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Veröffentlicht am 06.12.2019

Guter Start

Der Duft der weiten Welt
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INHALT:
Hamburg, 1912: Mina Deharde liegt der Kaffeehandel im Blut. Kein Wunder, verbringt sie doch jede freie Minute im Kaffeekontor ihres Vaters, mitten in der Hamburger Speicherstadt. Doch beide wissen, ...

INHALT:
Hamburg, 1912: Mina Deharde liegt der Kaffeehandel im Blut. Kein Wunder, verbringt sie doch jede freie Minute im Kaffeekontor ihres Vaters, mitten in der Hamburger Speicherstadt. Doch beide wissen, dass sie als Frau das Geschäft nicht übernehmen kann, und einen männlichen Erben gibt es nicht. Während Mina davon träumt, mit ihrem Jugendfreund Edo nach New York auszuwandern, hat ihr Vater andere Pläne für sie. Mina muss sich entscheiden: zwischen Pflicht und Freiheit, Liebe und Familie ...

MEINUNG:

Dieses Jahr habe ich einiges an historischen Romanen gelesen, die in der gleichen Zeit wie Der Duft der weiten Welt spielen und in denen es um die Kontor Besitzer in der Hamburger Speicherstadt gibt. Da ich in Hamburg lebe, habe ich beim Lesen die Bilder im vor Augen, wie dort der Handel in dieser Zeit floriert hat.

Der Duft der weiten Welt ist der erste Teil einer meines Wissens nach Trilogie (Band 2 und 3 erscheinen 2020). Es geht um die junge Mina Deharde, die Tochter eines Kaffekontorbesitzers ist. Mina ist eine junge Frau, die weiß, was sie möchte, aber ihre Wünsche und Vorstellungen passen zum Teil nicht so gut in die Zeit, in der sie lebt. In dieser Zeit sind die sozialen Schichten noch sehr ausgeprägt, was Mina schnell zu spüren bekommt als sie sich in Edo, dem Lehrling ihres Vaters verliebt. Zu dieser Zeit werden die Mädchen auch auf sogenannte Pensionate geschickt, auch mit dem Ziel auf eine lukrative Heirat vorbereitet zu werden, denn ohne einen, wenn möglich wohlhabenden Mann, steht den jungen Frauen keine wirklich aussichtreiche Zukunft bevor.

In dieser Welt ist auch nicht vorgesehen, dass junge Frauen wie Mina sich für die Geschäfte ihrer Väter interessieren oder gar dort richtig arbeiten und auch mitreden wollen. Doch genau das möchte Mina, vor allem als es dem Vater gesundheitlich nicht gut geht. Ich habe beim Lesen immer sehr mit Mina mitgefühlt. Man spürte ihre Zerrissenheit zwischen Pflicht gegenüber der Familie und den eigenen Wünschen, denn man muss sich vor Augen führen, dass der Kontor im Falle des Ablebens von Minas Vater nur in der Familie verbleiben kann, wenn Mina einen entsprechenden Mann heiratet, der dann offiziell das Geschäft übernehmen kann. Mina gerät damit nicht nur in den innerlichen Konflikt, sondern auch in den Konflikt mit ihrem Vater. Auch der führt ihr das immer wieder vor Augen. Ihr Verhältnis ist recht innig, aber in dem Fall auch sehr ehrlich. Ihr Vater erkennt Minas Wünsche und Potentiale.

Am Ende des Buches ist Mina gezwungen gewisse Entscheidungen zu treffen. Bei solcher Literatur bin ich immer froh, dass ich in einer anderen Zeit geboren bin, in der ich freier entscheiden kann als Frau. Umso wichtiges war es damals, dass es Frauen wie Mina gab, die auch für Frauen, die gleichen Rechte haben wollte wie für Männer. Mina ist jetzt nicht zwangsläufig eine absolute Aktivistin, aber sie lehnt sich auf und geht in die Diskussion.

