erwartet! Dass ihre Persönlichkeit so kippt und sie in ihrem Tun letztlich kaltblütig über Leichen geht, wär hätte das gedacht?

Persönliche Kritikpunkte:
Die Personen erschienen mir, wie gesagt ein wenig überzeichnet und unrealistisch, aber trotz allem war ich von der Geschichte und ihrem Verlauf mehr als angetan!

Fazit:
Ein Thriller mit interessanten Wendungen, als Mitbringsel für betrogene Ehefrauen bestens geeignet!

Veröffentlicht am 20.06.2019

Ein ungewöhnlicher Kriminalfall, der zugleich nachdenklich macht

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Inhalt & Handlung:
Im kleinen Dörfchen Altbruck werden die sterblichen Überreste zweier Menschen gefunden. Aufgrund der Verletzungen an den Schädelknochenwird bald klar, dass die Toten Opfer einer Gewalttat ...

Inhalt & Handlung:
Im kleinen Dörfchen Altbruck werden die sterblichen Überreste zweier Menschen gefunden. Aufgrund der Verletzungen an den Schädelknochenwird bald klar, dass die Toten Opfer einer Gewalttat geworden sind. Aus diesem Grund nimmt sich Gina Angelucci, ihres Zeichens Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, dieses Falles an. Sie ist eben erst aus ihrer Elternzeit zurückgekehrt und brennt nun darauf, wieder in ihrem alten Job Erfolge zu verbuchen, während sich ihr Kollege und Ehemann Tino, nun um die gemeinsame, an Trisomie 21 leidenden Tochter kümmert.
Mit Hilfe forensischer Methoden gelingt es, die Identität der Toten zu klären. Gina wird dadurch auf eine Zeitreise zurück in die Zeit des ausklingenden Zweiten Weltkrieges geschickt, da es sich bei dem einen Opfer um eine lettische Zwangsarbeiterin namens Kairi gehandelt hat. Wird es Gina gelingen, diesen Doppelmord nach so langer Zeit und mit so dürftigen Informationen restlos zu klären, und den Täter –sofern dieser überhaupt noch am Leben ist – zur Verantwortung zu ziehen?

Schreibstil:
lnge Löhnig versteht es in ihrer Erzählung meisterhaft, zwischen den Ermittlungen in der Gegenwart und den Schauplätzen in der Vergangenheit hin-und her zu springen, was der Geschichte sehr viel Leben einhaucht und die schier ausweglose Situation und das triste Dasein der baltischen Zwangsarbeiter dieser Zeit besondere Dramatik verleiht.
Die Figuren haben hier allesamt Ecken und Kanten, was sie sehr menschlich wirken lässt und die ganze, an sich fiktive Geschichte sehr authentisch und glaubwürdig erscheinen lässt und die Geschichte umso fesselnder werden lässt.

Charaktere:
Die Figur der Gina Angelucci lernt man hier nicht nur als hartnäckige Ermittlerin kennen, sondern auch als liebevolle Mutter eines Kleinkindes mit Downsyndrom. Die Idylle ihres doch recht ungewöhnlichen Privatlebens wird jedoch durch eine Stalkerin getrübt, die ständig in der Nähe des Wohnhauses auftaucht und die Familie Angeluccis zu beobachten scheint. Gina selbst wirkt sympathisch und natürlich - ein Mensch wie Du und ich eben!
In Rückblicken lernt man auch die Zwangsarbeiterin Kairi kennen, die so früh ihr Leben lassen musste, und die durch eine unbedarfte Aussage nicht nur ihr eigenes Leben gefährdet sondern auch das Leben ihres Vaters aufs Spiel setzt und die ihren jugendlichen Leichtsinn bitter bezahlt, indem sie als Zwangsarbeiterin nach Altbruck verschleppt wird. Ihr Leben in der Fremde ist fortan von Entbehrungen und Übergriffen geprägt, Augenblicke des Glücks scheinen in diesem Leben keinen Platz zu haben.

Cover:
Das Cover mit der düsteren Landschaftsaufnahme wirkt auf mich irgendwie bedrohlich und hat großen Wiedererkennungswert.

Autorin:
Inge Löhnig wurde in München geboren und studierte dort an der Akademie U5 Grafik-Design. Nachdem sie jahrelang als Art Directorin bei diversen Werbeagenturen gearbeitet hatte, machte sie sich danach mit einem Design Studio selbständig und arbeitet heute als Grafik-Designerin und Autorin. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Sprecherin:
Vera Teltz als Sprecherin mit ihrer wirklich angenehmen Stimmlage, ist ein echter Glücksgriff für dieses Hörbuch! Mal emotionslos wie eine Nachrichtensprecherin, mal bekommt ihre Stimme einen sanften, liebevollen Unterton – etwa bei der Beschreibung jener Szenen, in denen Gina sich mit ihrer Tochter kommuniziert. Darüber hinaus schafft sie es, jedem Charakter seine eigene Stimme zu verleihen.