FAZIT:
Der Duft der weiten Welt hat mir gut gefallen. Ich mochte die Hamburger Kulisse in der Speicherstadt, die ich mir gut vorstellen konnte. Mina ist eine starke Protagonistin, die versucht ihren Weg zu finden zwischen Pflicht und persönlicher Freiheit. Ich bin gespannt, wie es hier weiter geht.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2019

Endlich ein Ersatz für Wallander

Wisting und der Tag der Vermissten
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INHALT:
Seit 24 Jahren hat Kommissar William Wisting ein Ritual: Am Jahrestag des Verschwindens von Katharina Haugen nimmt er sich die Fallakten erneut vor. Dieser Cold Case lässt ihm einfach keine Ruhe. ...

INHALT:
Seit 24 Jahren hat Kommissar William Wisting ein Ritual: Am Jahrestag des Verschwindens von Katharina Haugen nimmt er sich die Fallakten erneut vor. Dieser Cold Case lässt ihm einfach keine Ruhe. Jedes Jahr trifft er zudem Martin Haugen, den Ehemann der Vermissten und damaligen Hauptverdächtigen, dem nie eine Schuld nachgewiesen werden konnte. Doch dieses Jahr sind zwei Dinge anders: Aus Oslo reist Adrian Stiller an, der in einem anderen Fall über die Fingerabdrücke von Martin Haugen gestolpert ist. Und als Wisting Haugen wie immer treffen will, ist dieser spurlos verschwunden.

MEINUNG:
Norwegen war das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019 und auf der Suche nach entsprechenden Autoren bin ich auf Jorn Lier Horst gestoßen. Ich suchte schon lange einem adäquaten Ersatz für die Krimis von Henning Mankell mit dem von mir sehr geschätzten Kurt Wallander, der dann leider an Krebs erkrankt ist, was mich sehr traurig stimmte.

William Wisting ist Witwer und hat zwei erwachsene Kinder sowie eine kleine Enkeltochter, die ihm sehr wichtig ist. Wisting hat seit 24 Jahren einen alten Fall einer vermissten Frau, den er bis heute nicht aufgeklärt hat. Dieser Fall jährt sich nun wieder und Wisting nimmt sich wie jedes Jahr die Fallakten nochmals vor. Außerdem trifft er jedes Jahr den Ehemann der Vermissten, Martin Haugen. Im Gegensatz zu den Jahren davor, ist in diesem Jahr anders, dass er Martin Haugen an besagten Tag nicht Zuhause antrifft und das ein Ermittler aus Oslo, Adrian Stiller, auf ihn zukommt mit neuen Ermittlungserkenntnissen in einem anderen Fall, die auch Auswirkungen auf den Haugen-Fall haben könnten. Damit beginnt die verdeckte Ermittlung, bei der Wisting als eine Art Lockvogel ausgewählt wird auf Grund seiner guten Beziehung zu Martin, eben diesem endlich mal richtig auf dem Zahn zu fühlen.

Wisting und Adrian Stiller haben da sehr unterschiedliche Herangehensweisen die Informationen aus Martin herauszubekommen. Stiller ist ein Stück weit ein Spieler, der auch gerne mal zu ungewöhnlichen Methoden greift und auch nicht davor zurück schreckt Wistings Tochter, die Journalistin ist, eine Exklusivstory für die Neuaufnahme des Falls anzubieten, doch trotz Interessenkonflikte bekommen es Wisting und seine Tochter gut hin. Der Autor bringt mit diesem journalistischen Aspekt nochmals eine ganz andere Sichtweise in die Ermittlungen, was mir sehr gut gefallen hat. Journalisten finden doch immer noch andere Dinge heraus als Polizisten, vielleicht die Leute sich ihnen eventuell lieber offenbaren als den Hütern des Gesetzes. Wistings Tochter zeigt, dass sie auch trotz kleinem Kind ihrem Job nachgehen kann, danke eines tollen Familiennetzwerk.

Mir hat auch gut gefallen, dass Wisting nicht der sonst so typische skandinavische Ermittler mit Alkohol- und/ oder Drogenproblemen sowie unzähligen manchmal unzähligen Frauengeschichten ist, nur um der inneren Leere zu entkommen. Häufig behindern diese privaten Probleme auch die Ermittlung oder nehmen zu viel Platz ein, so dass der eigentliche Fall in den Hintergrund rutscht. Natürlich ist auch Wistings Privatleben Bestandteil des Thrillers, aber eben auf einem gesunden und bodenständigen Maß.


FAZIT:
In Kommissar Wisting habe ich endlich einen würdigen Ersatz über den von mir über viele Jahre geschätzten Kurt Wallander gefunden und das freu mich sehr. Das Buch war durch die kurzen Kapitel sehr flüssig zu lesen und vor allem spannend. Ich freue mich auf Wistings nächsten Fall!Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Familiendrama im Outback

Zu Staub
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INHALT:
Zwei Brüder treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt. Tief im Outback sind sie einander die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt. Cam, ...

INHALT:
Zwei Brüder treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt. Tief im Outback sind sie einander die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt. Cam, der mittlere Bruder, der die Familienranch verwaltete, liegt tot zu ihren Füßen. Er ist allein in der Hitze gestorben. Die beiden Männer bringen ihren Bruder heim auf die Ranch. Aber in der tiefen Trauer wächst das Misstrauen. Was, wenn Cam keines natürlichen Todes gestorben ist? Was, wenn Isolation und Einsamkeit hier im Nirgendwo die Menschen verändern - zum Bösen?

MEINUNG:
Zu Staub ist Jane Harpers dritter Roman, der auf Deutsch erschienen ist und ich habe auch die beiden anderen Bücher, Hitze und Ins Dunkel gelesen. Ein bisschen hatte ich eigentlich wieder auf den sympathischen Ermittler Aaron Falk gehofft, aber er kommt in diesem Buch nicht vor. Dennoch sind wir wieder im australischen Outback, in dem ein Leben geführt wird, was ich mir kaum vorzustellen mag.
Alles beginnt mit dem Tod von Cam, der scheinbar verdurstet ist, denn ohne genügend Vorräte kann einen das Outback auch schon mal das Leben kosten, was die Autorin immer wieder eindringlich schildert. Auch die Einsamkeit und Isolation gehören zum Leben im Outback dazu und können zur Gefahr werden, wie man Cams großen Bruder Nathan sieht, aus dessen Sicht wir auch die Geschichte erfahren.

Cams Tod scheint zunächst nach einem möglichen Selbstmord oder Unfall auszusehen, dennoch hat Nathan so ein wenig seine Zweifel und stellt ein paar Nachforschungen an. Zunächst erweckt die Familie den Eindruck als wäre alles in Ordnung. Zu der Familie zählen auch der jüngere Bruder Bub, die Mutter der Männer und die Frau von Cam sowie dessen zwei Töchter. Spannung entwickelt sich hier nur recht unterschwellig, aber man spürt, dass es in dieser Familie das ein oder andere Geheimnis gibt und einige Personen nicht so sind, wie sie vorgeben zu sein. Wir erfahren auch, dass die drei Männer sehr unter ihrem gewalttätigen Vater zu leiden hatten. Solche Details erfahren wir durch Rückblende in Form von Erinnerungen von Nathan.

Nathan fand ich sehr sympathisch, auch wenn er so seine Baustellen hat. Die Scheidung von seiner Ex-Frau war sehr unangenehm und er führt einen stetigen Kampf, damit er den gemeinsamen Sohn sehen kann. Seine Ex-Frau wohnt mit seinem Sohn in Brisbane. Es wird auch deutlich wie weit hier die Entfernungen sind. Bis zum nächsten Flughafen sind es 900km und dann ist man noch nicht in Brisbane.

Für die Einordnung als Thriller fehlte mir ein bisschen die Spannung. Man spürt zwar, dass dort etwas ist, aber das Erzähltempo ist doch sehr gemächlich und die Geschichte braucht fast bis zum Schluss bis endlich herauskommt, was wirklich passiert ist und das erschütterte mich auch, wie weit man bereit ist zu gehen, um die zu schützen, die man liebt.

FAZIT:
Zu Staub entführt uns wieder ins australische Outback. Die Hitze der Sonne ist wieder auf jeder Seite spürbar und auch die Gefahr durch die Sonne. Für die Einordnung als Thriller fehlte mir hier ein bisschen die Spannung. Die Autorin setzt deutlich mehr Atmosphäre. Mir gefiel aber die Familiengeschichte unter deren Oberfläche mehr war als es nach außen hin den Schein hatte. Ich bin gespannt auf den nächsten Roman der Autorin!
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Hunter is back

Die ewigen Toten
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INHALT:
Im 6. Teil der Bestsellerreihe um David Hunter ermittelt der forensische Anthropologe in einem verlassenen Krankenhaus mit schreckensreicher Vergangenheit.
Nur Fledermäuse verirren sich noch nach ...