Meinung:
Ein vom Aufbau sehr ungewöhnlicher Kriminalroman, die Klärung eines Verbrechens, das bereits so lange zurückliegt, stellt für den Leser anfangs ein schier unlösbares Problem dar, zumal nicht einmal die Identität der Toten feststeht! Aber dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Untersuchungsmethoden kann auch diese Hürde bezwungen werden.
Am Ende wird dem Leser zwar eine Lösung präsentiert, ob er damit allerdings zufrieden ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil fand das Ende eher unbefriedigend.
Was man diesem Roman allerdings zugutehalten muss, ist dass die hier aufgegriffene Problematik der Zwangsarbeiter im zweiten Weltkrieg einen nachhaltig sehr beschäftigt und zum Nachdenken anregt. Wie viele ähnlich geartete Schicksale mag es wohl in der Realität gegeben haben?

Persönliche Kritikpunkte:
Der ständige Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit bringt es mit sich, dass man mit einer Fülle an Namen unterschiedlich relevanter Personen konfrontiert wird. Gerade bei einem Hörbuch wird das teilweise zum Problem, so musste ich gerade am Anfang der Geschichte das Hörbuch öfters zurücksetzen, weil ich durch die Vielzahl der Namen durcheinander gebracht wurde!
Mit Fortschreiten der Geschichte kam ich aber immer besser damit zurecht.

Fazit:
Ein (Hör-) Buch, dass ohne viel Blutvergießen auskommt, das aber auch zum Nachdenken anregt!

Veröffentlicht am 15.06.2019

Ein Leben voller Leidenschaft

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Inhalt & Handlung:
Die Geschichte startet mit der Entdeckung 1937 Edith Piafs durch den Songwriter Raymond Asso in Paris und beschreibt ihren Aufstieg aus schwierigen Verhältnissen zur „Grande Dame der ...

Inhalt & Handlung:
Die Geschichte startet mit der Entdeckung 1937 Edith Piafs durch den Songwriter Raymond Asso in Paris und beschreibt ihren Aufstieg aus schwierigen Verhältnissen zur „Grande Dame der Musik“. Es kommt zum Zusammentreffen mit dem jungen und unbekannten Chansonnier Ivo Livi, dessen musikalische Fähigkeiten sie anfangs mit Skepsis gegenübersteht. Trotz aller Vorbehalte nimmt sie ihn musikalisch unter ihre Fittiche und baut ihn als Sänger auf, so wird aus Ivo Livi schließlich der gefeierte Yves Montand. Aus der musikalischen Zusammenarbeit wird schon bald mehr und so erhält diese Erzählung noch zusätzliche Impulse durch die Liebe, die sich zwischen den beiden entwickelt. So wird eine Liebesgeschichte erzählt, die sich in die Nachkriegsjahre erstreckt, und in denen Edith Piaf zusätzlich der Kollaboration bezichtigt wird, welche Auftrittsverbote nach sich zieht.

Schreibstil:
Michelle Marly verwendet in diesem Buch eine sehr schöne, fast schon bildhafte Sprache, der einzigartigen Stimme von Edith Piaf und ihrer unverwechselbaren Musik wird hier auch literarisch Tribut gezollt. Beim Lesen erkennt man, wie gut Marly die Figur der Piaf recherchiert hat, sie zeichnet ein sehr authentisches und kompaktes Bild dieser Ausnahmekünstlerin.

Charaktere:
Die Figur der schillernden Künstlerin wird durch dieses Buch um einige Facetten reicher. Auf der einen Seite, die so zierliche, fast schon zerbrechliche Künstlerin, die von ihrer Alkoholsucht gezeichnet ist, auf der anderen Seite – geprägt durch viele Entbehrungen in ihrer Kindheit und als Heranwachsende – Ihre ständige Suche nach Lob und Anerkennung. Man erkennt den verletzlichen, manchmal sogar sehr unglücklichen, aber immer warmherzigen und leidenschaftlichen Menschen hinter der glamourösen Schale eines exzentrischen Weltstars, der die Menschen, die ihm nahe stehen, unterstützt und für diese alles zu geben bereit ist.

Cover:
Ein wunderschönes Cover, das die Nachkriegszeit auch optisch hervorragend einfängt aber auch symbolhaft Piafs ständige Suche nach Glück und Anerkennung darstellt und ihre Einsamkeit inmitten der Weltstadt Paris.

Autorin:
Hinter dem Pseudonym „Michelle Marly“ steckt die deutsche Bestseller-Autorin Micaela Jary. Als Tochter des Komponisten Michael Jary wuchs sie in Paris auf, das Künstlerische war ihr quasi in die Wiege gelegt, durch ihn entdeckt sie auch ihre Liebe zu französischen Chansons. Heute lebt Michelle Marly mit ihrem Mann in Berlin und München.

Meinung:
Ging ich zu Lesebeginn von einer Biographie der großartigen und doch so zerbrechlichen Frau aus, so zeigte es sich schon nach kurzer Zeit, dass es sich hierbei eher um eine Mischung aus Biographie und Roman handelte. Man bekam einen Eindruck davon, welchen immensen Teil die Musik im Leben der Piaf spielte – man konnte die ständige musikalische Rivalität zwischen Edith Piaf und Yves Montand nahezu spüren. Aber genauso wie das Herz der Piaf für die Musik schlug, war sie auch ihr ganzes Leben lang auf der Suche nach Lob und Anerkennung und vor allem nach Liebe.