INHALT:
Im 6. Teil der Bestsellerreihe um David Hunter ermittelt der forensische Anthropologe in einem verlassenen Krankenhaus mit schreckensreicher Vergangenheit.
Nur Fledermäuse verirren sich noch nach St. Jude. Das Krankenhaus im Norden Londons, seit Jahren stillgelegt, soll in Kürze abgerissen werden. Doch dann wird auf dem staubigen Dachboden eine Leiche gefunden, eingewickelt in eine Plastikhülle. Die Tote, das sieht David Hunter sofort, liegt schon seit langer Zeit hier. Durch das trockene und stickige Klima ist der Körper teilweise mumifiziert.
Als beim Versuch, die Leiche zu bergen, der Boden des baufälligen Gebäudes einbricht, entdeckt der forensische Anthropologe ein fensterloses Krankenzimmer, das nicht auf den Plänen verzeichnet ist. Warum wusste niemand von der Existenz dieses Raumes? Und warum wurde der Eingang zugemauert, obwohl dort nach wie vor Krankenbetten stehen? Betten, in denen noch jemand liegt…

MEINUNG:
Ich habe die David Hunter Reihe nicht kontinuierlich verfolgt, liebe aber jegliche Art von Buchreihe oder Serie, in der forensische Anthropologie eine Rolle spielt. Außerdem schlägt mein Herz für britische Thrillers und Krimis. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man Reihen mit dem gleichen Ermittler immer in der Reihenfolge lesen sollte, auch wenn der Fall häufig in sich abgeschlossen ist. Auch hier habe ich gemerkt, dass in den Bänden davor schon einiges passiert ist in David Hunters Leben, welches noch Auswirkungen auf diesen Fall hat.
David Hunter wird in das Krankenhaus St. Jude gerufen, weil dort eine Leiche gefunden worden ist. Bei der ersten Obduktion vor Ort werden weitere Leichen in einem fensterlosen Krankenzimmer gefunden. Diesmal agiert Hunter nicht allein, sondern man stellt ihm noch einen privaten Dienstleister zur Seite und trennt beide Fälle. Obwohl Hunter recht besonnen wirkt, reagiert er auf diese Konkurrenzsituation doch innerlich sehr aufgewühlt, was ich nachvollziehbar und gleichzeitig auch amüsant fand. Natürlich gibt es wieder viele Parteien, deren Interessen mit diesem Fund gestört werden, denn das St. Judes sollte eigentlich abgerissen werden und nun wird dies durch die Ermittlungen verzögert.

Ich fand es spannend zu lesen, wie David Hunter mittels der Forensik versucht den Tathergang zu konstruieren und natürlich auch die Identität der Personen festzustellen. Lange hatte ich den Eindruck, dass man zwar Identität herausbekommen hat, aber was wirklich passiert ist, erfährt man erst recht spät und ich wäre da auch niemals von allein darauf gekommen. Natürlich gibt es Verdächtige, aber es bleibt alles fast bis zum Schluss verborgen und kommt dann, typisch für dieses Genre, gegen Ende alles raus in einem großen Showdown. Neben dem Fall hat David Hunter noch ein paar Nachwirkungen aus einem vorangegangenen Fall, der ihn immer noch nebenbei beeinflusst. Ein bisschen mehr Spannung und Tempo hätte ich schön gefunden, aber ansonsten war die Geschichte eine runde Sache, bei der am Ende alle Fragen geklärt worden.

FAZIT:
Die Reihe um David Hunter ist für mich mehr Krimi als Thriller. Das Tempo ist ziemlich gemächlich bis auf ein paar Aufreger kurz vor Schluss. Nichtsdestotrotz hege ich großer Sympathie von den sympathischen britischen Anthropologen und freue mich auf seinen nächsten Fall.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Bittersüße Liebesgeschichte

Die einzige Geschichte
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INHALT:
Die erste Liebe hat lebenslange Konsequenzen, aber davon hat Paul im Alter von neunzehn keine Ahnung. Mit neunzehn ist er stolz, dass seine Liebe zur verheirateten, fast 30 Jahre älteren Susan ...

INHALT:
Die erste Liebe hat lebenslange Konsequenzen, aber davon hat Paul im Alter von neunzehn keine Ahnung. Mit neunzehn ist er stolz, dass seine Liebe zur verheirateten, fast 30 Jahre älteren Susan den gesellschaftlichen Konventionen ins Gesicht spuckt. Er ist ganz sicher, in Susan die Frau fürs Leben gefunden zu haben, alles andere ist nebensächlich. Erst mit zunehmendem Alter wird Paul klar, dass die Anforderungen, die diese Liebe an ihn stellt, größer sind, als er es jemals für möglich gehalten hätte.

MEINUNG:
»Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden, oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage.« Das ist die zentrale Frage, mit der man sich nach und zwischen der Lektüre als Leser beschäftigt und unter dieser Frage sollte man den Roman auch betrachten.

Die Liebe zwischen Paul und Susan ist im England der 1960er natürlich ein Skandal bzw. ist es ein einigen ländlichen Gebieten bestimmt heute noch. Der 19-jährige Paul verliebt sich in die fast 30 Jahre ältere Susan, die noch verheiratet ist. Damit brechen beiden natürlich jegliche Konvention. Lustigerweise ist zu beobachten, dass das lange gar nicht auffällt, weil man solch eine Verbindung schlicht und einfach nicht in Betracht zieht. Beide lernen sich recht unspektakulär beim Tennis kennen und Paul fährt Susan dann häufiger nach Hause. Die Liebe der beiden ist auch ziemlich unaufgeregt, denn es geht nicht darum, dass Paul unbedingt eine ältere Frau wollte und Susan nicht einen jugendlichen Liebhaber, weil sie sich in ihrer Ehe sexuell unbefriedigt gefühlt hat. Natürlich ist ihre Ehe nicht mehr ganz so intakt, wie sie sein sollte und öffnet sie für die Avancen von Paul. Anfangs merkt man auch, dass sie die Verbindung zu Paul gar nicht so richtig ernst nimmt.

Nachdem Susan und Paul endlich ihre Beziehung offen leben können, macht Susan eine Wandlung durch, die weder vom Vorteil für sie noch für ihre Beziehung zu Paul ist. Warum Susan, dann so „abstürzt“ kann man als Leser nur vermuten an Hand der diversen Vorkommnisse in ihrer Vergangenheit. Trotzdem verstand ich nicht, warum das genau dann passierte eigentlich alles in Ordnung war und sie mit Paul einen Mann an ihrer Seite hatte, der sie über alles liebt und für den sie alles war, aber der Weg von psychischen Erkrankungen ist manchmal unergründlich. Man sollte das hier nicht weiter hinterfragen, sondern einfach zu hinnehmen.

Paul kämpft in meinen Augen auch immer damit die Verantwortung für Susan loszulassen an einem Punkt, wo es eigentlich schon lange nicht mehr geht und sie auch nicht mehr die Frau ist, die er einst liebte und für die Paul auch nicht mehr an erster Stelle steht. Natürlich soll man als Liebende (beide sind nicht verheiratet) füreinander da sein, auch in schlechten Zeiten, aber es darf einen nicht selbst schaden und genau das macht Paul. Lieben heißt auch Los lassen, was natürlich immer leichter gesagt ist als getan. Ich mochte Paul sehr und habe mit ihm zusammen gelitten als ihn die Liebe seines Lebens verlassen hat.

FAZIT:
Die einzige Geschichte ist eine bittersüße Liebesgeschichte von einem jungen Mann zu einer älteren Frau, die ihn für sein ganzes Leben geprägt hat. Ich mochte, wie selbstverständlich und unvoreingenommen Paul Susan bis zum Schluss geliebt hat und es brach mir das Herz als er diese loslassen musste. Jeder Leser muss für sich selbst entscheiden, ob man lieber mehr liebt und dafür mehr leidet oder lieber weniger liebt und dafür weniger leidet.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.