Persönliche Kritikpunkte:
Was mich beim Lesen ein wenig irritierte, war die Vielzahl von Personen, man musste sich zum Teil sehr konzentrieren, um die einzelnen Figuren auseinanderhalten zu können. Die Erzählung selbst beinhaltete zum Teil einige Längen, wodurch das Lesen ein wenig ins Stocken geriet. Ein wenig mehr Spannung hätte der Geschichte gut getan

Fazit:
Keine vollständige Biographie der großartigen Künstlerin, man bekommt allerdings trotz des verhältnismäßig kurzen Abschnittes ihres Lebens, der hier geschildert wird, einen guten Eindruck ihrer starken Persönlichkeit und blickt ein wenig hinter die Fassade dieses begabten Weltstars.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Ein Krimi mit einem gehörigen Schuss Lokalkolorit

Château Mort
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Inhalt & Handlung:
In der malerischen Region Aquitaine rund um Bordeaux findet alljährlich ein Marathon quer durch die Weingärten der Châteaus statt, wobei die Teilnehmer in bunten Kostümen antreten und ...

Inhalt & Handlung:
In der malerischen Region Aquitaine rund um Bordeaux findet alljährlich ein Marathon quer durch die Weingärten der Châteaus statt, wobei die Teilnehmer in bunten Kostümen antreten und das ganze Treiben ziemlichen Volksfestcharakter annimmt. Auch Commissaire Luc Verlain und seine Angebetete Anouk sind als Zaungäste dabei, und als sie gerade im Schlossgarten von Lucs bestem Freund Richard aufhalten, werden sie quasi Augenzeugen, wie einige Läufer infolge einer Vergiftung an den Versorgungsständen des Lecoeur Saint-Julien -dem Weingut Richards- zusammenbrechen. Der Winzer Hubert de Langeville ist auf der Stelle tot, ein stadtbekannter Politiker kann gerade noch gerettet werden. Luc übernimmt diesen Fall und sieht sich bald gezwungen, seinen Freund Richard zu den Tatverdächtigen zählen zu müssen. Anouk ist von Richards Schuld überzeugt, während Luc hin und hergerissen ist zwischen Loyalität seinem Freund gegenüber und der allzu erdrückenden Beweislast, als sich herausstellt, dass Richard in letzter Zeit mit starken finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Schreibstil:
Ein sehr schöner und angenehmer Schreibstil, der das französische Leben in den Weinbergen in sehr bildhafter Sprache widerspiegelt. Bei den Beschreibungen der Landschaft und des brennendheißen Sommers glaubt man die Hitze beinahe selbst auf der Haut zu spüren, so real wirkt die Szenerie.

Charaktere:
Die Charaktere bleiben während der gesamten Geschichte ein wenig farblos, Luv Verlain entpuppt sich als Schwerenöter mit ziemlichen Frauenverschleiss.

Cover:
Ein Schloss inmitten von Weinbergen, dazu der strahlendblaue Himmel – man erkennt auf den ersten Blick, was einen hier erwartet! Ich finde das Cover sehr ansprechend gestaltet!

Autor:
Alexander Oetker lebte und arbeitete vier Jahre als Korrespondent für RTL und n-tv in Paris. Dabei wurde er Kenner der französischen Gesellschaft. Mittlerweile lebt er in Berlin, wo er als politischer Korrespondent arbeitet. Seine Liebe zu Frankreich, speziell zu der Region um Bordeaux ist ihm aber bis heute geblieben, daher spielen auch viele seiner Werke dort.

Sprecher:
Frank Arnold als Sprecher ist sehr gut ausgewählt. Durch Variation seiner Stimmlage haucht den einzelnen Charakteren Leben ein, dadurch sind für den Hörer die einzelnen Personen gut zu unterscheiden. Besonders gelungen finde ich seine Interpretation der Anouk, die bei Befragungen mit den Verdächtigen zum Teil doch recht ruppig umgeht!

Meinung:
Beim Hören dieser Geschichte wähnt man sich beinahe selbst auf einem Kurzurlaub in Aquitaine, so angenehm wirken die Stimme und die realisischen Beschreibungen.
Der Autor Alexander Oetker verfügt über ein profundes Wissen über Weinbau und Wein im Allgemeinen, das er geschickt in die Geschichte einfließen lässt. Das macht das Ganze nicht nur zu einem spannenden, sondern auch zu einem interessanten und lehrreichen Hörbuch

Persönliche Kritikpunkte:
Durch die vielen, wenn auch sehr schönen, landschaftlichen Beschreibungen bzw. jener der Weinlesekunst und der unzähligen Ausflüge in die Beziehungswelt des Luc Verlain tritt die eigentliche Krimihandlung ein wenig in den Hintergrund und wird beinahe zur Nebensache. Ich hätte mir ein bisschen größeres Augenmerk auf den Fall gewünscht!

Fazit:
Wie ein Kurzurlaub im sommerlichen Aquitaine, bei dem die Krimihandlung ein wenig auf der Strecke bleibt!